Original geschrieben von kra
Ich gehe es mal von der graphischen Seite, gepaart mit meiner Beobachtung an: Wenn mein Bogen Set entwickelt ist das Zuggewicht in Standhöhe geringer als ohne diesen Set.
Nun, die Frage ist: IST das wirklich so?
Angenommen, wir hätte 2 Bogen aus identischem Holz, einer ist gerade, einer 9 cm deflex gewachsen.
Dann gäbe ich Dir Recht!
Während beim Geraden schon X# Zuggewicht aufgebracht werden müssen, um ihn auf 9 cm Krümmung zu bringen, sind es beim Deflexen 0.
Der Gerade hat also eine höhere Vorspannung, und es ist zu erwarten, dass seine Auszugkurve daher steiler ansteigt! Denn seine Fasern sind schon zu einem Teil gestreckt, während die des Deflexen noch ungestreckt sind!
Anders aber, wenn der Deflexe den Deflex durch Stringfollow bekommen hat, und vorher ebenfalls gerade war!
Denn auch die Fasern des Deflexen sind ja um das selbe Maß gestreckt, nur dass diese Streckung beim Entspannen nicht ganz zurück geht! DAS aber hat im Bereich des Auszugs keine Auswirkung!
Ich versuche es NOCH mal mit einem "Gleichnis":
Du hast 2 (gleiche) Federzug-Waagen.
Eine ist neu, und beim Entspannen geht der Zeiger auf 0 zurück.
Bei der anderen hast Du, als sie gezogen war, bei 10# ne Schraube rein gedreht. Die geht nur bis 10# zurück. Die Feder bleibt also dauerhaft leicht gestreckt.
Haben beide, bis 50# gezogen, die selbe Zugkraft? Natürlich! Dass eine "innere Struktur" (die Schraube) das vollständige Zurückgehen verhindert, ändert an der Leistung beim WEITEREN Auszug nix!
RICHTIG ist natürlich AUCH (um beim Beispiel zu bleiben):
Wenn die Waage überdehnt wird, sie also nur für Auszug bis zur 50#-Marke vorgesehen ist, aber über die Skala hinaus auf 80# gezogen wird, leiert die Feder aus und wird danach schon von einem 40#-Gewicht bis zur 50#-Marke gezogen! DAS ist es vmtl., was Du im Hinterkopf hast! Und DANN steht der Zeiger auch OHNE Schraube im entspannten zustand bei der 10#-Marke...
Sicher tritt aus DER Effekt zum Teil auf.. Aber eben nur zum Teil!
Meine Theorie ist:
Durch die enorme Belastung beim Auszug kommt es im Holz zu Verschiebungen. So wie sich ein Stapel Laminatstreifen, wenn sie nicht verklebt sind, beim Krümmen gegeneinander verschiebt, verschieben sich auch die Ringe bzw. Faserlagen. Die äußeren Fasern werden stärker gedehnt als die darunter liegenden.
Dabei passiert es, dass die inneren Bindungen zwischen den Lagen sich lösen, und aber an einer verschobenen Position wieder (zum Teil) neu verbinden!
Entspannt der Bogen nun, lösen sich diese neu verbundenen Stellen nicht ALLE wieder! Eine Art natürlicher Perry-Effekt...
So, als hätte man in den Stapel Laminatstreifen vor dem Krümmen einen einseitig mit Kleber bestrichen!
Während dann beim entspannen alle andern wieder in die gerade Form zurück gehen, bleiben die beiden "klebrigen" leicht gekrümmt!
Nicht viel, denn die Anderen biegen sie wieder zurück! Aber eben etwas!
Ihre Leistungsfähigkeit bei Vollauszug haben sie jedoch dadurch nicht eingebüßt! WENN sie nicht, wie die Zugwaage oben (bei 80#) ÜBERdehnt wurden, also vom elastischen in den plastischen Bereich gekommen sind!
Nu klar geworden, was ich meine?
Ich habe für diese Theorie keine Beweise, nur die (mehrfache) Beobachtung, dass ein Bogen, der Stringfollow hat, nicht schlechter wirft als ein nagelneuer, gerader.
Nicht zwingend! Es GIBT natürlich auch Überdehnungen! Aber eben nicht immer!
Rabe
Nachtrag:
Fundstück zum Thema!
>Guckst Du<
;-)