Fletchers-Corner

Spontan, ohne in die Tiefe gedacht zu haben:
Die Stängel so legen, dass dicke und dünne Enden abwechseln?

Dann hast du durchgehend ca. die gleiche Dicke. Also Biegung praktisch nur in der Mitte. Nee, das geht so nicht. Ohne massive Nacharbeiten am Taper - keine Chance.

Heute wurde der Bogenrohling von den Zwingen befreit - so ganz zufrieden bin ich nicht, es gab beim kleben doch einige Stellen mit schlechtem Kontakt der Stäbe untereinander. Das konnte ich leider nicht sehen, da auf der hinteren Seite der Klebekonstruktion angesiedelt. Aber was solls, es kommen ja etliche Sehnenwicklungen an das Teil.
Trotzdem habe ich das Ding mal mittig in den Schraubstock gespannt und die aktuelle Biegung bis ca. Standhöhe betrachtet. Wie erwartet ist die Biegung mittig zu stark, ich werde wahrscheinlich auf der Bauchseite über 2/3 der Länge noch eine Stange montieren. Muss ich nochmal genau anschauen.
Außerdem habe ich für die Wicklungen schon einmal eine große Sehne zerfleddert.

Gestern hatte ich die Idee, dass ein Powerlam zur Mittenverstärkung garnicht so schlecht ist. Und da lag auch der passende Haselstängel, den ich beim richten abgebrochen hatte. Für einen Pfeil zu kurz aber für ein Powerlam mit 62 cm Länge wunderbar. Also das Ding mittig durchgesägt, mit dem Schweifhobel zurecht gestutzt und auf den Bogenrohling rückenseitig aufgepappt.

Der Irrsinn ging weiter. Gestern wurden 2 Kirschpflaumen-Stängel gespleißt und vorhin als zusätzliche Bauchlage aufgeklebt.

Heute habe ich angefangen das Konstrukt schmaler zu machen, ich muss aber nochmal ran - der ist mir im Griffbereich noch zu breit (ich will auf ca. 35-36 mm) und außerdem stimmt der Breitentaper noch nicht.


Dann dachte ich mir, dass ich eigentlich gleich noch ein paar Sehnen mit Fischleim auf den Rücken kleben könnte - wollte ich eh testen. Da ich beim säubern des Rückens auch einige sehr unschöne Kratzer verursacht habe, muss sowieso ein Bruchschutz drauf. Deswegen habe ich entschieden die mittlere Stange mit einem Sehnenbacking aufzuhübschen (sozusagen ein geklebtes Kabelbacking).
Die Sehnen habe ich dachziegelartig überlappt und zwar derart dass es keine dünneren Stellen gibt.

Heute morgen habe ich die Sehnenlage angeschaut und einige Risse im Belag gefunden. Ich hätte wohl den Leim nicht verdünnen sollen (ich hatte ca. 20% Wasser dazu gegeben). Also habe ich nochmal Leim drüber gepinselt. Heute Nachmittag entscheide ich ob ich zunächst Hautleim drüber pinsel oder ob ich direkt die nächste Sehnenlage aufklebe. Oder Hautleim drüber pinsel und dann die nächste Lage auf den gelierten Hautleim kleben. Ich könnte auch zusätzlich, nachdem die nächste Sehnenlage angetrocknet ist, Hautleim drüber pinseln, gelieren lassen und dann mit Hosengummis anpressen
Ein ganz klarer Nachteil beim Fischleim ist, das der erst unter 4° C geliert und man keine Hosengummis zum anpressen einsetzen kann. Und offensichtlich fehlt dem Fischleim die Fähigkeit die Sehnen beim trocknen zusammenzuhalten.
Jetzt ruht das Teil auf einem Heizkörper.

Ja, Glutinleim schrumpft!, wenn flach aufgebracht ist es kein Problem, wenn es in eine Rinne aufgebracht wird reißt es, auch bei gezahnten Oberflächen reißt der Kleber in den Rinnen, darum glaube ich Aufrauen ist besser als Zahnung, lG Stephan

Chirurg hat geschrieben: ↑19.01.2023, 12:51 Ja, Glutinleim schrumpft!

Schon klar dass der Leim schrumpft.
Nur hält Warmleim die schrumpfenden Sehnen zusammen. Egal ob die Oberfläche aufgeraut ist oder nicht, das hat mit der Lückenbildung nichts zu tun. Ich habe noch nie die Oberfläche aufgeraut und hatte trotzdem bei Warmleim noch nie Lückenbildung. Das liegt meiner Meinung nach am Fischleim.
Grüße - Neumi

Jim Ham schreibt in seinem Buch von flüssigem Hautleim aus der Plastikflasche.
Das ist jetzt nicht exakt das, was du verwendest, aber vielleicht sind die Ergebnisse ähnlich schlecht.
er schreibt von drei gebrochenen Bögen (sehnenverstärkte Holzbögen).
Er empfiehlt diesen Leim nur für das Befestigen von Pfeilspitzen und Federn.

Grüße

Nacanina

Das kann man nicht vergleichen. Es gibt z.B. den in den USA viel benutzten Hersteller Titebond, der auch flüssigen Hautleim anbietet und durch Additive die Kaltflüssigkeit gewährleistet. Das ist beim Fischleim nicht der Fall.
Das bisherige Ergebnis finde ich auch nicht direkt schlecht, denn die Klebkraft des Fischleims ist trotz der geringen Lücken hoch. Und da ich ja prinzipiell Sehnenwicklungen die mit Fischleim hergestellt wurden noch mit Hautleim überdecke, sehe ich im Sehnenbelag noch kein Problem - die Lücken werden ja geschlossen und somit der Verbund vervollständigt. Dazu kommt dass ich jeden einzelnen Sehnenstrang auf Reißfestigkeit händisch prüfe und somit wirklich nur belastbare Sehnen verwende.
Und außerdem kommt ja noch eine Lage Sehnen drauf. Also alles auf go.
Wie gesagt liegt der bis jetzt erkennbare Hauptnachteil darin, dass der Leim bei Zimmertemperatur nicht geliert und deswegen anders als gelierter Glutinleim geringfügige Lücken bildet. Wenn man das Trocknungsverhalten von geliertem Glutinleim anschaut, sieht man dass sich auch bei 10 mm dicken Stücken keine Risse bilden, sondern die komplette Struktur schrumpft.

Chirurg hat geschrieben: ↑19.01.2023, 12:51wenn flach aufgebracht ist es kein Problem, wenn es in eine Rinne aufgebracht wird reißt es

Ich habe hier nur auf den mittleren ca. 30-40 cm eine kleine Rinne, ansonsten ist die Struktur ja gewölbt, also genau das Gegenteil.
Grüße - Neumi

Ich würde einen Tag warten bevor ich ihn frisch belegt auf die Heizung lege... Vor allem da du keine Gummis drum herum machen kannst. Sonst trocknen die Sehnen zu schnell und heben ab. Aber das ist meine Einschätzung...


LG Markus

Hieronymus hat geschrieben: ↑19.01.2023, 17:18Ich würde einen Tag warten bevor ich ihn frisch belegt auf die Heizung lege

Ja, der fertig belegte Rohling liegt jetzt in einem kalten Nebenraum Das heutige Intermezzo auf der Heizung galt dem zusätzlich aufgetragenen Fischleim.
Heute wurden wieder Sehnen zerfleddert, besser gesagt eine Sehne. Dann wieder gewogen und sortiert, die 2. Lage sind gut 20 g . Zum kleben habe ich dieses Mal den Fischleim nicht verdünnt - ging gut. Zum Schluss habe ich ca. 35-40% Mischung Sehnenleim/Schwimmblasenleim (beide selbst hergestellt) über die Sehnenlage gepinselt. War nicht eine meiner besten Ideen auf eine kalte Sehnenlage zu pinseln, hat aber noch einigermaßen gut funktioniert. Morgen schau ich mal ob ich das Konstrukt einwickeln kann.

Neumi!
so, wie ich das beobachte, werde ich mir keinen flüssigen Fischleim besorgen, Hasenhautleim ist von der Qualität um vieles besser. Vielleicht sollte man Fischleim von Warmwasser- Fischen herstellen! Fischleim aus Fischblasen und Störgaumen ist in etwa die gleiche Qualität wie Hasenhautleim, das Pressen ist, glaube ich schon sehr wichtig, da gehen die Luftblasen raus und gemeinsam mit dem nachträglichen Erwärmen, das zu viel an Leim. Zu viel an Leim verursacht neben dem langsameren Trocknen auch das schöne Knacken bei den ersten Auszügen. lG Stephan

P.S. bin gespannt, wie sich der Bogen tillern lassen wird, die schwarzen Linien bedeuten was?

@Neumi
Da ich mich auch an Kleber aus Natur Materialien rantasten will, sind Deine Ausführungen sehr hilfreich, danke!