Ich möchte noch einmal das Thema Pfeilgeschwindigkeit ansprechen, ohne gleich wieder als Idiot dargestellt zu werden
@Acker bitte verschieben oder löschen falls notwendig. Ich denke aber dass es für den TE vielleicht doch hilfreich sein könnte.(Entscheidungshilfe beim Kauf)
Leider fehlt mir die Gabe, das so präzise wie Dirk in seinen Beiträgen auszudrücken, ich versuche es mal
Grundsätzlich war ja die Aussage eine höhere Pfeilgeschwindigkeit ist besser.
Dies ist theoretisch zwar richtig aber (meiner Meinung nach) nicht pauschal festzulegen.
Durch die höhere Geschwindigkeit habe ich einen flachere Flugbahn (in der Regel besser)
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten: Die höhere Geschwindigkeit bekomme ich nicht umsonst.
Ich muss an anderer Stelle Kompromisse eingehen. Dazu muss ich fragen:
Wie bekomme ich eine höhere Geschwindigkeit?
Möglichkeit 1: Durch höheres Zugwicht
Nachteil: Besonders beim Umstieg auf die angesprochene Primitivbogenklasse gibt es erhebliche Probleme bei einer Steigerung des Zugwichtes. Stellen wir uns vor der Schütze hat einen 40lb Langbogen Glas geschossen. Er wird einen Primitivbogen mit dem gleichen Zuggewicht und Bauart als erheblich stärker, ja sogar unangenehmer empfinden. Ich weiß wovon ich spreche. Alle Vereinskollegen empfinden meinen 40lb Bambus-Massa im freundlichem RD Design als hart im Ausszug. Selbst Leute die sonst einen 60lb Jagrecurve schießen. Von meinem 55lb Osage Selfbow will ich erst gar nicht reden.
Umgekehrt empfinde ich die Glasbögen als superweich im Auszug.
Welche Folgen hat das konkret? Der Umsteiger / Einsteiger wird mit diesem Bogen eher eine schlechte Technik entwickeln und das Schießen als unangenehm empfinden. Nebenbei der ideale Einstieg eine Target Panic zu entwickeln (Quelle: Eckhard Höhn “Der befreite Schuß”)
Da der Primitivbogen in der Regel bei gleichem Design und Zugkraft den Pfeil deutlich langsamer wirft, muss der Schütze eh mit einer anderen Flugbahn leben (Training!). Alternativ müsste er das Zugwicht erheblich steigern, was zu o.g. Nachteilen führt.
Möglichkeit 2:
Reduzierung des Pfeilgewichtes. Hiermit erreiche ich auch eine flachere Flugbahn bei gleichem Zuggewicht.
Nachteil: Der Pfeil reagiert empfindlicher auf äußere Einflüsse. Insbesonders im Gelände kann sich das sehr nachteilig auswirken. Viele erfahrene Schützen setzen mittlerweile auf eine ungünstigere Flugbahn (durch Training kann ich dieses Problem recht schnell in den Griff bekommen) mit schwereren Pfeilen, als den kaum beeinflußbaren Nachteil durch seitliche Auslenkung (Blätter, Gräser, Äste) in Kauf zu nehmen. Ein schwerer Pfeil ist meist auch "gutmütiger" und verzeiht Ablassfehler etc. etwas besser.
In den unteren Zugwichtssklassen kommt noch ein weiterer Nachteil hinzu,mit dem wir als Turnierveranstalter zu kämpfen haben: Die Pfeile dringen nicht mehr ein, weil sie zu wenig Masse haben. Deswegen müssen wir bei manchen Tieren mit sehr hartem Material (z.B. Natural Foam) Hinweise ausgeben, das Appraller gewertet werden dürfen.
Die höhere Belastung durch leichtere Pfeile möchte ich hier außen vor lassen, da man in der Praxis wohl kaum so leichte Pfeile auf einem Holzbogen schießen wird, dass dieser beschädigt wird. (hoffe ich)
Möglichkeit 3:
geändertes Bogendesign
Durch stark reflexe und/ oder kurze Bögen kann ich ich die Pfeilgeschwindigkeit ebenfalls erhöhen. Das kann aber dazu führen, dass der Bogen deutlich nervöser zu schießen ist, was wiederum eine saubere Technik voraussetzt, die eben Umsteiger / Neueinsteiger nicht haben. Der Geschwindigkeitsvorteil ist auch hier schnell zunichte gemacht.
Nachteil bei Instinktivschützen generell: Der schnelle Pfeilflug erlaubt es dem Schützen nicht, oder eben schlechter seine Pfeile im Flug zu sehen. Dies ist aber von grundlegender Bedeutung im Instinktiven Schießen!
Alles in allem sehe ich bei uns im Verein immer wieder folgendes Problem:
Schütze trifft nicht und fragt in die Runde warum. Insbesonders aus der “Plastikfraktion”(Wir sind die Knüppelschützen

) die meist doch sehr technisch aufgestellt ist, kommt der Satz: neuer (schnellerer) Bogen.
Der Schütze geht nun los, und kauft sich für 400€ einen guten schnellen Bogen und trifft immer noch nicht. Die nächste Weisheit: noch schneller, mit Carboneinlage
Der nächste Bogen kosten dann 700€ und der Schütze trifft immer noch nicht besser.
Nach 2 Jahren hört er auf und geht Golfen.
Hätte er die Zeit die er in den Kauf der neuen Bögen investiert hat, in das Training investiert, so hätte er früher oder später auch mit dem 120€ Bogen getroffen.
Also ist nicht in jedem Fall der schnellere Bogen die bessere Wahl, sonder der effizientere wie Dirk schrieb. Also der Bogen der den bestmöglichen Kompromiss für den jeweiligen Schützen bietet. (meine Definition!) Mit meiner Aussage wollte ich den (komplexen) Schussablauf nicht eben nur auf die Flugbahn reduziert sehen. Besonders weil es in der Natur des Menschen liegt, immer die scheinbar "einfache" Lösung vorzuziehen.
Ich bin (vielleicht zu unrecht) ein Verfechter von sauberer Technik und Training.
Ich respektiere aber jeden, der andere Meinung ist
Nachtrag: Danke an Fatz für die Grafik! Man lernt nie aus
