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RE: RE:
Verfasst: 13.12.2005, 09:39
von Jojo
Original geschrieben von geomar
Original geschrieben von Negley
Fand man 2 Bogen ? Einen halbfertigen und einen gebrochenen ?
Nicht, soweit mir bekannt ist!
Ist halt auch nur einen Annahme, denke ich.
Bedenkt bitte auch, dass auch die Pfeile im Köcher zum größten Teil unfertig waren - spricht also insgesamt eher für ein "Materialproblem" - was wiederum gemeinsam mit der Pfeilspitze in der Schulter und den verschiedenen Bltuspuren auf einen etwas umfangreicheren Konflikt schliessen lassen könnte.
Um genau zu sein: Man fand einen halbfertigen Bogen, der bei der Bergung gebrochen ist, weil man am oberen Teil rumgezerrt hat, während der untere Teil noch festgefroren war.
Das die Pfeile "unfertig" waren, ist mir neu. Eigentlich ist doch alles dran, oder irre ich da? Von Harm Paulsen stammt allerdings die Theorie, dass sie von verschiedenen Schützen stammen, also "aufgesammelt" sind, weil sie sowohl rechts- als auch linksgewundene Federn aufweisen.
Bis denne, Jojo
Verfasst: 13.12.2005, 10:07
von LaCroix
Soviel ich weiß , waren die meisten nur Schäfte, einige befiedert und nur 2 hatten auch spitzen.
RE: RE: RE:
Verfasst: 13.12.2005, 10:08
von geomar
Original geschrieben von Jojo
Um genau zu sein: Man fand einen halbfertigen Bogen, der bei der Bergung gebrochen ist, weil man am oberen Teil rumgezerrt hat, während der untere Teil noch festgefroren war.
Örgs - stimmt ja, hatte ich vergessen.
Original geschrieben von Jojo
Das die Pfeile "unfertig" waren, ist mir neu. Eigentlich ist doch alles dran, oder irre ich da? Von Harm Paulsen stammt allerdings die Theorie, dass sie von verschiedenen Schützen stammen, also "aufgesammelt" sind, weil sie sowohl rechts- als auch linksgewundene Federn aufweisen.
Hier mal die Angaben mit der entsprechenden Quelle:
Der Köcher, bei welchem die Verschlussklappe und der Trageriemen fehlte, enthielt zwei schussbereite Pfeile sowie zwölf Rohschäfte von 84 bis 87 cm Länge, die aus Ästen des Wolligen Schneeballs gefertigt waren.
Die beiden fertigen Pfeile sind beide mit einer Silexpfeilspitze versehen, die mit Birkenteer und einer Fadenumwicklung am Schaft fixiert war. Einer hatte einen eingesetzten Vorschaft aus Hartriegelholz. Von einer am Ende des Pfeilschaftes angebrachten dreiteiligen Radialbefiederung aus Entenfedern hatten sich noch Reste erhalten. Diese Befiederung sollte die Flugbahn des Pfeiles stabilisieren.
Quellen
A. Fleckinger Angelika, H. Steiner, Der Mann aus dem Eis,
Folio Verlag Bozen - Wien 2000 (Lit. 22b).
A. Fleckinger, Ötzi, der Mann aus dem Eis, Folio Verlag
Bozen 2002 (Lit. 22c).
Ein Bild gibt es auch noch dazu:
http://www.landschaftsmuseum.de/Bilder/ ... cher-2.jpg
...und wie ich grade noch mal recheriert habe:
Eine Bogensehne hatte er doch dabei, allerdings nicht am Bogen.
RE: RE: RE: RE:
Verfasst: 13.12.2005, 10:11
von Jojo
Ups, richtig, die Rohschäfte hatte ich gerade nicht unter "Pfeile" gefasst, sondern unter "Rohmaterial"...
Ach ja, die Pfeile sind beide alt beschädigt (gebrochene Spitzen) und deutlich unterschiedlich konstruiert (einer mit Vorschaft, einer ohne), was die Aufsammlungsthese weiter unterstützt.
Verfasst: 13.12.2005, 10:20
von geomar
So langsam kommen wir den Tatsachen ja immer näher...
Jojo - ich denke, es war weniger die Tatsache, dass sowohl rechts- als auch linksgewundene Federn gefunden wurden ausschlaggebend für die "Aufsammeln von Pfeilen verschiedener Schützen-Theorie", denn dafür könnnte es auch ganz pragmatische andere Gründe gegeben haben (und ob damals schon wirklich jemand "fitamäßig" den Unterschied zwischen Rechts- und Linksbefiederung diskutiert hat, wage ich mal anzuzweifelen...)
Darüber hianus ist eine solche These bei zwei fertigen Pfeilen auch grundsätzlich reichlich dünn...
Maßgeblicher ist wohl die Feststellung, dass nur einer der Schäfte einen Vorschaft aus Hartriegel hatte... (Womit auch negley´s Post von der zweiten Seite bestätigt wäre: Alle Schäfte aus "wolligem Schneeball" einer mit Vorschaft aus Harttiegel)
RE:
Verfasst: 13.12.2005, 10:45
von Jojo
Original geschrieben von geomar
Jojo - ich denke, es war weniger die Tatsache, dass sowohl rechts- als auch linksgewundene Federn gefunden wurden ausschlaggebend für die "Aufsammeln von Pfeilen verschiedener Schützen-Theorie", denn dafür könnnte es auch ganz pragmatische andere Gründe gegeben haben (und ob damals schon wirklich jemand "fitamäßig" den Unterschied zwischen Rechts- und Linksbefiederung diskutiert hat, wage ich mal anzuzweifelen...)
Darüber hianus ist eine solche These bei zwei fertigen Pfeilen auch grundsätzlich reichlich dünn...
Maßgeblicher ist wohl die Feststellung, dass nur einer der Schäfte einen Vorschaft aus Hartriegel hatte...
Auch die Vorschaftgeschichte ist bei n=2 für sich allein genommen nicht sonderlich aussagekräftig. Und ob der gute Ötzi seine 12 Rohschäfte noch mit Vorschaft versehen wollte oder nicht - keine Ahnung. Aber insgesamt, denke ich, ergibt sich da ja schon ein eindeutiges Bild. Unfertiger Bogen, nix zu fressen, nur zwei halbwegs schussfähige Pfeile, Hochgebirge und 'nen Killer an den Hacken. Nein, ich stimme Dir zu, der hat keine fitanesische Diskussion geführt

("Och nee, auf Hirsch aber bitte nur mit Hartriegel-Vorschaft und Adlerfedern. Und nicht den doofen Hornstein von Tante Trulla, nimm den guten Flint vom Monte Lessini!")
Verfasst: 13.12.2005, 12:15
von nordbogen
Links- oder rechtsgewundene Federn sind da wohl nicht direkt gemeint. Harm vertritt die Ansicht, sie sind von versch. Schützen, da sie links, als auch rechts rum angewickelt sind.
Wer das schon mal gemacht hat, der weiß, das es mit der bevorzugten Hand am besten geht.
Ich habe mal versucht, links rumzuwickeln- geht, aber ich wickel lieber, indem ich den Pfeil in der rechten Hand halte, drehe und den Faden mit der linken Hand führe.
Verfasst: 13.12.2005, 12:57
von Peter O. Stecher
Ich denke ich hätte sicher jeden Pfeil zusammengeklaubt den ich finden kann - die Herstellung war sicher einigermaßen mühsam - wie wir Pfeilemacher wissen... ;-)
Auch da könnte die Ursache für verschieden gefertigte Pfeile liegen - wenn ich mir z.B. eine Hand verletze muss ich mit der anderen wickeln - Ötzi hatte eine verletzte hand - ohh nun spekulieren wir schon so wie die Gelehrten

Spekulatius
Verfasst: 13.12.2005, 13:59
von Trebron
Für mich war
diese Sendung nichts weiter, als schön verpackter Spekulatius
oder ist das ein Weihnachtsgebäck ? 8-) :lalala :wueste :engel
Verfasst: 14.12.2005, 10:43
von LaCroix
Negley hat recht... Mit einer verletzten rechten hand kann er ohne weiteres den einen Pfeil selber andersrum gewunden haben.
Zusammenfassung:
Er hatte eine Pfeilspitze in der linken Schulter, und eine Verletzung in der rechten Hand. Blutspuren von 4 verschiedenen Menschen auf Kleidung und Pfeilen.
Es gibt auch hinweise auf einen Bluterguß im Schädel, die auf einen Schlag auf den Kopf hinweisen. Das war auch die warscheinliche Ursache dafür, das er am Berg umkam. Er wird einfach zu einem unglücklichen Zeitpunkt Ohnmächtig geworden sein. Wäre er da noch im Tiefland gewesen (laut Pollenanalysen muß er im Frühjahr gestorben sein), hätte er vielleicht eine Chance gehabt, aber am Berg war er verloren.
Die Eintrittswunde an der Schulter ist auch noch nicht verheilt, also ist der Pfeilschuß auch nicht allzulange her...
Laut Analysen war er Ortsansässig. Also auch kein Reisender.
Die Ausrüstung ist Zweckmäßig, also hatte er noch genug Zeit, das Nötigste zusammenzupacken, er ist also warscheinlich nicht Hals über Kopf vor irgendeinem Kampf geflohen. Allerdings fehlt Proviant, was auf einen raschen Aufbruch schließen lässt. Er hatte aber noch am selben Tag was gegessen, also wohl kurz vor dem Aufbruch noch schnell irgendwas mitgenommen.
Das er aber nicht einfach beim Camping gestorben ist, ist relativ sicher.
Er war irgendein Dorfbewohner, der in einen handgreiflichen Streit geriet, und dann Abhauen musste, wobei ihm noch ein befiederter Gruß nachgeschickt wurde. Er musste allein gewesen sein, denn jeder normale Mensch hätte zumindest die 2 Pfeile und das Messer/Axt mitgenommen, wenn der Kamerad umfällt, und man selber weiter muß.
Genau wissen kann man es nie, aber ungefähr weiß man es.
Tragegestell, Axt ?
Verfasst: 14.12.2005, 12:00
von Trebron
Meines Wissens war das Tragegestell und die Axt bei der Fundsituation abseits vom Fundort der Leiche an einen Felsen gelehnt, wo auch der Bogenrohling war. Bei einer plötzlichen Ohnmacht wäre das nicht so ! Bei den Fundbeschreibungen in der Literatur kommt mir ohnehin einiges "spanisch" vor ! Speziell was Kleidung und sonstige Ausrüstung angeht
Trebron
Verfasst: 14.12.2005, 12:54
von geomar
Nun ja, Treborn,
da haben ja auch von der Entdeckung bis zur Bergung der Leiche eine ganze Reihe an Personen und Schaulustigen dran rumgemacht (knapp 4 Tage lang wusste man ja nicht, wer der gute war und hat sich auch wenig gekümmert...).
Aber eigntlich ist schon klar, was wo gefunden wurde.
Bevor jetzt aber die erste "Amateure!" oder "Anfänger!" rufen muss man schon sagen, dass am Anfang ja nun wirklich niemand ahnen konnte, was da aus dem Eis freigelegt wurde...
Wen die Geschichte von der Entdeckung bis zur Bergung interessiert, es gibt einen sehr dezidierten und minutiösen Bericht mit den Vernehmungen aller Beteiligten und ein paar Bildern - dann wird es wohl etwas deutlicher:
http://www2.uibk.ac.at/forschung/alpine ... hichte.pdf
Ötzi-Link
Verfasst: 14.12.2005, 15:26
von Trebron
Danke für den Link Geomar,
habe einige Bücher über den Ötzi und das drum herum gelesen, das kannte ich noch nicht. Werde es mir mal in Ruhe zu Gemüte führen.
Gruß
Trebron
Verfasst: 15.12.2005, 08:06
von Peter O. Stecher
Es geistert ja auch noch die Verschwörungstheorie von der hngelegten Mumie herum - manche glauben der Reinhold Messner hätte Ötzi dorthingelegt.
Ich glaube eines der Hauptargumente war, dass dem Leichnam die typische Fettwachsschicht, die normalerweise bei solchen Funden in solchen Regionen unter solchen Bedingungen fehlt - ich geb das nur wieder...eine Mumifizierung wie bei Ötzi käme nur bei Mumien in heißen Gebieten vor ??
auch mal kurz die Spassbrille aufsetz...
Verfasst: 15.12.2005, 09:05
von geomar
Yo - und ein
böser Fluch geht auch von der Mumie aus:
Original aus Wikipedia.de
...
Schon bei der Fundgeschichte des (in der Geschichte eigentlich unbedeutenden) Tutenchamun sprachen viele von einem "Fluch der Mumie", welcher wohl Grabschänder wie Ruhestörer vertreiben sollte und angeblich die Entdecker getroffen hatte. Eine Neuauflage erlebte dies durch Medienberichte über einen "Fluch des Ötzi":
- Der deutsche Gerichtsmediziner Rainer Henn, welcher den Körper für den Abtransport vorbereitete, starb 1992 bei einem tödlichen Autounfall.
- Helmut Simons Bergführer Kurt Fritz verunglückte 1993, zwei Jahre nach dem Fund, am Ortler tödlich.
- Helmut Simon selbst starb 2004 nach einem tödlichen Absturz auf einer Alpenwanderung.
- Der Leiter des Bergungsteams erlag bald darauf einem Herzinfarkt.
- Ebenfalls 2004 verstarb der ORF-Reporter Rainer Hölzl, der die Bergung der Mumie dokumentiert hatte, an einem Hirntumor.
- Der in den Untersuchungen um den Eismann federführende Innsbrucker Archäologe Konrad Spindler erlag 2005 der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS).
- Nur ein halbes Jahr später starb der vermutlich an einer Blutkrankheit leidende australische Forscher Tom Loy 2005, als er ein Buch über den Ötzi schreibt.
...
Nun könnte man ja allein schon wegen der Zahl
7 fast einen neuen Thread aufmachen, ich selbst glaube aber eher, dass der Fluch durchaus auch auf Verfasser und Leser von Internetforen, in denen zu intensiv über Ötzi diskutiert wird, übergehen kann...
Spekuliert werden darf ja auch weiterhin über Ötzis´ Nationalität:
ebenfalls aus Wikipedia.de
...die Nationalität des Eismannes: "Ein Italiener war er nicht, denn er hatte sein eigenes Werkzeug bei sich. [navy](Einschub von geomar: "sorry, negley, musste sein ;-) :knuddel ")[/navy]Er kann auch kein Österreicher gewesen sein, denn man hat Hirnreste gefunden. Vielleicht war es ein Schweizer (Berner), schließlich wurde er vom Gletscher überholt. Aber vermutlich war er ein Deutscher, denn wer geht schon mit Sandalen ins Hochgebirge?")
Fraglich ist auch noch, wie Ötzi die 92,55 Meter nach Italien im Todeskampf noch zurücklegen konnte, um bloß nicht in Österreich zu sterben und vermeintlich dort in einem Museum die letzte Ruhe fristen zu müssen...
Genug Stoff also für weitere 20 Seiten - wenn wir denn den Fluch überstehen...