Hach je....
nun, ich bin bereits 20 Jahre länger Pfeifenraucher als Bogenbauer...
Meine erste selbstgebaute war aus Kirschholz - ein zufälliger Glücksgriff - relativ...
Man sieht solche "Basteleien" immer wieder mal....
Hier also ein CRASHKURS in Sachen Pfeifenbau:
1. Das einzige wirklich ganz und gar geeignete Holz für Pfeifenköpfe ist Bruyere, das stammt von der Riesen-Baumheide Erica arborea. Davon wird aber beileibe nicht IRGEND ein Teil verwendet, sondern nur die wucherartigen Verdickungen der Wurzeln.
Diese - nur diese - haben einen so hohen Silicat-(Kieselsäure)-Gehalt, dass sie quasi unbrennbar sind.
2. Doch auch die Knollen - einfach getrocknet verwendet - wären geschmacklich allenfalls zum Abbeizen von Zahnbelägen verwendbar. Nein, die Knollen werden zunächst mal - je nach Güte des Herstellers - 12 bis 48 Stunden in Kupferkesseln gekocht.
Dieser Kochvorgang vernichtet die Eiweiße, Gerbsäure und Bittterstoffe, die sich naturgemäß im Holz befinden, dieser Vorgang träg elementar dazu bei, dass eine Pfeife überhaupt schmeckt.
3. Tja, und dann kommt das Zuschneiden. Die Übergangsbereiche zur nicht-verwucherten Wurzel sind zu weich. Sie würden trotz der Widerstandsfähigkeit des Holzes verbrennen. Die Kernbereiche der Knolle hingegen sind wieder ZU Hart und zu dicht. Sie nähmen kein Kondensat auf, die Pfeife würde sottern.
(Anmerkung: BEIDE Bereiche werden dennoch verwendet! Das sind dann die Pfeifen für 15 Euro im Grabbelkorb im Supermarkt!).
Die höchste Qualität haben die Randbereiche der Knollen. Leicht und noch ein wenig porös, aber feuerfest genug.
(4. Beim Zuschneiden wird auch gleich eine Vorauswahl nach der Maserung getroffen, denn eine Pfeife für 50,- Euro und eine für 150,- unterscheiden sich nur noch in den Punkten "Schönheit" der Maserung, Design und Qualität der Verarbeitung bzw. Oberflächenbehandlung.)
5. Nach dem Formen und Schleifen gibt es dann noch ein Qualitätsmerkmal, das ebenfalls rein ästhetischer Natur ist: Fehlerfreiheit. Bis 150,- Euro können Pfeifen Kittstellen haben. Makellose Exemplare liegen dann im Preisbereich 150 - 250,- Euro.
6. Und dann gibt es noch die Pfeifen von z.B. Dunhill, die bei 250 - 500 Euro liegen. Dunhill legt VOR der Endverarbeitung nämlich noch eine "Extrarunde" ein. Die Köpfe werden mit Kiessand gefüllt, in dem ein Heizelement steckt, und so noch mal einige Stunden extrem erhitzt. Damit fallen zum Einen Stücke mit versteckten Fehlern heraus - die platzen dann - wichtiger ist aber, das diese "Tortour" auch noch die letzten Reste an Ölen und Eiweißen aus dem Holz verdampft, was geschmacklich noch mal einen draufsetz...en soll - hab ich noch nie testen dürfen... (Bin ich Krösus?) ....
(7. In ähnlichen Preisbereichen liegen auch sogenannte "Freehands", das sind handgeformte Einzelstücke, entweder aus dem 50-150-Euro-Bereich bis hin zu der höchsten Qualitäts-Kategorie.)
Ihr seht, nicht jedes Stück Holz in Pfeifenform IST auch eine Pfeife.
Das einzige Holz, das sich NEBEN Bruyere etabliert hat, weil es ANSATZWEISE ähnliche Eigenschaften besitzt, ist Olivenbaum-Holz.
Die Behandlung bis zur Pfeife aber ist identisch.
Und nun zum Kirschholz:
In Ermangelung von Pfeifenholz wurden in Nordeuropa tatsächlich früher Pfeifen aus Kirschholz hergestellt. Eine Kirschholz-Pfeife schmeckt deutlich holziger, bitterer und "schärfer" als Bruyere, aber bei den damals verfügbaren Tabaken hat das vmtl. nur partiell gestört...
Alles andere Holz aber... hach je... (aber das sagte ich schon....)
Rabe