Re: Abstimmung: Wer erklärt den Perry-Reflex am besten?
Verfasst: 06.03.2013, 15:58
und wer ist so fleißig, du Galli?
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ich nehme jetzt beispielhaft nur diese eine behauptung heraus, und die ist einfach falsch!Galighenna hat geschrieben: Daraus lässt sich folgern das ein solcher Bogen dünner sein kann und da er dünner ist wird der Bauch weniger belastet.
Ich hab da auch meine Bedenken. Ist schon lange her und ich hab das ganze nicht mehr auf den Zentimeter parat, aber ich hab mal bei einem Langbogen, D-Querschnitt, Ulme unter Bambus mit ordentlich Perry-Reflex das Bambusbacking entfernt. Der Bogen war abgespannt quasi gerade, die Ulme zeigte nach der Entfernung des Backings brutalen Deflex. Entlastung heißt, dass die Randfaser weniger abkriegt als bei einem Bogen der bis auf die Dicke gleich ist. Diesen Vergleich hab ich nicht und es wär denkbar, dass die Ulme im Bogen ohne Perry-Reflex aufgrund der höheren Dicke genau irre viel Set zeigt. Meine Vermutung ist aber, dass das nicht so ist, weil die Randfaserdehnung linear mit der Dicke ansteigt, das Zuggewicht aber mit der dritten Potenz.Galighenna hat geschrieben:Z.B. erklärt unser Modell ziemlich gut, warum ein Perry-Reflex den Bauch entlastet. Es erklärt das damit das ein Teil der Spannungen weiter in das Volumen verlagert werden und sich die Spannungsrichtung im Bogen umkehrt. Daraus lässt sich folgern das ein solcher Bogen dünner sein kann und da er dünner ist wird der Bauch weniger belastet. Praktisch zeigt sich ja tatsächlich das ein solcher Bogen dünner ist.
Ich glaub im vorigen thread hat jemand an einem Beispiel gezeigt, dass sich der Verlauf über die Dicke ändert. Klassisch geht die Dehnung linear durch 0 in der neutralen Ebene von Randwert zu Randwert. Mit der überlagerten Dehnung durch das Vorbiegen ergibt sich ein Sprung in der neutralen Ebene und eine um die Vordehnung reduzierte Randfaserdehnung. Da man von der neutralen Ebene weg nicht bei 0 anfängt kann man sagen, dass in dem inneren Volumen mehr Energie gespeichert wird als ohne Vorspannung. Aber wie du dann selbst sagst, das ist nicht streng gültig und ich trau mich da nicht sagen, wie groß der Fehler ist.tomtux hat geschrieben:unsere blattfeder unterliegt immer noch dem hookschen gesetz; wenn ich bis zur standhöhe schon den doppelten weg zurücklegen muss habe ich dazu auch mehr kraft aufgewendet. in einer 2/100 mm starken klebefuge allein wird sie sicher nicht gespeichert.
Machen wir doch mal Beispiele. Nehmen wir man einen Rücken aus Esche an. Der ist doch recht zugstark (und zugtolerant), oder? Dem verpasst man dem jetzt einen Bauch aus Rattan, was jetzt nicht besonders druckfest (aber drucktolerant) ist. Muss der Bauch für nen Perry in diesem Fall dicker als der Rücken gewählt werden?Neugier hat geschrieben:Da steht nichts davon dass es unterschiedlich dicke Hölzer sein sollten sondern dass die Dicke der Hölzer im Verhältnis zu Ihrer relativen Stärke sein sollen.
Naja nun, das zeig eigentlich, das der Bambus die Ulme ganz schön zusammengedrückt hat. Die Frage die man sich da meiner Meinung nach stellen kann ist: Wenn du exakt die gleichen Bambus und Ulme Dimensionen verwendet hättest, OHNE Perry-Reflex, hätte es dann vielleicht statt viel Set sogar Stauchbrüche gegeben?skerm hat geschrieben: Ich hab da auch meine Bedenken. Ist schon lange her und ich hab das ganze nicht mehr auf den Zentimeter parat, aber ich hab mal bei einem Langbogen, D-Querschnitt, Ulme unter Bambus mit ordentlich Perry-Reflex das Bambusbacking entfernt. Der Bogen war abgespannt quasi gerade, die Ulme zeigte nach der Entfernung des Backings brutalen Deflex.
Hmm ich sehe das ähnlich, aber mit einem kleinen Unterschied. Irgendwie ist mir "Randfaser" zu extrem. Die Biegung eines Bogens findet nicht nur in der Rücken- und Bauchoberfläche statt, sondern Dehnung und Stauchung finden im Volumen des Materials statt, mit abnehmender Intensität in Richtung Neutraler Faser. Deshalb passt mir "Randfaser" irgendwie nicht und ich weiß nicht genau was du damit sagen willst.skerm hat geschrieben: Entlastung heißt, dass die Randfaser weniger abkriegt als bei einem Bogen der bis auf die Dicke gleich ist. Diesen Vergleich hab ich nicht und es wär denkbar, dass die Ulme im Bogen ohne Perry-Reflex aufgrund der höheren Dicke genau irre viel Set zeigt. Meine Vermutung ist aber, dass das nicht so ist, weil die Randfaserdehnung linear mit der Dicke ansteigt, das Zuggewicht aber mit der dritten Potenz.
Das stimmt, in der Leimfuge wird das nicht gespeichert, sondern im Material das direkt an die Leimfuge angrenzt. Während bei einem normalen Bogen die Stauchung vom Bauch zur neutralen Faser abnimmt, nimmt sie hier von der Klebefuge zum Bauch hin ab, so lange der Bogen noch nicht weit genug gezogen wurde. An der neutralen Faser wird deshalb ziemlich wenig Energie gespeichert. An der Leimfuge dagegen wird die meiste Energie gespeichert, bis zu einem gewissen Auszug (da gibt es irgendwo eine Gleichgewichtsstellung)tomtux hat geschrieben:unsere blattfeder unterliegt immer noch dem hookschen gesetz; wenn ich bis zur standhöhe schon den doppelten weg zurücklegen muss habe ich dazu auch mehr kraft aufgewendet. in einer 2/100 mm starken klebefuge allein wird sie sicher nicht gespeichert.
skerm hat geschrieben: Ich glaub im vorigen thread hat jemand an einem Beispiel gezeigt, dass sich der Verlauf über die Dicke ändert. Klassisch geht die Dehnung linear durch 0 in der neutralen Ebene von Randwert zu Randwert. Mit der überlagerten Dehnung durch das Vorbiegen ergibt sich ein Sprung in der neutralen Ebene und eine um die Vordehnung reduzierte Randfaserdehnung. Da man von der neutralen Ebene weg nicht bei 0 anfängt kann man sagen, dass in dem inneren Volumen mehr Energie gespeichert wird als ohne Vorspannung. Aber wie du dann selbst sagst, das ist nicht streng gültig und ich trau mich da nicht sagen, wie groß der Fehler ist.
Ich mach das mit der Simulation, aber ich muss erst mal rausfinden wie das geht. ABAQUS weigert sich anscheinend, deformierte Bauteile zu "verleimen", weshalb mein erster Zugang nicht funktioniert hat.
Gruß,
Daniel
Galli, ich lese hier alles mit und finde das sehr interessant.Galighenna hat geschrieben: Man bedenke das plötzliche "weichwerden und "zahmwerden" eines reflexen Bogens den man beim Tillern Richtung Standhöhe gebracht hat. Da kehren sich meiner Meinung nach die Druckverteilungsverhältnisse aus dem Perry-Reflex wieder um zu einem normalen Bogen hin, heißt: durch die Biegung um etwa Standhöhe entsteht am Bauch so viel, oder mehr Druckspannung wie an der Leimfuge. Zieht man weiter verhält sich das System wie ein normaler Bogen. Das fühlt man dann als "weichwerden"
Das sollten ja auch nur Beispiele und keine sinnvollen Kombinationen sein. Wir können auch ausgedachte Hölzer nehmen.Neugier hat geschrieben:Die tatsächliche Dimensionierung hängt vom maximal sinnvollen Druck/Zugbelastung ab.
Da ich keine Erfahrung mit Esche / Rattan habe kann ich dazu keine sinnvolle Auskunft geben.