Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

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Arry
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry »

skerm hat geschrieben:AAAAAAAAAAH, Neid!

Whoa - das von Dir! Will was heißen.

ABER diese Genauigkeit hatte ihren Preis: Es dauerte zwischen den einzelnen Bündeln länger, bis sie angelegt wurden. Dabei kühlte der Leim der schon nebenan liegenden Bündel natürlich aus und gelierte ein wenig. Eventuell habe ich jetzt deswegen auf dem Kassan-Kamm ein Problem. Dort blieb die Sehnenlage auffällig lange labberig und elastisch, als ich sie andrückte. Ich vermute, dass sie nicht richtig auf dem Holz auflag und nicht sauber aufgeleimt ist. Jetzt liegt sie am Holz auf, aber das könnte rein durch die Trocknung bedingt sein. Ich warte noch etwas, überlege aber schon, ob ich mit einer Spritze versuchen sollte, heißen Hautleim darunter zu injizieren.
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Chirion
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Chirion »

Eine Frage umwickelst du den Wurfarm sobald die Sehenenlage geliert ist mit Hosengummi und föhnst den überschüssigen Leim mit Haarföhn aus? Dabei wird der Leim nochmal verflüssigt und die Fasern legen sich schön an.
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Arry
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry »

Hi Chirion, nein, das war einfache Handarbeit. Ich weiß, einige und nicht zuletzt Du praktizieren sie erfolgreich, aber ich bin etwas skeptisch bez. der Wickelmethode. Erstens wegen der Abdrücke in der Sehnenschicht, zweitens hätte ich Sorge, zu viel Leim aus der Sehnenschicht herauszulocken. Und dann ist mein Eindruck nach der Lektüre von Karpowicz: Die osmanischen Bogenbauer haben bei der Sehnenschicht mit dem Leim gar nicht so sehr gegeizt und dann eher länger gewartet, bis sie den Bogen spannten.
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Chirion »

Nun ich gebe zu über die historische Belegbarkeit von Hosengummi läßt sich streiten :) Aber es geht dabei ja nicht nur darum Leim zu entfernen sondern auch darum durch das Erwärmen die Fasern nochmals gleichmäßig zu durchtränken und eine homogene Schichte aus jeweils gleich viel Leim und Sehnen herzustellen. Wenn dir Hosengummi unsypathisch ist nimm Verbandsbinden aus Baumwolle die neuerliche Erwärmung (60 Grad reichen) nach dem aufbringen der Sehnen halt ich auf jeden Fall für gut.
Überall wo die Leimschichte ohne Sehne dicker ist als einen zehntel mm bilden sich bei Belastung Haarrisse.

Für alle die sich fragen wie man Baumwollbinden wieder runter kriegen soll, ganz einfach, nicht warten bis alles trocken ist sondern nur die Gelierung abwarten dann geht das Zeug auch wieder runter, (Baumwollbinden schlechter, Hosengummi besser :) ):
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skerm
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von skerm »

Ich hab zum Fönen eine dickere Frischhaltefolie drübergelegt. Die hält durch die Oberflächenspannung sehr gut und man kann das Sehnenbacking darunter schön formen. Nach dem Gelieren lässt sie sich einfach abziehen. Ich weiß nicht mehr, woher ich das hab. Ich glaub von Jack Farrell auf ATARN.

Für das Umwickeln fehlt mir wohl das Geschick, ich hab dabei die Sehnenbündel immer nur verschoben.

Gruß,
Daniel
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Chirion »

Das mit dem Verschieben ist ein Problem. Der Belag sollte nicht zu dick und schon gut geliert sein (ich warte ca. eine halbe Stunde), das Wickeln selbst geht am besten zu zweit, wenn man vorsichtig wickelt und nicht zuviel Spannung auf den Gummi gibt und vor allem einer bei jedem Turn mit dem Daumen das Gummiband sichert kann man das Verschieben weitgehend verhindern.
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von kra »

Sehe ich ähnlich - ich verwende aber Felgenbänder vom Fahrad wegen der glatten Kanten. Die Abdrücke lassen sich nach dem Abwickeln problemlos "ausmassieren". Nur wenn man zu lange wartet bekommt man dunkle Stellen.
Ich versuche immer durchaus mit Zug zu wickeln. Das seitliche Verschieben läßt sich korrigieren, wenn man mit Spannung nach jeder Runde jeweils etwas nachläßt. Das Gummi zieht sich dann etwas zurück und rückt die vorherige Verschiebung wieder gerade.
Nach dem gelieren udn Abwickeln wird die Oberfläche dünn mit heißem Hautlem einmassiert. Wenn ich dann das Gefühl habe, das die Lehnenlage zu "mager" geworden ist nehme ich dafür etwas mehr/etwas dickeren Hautleim.

Mit sauberem wickeln habe ich kaum jemals ein knistern beim ersten Aufspannen erlebt, ohne ist es immer eine nervenaufreibende ;) Prozedur - jede Sekunde rechnet man mit dem Brechen.
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Ravenheart »

Backpapier als Trennschicht (denke, er wäre geölte Rohhaut ;D ), dickes Leder als Druckverteilung, Holzlatte als Druckplatte, Band und Keile für den Anpress-Druck.
;)

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Arry
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry »

Okey… Aber das dürfte schwierig werden bei dieser speziellen Bogenform, oder? So mit Kasan-Kamm und seitlichen Kanten aus Sehne entlang des biegenden Bereichs. Das muss ja per Hand modeliert werden. Ich sage ja nicht, dass ich das gut könnte. Aber wenn ich über die noch feuchte Sehnenschicht eine Wicklung darum mache, dürften Kamm und Kanten eingedrückt werden.

Jedenfalls, hier ganz old school noch eine Sehnenschicht, vom Griffstück über die Wurfarme bis in den Kasan hinein:
3 schicht1.jpg
3 schicht2.jpg
3 schicht4.jpg
3 schicht5.jpg
Und noch etwas mehr in den Reflex gezogen. Wie ich aber am Ende auf nur 4 - 6" Abstand zwischen den Tips kommen soll (so Karpowicz) - das weiß ich noch nicht so ganz.
Wie man am letzten Bild sieht, habe ich ein leichtes Ungleichgewicht bei den Wurfarmen. Ich hoffe aber, dass sich das noch gibt - spätestens beim Tillern.
Sodele, darauf erstmal einen Whisky.
Cheers
Arry
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Lord Hurny »

Den Whiskey (frei übersetzt WASSER DES LEBENS) hast du dir ehrlich verdient ;) .
lg,
Lord Hurny

der manchmal den Bogen überspannt...
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Arry
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry »

Danke Sire!
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kra
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von kra »

Arry hat geschrieben:Okey… Aber das dürfte schwierig werden bei dieser speziellen Bogenform, oder? So mit Kasan-Kamm und seitlichen Kanten aus Sehne entlang des biegenden Bereichs. Das muss ja per Hand modeliert werden. Ich sage ja nicht, dass ich das gut könnte. Aber wenn ich über die noch feuchte Sehnenschicht eine Wicklung darum mache, dürften Kamm und Kanten eingedrückt werden.
...
Sodele, darauf erstmal einen Whisky.
Cheers
Arry
Yepp, das kann ein Problerm werden - nur nicht wenn amn den folgenden Kniff beherzigt: ich lege immer ganz zu Anfang an den Kanten und anderen "exponierten" Stellen einen separaten Streifen Sehne und lasse ihn antrocknen (so bis zur Konsistenz von festerem Nasenpopel ;D ) und dann erst arbeite ich wie oben beschrieben weiter. Diese Hilfslinien sorgen für die nötige Unterstützung an den Kanten, so das die nicht zu sehr abgeflacht/eingedrückt werden.

Btw, den Whisky hast du dir verdient ;)
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von grumpf »

Cheers - der schreibweise nach eine schottischen.

VG Jens

P.S: Und weiter so.
Beim Bogenschießen sollte auf geeignete Kleidung geachtet werden. ;)
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Arry
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von Arry »

Hehe, ja, es war ein Schotte: Ardbeg.

Den Bogen habe ich jeden Morgen ein wenig weiter in Reflex gezogen, um mit der sich zusammenziehenden Sehne "mitzugehen". Dabei machte sich ein Ungleichgewicht zwischen den Wurfarmen immer mehr bemerkbar.
Ich habe den stärker gekrümmten Wurfarm deswegen etwas gestützt, das biegt den etwas geraderen Wurfarm gleichzeitig etwas weiter durch.
IMG_0135.jpg
Ich überlege auch, mit etwas Sehne nachzubessern, frage mich aber, welcher Logik ich dabei folgen sollte: Ist der stärker gekrümmte Wurfarm derjenige, der etwas mehr Sehne abbgekommen hat und sich deswegen jetzt stärker krümmt? (Dementsprechend dort keine Sehne mehr; würde das Problem ja nur verstärken.) Oder ist der stärker gekrümmte Wurfarm einfach etwas schwächer? (Dann dort eine weitere Sehnenschicht drauf.) Tja!

Ich habe nachgemessen - die Wurfarmdicke unterscheidet sich nicht.
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grumpf
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Re: Osmane in spe, angepeilt 60# bei 31"

Beitrag von grumpf »

Nach meinem Verständnis und dem, was ich hier sehe, zieht sich die Sehne durch den Trocknungsprozeß zusammen. Daraus folgt, auf der stärker gekrümmten Seite ist mehr Sehne. Es wirken dort also höhere "Zugkräfte" als auf der weniger gekrümmten. Folglich müsstest Du meiner Logik nach auf der weniger gekrümmten Seite Sehne nachlegen. Ob dies geht bzw. zu empfehlen ist, müssen die Experten sagen.
Das ganze gilt nur unter der Vorraussetzung, dass vor dem Belegen mit der Sehne der Bogen schon sysmmetrisch war. Wenn nicht müsste man noch die Hornschicht in das Biegeverhalten einbeziehen.

VG Jens

P.S: Also ein richtig schon torfiger Whisky von Isla, was für echte Männer - aber leider nicht meins oder nur nach sorgfältigem Hochtorfen. ;D
Beim Bogenschießen sollte auf geeignete Kleidung geachtet werden. ;)
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