Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Chirurg » 14.04.2022, 08:54

Bin gespannt, ob er diese schöne Form alleine nur mit der Sehne hält. Der äußere Wurfarmbereich ist perfekt Reflex geblieben. Vorher lange genug am Tillerbrett mit den Tepliks “Erziehen” und dann die Sehne drauf. Die ganzen Reparaturen scheinen dem Bogen gut getan zu haben. Hut ab, Herr Neumi ;)

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 14.04.2022, 13:47

Danke und ich bin auch sehr gespannt (habe auch ein Bild im Kopf wie sich die Biegung mit Sehne verändern wird, mal sehn ob ich das richtig einschätze). In den nächsten Tagen weiß ich genaueres 🙂
Apropos Reparaturen: Ich hatte sukzessiv die Risse in den WA mit Leim gefüllt, was auch ganz gut geklappt hat.
Grüße - Neumi
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 17.04.2022, 19:41

Vorhin habe ich mit einer Behelfssehne aufgespannt und eine Seite hat deutlichen seitlichen Verzug - hätte mich auch gewundert, wenn's gepasst hätte ::)
Jetzt sehe ich 2 Möglichkeiten, nämlich entweder Sehnen im schwachen Bereich auftragen (was ich wohl auch tun werde) oder die stärkere Seite schwächen. Schwächen halte ich für eine schlechte Wahl, da der Bereich stabil sein soll.
Im Foto habe ich eingezeichnet auf welche Seite die zusätzlichen Sehnen kommen werden (es sieht auch so aus, als hätte ich bei der letzten Sehnenlage geschlampt und einseitig weniger Sehnen aufgetragen). Ich werde aber nicht nur auf einer Seite Sehnen auftragen, sondern beide WA-Enden/Knie mit Sehnen verstärken, nur eben auf der schwachen Seite mit einer größeren Menge.
Im Bericht "INVESTIGATIVE REPORT ON BOW AND ARROW MANUFACTURE IN CHENGTU" wird die Sehnenmenge für die Bogenknie mit 35,5% angegeben - das erschien mir etwas viel zu sein, aber macht wohl Sinn. Der Bereich ist leider nicht weiter eingegrenzt, aber ich kann mir vorstellen dass die Knie und der Bereich ca. 15 cm davor gemeint ist.
Wenn jemand ne bessere Idee hat als zusätzlich Sehnen aufzutragen immer her damit :)

abweichung eingebunden.jpg
hier sind die WA noch eingebunden
aufgespannt01.jpg
Insgesamt sieht die Biegung ganz gut aus und Gewichtsmäßig ist der Bogen schon fast optimal ausgewogen
Verzug01.jpg
hier sieht man deutlich den seitlichen Verzug
Sehnen auftragen.jpg
die Seite für die zusätzlichen Sehnen = rot markiert
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von schnabelkanne » 17.04.2022, 20:37

Servus,
mit der HLP vorsichtig erwärmen und etwas gegenbiegen und fixieren.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 17.04.2022, 20:51

Das macht keinen Sinn, der Bogen ist abgespannt gerade. D.h. er verzieht sich weil eine Seite schwächer als die andere.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 17.04.2022, 20:56

Hi Neumi,

Erziehungsarbeit mit Wärme ist normal und ich würde es damit probieren. Das Verdrehen der Wurfarme ,kann bei den langen Hebeln und gerade am Anfang beim Aufspannen
passieren... Da direkt mit Kanonen zu schießen halte ich für übertrieben. Hornbögen können schnell aus der Balance gebracht werden, wenn sie ungleichmäßig belastet werden, besonders mit langen Hebeln.
Wenn die Korrektur damit nicht gelingt oder von Dauer ist ,kannst du immer noch Sehnen aufbringen ;)
Sonst sieht es gut aus...
Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Chirurg » 17.04.2022, 21:57

Neumi!
Sehe ich so wie Hieronymus, würde ich auch zuerst mit Wärme und Biegen versuchen (macht auch Karpovicz, Gailer und auch Stiliyan Stefanov auf Youtube so), ausgenommen Du misst einen deutlichen Dickenunterschied im Sehnenbelag und dann gibt es noch die Schlaufe zum Erziehen. LG Stephan

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 17.04.2022, 22:04

Das leuchtet mir überhaupt nicht ein. Der Bogen wird ja nicht ungleichmäßig belastet, sondern verzieht weil eine Seite schwächer als die andere ist. Ich kann nicht erkennen wie ich hier mit Wärme etwas ändern könnte.
Das müsst ihr mal bitte erklären.
Grüße - Neumi
P.s.: ich sehe gerade noch den Beitrag von Stephan. Was soll eine Schlaufe bei seitlichem Verzug bringen? Die wird doch benutzt um die WA in Balance zu bringen.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Bogenbas » 18.04.2022, 11:14

Also ich würde das eigentlich so wie du einschätzen, Neumi. So kurze Bögen sind sehr hibbelig, da kann man extrem viel seitlichen Verzug durch Nacharbeit und somit auch durch Auftragen korrigieren. Und wenn du auch noch überzeugt bist, auf der schwachen Seite weniger Sehnen Aufgetragen zu haben, ist es ja auch nur logisch dort noch was nachzulegen. Nur hast du meiner Auffassung nach die falsche Seite rot markiert. Müsste nicht die Seite, zu der er hinkippt, verstärkt werden? Und ist das dann überhaupt die Seite wo weniger Sehnen drauf sind?
Lg Christian

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 18.04.2022, 16:08

Ich werde auf der markierten Seite, vom Griff bis ins Knie, Sehnen aufkleben.
Wenn's die falsche Seite ist, macht's nix. Kann man ja leicht wieder entfernen ☻
Auf 2 Wochen mehr Wartezeit kommt's nicht an.
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von fatz » 18.04.2022, 17:02

Ich seh nicht, warum das die falsche Seite sein sollte...
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 18.04.2022, 17:46

@ Neumi kannst du denn dort einen Unterschied in der Dicke Messen?
Wenn du an dem langen Hebel ziehst und kippst die Bogen Enden versehentlich nach rechts oder links, dann dehnst du die Sehnenlage auf der eine Seite mehr wie auf der anderen Seite und dann kippt der Arm. Das kann durch Drücken in die andere Richtung korrigiert werden. Hornbögen verhalten sich da etwas anders wie Selfbows.

Gruß Markus
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Neumi » 18.04.2022, 18:15

Markus, danke für die Erläuterung. Tatsächlich kann ich ca. 1 mm Differenz an den äußeren/seitlichen ca. 7 mm feststellen.
Und beim einbinden/aufspannen der WA habe ich darauf geachtet, dass ich gleichmäßig ziehe/belaste.
Ich hab bei der letzten Sehnenlage und nur bei diesem WA geschlampt 🙄 (ich kann mich erinnern, dass ich die Sehnen etwas lustlos zerfleddert drauf geklatscht hatte).
Deswegen wird mit etwas zusätzlichen Sehnen nachgebessert (Nachbessern ist eine meiner Spezialitäten ☻).
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Hieronymus » 18.04.2022, 18:29

Neumi hat geschrieben:
18.04.2022, 18:15
Tatsächlich kann ich ca. 1 mm Differenz an den äußeren/seitlichen ca. 7 mm feststellen.
OK. Dann auf zu neuem ''Babschen'' der Sehnen ;)
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Re: Mandschu warbow - Baubericht eines Langzeitprojektes

Beitrag von Chirurg » 18.04.2022, 23:07

Hallo Neumi!
Wenn deutlicher Dickenunterschied im Sehnenbelag, dann mit Sehnen ausgleichen, habe ich ja geschrieben. Wenn beim Aufspannen des Bogens Seitverwindungen, Verdrehungen etc. bestehen, dann wurden die Bereiche erwärmt und mit Händen und Füßen im aufgespannten Zustand zurecht gebogen. Der Bogen wurde auf den Boden gelegt und mit dem Fuß am Boden fixiert und seitlich mit den Händen bds. hoch gebogen. Deflexe und reflexe Bereiche wurden erwärmt und mit Händen und Füßen durch Druck und Zug nachkorrigiert, ebenso Verdrehungen. Reflexe oder stärkere Bereiche im aufgespannten Zustand mit Schlaufen über einen längeren Zeitraum erzogen ( bei seitlicher Verziehung die Schlaufe als Stirnband verwenden, am Bogen bringt die Schlaufe in diesem Fall natürlich nix). Der Bogen wird sich im Laufe der Zeit immer wieder etwas verziehen (Lagerung, nach Aufbringen eines Backings…) und muss nach jedem Aufspannen auf diese Weise wieder ausbalanciert werden, erst dann kann geschossen werden.
lG Stephan
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