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von Ravenheart » 13.02.2007, 09:45
Hi Midgard, zuerst ein herzliches Willkommen in der FC!
Deine Erfahrungen in der Holzbearbeitung werden Dir bei dem Projekt "Bogenbau" nur in bearbeitungs-technischer Hinsicht hilfreich sein, und selbst da nur bedingt!
Der wesentlichste Unterschied besteht darin:
Als Schreiner hast Du in der Regel die Zielsetzung, das Holz in eine GEWOLLTE Form zu bringen. Der exakte Verlauf der Maserung und der Ringstruktur sowie die Lage von Ästen etc. interessieren nur am Rande.
Beim Bogenbau ist es genau umgekehrt!
Die gewollte Form ist nur als grober Anhalt für die Grundform, den Bogentyp, entscheidend - und auch nur dann, wenn der Stave das Potenzial für eben diese Form hat - (was es erst mal zu ermitteln gilt)!
Die exakte Form, die exakten Abmessungen und oft sogar den Bogentyp gibt das HOLZ vor. NUR das Holz!
Das beginnt schon bei der Vorbereitung des Stammes:
Bogenholz wird nicht aufgesägt, sondern gespalten, um den Faserverlauf erkennen zu können. Und so mancher "schreinermäßig-eins-A-Stamm" erweist sich dabei schon wegen Drehwuchs als unbrauchbar!
Dann muss das Holz getrocknet werden. Als Schreiner trocknest Du es möglichst schnell und sehr stark, Holzfeuchte bis unter 10%.
Bogenbauer trocken das Holz langsam und lange, lassen die Holzfeuchte aber bei 12 - 15%, um Versprödung zu vermeiden und die Elastizität zu erhalten.
Die Lage des Bogens im Holz bestimmt sich durch Äste, Wellen, Krümmung, etc.
Als Schreiner bist Du gewohnt, Wellen zu begradigen. beim Bogenbau musst Du ihnen folgen, Begradigen ist nur begrenzt (bei den Seitenlinien) möglich, besonders auf dem Bogenrücken meist "tödlich".
Du musst als Bogenrücken einen ausreichend dicken Ring wählen, und diesen möglichst unverletzt freilegen. Da helfen Dir weder Hobel noch Bandsäge, die Werkzeuge sind Ziehmesser, Raspel und Ziehklinge.
Die Lage der Mittellinie (Längsachse) und der "Befund" an Ästen und Wellen auf dem freigelegten Rücken ergeben dann erst jetzt die endgültige Bogenform und (Breiten-) Abmessungen, was dann wiederum das Querschnittprofil, den Bogentyp und den Dickenverlauf bestimmt.
Und dann, beim Tillern, bestimmen AUSSCHLIESSLICH das Krümmungs-Bild und das momentane Zuggewicht, wo die Dicke reduziert wird, und wo nicht. Die Abmessungen sind auch hier nur zu Beginn ein grober Anhalt, um ETWA in die richtige Dimension vorzustoßen; der Rest ist "Try and Error", also langsames Annähern und wieder und wieder testen.
Rabe
P.S.: Schau mal in's Wiki (Sh. oben links!), da unter "Bogenbau"...
;-)