Moin Andy
Wie von Kra schon geschrieben, ist es am preisgünstigsten, wenn man die Pfeile aus "gefundenen" Materialien selber macht. Da kann man die Kosten pro Pfeil unter Umständen auf ein paar Cent herunter drücken oder sogar auf Gratis, wenn man auf Lack verzichtet. Kommt natürlich auch drauf an, was man schon an Werkzeug herumliegen hat, und wie viele Pfeile man bauen will. Will man nur mal einen Pfeil zur Probe bauen, lohnt die Anschaffung von "Extrawerkzeug" nicht. Gedenkt man dauerhaft seine Pfeile selber zu bauen, rechnet sich das ganz schnell. ... Ach ja, und das "Extrawerkzeug" lässt sich natürlich meistens auch für andere Zwecke nutzen.
Meine Lieblingspfeilmaterialien sind Haselnuss (für schwere Pfeile), Forsythie (für leichte Pfeile) und irgendwas, das hier in der Nähe wächst. Vom Material her ähnlich wie Forsythie, blüht aber nicht gelb sondern weiß und hat nicht so eine warzige Rinde. Ein Bekannter meinte mal, das wäre eine Hartriegelart.
Werkzeuge und Kaufmaterialien:
• Schnitzmesser (deutsche Form)
... Zur Not tut es auch ein scharfes Küchenmesser
• guter (Nass)Schleifstein für das Messer
• Rosenschere / Gartenschere
... muss nicht die teuerste sein, eine für 1 € vom Grabbeltisch tut’s auch
• kleine Klappsäge
... sollte schon was besseres sein
• Minihobel
... hier im Moment nur als Set, gibt es sonst auch einzeln:
http://www1.westfalia.de/shops/technica ... a3d8c1607b
• kleine / feine Säge.
z.B. Laubsäge
• Schmirgelpapier (40er, 100er, 240er eventuell noch 500er)
... hier bevorzuge ich beim Groben Schleifleinen und beim Feinen Nass-Schleifpapier. ist zwar bisserl teurer, hat aber die zigfache Standzeit wie billiger kram.
• Schaftschleifer
... für Haselnuss. Ein selbstgebautes Gerät, erleichtert die Arbeit ungemein. Kann ich auf Wunsch ein Foto von machen und dir per Mail zuschicken. Dauert dann aber ein paar Tage.
• (Rinder)Knochen
... gibt es beim Metzger für wenig Geld als Suppenknochen oder beim Schlachthof eventuell sogar gratis.
• Spiritusbrenner und Spiritus
... ich hab da so ein Fonduebrenner vom Flohmarkt für 50 Cent.
• Befiederer
• Leim, Lack, Farben, Garn, Pfeilspitzen, Federn (gekauft, gefunden oder beim Geflügelzüchter "erbettelt")
Bauweise Forsythie und das andere Gesträuch:
Möglichst im Herbst nach der Wachstumsperiode (aber bevor andere die Sträucher beschneiden) losgehen und die jährigen Triebe ohne Äste und lang genug "ernten" (Gartenschere). Die Blätter möglichst vor Ort abstreifen. Zuhause die Schäfte in Spee als Bündel zusammenbinden und für ein oder zwei Wochen auf dem Balkon (liegend) lagern. Danach schälen (nicht ins Material schneiden!", erneut bündeln und noch mal für ein paar Wochen zum Trocknen auf den Balkon und noch mal ein oder zwei Wochen in der Wohnung nachtrocknen. Die Schäfte in Spee mit dem Spiritusbrenner richten (eine Kerze tut es auch, rußt aber). Hierbei darauf achten, ob welche dabei sind, die Risse bekommen haben. Nicht versuchen, die in einem Durchgang gerade zu bekommen. Besser in mehreren Durchgängen, gerne auch über mehrere Tage verteilt. Was Risse hat, ab in den Müll. Sind alle schön gerade, nebeneinander legen und solange gegeneinander verschieben, bis alle an beiden Enden möglichst den gleichen Durchmesser haben (am dünnen Ende etwa 7 - 8 mm), Schnittstelle markieren und (möglichst gerade) ablängen (Laubsäge o.ä.) und mit feinem Schmirgelpapier schön glatt schleifen.
Fertig sind die rohen Pfeilschäfte.
Nock und Spitze:
Für die Nock werden die Schäfte hinten etwa 2 cm tief aufgebohrt, ein passendes Stück Rundholz (Buche o.ä.) eingeleimt und (nach dem Trocknen) eine Selfnock eingesägt (hier schon vielfach beschrieben). Für besonders schöne Pfeile fertige ich Nocks mit Schaftdorn aus Knochen (auf Bohrmaschine "drechseln"). Für die Spitzen gibt es mehrere Möglichkeiten:
• Aufbohren, Rundholz einleimen, Schaftspitze auf passende Dicke bringen und gekaufte 11/32er Spitzen anbringen.
• Vorschaft passend für gekaufte Spitzen anbringen oder für besonders schöne Pfeile ...
• ... auf Bohrmaschine "gedrechselte" Spitzen aus Knochen mit Schaftdorn
Sind Nock und Spitze dran, an beiden Enden 1 bis 1,5 cm Wicklung anbringen und die Schäfte mit Klarlack überziehen. Mehrere Tage den Lack durchtrocknen lassen und probeschießen*. Anschließend die passenden Pfeile mit Cresting versehen (falls gewünscht) und befiedern (Federn ebenfalls mit Wicklung versehen). Fertig!
Bauweise Haselnuss:
Möglichst im Herbst nach der Wachstumsperiode (aber bevor andere die Sträucher beschneiden) losgehen und die jährigen Triebe ohne Äste und lang genug "ernten" (Klappsäge). Die Blätter möglichst vor Ort abstreifen. Zuhause die Schäfte in Spee schälen, als Bündel zusammenbinden und für ein oder zwei Wochen auf dem Balkon (liegend) lagern. Danach grob richten und mit (Schnitz)Messer oder Minihobel in die gewünscht Form hobeln (einige mm dicker, als benötigt), erneut bündeln und noch mal für ein paar Wochen zum Trocknen auf den Balkon und noch mal ein oder zwei Wochen in der Wohnung nachtrocknen. Sind sie gut durchgetrocknet, erneut grob richten und mit dem Schaftschleifer auf den entgültigen Durchmesser schleifen. Das Ergebnis ist in der Regel ein glatter, runder und gerader Pfeilschaft und besser wie gekauft, da garantiert durchgehende Fasern. Hat man es perfekt hinbekommen, ist sogar der Markkanal an beiden Enden in der Mitte. Wenn nicht, sind es ein paar Zehntel mm Abweichung. Ist es mehr, ist es Schrott. Wer mag, kann noch rillen und tempern (mache ich höchst selten). Selfnock dran, Nockwicklung, Lacküberzug, ein paar Tage den Lack durchtrocknen lassen, gekaufte Spitze dran und fertig zum Probeschießen*. Anschließend die passenden Pfeile mit Cresting versehen (falls gewünscht) und befiedern (Federn ebenfalls mit Wicklung versehen). Fertig!
*Für viele hier wohl ein Graus, ich benutze keinen Spinetester (hab gar keinen). Meine Art der Spinetestung stammt noch aus meiner Kindheit, wo mir so was völlig unbekannt war. Die Pfeile werden bis auf Befiederung und Cresting fertig gestellt und dann probegeschossen. Fliegen sie gut, bekommen sie Federn und Cresting. Wenn nicht, werden sie an einem anderen Bogen / Schützen getestet. Auf die Art bleiben am Ende recht wenig Pfeile über. Genaugenommen gar keiner. Denn was aktuell keinen Bogen / Schützen findet, passt sicherlich beim nächsten Bogen, oder beim Übernächsten ... oder sie werden irgendwann befiedert und dienen als Deko / Geschenk.
MfG
Moon