Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Hier kann man seine selbstgebauten Sachen zeigen. Nicht für Händler zum Vorstellen neuer Artikel gedacht.
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Crat Tarakt
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Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von Crat Tarakt » 24.01.2021, 07:09

Guten Morgen,

das Ding mit den Nummern habe ich ja schon hinreichend erklärt. Nr. 5 ist demnach der erste wirklich "ambitionierte" Bogen, der sich nach Abschluss auch Bogen schimpfen darf. Nr. 1+2 sind tot. Nr. 3 pink. Und Nr. 4 hat mir gestern fast die Hand gebrochen, also geht der nochmal in Revision.

Wie auch immer, am Anfang war Licht, und Gott sprach lass dort erklingen AC/DC...nö...eigtl. nicht. Ich glaube als Inspirationsquelle wähle ich diesmal Knorkator. Gesagt getan, ging es dann vor rund 20 Tagen ans Werk. Ich hab mich dann so gut wie möglich an die Schnellanleitung für Ungeduldige, oder auch Papas mit wenig Zeit, trotz Corona gehalten. Bevor das, ging's aber erst mal auf Ressourcentour quer durch'n Taunus:

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Wie man sehen kann leuchtete mir Gott auch diesmal den Weg...mitten in eiskalte Matschepampe. Sein Glück das sich in der Nähe auch erwünschtes Haselstämmchen befand. Praktischerweise konnte man entlang der Bach und Fischteiche auch jede Menge einwandfrei gewachsene Pfeilrohlinge aus Hasel und Erle finden. Zu Hause angekommen wurde erst mal die Rinde entfernt und der Rohling geformt, bevor ich ihn dann mit Acryllack versiegelt und 1 Woche zum trocknen abgelegt habe.

BildBildBild 2: Begradigung des nassen Holzes mit Schraubzwingen.

Die Zwischenzeit nutzte ich um neue Pfeilspitzen zu basteln und mir eine "Zielscheibe" aus Sperrmüll zu bauen. Die Schritte beim Pfeilbau-Spitzen: 1. Entrinden, 2. Begradigung mit Schraubzwingen, 3. Vorbohren, 4. mit Cuttermesser einkerben, 5. mit Schlüsselfeile die Nocken aussparen, 6. mit Minihobel und Spitzer Spitze anspitzen, 7. 3x lackieren(Acryl Eintopf), 8. Spitze aufkleben(mit Sekundenkleber), 9. Spitze wickeln(mit Nylon, weil = guter Kleber wenn man's anzündet, ergo besser als Knoten), 10. Isoband straff aufziehen(so flach wie möglich), 11. Schrumpfschlauchgamaschen als Abschluss, 12. Wachs druff

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Nach einer Woche ging es dann mit dem Rohling weiter. Hobeln, schleifen und dann offenbarte sich der einzig übriggebliebene Längsriss, der vor weiterer Bearbeitung natürlich erst verleimt werden musste. Ich benutze für alle Verleimungen pauschal Fischleim. Der brauch natürlich deutlich längere Trockenzeit als Ponal.

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Desdewege konnte ich dann mit der Befiederung der Pfeile weiter machen. Schritte: 1. Federn in 120° mit Sekundenkleber, 2. Bindung mit Nylon, möglichst nur 2-3x durch die Federn, 3. Isoband über Bindung und alles mit Feuerzeug verkleben, 4. (optional) Gamaschen aus Schrumpfschlauch, 5. Als Endbeschichtung Wachs(egal ob Biene oder Kunstwachs). Zur Pflege nach Nutzung regelmäßige Überholungsbeschichtungen und Säuberung Glycerin-Lappen.

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Nachdem dann alle Risse verleimt(Fischleim) bzw. verschlossen waren(Acrylspachtel), konnte der finale Schliff angesetzt werden, der gewünschte Jahresringflammen hervorbrachte. Teilweise hab ich auch noch mit dem Schnitzmesser geschabt, wenn noch dickere Stellen vorhanden waren:

BildBildBildBildBild 2+3: verleimte/verschlossene Risse

Zwischendurch entstand auch noch das Papa-im-Covidanzug-Bild. Wie auch immer, die Form war nun gegeben und stabil. Somit konnte meine Lieblingsarbeit beginnen. Deko. Im Prinzip wollte ich nur den Griffbereich absetzen und eine Lederoptik verpassen. Die Wurfarme sollten ihre natürlich Form und Maserung durch Klarlack erhalten. Historie hin oder her, wobei das mit Acryl ja eigentlich schon rum ist, hab ich wo immer sinnvoll praktischen Nutzen dem Vorzug gegeben. Im Fall von Acryl stellt es sich z.B. so dar. Schellack hab ich, kann ich, kenn ich. Ebenso Birkenpech und andere historische Materialien. Man muss hier an einem Punkt ganz klar Nutzwert, Zeitfaktor und Kosten aufwiegen. Und Acryl ist nahezu universell einsetzbar. Hält auf nahezu allen Untergründen. Ist mit nahezu allen anderen Beschichtungsmitteln kompatibel und billig. Nichtsdestotrotz hab ich die erste Schicht mit Schellack gemacht, nur um zu demonstrieren wie der Möbelrestaurator das macht:

BildBildBildSchellack: immer mit Ballen und dann zur Pollitur mit Tripel abziehen(Bild 1)
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Im vorletzten Bild sieht man wie ich die Schnurnocken mit Gummi umwickelt habe, um die Schnur zu entlasten, wegen der Kanten. Die Sommer Version sieht man dann im nächsten Bild, und die Version für'n Winter im Bild danach. Außerdem eine Übersicht meiner Zusatzausrüstung: Ultraläufer-Rucksack(quasi Geschirr), Selfmade-Köcher, Werkzeuggürtel mit Fleischerbeil(Machete), Mini-Spaten wenn Spitzen abbrechen und im Erdboden verschwinden, und eine Allzeit bereit Gartenschere, da ich jede Gelegenheit nutze um Pfeilschäfte zu sammeln. Die Ansprüche werden ja immer höher, da nimmt man nicht mehr jeden Schrott.

BildBildBildBild

Und noch ein paar Nachreichungen als Direktlink.

https://i.imgur.com/0JU1mJT.jpg
https://imgur.com/KBDJSHj

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Re: Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von schnabelkanne » 24.01.2021, 10:43

Servus, um den Tiller(Biegung) des Bogens zu beurteilen, braucht es Bilder vom Bogen von der Seite, möglichst Paralelle Ebenen und zwar vom abgespannten Bogen und ein Bild mit Auszug.
Lg Thomas
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Re: Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von fatz » 24.01.2021, 15:19

Und weil wir schon bei den Bildern sind: Lad sie bitte hier hoch. Bei externen Webseiten sind die nach ein paar Monaten weg und der Thread hier ist fuer den Eimer
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von klausmann84 » 24.01.2021, 15:51

Praktisch an hier hochgeladenen Bildern (gerne auch nen Auszugfoto) ist auch dass man drauf klicken kann und dann das große Foto (bis zu 2 MB) betrachten kann, gerade für Details wie den Riss. Der sieht mir so aus als wäre da ne recht große Klebefuge geblieben, ob Fischleim das mitmacht? Habe allerdings keine Erfahrung mit so ner Reparatur und vielleicht täuscht das Bild.
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.

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Re: Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von Crat Tarakt » 24.01.2021, 18:40

Edit Markus: Bitte kein Vollzitat des direkt vorhergehenden Beitrags. Danke.

Warum sollte ich Fischleim zum verfugen nehmen? Die "Klebefuge" war ein Trockenriss, den ich zu gespachtelt habe, mit Acrylspachtel. Verleimt ist nur der zweite Längsriss der ein Stück Holz hat abspringen lassen.

Und ja, der Bogen hält. Der hat heute 6 Stunden Dauerberieselung ausgehalten, im Schnee und bei größtenteils vollem Auszug, der bei mir durch die Pfeillänge auf max. 85cm limitiert ist.

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Re: Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von klausmann84 » 24.01.2021, 19:54

Wenns funktioniert ist gut. Das mit dem Acrylspachtel hatte ich überlesen. Kam direkt hinter Fischleim. Spaltfüllend ist der Spachtel sicherlich. Ob er sonst einen Zweck erfüllt? Ist das das Maleracryl oder n anderes Produkt? Wie gesagt der Erfolg gibt dir dann recht. Hoffe er hält noch lange. Viel Spaß mit dem Teil!
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Re: Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von Crat Tarakt » 24.01.2021, 20:18

Edit Markus: Bitte kein Vollzitat des direkt vorhergehenden Beitrags. Danke.

Zum Füllen kannst auch Beton nehmen, insofern das nicht die Balance des Bogens negativ beeinflusst. Es wird immer zu Epoxid geraten. Das benutzen Schreiner aber schon seit Jahren nicht mehr. Im Bogenbau scheint's aber überlebt zu haben?

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Re: Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von klausmann84 » 24.01.2021, 20:37

Ja können kann man vieles, das ist die eine Sache, obs Sinn macht ne andere. Maleracryl hält nicht viel aus in Sachen Kohäsion, zumindest das Zeug was ich kenne und hat ne relativ geringe Adhäsion auf vielen Materialien. Man kanns ja einfach von vielen Oberfläche mit nem.Fingernagel abknibbeln. Versuche das mal mit Epoxy. Wenn deine verfugte Stelle hält glaube ich nicht daran, dass es am Acrylspachtel liegt.
Beton... Bisschen unflexibel. Bei einem Werkstück, dass sich biegen soll vielleicht nicht ganz unwichtig. Und Schreiner arbeiten zwar auch mit Holz, aber ein Tisch oder Stuhl muss sich auch nicht biegen oder ähnlichen physikalischen Belastungen standhalten wie ein Bogen.

Viele Grüße!
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Re: Nr. 5 lebt - Doku des ersten Bogens

Beitrag von Markus » 25.01.2021, 10:02

Hallo Crat Tarakt,
bitte zitiere nur sinnvoll und maßvoll. Vollzitat des direkt vorhergehenden Beitrags sind weder noch, sondern stören nur den Lesefluss. Danke.
Gruß,
Markus

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