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Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 17:19
von Bogenede
Mir als privater Ab-und An-Babscher ist das ziemlich gleich. Ich klebe im gut belüfteten Keller oder im Freien. Handschuhe ? Nein, es gibt doch Lösemittel zum Reinigen. Meist denke ich nicht dran, falls ja, Latex. Beim Schleifen benutze ich allerdings eine Feinstaubmaske und Lederhandschuhe ( Glas sticht ).
Wenn man aber die Sache gewerblich betreibt sieht das anders aus. Da kommt die Berufsgenossenschaft ins Spiel. Diese fordert alle Datenblätter der verwendeten und zugelassenen Chemikalien bereit zu halten. In diesen steht alles zur Verarbeitung, Lagerung und Behandlung / Entsorgung.
Folgt man exakt diesen Anweisungen dürfte nach menschlichen Ermessen nicht mehr passieren. Ich denke der Hersteller wird nicht gern auf Zahlung verklagt und in die Pflicht genommen.
Bogenede
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 17:29
von Galighenna
Hehe Naja, wenn du die einen Formaldehydhaltigen Kleber an die Hände geschmiert hast, und diesen dann mit Aceton wegwischt, hast du Formaldehyd UND Aceton in die Haut bekommen, genau so dringen auch andere Ölige Lösungsmittel wie Universalverdünnung oder Reinigungsbenzin in die Haut ein. Es macht also keinen Sinn sich durch abwaschen mit Lösungsmitteln zu schützen, das geht nämlich nicht.
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 17:36
von Ravenheart
Also wenn ich mit Epoxi arbeite, benutze ich natürlich Gefahrenklasse 3-Säure-Base-Sicherheitshandschuhe, Schutzbrille, Integralhelm, Schussweste, Stahlkappenschuhe, Schnittschutzhose, Sauerstoffgerät und Brandschutzdecke...
...oder gar nix und mache hinterher die Finger bei Bedarf sofort mit Pinselreiniger sauber...
Warum ich so ironisch bin?
Na ja, man muss halt entscheiden, wie viel Sicherheitsaufwand man so treibt.
Ich rauche auch, und das gerne, und ich fahre ohne Helm Fahrrad, ich esse Gegrilltes NUR, wenn KEINE Folie drunter lag, und ich schleife Eibe auch OHNE Staubmaske...
EMPFEHLEN tue ich das alles nicht, sondern je das Gegenteil.
Aber übertreiben muss man auch nicht.
WO die Übertreibung beginnt, muss jeder für sich entscheiden.
my way:
Wollte ich einen ganzen Bogen mit Epoxi kleben, würde ich definitiv Einmalhandschuhe anziehen. Allein schon, weil es mühsam ist, das Zeug von den Fingern zu bekommen...
Für 2 Overlays ist MIR das nicht so wichtig. Ein paar Kleberspuren werden schnell wieder entfernt,und machen MIR aber keine Sorgen.
Rabe
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 17:42
von Bogenede
Richtig, es geht nicht, aber es klebt nicht mehr.
ABER, in meiner Lehrzeit als, heute heisst es Industrieelektroniker, 1962 - 1965, habe ich auch Pertinax gesägt und gefeilt, Säurebatterien von E-Gabelstablern umgebaut ohne Gummihandschuhe ( aus 2 mach 1 ) und bin am WE mit Dachdeckern asbesthaltige Fasadenplatten schneiden und nageln gegangen und siehe da, Lunge, Leber und Nieren sind lt letzter Untersuchung vor 3 Monaten immer noch ok.
Bei manchen Sachen wird heute einfach zuviel Wirbel gemacht.
Bogenede
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 17:55
von lonbow
Gibt es denn für den Epoxydharzkleber einen brauchbaren Ersatz?
Ist UHU-Hart für steife Verklebungen genauso stabil?
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 18:28
von Squid (✝)
Nee, zu spröde.
Und genau so giftig...
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 18:29
von Haitha
Ich und viele andere nehmen gerne Super bzw Sekundenkleber für Dinge wie zB. Tipoverlays, ist hier aber nicht das Thema.
Ich nehme auch Einweghandschuhe und beim Schleifen am Bandschleifer immer Feinstaubmaske und wenn möglich Absaugung. Feinschliff mache ich meist an der frischen Luft in der Sonne.
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 19:05
von Galighenna
Aus eigenem Interesse und weil ich denke, das jeder der sich dafür interessiert und sich effektiv schützen möchte die Möglichkeit haben sollte richtige und gute Informationen zu bekommen, hab ich jetzt nochmal genauer recherchiert und komme zu folgender Schlussfolgerung ->
Gegen die allgemein bekannten Lösungsmittel wie Aceton, Form- und andere Aldehyde, Xylol und Toluol schützen die Latexhandschuhe entweder gar nicht, oder maximal 10min, je nach Stoff. Nitril Handschuhe sind da etwas besser aber auch nur vernachlässigbar wenig.
Bei den meisten dieser Stoffe kann man sich diese Handschuhe also so ziemlich komplett sparen. Das ist auch ein weiterer der Gründe, neben dem, das es so selten vorkommt, warum ich beim Verleimen keine Handschuhe trage.
Wenn man das nachliest, und sich ernsthaft Schützen will, dann sind für diese Kleber Butylkautschuk-Handschuhe angesagt. Diese sind erheblich dichter gegenüber den betreffenden Schadstoffen. Kann man auch prima in der von mir gezeigten Tabelle sehen. Also vergesst Latex oder Nitril, denn bei Epoxy sind diese Handschuhe rausgeworfenes Geld, ausser es geht einem nur darum die Finger nicht klebrig zu bekommen.
Des Weiteren muss ich dem Raben recht geben, es ist eine Frage der persönlichen Gefahreneinschätzung. Hat man viel Angst davor, treibt man großen Aufwand, klebt man selten und ist vorsichtig und saut nicht rum, treibt man weniger Aufwand. Sicher ist das alles nicht, und gesund bestimmt auch nicht. Wichtig ist nur, das man sich das mit Verstand durchliest und sachlich darüber nachdenkt, ohne zu leichtsinnig oder zu ängstlich zu sein.
Ich liefere auch die Informationen nicht deshalb weil ich so viel Angst vor dem Zeug habe, sondern nur weil ich möchte das jeder der sich dafür interessiert, die Möglichkeit hat, sich effektiv zu schützen, wenn er glaubt das das für ihn sinnvoll ist.
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 19:12
von Squid (✝)
Ums mal zu relativieren:
Die Vorschriften mit den Horrorfolgen beziehen sich überwiegend auf den Arbeitsschutz.
Leute, die ein Arbeitsleben lang mit bestimmten Chemikalien arbeiten, müssen selbstverständlich aufpassen, dass sie sich nicht die Leber und das Fettgewebe mit lustigen Substanzen anreichern, die dann mit Ende 40 zu seltsamen Erscheinungen wie Sehstörungen, Tremor, Anämie und Verlust der Motorik führen.
Aber das gilt für "uns" - gemeint sind die Hobbybogenbauer - natürlich nur stark eingeschränkt. Wer einmal im Monat einen Bogen verleimt und dabei etwas Epoxid an die Griffel bekommt, wird davon weder krank noch spät-geschädigt.
Man muss es nicht tun, aber der Rabe hat schon recht: Rauchen, Grillen, Alkoholkonsum oder mal n Joint und natürlich Fahrrad ohne Helm sind deutlich gefährlicher...
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 19:20
von Felsenbirne
Squid hat geschrieben:4 die dann mit Ende 40 zu seltsamen Erscheinungen wie Sehstörungen, Tremor, Anämie und Verlust der Motorik führen.
Warum hackst Du immer auf mir rum. Nur weil ich ne Lesebrille brauche
Sorry musste sein
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 20:20
von the_Toaster (✝)
lonbow hat geschrieben:Gibt es denn für den Epoxydharzkleber einen brauchbaren Ersatz?
Ist UHU-Hart für steife Verklebungen genauso stabil?
GRIPOX und GRIPOX L von Grizzly Leim könnten was sein.
Ist auf Leinölbasis und soll völlig ungiftig sein.
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 20:25
von MoeM
Squid hat geschrieben:
Man muss es nicht tun, aber der Rabe hat schon recht: Rauchen, Grillen, Alkoholkonsum oder mal n Joint und natürlich Fahrrad ohne Helm sind deutlich gefährlicher...
Das sind aber auch Sachen, die explizit Spaß machen (auch wenn der ein oder andere das ein oder andere nicht nachvollziehen kann)!
Ich finde dies läßt sich hier eben nicht relativieren- allerdings soll jeder seine "Risikobereitschaft" selbst definieren!
Beim stöbern zum Thema hab ich üble Erfahrungsberichte in allerhand Glasbascherforen (Modellbau, Surfbretter, KfZ-Audio etc.) und dort war seltenst ein beruflich belasteter dabei, das geht offenbar schneller als man denkt!
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 20:48
von Bogenpeter
Hi,
Danke für die Details. Mir war z.B. nicht klar, dass die Einmalhandschuhe nicht gegen Aceton schützten.
Für alle, die die Gefahren wie Stäube und Giftstoffe nicht ernst nehmen: Mein Vater ist letztes Jahr innerhalb von 2 Monaten ohne Vorwahrnung an Lungenkrebs gestorben. War eben nur Raucher. Kleinzelliger Lungenkrebs, wie er auch gerne durch Asbest und Stäube verursacht wird.
Insofern finde ich diese Kommentare von Leuten, die sorglos damit umgehen und auch noch prahlen recht dumm, denn wenn die Statistik zuschlägt, ist der Spass vorbei. Und zudem machen Sie den Unwissenden an der falschen Stelle Mut.
Gruß Peter
Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 21:02
von eddytwobows
MoeM hat geschrieben:.../...
Beim stöbern zum Thema hab ich üble Erfahrungsberichte in allerhand Glasbascherforen (Modellbau, Surfbretter, KfZ-Audio etc.) und dort war seltenst ein beruflich belasteter dabei, das geht offenbar schneller als man denkt!
Naja, bei allen diesen Tätigkeiten, selbst wenn sie "nur" im Hobbybereich ausgeübt werden, wird mit wesentlich mehr Mengen gearbeitet, als beim Hobbybogenbau... rechne mal um, wieviel Material alleine in nur EINEM Surfboard steckt, daß verbraucht unsereins in 3 Jahren nicht, selbst wenn er jeden Monat einen Laminierten Bogen baut...
Wenn mit Glas gearbeitet wird, klebe ich mir die Handschuh > Ärmel Übergänge noch zusätzlich mit Kreppklebeband ab...
Anschließendes Duschen und sofortiges, separates Waschen der dabei getragenen Kleidung versteht sich natürlich von selbst, daß weiß und bestätigt jeder, der es schon einmal NICHT gemacht hat...
Ansonsten schließe ich mich Rabes und Squid Meinung an, fürs gelegentliche Arbeiten reichen Latex-Einweghandschuhe beim Kleben sowie ein anständiger Gesichts-/ Mundschutz nebst Kopfbedeckung und eine normale Absaugung mit nem Haus- oder Allesstaubsauger beim schleifen aus.
LG
etb
Edit...:
@Bogenpeter...
Mein Beileid zu Deinem Verlust...

Re: Gesundheitliche Gefahren beim Umgang mit Epoxydharzen
Verfasst: 22.01.2013, 21:12
von Bogensport Bernhard
Puh, mein Beitrag schlägt hier ja ganz schön hohe Wellen.
Die Gefahrenabschätzung ist hier natürlich jedem selbst überlassen. Ob diese nun wirklich objektiv geschieht ist eine andere Sache. Immerhin soll es ja noch immer Leute geben die ohne angeschnallt zu sein mit dem Auto fahren, weil sie da jemanden kennen der unangeschnallt aus dem Auto geschleudert wurde und natürlich nur deshalb den Unfall überlebt hat ;-)
Warum ich mich schütze?
Edit:Sicher nicht weil ich glaube, dass mich die Kleberreste einmal umbringen, aber...
...weil ich mir der Gefahren im Umgang mit Epoxydharzen/-klebern bewusst bin. Es ist eine Tatsache, dass die Bestandteile von Epoxydharzen höchst allergen sind und zudem sensibilisierend wirken. Diese unumkehrbare Sensibilisierung führt irgendwann zum Auftreten einer (Kontakt-)Allergie. Und hier meine ich nicht die paar Bläschen, die man bekommt, wenn man eine Orange isst. Wer schon mal eine starke Kontaktdermatitis gesehen oder sogar am eigenen Leib verspürt hat, weiß eventuell wovon ich schreibe.
Worum gehts mir?
Es geht mir hier sicher nicht darum Panik zu verbreiten, sondern es geht darum offensichtliche Gefahren aufzuzeigen bzw. wie man diese begegnen kann. Sicher gibt es den einen oder anderen der zahlreiche Bögen baut, das Zeug dauernd auf den Finger kleben hat und auch keine Symptome zeigt. Aber es gibt halt auch Leute, die Bauen einen oder zwei Bögen und babschen ein bisschen mit dem Kleber rum und können dannach nicht mal mehr in die Nähe von unausgehärtetem Epoxy kommen.
Ich für meinen Teil möchte das aber nicht ausprobieren. Daher versuche ich auch, mich bestmöglich zu schützen. Die Einwegbestandteile meiner Schutzausrüstung die ich beschrieben habe, kosten mich pro Bogen ca. € 4,50. Das ist nicht die Welt und das ist mir meine Gesundheit definitiv wert.
@Galighenna: Hier würde ich gerne etwas ergänzen.Es gibt Nitril-Handschuhe die ausreichend Schutz bei Epoxy bieten. Genauso gibt es auch Butylhandschuhe die keinen ausreichenden Schutz bieten. Es kommt nämlich auf die Durchbruchszeit drauf an. In dem im ersten Beitrag von mir angehängten Dokument wird ausführlich darauf eingegangen. Eines ist aber fix: Einweghandschuhe sind in jedem Fall ungeeignet.