Im Hinblick auf die Thematik der (angeblich mangelnden) Kontrollierbarkeit von Regelungen, insbesondere bezüglich der Materialien der Bogen und Pfeile in der PB-Klasse soll Folgendes in den Raum gestellt sein:
Es geht hier um Normierungen, die ein Verband für seine Mitgliedsvereine aufstellt und die somit letztlich auch für dessen öffentlichkeits-/finanzwirksame Landes- bzw. Bundesmeisterschaften/Deutsche Meisterschaften Geltung beanspruchen sollen.
Daher ist eine Parallele zu vergleichbaren Regelungen und deren Handhabung in anderen Sportarten bzw. auch im Leistungssportbereich zielführend:
Dort haben die Athleten bzw. Teams die in den Regelungen niedergelegten Anforderungen, also Konformität des verwendeten Materials hinsichtlich Form und Zusammensetzung im Zweifel nachzuweisen.
Hierzu sei beispielsweise auf die Anforderungen beim Sportschießen (Waffen und Munition betreffend); im Bobsport (Schlitten und Anzüge betreffend); im Skispringen (Ski und Anzüge betreffend); im Biathlon (Ski, Anzüge, Waffen und Munition betreffend); früher auch im (Hallen) Schwimmen (vor dem Verbot der Anzüge) verwiesen.
Dieses erfolgt durch entsprechende Herstellerzertifikate bzw. Produktdatenblätter. Jene werden vor den Wettkämpfen von den Kampfrichtern einer umfassenden Kontrolle unterzogen.
In der Konsequenz werden Sportler, deren Materialien den Anforderungen nicht genügen bzw. die im Zweifel keinen Nachweis führen können disqualifiziert (letztes Beispiel: Vierschanzentournee 2015/2016).
Diese Verfahrensweise funktioniert bzw. es hat nur jeweils in den Anlaufphasen, will heißen bei der Einführung der Kontrollen einige Anlaufschwierigkeiten gegeben. Mit Fake-Nachweisen, kommt dort niemand weiter, zumal sich im Zeitalter moderner Kommunikationstechnik relativ schnell derartige als solche erkennen lassen können. Weiterhin sind die Kampfrichter entsprechend geschult.
Ich selbst habe auch in anderen Sportarten noch nie Wettbewerbe auf Landes- oder Bundesebene erlebt, auf denen die Kampfrichter nicht geschult gewesen oder "Pfeifen" waren. Man sollte dahingehend auch einstellen, dass sie meist selbst aus den besagten Bereichen kommen und somit zumindest ansatzweise schon wissen, worauf sie achten müssen bzw. wo die Einfallstore für Beschiss lauern. Zugegebenermaßen kann nie eine völlige Sicherheit erreicht werden (Stichwort Dopingkontrolle - manche rutschen eben durch...).
Dann bliebe das Argument, dass auf - zu Trainingszwecken nützlichen- Spaß-/privaten Turnieren solcherlei Kontrollen oft nicht oder nur rudimentär erfolgen können.
Dieses ist sicher zutreffend.
Jedoch wird man sich fragen müssen, was es einem Sportler nützt, der auf solchen Turnieren mit seinem Bogen und dessen Materialzusammensetzung bescheißt und dann - vielleicht sogar seinen Verein so täuschend - zu einer Qualifikation oder, wenn er dort auch noch durchrutschen sollte, über diese sogar zur bundesweiten/Deutschen Meisterschaft entsandt wird ?
Spätestens dort fällt er dann bei der Kontrolle durch, somit auf die Nase, sein Verein oder er hat umsonst das Startgeld entrichtet etc. .
Somit hätte dann das Regelwerk letztlich doch wieder seinen Zweck erfüllt.
Der einzig bittere Beigeschmack wäre, dass eben auf Privat-/Spaßturnieren mangels hinreichender Kontrollen durch solch eine Person die, ggf. ehrlicheren Schützen mit schlechterem Material zurückgesetzt würden.
Insofern dürfte das Argument mangelnder Kontrollierbarkeit entkräftet sein.
Im Hinblick auf den Bezug zum Schwimmsport noch eine Ergänzung zu dem, was Felsenbirne bereits erwähnte:
Ließe man alle Materialien für die Bogen der PB-Klasse zu, verschöbe sich der Wettbewerb um das beste Material wiederum nur auf eine andere Ebene...
Dem ist beizupflichten:
Im Hallen-Schwimmsport führte die Zulassung der Schwimmanzüge dazu, dass man letztlich fast nicht mehr nach der Form des Athleten, sondern nach dessen Konfektionsgröße und dem zur Verfügung stehenden Sponsor fragte, um möglichst schnell einen entsprechenden High-Tech-Anzug zu fertigen, auf dass mit diesem schneller als die Konkurrenz geschwommen werden konnte.
Das führte letztlich zu einer ausufernden Materialschlacht, im Zuge derer sich glücklicherweise die Masse der Nationen, die mangels entsprechender Finanzsreserven nicht mithalten konnte, zusammenschlossen und gegen diese Entwicklung opponierten, da sie, selbst wenn sie die körperlich besten Athleten gestellt hätten, nie hätten gewinnen können, da sie von denen mit den besseren Anzügen immer übertrumpft worden wären.
Das Ergebnis war letztlich, dass man die Anzüge generell verbot (außer bei Frauen

) – man schwimmt also wieder „primitiv“. In der "Primitiv" - Schwimmklasse.
Wie war das noch mit dem „Primitiv“-Bogen… ?
