Messer aus alter Feile
Messer aus alter Feile
Guten Morgen!
Mein neuestes Projekt: Ein Messer aus einer alten Feile herstellen, vorerst mal nur mittels Schleifen, nicht Schmieden, Esse und Amboss hab ich leider nicht. Allerdings möchte ich nicht die gehärtete Feile in Form bringen sondern die Schritte: Weichglühen - in Form schleifen - Härten - Anlassen - Fertigschleifen durchgehen.
Ausgangsmaterial ist eine schon leicht angerostete, 20 Jahre alte 40cm-Werkstattfeile, Fa. Fischer, St. Egidy.
Beim Durchschneiden (das Messer soll ca. 25cm lang werden) mit der Flex war das Funkenbild gleichmäßig über den Querschnitt, es sollte also keine oberflächlich aufgekohlte Feile sein. Der Kohlenstoffgehalt einer solchen Feile aus unlegiertem Kohlenstoffstahl sollte bei etwa 1,2% liegen (genaue Herstellerangaben hab ich keine gefunden).
Nun bin ich absolut kein Metallurge, Werkstoffkunde an der Uni hat sich nur am Rande mit dem Eisen-Kohlenstoff-Diagramm beschäftigt, schon gar nicht mit Härten und ähnlichen Dingen.
Vor dem ersten Bearbeitungsschritt schon meine erste, vielleicht etwas blöde Frage:
Ich möchte die Feile im Elektroofen weichglühen, Temperatur 710°C, mit der Ofen-Restwärme langsam auskühlen lassen (d.h. einfach abschalten und die Feile drin lassen). Jetzt habe ich im Elektroofen im Gegensatz zu einem Kohlenfeuer keine reduzierende Atmosphäre, verbrennt mir da ein Teil des Kohlenstoffs? Ist die Feile dann noch härtbar?
PS: Ich werde während der Herstellung immer wieder mal über meine Fortschritte (oder Fehlschläge) berichten!
Das Thema interessiert mich "brennend", das mag auch der Grund sein, warum ich mich beim Tiegelstahlprojekt von eddytwobows engagiere, das ist absolut faszinierend! Ich hab mir als 15-jähriger sogar mal ein Schwert geschmiedet (es war fad am Ende der Ferien, Wetter war schlecht,...). Wenn ich das Teil noch finde (zuletzt haben meine Neffen damit rumgespielt), stell ich mal ein Bild rein.
Chilly
Mein neuestes Projekt: Ein Messer aus einer alten Feile herstellen, vorerst mal nur mittels Schleifen, nicht Schmieden, Esse und Amboss hab ich leider nicht. Allerdings möchte ich nicht die gehärtete Feile in Form bringen sondern die Schritte: Weichglühen - in Form schleifen - Härten - Anlassen - Fertigschleifen durchgehen.
Ausgangsmaterial ist eine schon leicht angerostete, 20 Jahre alte 40cm-Werkstattfeile, Fa. Fischer, St. Egidy.
Beim Durchschneiden (das Messer soll ca. 25cm lang werden) mit der Flex war das Funkenbild gleichmäßig über den Querschnitt, es sollte also keine oberflächlich aufgekohlte Feile sein. Der Kohlenstoffgehalt einer solchen Feile aus unlegiertem Kohlenstoffstahl sollte bei etwa 1,2% liegen (genaue Herstellerangaben hab ich keine gefunden).
Nun bin ich absolut kein Metallurge, Werkstoffkunde an der Uni hat sich nur am Rande mit dem Eisen-Kohlenstoff-Diagramm beschäftigt, schon gar nicht mit Härten und ähnlichen Dingen.
Vor dem ersten Bearbeitungsschritt schon meine erste, vielleicht etwas blöde Frage:
Ich möchte die Feile im Elektroofen weichglühen, Temperatur 710°C, mit der Ofen-Restwärme langsam auskühlen lassen (d.h. einfach abschalten und die Feile drin lassen). Jetzt habe ich im Elektroofen im Gegensatz zu einem Kohlenfeuer keine reduzierende Atmosphäre, verbrennt mir da ein Teil des Kohlenstoffs? Ist die Feile dann noch härtbar?
PS: Ich werde während der Herstellung immer wieder mal über meine Fortschritte (oder Fehlschläge) berichten!
Das Thema interessiert mich "brennend", das mag auch der Grund sein, warum ich mich beim Tiegelstahlprojekt von eddytwobows engagiere, das ist absolut faszinierend! Ich hab mir als 15-jähriger sogar mal ein Schwert geschmiedet (es war fad am Ende der Ferien, Wetter war schlecht,...). Wenn ich das Teil noch finde (zuletzt haben meine Neffen damit rumgespielt), stell ich mal ein Bild rein.
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Dass etwas nicht geht, ist auch ein Ergebnis!
Zwei linke Hände und da nur Daumen!
Meine Fehler von gestern sind mein Know-How von heute!
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- eddytwobows
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- Registriert: 31.05.2009, 12:09
Re: Messer aus alter Feile
Beim Weichglühen bewegst Du Dich für gewöhnlich in einem Temperaturbereich zwischen 700 - 800°C,
also in einem Glühfarbenbereich zwischen Dunkel- und hellem Dunkelrot...
710° könnte ausreichend sein, muß aber nicht unbedingt...
Es kommt dabei auch ganz auf den Stahl an und wie lange Du die Temperatur hältst...
Ich denke mal, 710° könnte schon etwas kanpp werden, etwas mehr kann es schon sein...
Einfach probieren und langsam rantasten...
Der Kohlenstoff verbrennt Dir eigentlich erst bei wesentlich höheren Temperaturen...
Edit...:
Zum. in einer Schmiedeesse, wie sich das in einem offenen Ofen verhält,
kann ich Dir leider nicht sagen, keine Erfahrung damit...
LG
etb
also in einem Glühfarbenbereich zwischen Dunkel- und hellem Dunkelrot...
710° könnte ausreichend sein, muß aber nicht unbedingt...
Es kommt dabei auch ganz auf den Stahl an und wie lange Du die Temperatur hältst...
Ich denke mal, 710° könnte schon etwas kanpp werden, etwas mehr kann es schon sein...
Einfach probieren und langsam rantasten...
Der Kohlenstoff verbrennt Dir eigentlich erst bei wesentlich höheren Temperaturen...
Edit...:
Zum. in einer Schmiedeesse, wie sich das in einem offenen Ofen verhält,
kann ich Dir leider nicht sagen, keine Erfahrung damit...
LG
etb
Zuletzt geändert von eddytwobows am 06.03.2014, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.
Das Volumen einer Minute ist gleich Universal ist gleich die liegende Acht. A. Be.
Die Perversitaet des Universums strebt einem Maximum zu.
Alles was schiefgehen kann wird auch zwangslaeufig schiefgehen. Larry Niven
Die Perversitaet des Universums strebt einem Maximum zu.
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Re: Messer aus alter Feile
Hi Eddy,
danke für die Info, dann werd ich mit dem Angelstück bei 720°C einen ersten Versuch starten .
Nur zum Verständnis: Diese ominösen 723°C bei 0,8% C für die eutektische Temperatur sind hier dann offensichtlich nicht ausschlaggebend, da ich mich ja bei ca. 1,2% C bewege und die Phasen-Linie im FE-C-Diagramm höher liegt und ich keinen Austenit kriege (was ja verhindert werden soll, oder ist das bei der langsamen Abkühlung egal)?
Chilly
danke für die Info, dann werd ich mit dem Angelstück bei 720°C einen ersten Versuch starten .
Nur zum Verständnis: Diese ominösen 723°C bei 0,8% C für die eutektische Temperatur sind hier dann offensichtlich nicht ausschlaggebend, da ich mich ja bei ca. 1,2% C bewege und die Phasen-Linie im FE-C-Diagramm höher liegt und ich keinen Austenit kriege (was ja verhindert werden soll, oder ist das bei der langsamen Abkühlung egal)?
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Re: Messer aus alter Feile
Keine Sorge, selbst wenn Du sie nur auf 500° erwärmst, kannst Du sie anschließend fräsen oder feilen.
Das ist dann halt kein echtes Weichglühen, zum Bearbeiten reichts trotzdem.
Gruß
Hans
Das ist dann halt kein echtes Weichglühen, zum Bearbeiten reichts trotzdem.
Gruß
Hans
Re: Messer aus alter Feile
Ich denke 710C sollten reichen um das Ding bearbeitbar zu machen - wobei 780C sicher auch nicht schaden werden...
Glühtemperatur also gern auch etwas höher und C-Verlust kann man, denke ich, auch ignorieren. Du trägst ja sicher ein paar mm ab wenn die Feile im Rohzustand 6mm, oder was es sind, stark ist. Wenn Dir was an Kohlenstoff raus brennt, dann äusserlich und das kommt dann wohl eh weg.
Na dann viel Erfog!
Bin gespannt auf das Resultat...
Gruss,
Mark
Glühtemperatur also gern auch etwas höher und C-Verlust kann man, denke ich, auch ignorieren. Du trägst ja sicher ein paar mm ab wenn die Feile im Rohzustand 6mm, oder was es sind, stark ist. Wenn Dir was an Kohlenstoff raus brennt, dann äusserlich und das kommt dann wohl eh weg.
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- Wilfrid (✝)
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Re: Messer aus alter Feile
Kriste kein Austhenit, wirds nicht wirklich weich...
Ist Deine Feile martensithart, muß der Martensit umgewandelt werden und dann durch LANGSAMES Abkühlen die Neubildung von Martensit verhindert werden.
Um Feilen neu zu hauen, werden die auf Austhenitisierungstemperatur gebracht (durchgeglüht) und dann kühlen die innerhalb von 24 std+ langsam auf Raumtemperatur ab.
Ist Deine Feile martensithart, muß der Martensit umgewandelt werden und dann durch LANGSAMES Abkühlen die Neubildung von Martensit verhindert werden.
Um Feilen neu zu hauen, werden die auf Austhenitisierungstemperatur gebracht (durchgeglüht) und dann kühlen die innerhalb von 24 std+ langsam auf Raumtemperatur ab.
Re: Messer aus alter Feile
Ich hab auch schon mal ne Feile weichgeglüht ...
Einfach Lagerfeuer mit Freunden machen, Feile mitten in die Glut schmeißen und am nächsten Tag rausholen.
Hat super geklappt, ist aber, glaube ich, ein bisschen Glückssache
Mach Späne
Benedikt
Einfach Lagerfeuer mit Freunden machen, Feile mitten in die Glut schmeißen und am nächsten Tag rausholen.
Hat super geklappt, ist aber, glaube ich, ein bisschen Glückssache
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A dream is not reality, but who is to say which is which?
Re: Messer aus alter Feile
Weichglühen ging ganz gut: Beim Angelstück mit 720°C (dunkelst-kirschrot), Haltezeit 15min, dann den Ofen abgeschaltet und das Messer im Ofen abkühlen lassen. Nach 4 Stunden hatte der Ofen noch immer über 200°C. Das weich geglühte Stück ließ sich dann mit dem Hauptstück recht gut feilen. Das Hauptstück habe ich bei 750°C geglüht (dunkelkirschrot), wieder 15 Minuten Haltezeit, das wurde gefühlt noch einen Tick weicher.
Anschließend habe ich einen Entwurf für die Messerform aus weichem Kunststoff herausgearbeitet, am Wochenende möchte ich die grobe Form herausschleifen.
PS: Ich hab doch tatsächlich meine "Jugendsünde" wieder gefunden! Das besagte Schwert, das ich als 16-jähriger (also bitte um Nachsicht!! ) aus einem Stück Baustahl geschmiedet habe. 63cm rostender, weicher Baustahl und rostfreie Elektrode zum Anschweißen der Parierstange, beim Machen so geworden... meine ersten Schweißversuche...na ja...Die Griffwicklung ist die Starterschnur von Papi´s Motorsäge (ich hoff, der liest nicht mit).
Chilly
Anschließend habe ich einen Entwurf für die Messerform aus weichem Kunststoff herausgearbeitet, am Wochenende möchte ich die grobe Form herausschleifen.
PS: Ich hab doch tatsächlich meine "Jugendsünde" wieder gefunden! Das besagte Schwert, das ich als 16-jähriger (also bitte um Nachsicht!! ) aus einem Stück Baustahl geschmiedet habe. 63cm rostender, weicher Baustahl und rostfreie Elektrode zum Anschweißen der Parierstange, beim Machen so geworden... meine ersten Schweißversuche...na ja...Die Griffwicklung ist die Starterschnur von Papi´s Motorsäge (ich hoff, der liest nicht mit).
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- killerkarpfen
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- Beiträge: 2855
- Registriert: 06.02.2005, 17:15
Re: Messer aus alter Feile
Beim schmieden von Werkzeugen habe ich gelernt das Werkstück weichzuglühen. dazu haben wir das Werkstück kirschrot in der Esse erwärmt und in einem Eimer voll Buchenasche auskühlen lassen.
Beim wärme in der Esse verliert man im Wesentlichen keinen Kohlenstoff da in der Flamme auch kein Sauerstoff mehr vorhanden ist. Es kann sein dass die Metallurgen jetzt wieder den Kopf schütteln, aber Datenblätter hatten wir nie zur Hand. Und trotzdem hat es funktioniert.
Beim wärme in der Esse verliert man im Wesentlichen keinen Kohlenstoff da in der Flamme auch kein Sauerstoff mehr vorhanden ist. Es kann sein dass die Metallurgen jetzt wieder den Kopf schütteln, aber Datenblätter hatten wir nie zur Hand. Und trotzdem hat es funktioniert.
Re: Messer aus alter Feile
Metallurge bin ich bei weitem keiner. Ich habe nur die etwas groteske Situation, dass ich kein Schmiedefeuer, aber einen genau regelbaren Labor-Elektro-Ofen (bis 1200°C) zur Verfügung habe. Deshalb arbeite ich auch die Messerform durch Schleifen heraus. Und da ich mich jetzt mit der Materie auseinandersetze, mach ich gleich Nägel mit Köpfen und versuche, die Theorie zu verstehen (Eisen-Kohlenstoff-Diagramm, ZTU-Schaubilder,...) und die optimalen Temperaturen möglichst einzuhalten.
Bei meiner "Jugendsünde" (siehe oben) hab ich mich auch an "Daumen mal Pi- Glühfarben" gehalten. Hat soweit funktioniert, nur war mir leider nicht bewusst, dass Baustahl kaum härtbar ist!
Chilly
Bei meiner "Jugendsünde" (siehe oben) hab ich mich auch an "Daumen mal Pi- Glühfarben" gehalten. Hat soweit funktioniert, nur war mir leider nicht bewusst, dass Baustahl kaum härtbar ist!
Chilly
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Re: Messer aus alter Feile
So, endlich habe ich wieder mal Zeit gefunden, mich meinem Messer-Projekt zu widmen.
Ich habe die Messerform von der Vorlage auf die Feile übertragen und die Rohform mit der Flex rausgeschnitten und danach grob zugeschliffen. Das Material lässt sich gut schleifen und feilen, das Weichglühen hat also gut funktioniert.
Chilly
Ich habe die Messerform von der Vorlage auf die Feile übertragen und die Rohform mit der Flex rausgeschnitten und danach grob zugeschliffen. Das Material lässt sich gut schleifen und feilen, das Weichglühen hat also gut funktioniert.
Chilly
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Re: Messer aus alter Feile
Sieht handwerklich gut aus!
Ich gestehe aber, die Form ist nicht so meins....
Gruß
Benedikt
Ich gestehe aber, die Form ist nicht so meins....
Gruß
Benedikt
A dream is not reality, but who is to say which is which?
Re: Messer aus alter Feile
So weit, so gut...
Doch, sieht ok aus soweit
Bin gespannt auf das fertige Stück.
Gruss,
Mark
Doch, sieht ok aus soweit
Bin gespannt auf das fertige Stück.
Gruss,
Mark
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- Holzbieger
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- Registriert: 03.08.2005, 12:58
Re: Messer aus alter Feile
Passt doch gefällt mir gut so weit, auch ich bin auf das Endprodukt gespannt.
Gruß
Roland
Gruß
Roland
- Es ist besser ein gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.
- Ancora Imparo
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Re: Messer aus alter Feile
Nach 20 mal hinschauen hat mir das Design nicht mehr sooo gefallen - umgeschliffen.
Chilly
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