Bogenhannes hat geschrieben:
Mal ganz naiv gefragt, was ist eigentlich das Besondere an einem Hunnischen Komposit? Wo ist der Unterschied zu anderen?
Merkmale eines Hunnenbogens:
Soweit es die archäologischen Vorlagen zulassen, ergibt sich für den authentischen Hunnenbogen kein einheitliches Bild, sondern wie bei vielen Bogentypen eine Entwicklung in der Zeitschiene und je nach Herkunftsort. Es gibt Funde von den "Beschlägen" aus Geweihknochensubstanz, die aber selten in toto (also das komplette Ensemble eines Bogens) vorliegen. Weiterhin gibt es einige historische Abbildungen von Hunnenbögen (Felsmalereien, Ritzungen auf Knochenbeschlägen u.a.), die die Performance des Bogens zeigen. Dies alles ist zusammengefaßt in: Riesch & Rutschke (2012): Der hunnische Reflexbogen von Wien-Simmering. Waffen- und Kostümkunde, Heft 1, S. 77-120.
Grob die Merkmale:
- ein meist breiter (bis 80 mm) und meist langer (160 cm) Bogen, symmetrische und asymmetrische Typen (plus-minus)
- mit sehr langen (bis 40 cm) Wurfarmhebelenden (meist nur leicht geschwungen)
- Griff und Hebelenden mit Knochenplatten verstärkt
- abgespannt mit einem mittleren Reflex
- Zuggewichte wahrscheinlich jenseits von 60 lb
- typischer Aufbau der arbeitenden Wurfarme mit Sehnenschicht, Holzkern und Hornbelag (dieser manchmal aus mehreren parallelen Streifen)
Beispiele: Der Bogen von Khotan, der Simmeringer Bogen, der Niya-Bogen 95MN1M8, der Darya-Bogen
Hobbybogenbauer verwenden meist "moderne" Interpretationen von Hunnenbögen, wie sie von kommerziellen Bogenbauern vertrieben werden und die im Laufe der Kopiererei ein sehr einheitliches aber nichtsdestotrotz nicht unbedingt genaues Bild widergeben.