Squid hat geschrieben:Bögen waren zu der Zeit militärisch einfach nicht angesagt. Man machte auf Kavallerie und Nahkampf. Die reicheren Truppen dazu im Kettenpanzer.
Bögen machten keinen Sinn und kaum Schaden und waren eher für Plänkler am Rande geeignet. Vermutlich werden das Jagdbögen gewesen sein - nicht unähnlich unseren flachen Selfbows mit Zuggewichten von 50 . 70 lbs.
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Sorry, das scheint wohl etwas vereinfacht zu sein.
In einer vergleichsweise aktuellen, recht umfangreichen Untersuchung zu Ottos Ungarnschlacht auf dem Lechfeld (Bowlus, C. The Battle of Lechfeld and its Aftermath, August 955, Burlington, 2006) wird Bogenschützen indirekt eine recht wichtige Rolle zugesprochen.
Der Autor geht davon aus, daß die eigentliche Schlacht eher unentschieden endete, sich der Kern des Ungarischen Heeres zurückziehen konnte und erst während der unmittelbar auf die Schlacht folgenden Tage auf dem Rückzug aufgerieben wurde.
Er beschreibt detailliert ein, als Reaktion auf frühere ungarische Einfälle geschaffenes tief gestaffeltes Verteidigungssystem strategisch plazierter und entsprechend bemannter Befestigungen. "Well trained infantry, drawn from the lower ranks of society, were essential to hold narrows along the enemys's line of retreat and ro return hostile misseles with archery of their own" (Bowlus, S. 152, aber das ist eigentlich das Zitat eines anonymen byzanitinischen Militärs). Als Beleg der Existenz von Bogenschützen stützt sich Bowlus auf eine frühere Arbeit: Flohrschütz, G. Der Adel des Ebersbergers Raumes im Hochmittelalter, München, 1989). Laut dieser Untersuchung sollen sagittarii im entsprechenden Raum in den entsprechenden Quellen sehr häufig zu finden sein, hingegen kein dramatischer Übergang zu schwerer gepanzerter Reiterei!
Ich habe ja definitiv keine Lust, mich durch staubige Archive zu wühlen, um zu überprüfen ob das denn alles so stimmt - aber irgendwie scheint mir diese Erklärungsansatz der Niederlage der ungarischen Bogenreiter plausibler zu sein, als das übliche Szenario von Otto mit seiner heiligen Lanze und den tapferen Rittern auf dicken Rössern.
Und das die Quellen (und Buchmalereien) halt die Herren Ritter zeigen und nit die bayrischen Fußlatscher mit ihren Bögen (ich weiß nit, irgendwie hab ich die Oberflachter Teile vor meinem inneren Aug) wundert nicht wirklich. Heute bestehen "Heere" doch überwiegend aus Technikern und Logistikern aber wer dreht scho einen Film über die tapfere Inst.Kompagnie Nr. 12 oder Hauptfeld Heinz, den stahlharten Buchprüfer?
Spaß beiseite - kennt eigentlich irgendwer das Buch von Bowlus? In seinem Kapitel über ungarische Kriegsführung schreibt er 9 Seiten sehr "technisch" über die Herstellung von Hornbogen, Reiterbogenschießen, Taktik von Heeren berittener Bogenschützen et cetera. Ich kann selbst nicht so wirklich beurteilen, ob das nicht einfach nur theoretisches Gesülze ist,
Aber vielleicht hat ja eine der Kapazitäten auf diesem Gebiet das Buch gelesen ...
Gruß
P.