Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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KnechtKarl
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von KnechtKarl » 17.07.2020, 22:29

Ich bewundere Euch alle. Voller Neid, aber auch voller Bewunderung.

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locksley
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von locksley » 18.07.2020, 00:22

shokunin hat geschrieben:
17.07.2020, 21:44
Danke Euch :)



Und auf die Gefahr hin, dass es langweilig wird... hier noch eines... auch unfertig, ohne Scheide...
Griff in Ulme und Edelstahl, Klinge aus C-Stahl
Zeig ruhig noch mehr, und Du darfst auch philosophieren. Sowohl Deine Handwerkskunst als auch Deine Beschreibungen mit philosophischen Schlenkern, bereichern das Forum und sind unterhaltsam und haben noch dazu Hand und Fuß.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

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shokunin
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von shokunin » 18.07.2020, 06:44

Danke nochmals :)

Langsam komme ich auf dem Grund der Kiste der versandeten Messerprojekte an. Jetzt muss ich bald entweder wieder ein paar fertig machen, oder richtig unfertige zeigen... :-\
Ich hatte ja eine Weile lang mit dem Gedanken gespielt, Messer für den Verkauf zu bauen. Das hier sind quasi Experimente dazu oder Prototypen, wenn man so will.
Ich hab' dazu für mich ein paar (vorerst...) Griffvarianten entwickelt, alle mit Steckangel und Zwingen, die ich beliebig giessen kann. Das ist eine Methodik, die ich auch in meinem Dayjob als Goldschmied anwende. Fast alles, was ich produziere, wird als Modell entwickelt und dann abgeformt und gegossen. Das verringert den Materialeinsatz und die Arbeitszeit. Und über Zeit baut man einen Fundus auf, den man im Einzelfall dann ja auch noch anpassen und ummodeln kann.
Klar, ich hab' Maschinen und was nicht alles... mittlerweile. Da kann man schon neidisch werden, wenn man am Anfang steht. Am Anfang hab' ich aber auch nur mit Feile und Schmirgelpapier gearbeitet. Und vieles mache ich heute noch so, weil es kontrollierbarer ist, weniger saut und weniger Lärm macht. Griffe z.B. forme ich zu 90% Freihand mit umgeschliffenen Karosseriefeilen.
Und wie in meiner philosophischen Ausschweifung schon gesagt, es ist eben ein aufbauender Prozess, die Summe Jahre lager Arbeit. Die Arbeit schliesst das handwerkliche Können ein, den Fundus an Formen, Materialien, die man über Jahre sammelt und aufbereitet, und auch Maschinen, die einem ja in aller Regel nicht zufliegen. Auch die sammelt man, in meinem Fall über einen Zeitraum von 30 Jahren, an.
Das war ja der Punkt zu Thema "Machen"...
Man entscheidet nicht eines Tages, dass man Marathonläufer werden will, und läuft dann von null weg den brasilianischen Jungle Marathon ...und gewinnt ihn möglichst noch. Man rackert sich über Jahre hoch bis man die Kondition hat. Beim Marathon kommt keiner dran vorbei, ihn sich bescheiden, und vor allem kontinuierlich, zu erarbeiten.
...und im Handwerk eben auch nicht, wenn man es auf einem Niveau betreiben will, für das einem Andere Geld geben würden.
Das geht hier nicht unbedingt an @knechtkarl und soll bitte auch nicht irgendwie als Kritik gewertet werden. Jeder kann derartige Arbeiten produzieren - man muss es einfach machen, dann geht es schon und wird immer besser.
Es ist aber wie der Marathon, für den man Jahre lang im Morgengrauen laufen gehen muss.
Man muss es wollen und dann machen - es kostet aber Energie und Zeit (...auch etwas Geld, im Falle von Bastelhandwerk, hauptsächlich aber Zeit. Ich halte es mit meinen Hobby-Basteleien übrigens so, dass sie sich finanziell selbst tragen müssen. Ich sammle ständig Dinge, die ich brauche, gebe aber auch ständig überschüssiges Material und Geräte wider ab. Im Grossen und Ganzen halten sich da Kosten und Einnahmen in etwa die Waage.)

Und nun, damit das nicht zu trocken wird, nochmal ein kleines, sehr alltagstaugliches Messer.
Das Ding ist aus Kirsche, Bronze und C-Stahl Klinge - noch nicht fertig montiert und verklebt.
Die Klinge ist so ca 4 Finger breit, also, verglichen mit vorherigen Exemplaren, eine wirklich sinnvolle Grösse für Freizeit, Wandern, Bogensport etc. Grösser braucht im Outdoor Bereich eigentlich kein Mensch, denke ich.

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von fatz » 18.07.2020, 08:02

Mark, kann sein, dass ich das irgendwo ueberlesen habe, aber wie kriegst du das Loch fuer den Erl in den Griff? Bei mir ist das immer ein ziemliches Gemurkse mit einem vergewaltigten Bohrer
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von Spanmacher » 18.07.2020, 10:38

Alles, was man hier zu sehen bekommt, ist eine wahre Augenweide. Von allen Messermachern.

Dass Mark uns wieder teilhaben lässt, freut mich aber besonders.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von shokunin » 18.07.2020, 12:21

Ich freu' mich auch über die Chance, hier wieder mal ordentlich angeben zu können... ;D

@Fatz,

Ich hab' mir dafür eigene Bohrer gebaut.
Mit denen kann ich auf 15cm durchbohren und auch Schlitze stechen.
Ich zeig' sie mal, wenn ich die Kamera zur Hand habe. Prinzipiell handelt es sich dabei aber um Hartmetallstäbe, die ich längs genutet und angespitzt habe. Mit denen kann man bohren, der Clou ist aber, dass sie dabei so heiss werden, dass das Holz förmlich "verdampft". Ich kann also endlos tief rein, weil ich irgendwann keine Späne mehr produziere und ich kann kreuz und quer schneiden.
Und noch zur Warnung - Stahl geht hier absolut nicht!
Mein erster Versuch war mit einer Fahrradspeiche, die hatte ich dann irgendwann im Gesicht stecken. Stahl wird natürlich weich und man muss schnell fahren, damit's heiss wird. Ich hab' den Fahrradspeichenbohrer aus Unachtsamkeit frei stehend (also nicht in der Bohrung) anfahren lassen und der war nach einem Senkundenbruchteil abgedreht und flog mir entgegen.
Also Glühender Eisenstab bei 5000 UPM = keine Gute Idee, auch wenn er natürlich bohrt.

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von apaloosa » 18.07.2020, 13:52

Hallo Mark,
das ist keine Angabe ;) sondern eine Ansage..... einfach mal anfangen und machen (hast du doch so schön geschrieben).

BG
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von fatz » 18.07.2020, 16:01

@Mark: Danke. Wenn du mal die Kamera in der Hand hast, waer ein Foto davon schoen.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von KnechtKarl » 20.07.2020, 12:06

Prinzipiell bin ich mit meinen Werken recht zufrieden. Zumal es grösstenteils Repliken sind oder zumindest historisch angelehnt.
Ob andere dafür Geld geben wollen, ist nicht unbedingt mein Maßstab (obwohl der ein oder andere mir schon fiskalischen Ausgleich angeboten hat), ich habe viel Freude am Prozess der Herstellung und auch Spass an den Produkten. Das meiste kann man so ja gar nicht kaufen oder es ist unerschwinglich.

Aber ich bewundere und beneide Euch trotzdem, ob Eurer Präzession und Akkurattess.

Hier ne schnöde Dreikantfeile, transformiert in einen "Gnadgott", in zweilagig gearbeiteter Lederscheide.
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von shokunin » 20.07.2020, 19:02

Mit den Sachen kannst Du auch zurecht zufrieden sein :)

Ich hoffe, Du hast mich hier nicht missverstanden.
Aspekte wie Präzision sind oft nicht ausschlaggebend, besonders wenn es um Repliken geht. Da ist es wichtiger man bleibt dem Original in Technik und Optik treu. Sonst wirkt es ja neu und nicht authentisch.
Von da her ist das, was Du hier zeigst, auch absolut stimmig und authentisch und ich find's klasse.
Und ich nehme an, es gäbe auch reichlich Leute, die Geld dafür geben würden ;)

Und man (ich) kann das eben auch bewundern und dich beneiden - nämlich um das notwendige Wissen, so etwas zu fertigen.
Mag sein manches, was ich mache, kann nicht jeder...das ist bei dir aber das Gleiche. Technik hilft wenig, wenn man nicht weiss wie ein historisches Stück ausgesehen hat, oder welche Materialien und Techniken damals gängig waren.

Mir ging es in meinem Post vorhin also gar nicht darum, ob man es schafft, seine Werke zu verkaufen, oder sie wie Industrieware erscheinen zu lassen. Oft ist gerade ein gewisser Grad an Freiheit das, was handwerkliche Arbeit ansprechend macht. Ich suche da auch immer ein Gleichgewicht. Ich gehe bis zum Punkt, wo mich nichts mehr stört, lasse aber z.B. Bearbeitungsspuren sichtbar und das Auge ist immer das Maß der nötigen Präzision.

Naja, und man kann ja immer alles verkaufen. Frage ist nur für wie viel...
Gemeint war hier, ob man etwas bieten kann, in dem Andere einen Wert sehen, weil sie es nicht selbst machen könnten. Wenn man an dem Punkt ist, und Du bist es, dann hat man schon etwas erreicht. Und das geht eben nur, wenn man Einiges an Zeit und Mühe investiert hat.

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von kra » 21.07.2020, 21:17

Mark,ich bin immer wieder begeistert. Bei deinen Messern geht es mir nicht so sehr um die Klinge oder Klingenform (auch wenn du da meist meinen Geschmack nicht verfehlst ;D ) und deine Hölzer sind meist ein Hingucker (gerade die stab. Maserbirke ist ein Sahnestück und die Ulme passt von der Maserung hervorragend), aber deine Zwingen finde ich das Größte an den Messern und nur geil. Von der simplen, aber in ihren Proportionen absolut stimmigen Messingzwinge an deinem letzten Messer zur "Wels-Zwinge" (zumindest ist es wohl ein bodenlebender Fisch) des Messers davor - begeisternd.

Respekt und Dank fürs zeigen!

Übrigends, an deinem filosofischen Ansatz kann ich nichts "anrüchiges" oder zu Entschuldigendes finden. Ich bewundere die gezeigten Messer, jedes für sich. Meine Werke sind dem Gezeigten nicht gewachsen. Aber ich liebe jedes Einzelne meiner eigenen Messer wie der Vater auf sein Kind stolz ist 8) - It's my own! Und so wird es wohl den Allermeisten hier gehen.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von shokunin » 21.07.2020, 21:41

Danke Dir :)

Die Zwinge des letzten Messers hat zwei Fische drauf, einen kleinen und einen großen. Die Spezies ist eher amorph 8) , aber die Fische fressen sich gegenseitig und so geht es im Kreis herum.

Ich häng' hier noch mal ein Experiment dran - das linkshändige Brotmesser in C-Stahl, Marille, Horn und Bronze.
Linkshändig weil der Anschliff einseitig links ist, in der Praxis schneidet das doofe Ding aber mit Rechtsdrall :-[

@fatz

Dir häng' ich unten auch noch Bilder meiner Bohrer an. Die stecken gerade in Handstücken für die Hängebohrmaschine. Der Bohrer an sich ist aber nur ein Hartmetallstab - 2,5 und 3mm.

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von fatz » 21.07.2020, 22:10

Danke. Muss ich mal nachdenken wie ich sowas hinkrieg.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von shokunin » 22.07.2020, 08:04

Meine Quelle für Hartmetall ist die Firma Carbidur.
Schau' hier http://www.carbidur.de/cgi-bin/catalog.cgi z.B. mal unter den Restposten. Da findest Du oft entsprechende Rohlinge für ein paar Euro und auch regulär vom Lager kostet ein 3mm x 330mm HM Stab vielleicht €6.
Die Herausforderung hier ist aber das Schleifen. Das Material ist super zäh und auch mit Diamant eine echte Viecherei zu bearbeiten.
Und nur der Vollständigkeit halber für das mitlesende Internet - HM Staub ist nicht ganz unbedenklich. Man tut gut daran sich und auch seine Geräte davor zu schützen.

Gruss,
Mark
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Re: Messer, die 8. (ab 4. Juli 2017)

Beitrag von Holzbieger » 26.07.2020, 17:02

Mark,

Du haust ja in letzter Zeit eine ganze Menge Messer raus. Die gefallen mir alle gut.

Das mit den Wolfamcarbidbohrern ist interessant. Ich mache mit immer Spitzbohrer selbst, wobei es bei diesen Bohrern bei dünnen Durchmessern schon vorsichtig sein muss.
Ich mah mal Bilder und stelle sie hier ein.
- Es ist besser ein gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.
- Ancora Imparo

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