Bogenbau Problemchen

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Mizzo
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Bogenbau Problemchen

Beitrag von Mizzo » 04.04.2018, 11:35

Hallo Leute

Ich habe gleich zwei Probleme – zum einen mehrere Haarrisse entlang den Fasern eines Robinienbogens.
Diese sind beim Dämpfen und Biegen des Griffes entstanden. Ich habe wohl zuviel Kraft angewendet und jetzt habe ich den Salat. Könnt ihr mir einen Kleber empfehlen, der flüssig wie Wasser ist? Sonst fliesst er nicht tief genug.

Zum anderen habe ich einen neuen Bogen aus Esche angefangen. Wie ihr seht, ist er verdreht und etwas gebogen.
Kriegt man hier noch einen vernünftigen Bogen raus? Und wenn ja, soll ich ihn zuerst gerade drehen und erst dann biegen oder umgekehrt? Ich denke, es ist besser erst die Verdrehung zu korrigieren, da in der Regel der WA sich zur Seite neigt, was meint ihr?

Dann grundsätzliches zum Dämpfen:
- Kann es sein, dass sich korrigierte Stellen durch erneutes Dämpfen wieder zurückbiegt?
- Wird das Holz durch mehrmaliges dämpfen an gleicher Stelle schlechter?
- Soll man die Verdrehung und die Biegung auf einmal ge­ra­de­rü­cken?

Fragen über Fragen :)
Und zu guter Letzt – schaut euch mal den Eibenschlag des nahegelegenen Waldes meiner Stadt an!
Wahnsinn, nicht?


Grüsse
Mizzo
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Roby-Nie
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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Roby-Nie » 04.04.2018, 12:43

Mizzo hat geschrieben:- Kann es sein, dass sich korrigierte Stellen durch erneutes Dämpfen wieder zurückbiegt?
- Wird das Holz durch mehrmaliges dämpfen an gleicher Stelle schlechter?
- Soll man die Verdrehung und die Biegung auf einmal ge­ra­de­rü­cken?

Hi Mizzo, erstmal was zu deinen allgemeinen Fragen:
1. definitiv
2. Ja, es wird nicht besser je öfter man es biegt
3. Wenn du es hinbekommst, dann zusammen. Bedenke aber, dass dir nur ca. 30 sec. bleiben, wenn du das Holz aus dem Dampf genommen hast. Du mußt also sehr gut vorbereitet und auch noch sehr schnell sein.

Zum Rest: Nimm Sekundenkleber für den Riss, der fließt tief rein. Aber bedenke: geklebte Stellen im nachhinein nochmal biegen geht nicht.
Die Eiben kann ich erkennen, aber was Robinie und was Esche ist, ist mir nicht so ganz klar. Man kann die Bilder auch beschriften (einfach den Beitrag editieren ... ;) )
Kann es sein, dass du den Robinien-Stave komplett gedämpft hast und nicht erst die Bogenform rausgearbeitet hast? Für mich sieht es so aus, als wenn das zu biegende Holz VIEL zu dick gewesen ist. Mehr als 25mm halte ich für fast nicht machbar.
Bei der Esche würde ich also erstmal den Bogen soweit rausarbeiten wie es geht und dann biegen. Je weniger Holz gebogen werden muss, desto besser.
Viel Erfolg
Roby
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Mizzo
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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Mizzo » 04.04.2018, 13:28

Hallo Roby

Die Robinie ist der mit dem Riss.

Nein, ich habe erst den Bogen herausgeschält und dann gebogen. Ich habe zu wenig Erfahrung mit Korrekturen dieser Art und habe deshalb alles Step by Step gemacht. Das Resultat war ein gerissener Stave, der immer noch krumm ist, weil er sich zurückgebogen hat. Jetzt muss ich ihn nochmals biegen und dann kleben. Keine Ahnung ob sich das noch lohnt. Das Holz hat schon einiges mitgemacht.

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Ragnar_AT
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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Ragnar_AT » 04.04.2018, 13:49

Keine Ahnung ob sich das noch lohnt.

Bin zwar kein Bogenbauer, aber zum Sammeln von Erfahrungen lohnt es sich allemal.
Zumindest, wenn man nicht viel in Verbrauchsmaterialien investieren muß.
Ich habe letztens auch einige Schrottpfeile gespleißt.
"The man who reads nothing at all is better educated
than the man who reads nothing but newspapers."
-- Thomas Jefferson

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fatz
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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von fatz » 04.04.2018, 14:07

@Mizzo:
ich wuerd das ganze ein bissl anders angehen:
- Bogen einspannen mit der zu biegenden Stelle ueber dem Daempftopf
- Am andern Ende lose auflegen und Hebel anbringen (Schraubzwinge) und passendes Gewicht dran
- Aufheizen bis sich was tut. Evtl. Gewicht anpassen, bis die gewuenschte Drehung + 10% erreicht sind.
- Heitzquelle abschalten und abkuehlen.

Der Vorteil: kein Gehetze zwischen rausnehmen und geht nimmer

Auf die Art hab ich grad 110Grad Twist aus einen Osagestave rausgedreht.

Zu den Rissen: entweder duennfluessigen Sekundenkleber (zB den roten von 2construct -> ebay) oder Holz gut anwaermen (HLP) und UHU endfest reinlaufen lassen. Der wird erstaunlich fluessig, wenn er warm ist.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Mizzo » 04.04.2018, 14:29

Hallo Fatz

Das hört sich gut an.
Ich habe zwar noch etwas Mühe mir das bildlich vorzustellen, wie du das Ganze eingerichtet hast
aber das Prinzip habe ich verstanden.

Vielleicht hast du ja noch ein Bild dazu ;D

Gruss
Mizzo

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fatz
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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von fatz » 04.04.2018, 14:53

Hab leider kein Bild. In meiner Werkstatt isses recht eng. Da fotografiert es sich schlecht.
Ich hab halt den Bogen mit einem Stapel Balkenabschnitte und Schraubzwingen waagrecht auf die Werkband geklemmt (hoch genug, dass Heizplatte und Topf genau drunter passen) und am anderen Ende einen Hebel (ca 3/4m) drangeklemmt und Gewicht (Schraubzwingen) dran. Damit das Gewicht nur dreht und nicht auch noch biegt, da einfach noch ein bissl unterstuetzen. Dann Topf und Bogen abdecken und losdaempfen. Wenn das Holz anfaengt weich zu werden siehst du das am Hebel. Dann noch ein Weilchen warten, damit es wirklich durchgewaermt ist und wenn noch noetig mehr Gewicht dran / von Hand biegen. Platte aus und Abdeckung und Topf weg, Abkuehlen und evtl so trocknen lassen.

Ah ja: aufpassen, dass der Topf nicht runterfallen kann. Verbruehungen sind unschoen
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Mizzo » 04.04.2018, 15:06

@Fatz

Ok, jetzt kann ich mir es vorstellen. Das ist ein super Ansatz, mal sehen ob ich das so hinkriege.

Vielen Dank für den Tipp

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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Neumi » 04.04.2018, 15:10

Hallo,
bei der Esche würde ich mir ernsthaft überlegen, ob ich das Stück nicht entsorge. Ich bin der Meinung, dass sich der Aufwand mit den Dampfbiegungen nicht lohnt, außer das Stück hätte ein hervorragendes Früh-/Spätholz-Verhältnis.
Wenn Du den Bogen so ausschneidest wie angezeichnet, wird sich das Ergebnis voraussichtlich mind. seitlich verziehen. Eigentlich solltest Du für die Mittellinie des Bogens der Rückwölbung folgen, allerdings wird der Korrekturaufwand dann sehr hoch.
Wenn Du aber versuchst mit Dampf zu korrigieren, bedenke dass Du deutlich weiter biegen musst, als gewünscht. Praktisch alle Hölzer (außer Osage) kriechen wieder ein Stück zurück.
Wie heißt denn die Stadt mit dem Eibenberg?
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Mizzo » 04.04.2018, 15:32

Hallo Neumi

Der Uetliberg in Zürich (CH) hat einen grossen Eibenbestand und wird geschützt. Alle paar Jahre wird geholzt und es fallen paar gute Eibenstämme nieder für den Bogenbau. Diese sind meistens ratzfatz weg. Der Rest, wie du auf dem Bild entnehmen kannst, wird aufgestapelt und anderweitig genutzt z. B. für Pfähle oder Bodensicherungen im Wald. Allerdings kann man vorbei gehen und wenn man was gutes findet auch erwerben.

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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Elbenberger » 04.04.2018, 15:52

Hallo Mizzo ! Bei dem Angebot an Eibe, warum sich dann mit krummer Esche u. Robinie rumärgern ? :) M.f.G. Gerd
"ALL I KNOW IS THAT I KNOW NOTHING"" Socrates

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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Mizzo » 04.04.2018, 16:12

@ Gerd ;D recht hast du … ich konnte zum ersten Mal ein Stamm ergattern und der trocknet jetzt schön vor sich hin. Nächstes Jahr wird ein Eiben Jahr und bis dahin kämpfe ich mich durch krumme und verbogene Staves – als Training sozusagen ;-)

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Re: Bogenbau Problemchen

Beitrag von Neumi » 04.04.2018, 16:59

Hallo Mizzo, danke für die Info - den Kontakt zum Uetliberger Forst habe ich.
Grüße - Neumi
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