Bogenbauseminar bei Shantam
oder: Von einem der auszog, das „Bapschen“ zu lernen
- Ein Augenzeugenbericht über ein märchenhaftes Wochenende -
Kapitel I
Wenn es einem zu wohl wird, geht er aufs Eis – daher zog es mich am Freitag, 20.April 2007 ins etwas abgelegene, aber malerische Städtchen Sachsenheim (hinter den Bergen – fast bei den sieben Zwergen) um bei einem berühmten Meister der Glasbapschkunst das Handwerk zu lernen.
Leute, wenn Ihr durch dieses Tor tretet, ist es zu spät – dann gibt es kein zurück!!
Innen werdet Ihr von den Pfauenwächtern mit Geschrei empfangen, die zusammen mit etwa 7 Hühnern und zahlreichen Katzen das herrschaftliche Anwesen gegen missliebige Eindringlinge verteidigen.
insbesondere natürlich den Wohnsitz des ehrwürdigen Glasbapschmeisters Shantam
Die Unterbringung für die drei Tage Lehrzeit erfolgte im Haupthaus
Wie von Meister Shantam erläutert, sollte das ein echtes Pfadfinderwochenende werden, mit rustikaler Unterbringung, daher Bettwäsche, Schlafsack und Verpflegung unbedingt erforderlich, hatte jeder von uns dabei.
Ja, denn es waren unser Lehrlinge vier, die zum berühmten Meister angereist waren:
Arnold, Fenrir Greyback, Überläufer und ich.
Am Spätnachmittag waren dann alle eingetroffen und es konnte losgehen.
Die kleine Zauberwerkstatt war mit robusten Maschinen ausgestattet, riesige Bandsäge, Abricht- und Dickenhobel, Fräsmaschine, Kreissäge und was das Holzwerkerherz sonst so begehrt, und alles aus einer Zeit, in der noch Qualität hergestellt wurde.
Jeder durfte dem Meister seine Wünsche offenbaren, welches Griffstück, Zierfurnier, Bogenlänge, Zuggewicht usw.
Dann ging es ans aussuchen – wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual (der Entscheidung)
Cocobolo fürs Griffstück? Oder doch eher Bocote, vielleicht auch Makassar Ebenholz, Zebrano, Padouk....
Die Auswahl an Zierfurnieren fiel ebenfalls nicht leicht:
Vogelaugenahorn, Indisch Apfel, Bubinga, Maserulme.....
Ich entschied mich dann für Cocobolo mit einem Streifen Makassar fürs Griffstück und Indisch Apfel als Zierfurnier, eine Wahl, die ich nicht bereut habe.
Sodann wurden die Teile des Bogens gefertigt:
Bambusleisten in der berechneten Stärke, Griffstück, Zierfurnier, Teile für die Tips.
Nachdem der Meister die erforderliche Laminatstärke berechnet hatte, wurden die Bambusleisten aus einer Platte ausgeschnitten, auf schächere Stärke gesägt und auf Grobmaß gehobelt. Die Feinarbeit erfolgt dann an der Fräse mit Schleifwalze, an der eine einstellbare Lehre das Zuschleifen auf genaues Maß ermöglicht. Ein Laminat in gleichbleibender Stärke, eines getapert – die Genauigkeit auf Zehntelmillimeter mit der Schieblehre gemessen.
Nach erster Anleitung durch Meister Shantam
durften wir dann die Laminate selbst fertigen
Der Griff wurde zuerst mit Schablone angezeichnet, dann auf der Bandsäge ausgeschnitten
Für manchen Zauberlehrling eine ganz neue Erfahrung
Da Genauigkeit oberstes Gebot ist, muss der Griff dann mit einer Schablone auf Endmaß gefräst werden.
Die Bambuslaminate für den Kern wurden gespleisst, Zierfurniere für Vorder- und Rückseite zugeschnitten und da die Anzahl der Einzelteile stetig anstieg, bekam jeder eine übersichtliche Kiste für seine Teile.
Und dass nichts schief geht, war auch immer eine aufmerksame Kontrolle gesichert:
So ging die Arbeit am ersten Tag bis gegen Mitternacht voran (was die Hühner doch etwas beunruhigte, die so gegen 20.00 Uhr in der Werkstatt ihr Haupt zur Nachtruhe betten wollten).
Unterbrochen wurde die Werkelei nur zur notwendigen Nahrungsaufnahme vom Grill und ein Bierchen (hatte Fenrir Greyback in weiser Voraussicht mitgebracht – herzlichen Dank noch mal)
dann konnte der erste Bogen noch geklebt werden und in die Wärmebox, um dort für etwa drei Stunden fertig zu backen.
Der Meister hatte ein schweres Los gezogen, musste er doch den Tempervorgang überwachen und kam so erst nach 03.00 Uhr ins Bett
