Nacanina hat geschrieben: ↑28.10.2022, 17:21
...
Finde den Fehler.
Also entweder brauchten sie viele Steinböcke für ihre Bögen, dann waren die auch stark bejagt.
Oder sie hatten andere Ressourcen.
Außerdem sind Steinböcke eben sehr gute Kletterer. Das hat schon seinen Grund.
Die vielen Bögen wurden ja anscheinend mit ins Grab gegeben, auch wenn sie in den seltensten Fällen erhalten sind.
Ich denke, das passt nur für Stämme außerhalb des originären Steppenverbreitungsgebietes, die dann auch nicht zwingend Skythen sein mussten.
Einen Fehler habe ich in meiner Argumentation leider nicht gefunden und auch du hast mich da nicht weiter gebracht...
Das originäre Verbreitungsgebiet der Skythen war (über die Jahrhunderte hinweg gesehen) von der Region des Altais (also der Westen der heutigen Mongolei) bis an die Grenze des Griechischen, also "ziemlich weit" mit sehr viel Gebirge dazwischen (s. Diercke Weltatlas). Die ausgegrabenen Kugane waren höchstwahrscheinlich den Fürsten vorbehalten, über "normale" Krieger weiß man eher aus Gräbern, die unterwegs für Verstorbene auf den Feldzügen angelegt wurden und die sich in ariden Gebieten erhalten haben. Das in beiden Fällen die Waffen beigelegt wurden versteht sich wohl von selber. Im einen Fall als Zeichen der Macht und des Reichtums, im anderen Fall als Teil der persönlichen Ausrüstung.
Ob das aber für die normalen Reiter ebenso galt? Ich zumindest habe eher Zweifel und maße mir deshalb nur Vermutungen an.
Wer zudem
"DIE SKYTHEN" waren ist auch nicht sauber definiert. Imho scheint die Einordnungen auf den Zeitpunkt des Begräbnisses, die kulturelle Einordnung der Fundlage und der Grabbeigaben sowie den Schilderungen der benachbarten griechischen Völker zu beruhen. Das Ganze für einen Raum von vielen 1000 km^2, verschiedenen geographischen und klimatischen Regionen und einigen Jahrhunderten und dann die Frage nach DER Länge DER Skythischen Pfeile?
Was aber sicher ist ist das die Wilddichte damals deutlich höher war als heute, und selbst heute findet man auf sehr vielen der Ovos in der Mongolei Hörner vom Steinbock als Opfergaben, und die Verfügbarkeit von Horn wohl gegeben war.
Umgekehrt stellt sich die Frage, was denn sonst für die Bögen als Baumaterial verwendet worden wäre? Das die Bögen eher kurz waren scheint gesichert. Das in den semiariden Steppenregionen (und bei den dort herrschenden Temperaturen) gutes Bogenholz Mangelware war sollte auf der Hand liegen. Und, sehr gutes Holz wäre für kurze Bögen zwingend. Für längere Bögen wäre das Problem auch nicht viel geringer, weil man dann bogentaugliches Holz in deutlich längeren Dimensionen benötigt hätte. Zudem verstärkt die nomadische Lebensweise und der Gebrauch vom Pferd aus den Hang zu kurzen Bögen. Und kurze sehnenbelegte Holzbögen ohne Horn auf dem Bauch sind auch heute nicht mit vielen Holzarten möglich.
Somit führt kaum ein Weg an Horn/Sehne Komposits vorbei, vor allem auch da diese Bauform sich für den Einsatz in semiaridem Klima hervorragend eignet. Reine Holzbögen (abgesehen von den oben geschilderten Randbedingungen) müssen in semiaridem oder aridem Klima, zudem bei Temperaturen zwischen +40° und -40°deutlich auf Sicherheit gebaut sein.
Nächste Frage wäre, welches horntragende Wild damals zur Verfügung stand. Wasserbüffelhorn (wie wir heute verwenden) mußte über sehr weite Strecken importiert werden. Sicher geschah das auch immer wieder (auch Dels aus Seide sind überliefert), aber auch dann stellt sich das Problem der Verfügbarkeit für zehntausende von Bögen mit denen nach deinen Worten die Reiterheere ausgerüstet gewesen sein sollten. Ein anderes Tier mit Hörnern in tauglichen Dimensionen wäre das Wild-Schaf (gleiche Fragestellung zur Verfügbarkeit...) und sonst evtl. noch die Steppengazellen in den ariden Randgebieten der Gobi, aber sonst....? Und der Bau mit den Hörnern der Wildschafe wäre deutlich aufwendiger. Das einzige Tier mit verwendbarem Horn das mir als ubiquitär für die Region zwischen Altai und deem griechischen Reich einfällt ist der Steinbock.
Wenn ich mal zusammenfasse (und ich hoffe ich mache da nicht wieder einen angeblichen Fehler) bleiben für mich nur diese Schlüsse:
1. das die Reiterheere nicht "ausgerüstet" werden mußten, weil jeder Reiter seine eigenen Waffen wie auch Pferde und sonstige Ausrüstung mitbrachte. Ist auch logisch - jeder kriegstaugliche Nomade war zugleich auch für den Schutz seiner Herden zuständig und auch Jäger. Und der Bogen waren seine tägliche Fernwaffe (wenn benötigt). Eine zentrale "Ausrüstung" eines Heeres hat zu viele Randbedingungen die in der Steppenregion, der Kultur und der Zeit sich nicht abdecken ließen.
2. Es führt wenig an Horn/Sehne Kompositbögen, wenn man in der Region eine effektive und dauerhaft Fernwaffe benötigte, vorbei
3. Es wurden eben nicht alle Bögen mit dem Besitzer begraben (hey, so ein Bogen war ein enormer Wert in der Steppe!).
Was mir (u.a.) noch aufgefallen ist, ist das niemand auf die Köcher als eines der längenbestimmenden Elemente für die Pfeile hingewiesen hat... Und auch da gibt es Funde.
Aber es scheinen sich doch alle einig zu sein, das die Länge der Pfeile zwischen <18 und >>24" lag, je nach Fundstätte, Zeit, Region usw.? Längen die auch von anderen Völkern belegt sind, die mit dem Bogen vom Pferde gejagt haben.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw