Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

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benz

Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von benz »

Anglia hat geschrieben: 2. Dämpfen:
Weiterhin wird der eine Tip dem anderen angepasst (mehr Reflex, und gerade an der Stelle macht das nochmal nen Zentimeter aus)
Den Rohling werde ich auf voller Länge dämpfen, allein schon um Spannungen im Holz abzubauen.
na dann misch ich mich doch auch mal ein  ;D

Haste du Erfahrung mit dem Dämpfen von Weißdorn? Klappt das gut?

Wie sieht Dein Hansdampf zum Dämpfen des gesamten Rohlings aus? Ich finde es schon nicht SO einfach Teilstücke von ca 30 cm gleichmäßig zu erwärmen....
Anglia
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Anglia »

Einmischung ausdrücklich erwünscht! :)

Nach meinen Erfahrungen lässt sich Weissdorn sehr gut dämpfen, das Holz darf aber nicht zu trocken sein (generell gilt, dass Holz bei 20-25% rel. Feuchte die idealen Dampfbiegeeigenschaften hat, und dass sich trockenes und abgelagertes Holz soweit verfestigt hat, dass es sich nicht mehr mit Dampf plastifizieren lässt).
Ein Teststück mit durchgehendem Rückenring ist mir erst bei einer Biegung von Radius/Dicke= <6 gebrochen (natürlich ohne Biegeband, Standardbiegungen generell beim Dämpfen werden ab ca R/D=30 nurnoch mit Biegeband gebogen). Das sollte eigentlich die guten Eigenschaften von Weissdorn zum Dämpfen verdeutlichen. Gummiholz hab ich aus Weissdorn noch nicht fabriziert.


Der Hansdampf:
...ist im Wesentlichen ein großer Topf mit einem Tauchsieder für Milchkannen (schätzungsweise 3,5-4,5 kw) der Topf hat einen Holzdeckel, der mit Panzertape festgeklebt ist und ein Loch für den Dampfaustritt hat. Zusätzlich habe ich den Topf mit Rockwolle isoliert. In diesem Loch sitzt dann das Verbindungsstück zum Dampfkanal (Ofenrohrwinkel und kurzes Verbindungsstück, der Winkel ist fest mit dem Dampfkanal verbunden).
Der Dampfkanal besteht aus vier Brettern, da Holz sehr gut isoliert und der Dampf so kaum abkühlt (der Kanal ist außen nach zwei Stunden gerade mal lauwarm). Am Ende des Kanals habe ich noch eine Klappe angebracht, die die Öffnung auf ca 1/3 reduziert um den Dampf noch besser auszunutzen.

Zum Dämpfen von kurzen Abschnitten habe ich noch einen kurzen Kanal, der an beiden Enden offen ist, und unten ein Loch hat. Der wird einfach direkt auf den Topf über das Loch im Deckel gestellt und der Dampfaustritt ein wenig an den Enden gehemmt (etwaas Rockwolle) aber NICHT! verschlossen
Allgemeine Warnung: so ein Dämpfer muss immer die Möglichkeit haben den Dampf loszuwerden, sonst fliegt er einem sehr schnell um die Ohren!!!

Werde noch ein besseres Bild vom Hansdampf nachliefern.

Übrigens gibt es diese Tauchsieder immer mal wieder für nen Appel und nen Ei in der Bucht.
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Al Fadee
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Al Fadee »

gefällt mir dein hansdampf
garnicht so schwer sowas zu bauen und durch den großen topf muss man auch nie oder nur selten wasser nachkippen.
wenn ich einen ganzen stave dämpfen würde würde ich ihn aber zwischendurch umdrehn, damit beide seiten gleich warm wird

al fadee
Ist das Design oder kann das weg?
Anglia
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Anglia »

@Al Fadee: Hansdampf würde etwa 3-4 Stunden ohne nachfüllen laufen, Wasserverbrauch ca. 6-8l/h.
Was ich vorhin vergaß zu erwähnen ist, dass der Dampfkanal 3 Stege im inneren hat, dadurch spare ich mir das Wenden, sonst wäre das aber bestimmt angebracht :)

Und nun noch ein Paar Fotos:

1. Hansdampf

2. Aufgezeichnete Form vor dem Aussägen, danach wurde sie noch gehobelt und etwas angepasst.

3. Form fürs Dämpfen, gepolstert mit purpurnem Samt (sieht auf sem Bild leider aus wie ein Teppichrest ::) )

4. Tillerwand mit der nun passenden Halterung für diese Gewichtsklasse und kugelgelagerter Rolle (möglichst wenig Reibung, um das Gewicht während des Tillerns genauer zu ermitteln)

Anglia
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Anglia »

Hansdampfs Dampfmenge
Anglia
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Anglia »

So, nach 1,5h dämpfen hab ich den Rohling jetzt auf der Form.

Jetzt kann er sich erstmal ein wenig ausruhen, mal sehen, was von der Biegerei auf dem Tiller noch übrig bleibt....
In der Zwischenzeit werde ich noch eine Aufhängung für die Waage bauen, sodass ich den Bogen später nicht mehr in der Halterung, sondern an der Waage befestige, dann habe ich immer das exakte Gewicht.

Also, erstmal warten... wenn Ihr noch Anregungen, Kritik oder Fragen habt, tit heb wi nu (für die, die im Plattdeutschen nich ganz firm sind: jetzt haben wir Zeit :) )

1. Hansdampf aus der Nähe

2. Eingespannter Rohling


Anglia
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Squid (✝)
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Squid (✝) »

Was ich nicht ganz verstehe ist, warum du den gesamten Rohling dämpfst, wenn es doch nur um das Anpassen von Recurves geht?

Nach der Dämpferei soltest du ihn aber auf jeden Fall eine ganze Zeit lang (minimum eine Woche, besser 1 Monat) trocknen lassen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Anglia
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Anglia »

Den Rohling dämpfe ich vor allem deshalb, da das Holz sehr zum Reissen neigt, und ich so Spannungen im Holz, die schon aufgetretn sind, verringere.
Und wenn ich schon die ganze Länge dämpfe, kann ich ihn ja dabei auch ein wenig zurechtbiegen... ;)
Diese Biegung würde ich allerdings noch nicht als Recurves bezeichnen....eher ein ausgeprägter Reflex (und den habe ich im Vergleich zur "natürlichen" Form des Rohlings ja schon ein klein wenig gemildert.

Abgesehen davon hast Du natürlich Recht, bei Esche z.B. hätte ich auch nur die Enden gedämpft.

Was die Trocknung betrifft, kann ich Dir nur zustimmen, vor allem, da das Holz vor dem Dämpfen noch nicht ganz trocken war (es ist allerdings erstaunlich, wie wenig Wasser das Holz beim Dämpfen aufnimmt, solange der Dampf nicht an dem Holz kondensieren kann und das passiert eigentlich nur wenn das Holz nicht vollständig im Dampf ist)

Anglia
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acker
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von acker »

Hallo,
Auf welche Art und Weise misst du den Feuchtigkeitsgehalt des Holzes?
Feuchtigkeitsmesser? Wiegen ?
Gruss Acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Ravenheart »

wg. Hansdampf:

@Anglia: Danke für die gute Dokumentation!
Was mir da nicht so gefällt ist die offen liegende Glaswolle!
Wird die auch noch erwärmt, steigen unzählige Glasstaubpartikel in die Raumluft auf, und die sind hochgefährlich!
(Lasst Euch von der Glaswolle-Lobby nix Anderes einreden! Ein Freund von mir ist Pathologe, und hatte schon oft die die Auswirkungen zu begutachten!)

Du solltest die Glaswolle so luftdicht wie möglich in Alufolie einkleiden, Fugendarin  mit Klebestreifen abdichten! Besser is das....

Rabe
Anglia
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Anglia »

@Rabe:

Werde mir Deinen Ratschlag zu Herzen nehmen, allerdings ist das Steinwolle und keine Glaswolle, dachte bisher das Zeug ist harmloser!?
Soweit ich weiss wurde da 1995 auch einiges in den Vorschriften geändert (verboten). Können die Auswirkungen, die Dein Freund festgestellt hat, vielleicht hauptsächlich auf Spätfolgen mit dem Umgang des alten Zeugs zurückgeführt werden?

Werde aber so oder so vorsichtiger sein :o man lernt nie aus....


@Acker: Generell bin ich ein Mensch, der gerne schätzt... ;) Sonst verwende ich ein Messgerät eines Tischlers, da weiss ich dass die Ergebnisse stimmen.
Wiegen gehr natürlich auch, aber da erfahre ich ja nur wann das Holz ganz trocken (nicht darrtrocken, sondern gebrauchstrocken in Bezug auf Bögen) ist, 20% fürs Dämpfen kann ich so ja nicht ermitteln....


Anglia
benz

Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von benz »

Anglia hat geschrieben: @Rabe:

Werde mir Deinen Ratschlag zu Herzen nehmen, allerdings ist das Steinwolle und keine Glaswolle, dachte bisher das Zeug ist harmloser!?
Soweit ich weiss wurde da 1995 auch einiges in den Vorschriften geändert (verboten).
das ist zwar völlig OT aber trotzdem indiesem Zusammenhang interessant. Ich dacht beim Betrachten der Bilder auch sofort in Rabes Richtung.

Für MICH waren die Begriffsänderungen: Glaswolle - Mineralwolle - Steinwolle lediglich von der Industrie eingesetzte Begriffsverwirrungen. So lange es Stunden auf der Haut juckt, brechen da in meinen Augen winzige Teilchen ab und die möchte ich nicht in der Lunge haben......

Weiß es jemand mit mehr Fachwissen besser?

Eine Alternative fällt mir, wenn es so richtig heiß wird, auch nicht ein....  :'(

lG benzi
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walta
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von walta »

http://de.wikipedia.org/wiki/Glaswolle

ich zitier einfach mal die wikipedia.

ich persönlich ziehe bei der arbeit mit glaswolle lange hose und langärmliges oberteil an. bünde mit gummi verschlossen und natürlich mundschutz.

grüsse
walta
---------------
dem die glaswolle nicht auf der haut jucken tut :-)
benz

Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von benz »

wenn wir mal wikipedia Glauben schenken ist das der entscheidende Satz:

"Steinwolle ist biolöslich in der menschlichen Lunge und stellt somit keine Gesundheitsgefahr dar"
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Ravenheart
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Re: Weissdorn Kriegsbogen Buildalong

Beitrag von Ravenheart »

Das ist Quatsch, "Steinwolle" ist eine Werbe-Trick. Die Zusammensetzung mag im Detail etwas anders sein, aber die Grundsubstanzen (und damit auch die Gefährlichkeit!) sind gleich... Silikate und Carbonate etc....

"Sand" is nix anderes als kleingemahlene Mineralien, und das daraus hergestellte "Altglas" auch nicht. Ob das nun die für Steinwolle angegebenen Gesteinsarten sind, oder andere, is nach dem Einschmelzen eh hinfällig.

Und das Problem ist nicht die Abbaubarkeit, sondern die Wirkung VOR dem (ggf.) Abbau: Nadelspitze "Mikrospeere" in den Lungenzellen, die zu langfristigen Mikrowunden und in Folge dessen da zu Narben- und Tumorbildung führen können.

Rabe

@benz: Leg doch mal ne Handvoll Steinwolle in's Wasser, und miss, wie lange es braucht, bis sie sich aufgelöst hat....
;D
Zuletzt geändert von Ravenheart am 16.07.2008, 12:15, insgesamt 1-mal geändert.
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