Heute habe ich Martin Kellermair , einen lieben Freund aus Österreich, von der Bahn abgeholt: Er wird eine Woche bei mir einen wohl verdienten Urlaub verbringen. Wir haben gemeinsam einen tollen Plan ausgeheckt: Er wird einen Bogen bauen, und ich werde jeden Schritt dokumentieren und kommentieren. Als Resultat erhoffen wir uns einen Artikel, der einen guten Einblick in die Praxis des traditionellen Bogenbaus gestattet und Mut macht, es selbst einmal zu probieren - z.B. im Rahmen eines Bogenbau-Kurses.
Wir möchten euch einladen, dieses Projekt zu begleiten: Der Artikel soll möglichst zeitgleich den Fortschritt des Bogenbaus spiegeln. Was bedeutet das? Martin arbeitet in der Werkstatt und erklärt, was er tut. Ich versuche, ihm mit der Kamera möglichst genau auf die Finger zu schauen und mir Notizen zu machen. Die Notizen werden zu Text, die von den Bildern illustriert - und unmittelbar auf die Homepage gesetzt werden. Der Artikel wird also nicht fix und fertig ins Netz gestellt, sondern schluckweise... 8-)
Ihr könnt jederzeit euren Senf dazu geben: Fragen stellen, Ideen einbringen, loben, hoffentlich wenig tadeln... Ich werde eure Fragen, eure Ideen, euer Lob und euren Tadel an Martin weiterleiten und ihn bitten, Stellung zu beziehen. Vielleicht gelingt es uns auf diese Weise, am Beispiel eines "online" gebauten Bogens das Thema Bogenbau etwas besser auszuleuchten und gerade für Anfänger transparenter zu machen.
In Anlehnung an meinen Osage-Artikel hat Martin den Arbeitstitel für das Projekt festgelegt: "So lasst uns denn einen Osage-Bogen bauen!" - Ich habe hier noch zwei bildschöne Osage-Rohlinge herumliegen, beide mit Charakter und völlig unterschiedlichen Anforderungen. Martin will Urlaub machen und meint, das zwei Bögen im Urlaub gerade recht seien: Es soll ja nicht in Arbeit ausarten. So sind sie eben, die Gebirgs-Allemannen!

Am Donnerstag wird Johann Tinnes aus Köln dazu stoßen: Er will eigentlich nur ein wenig Zeit mit Martin verbringen: Martin hat gemeinsam mit Felix ein Archäologie-Seminar in Lockenhaus organisiert - mit Johann als Kursleiter. Aber so billig kommt Johann mir nicht davon: Ich habe ihn gebeten, die Herstellung von Feuersteinspitzen zu demonstrieren. Er wird zwei wissbegierige Schüler haben - und auch hieraus wird ein Artikel entstehen. Und wer weiß: Wenn die Zeit reicht und uns weltliche Dinge wie Kaffee und Kuchen nicht zu sehr ablenken - vielleicht zeigt er uns dann sogar noch die Herstellung von Geweihspitzen mit heutigem Werkzeug...

Mit Johann habe ich übrigens auch diskutiert, ob ein so ausführlicher Artikel über den Bogenbau nicht vielleicht denen schadet, die von Bogenbau-Seminaren leben. Unter uns: Wer das Rad neu erfinden will, der ist ein tumber Tor! Das Wissen und die Erfahrung, die in einem Seminar vermittelt werden, sind mit Geld nicht zu bezahlen. Was soll ich alleine 15 Stäbe schrotten, wenn unter sachkundiger Anleitung und mit etwas Glück schon der erste Bogen zumindest halbwegs gelingt? Das Bogensport-Symposion, das wir vor 12 Jahren in Rhede organisiert haben, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute eine blühende Seminar- und Fortbildungslandschaft haben: In diesem Sinne soll der Artikel wirken!
Ich schlage vor, dass wir Fletchers Corner als unser Forum für dieses Projekt benutzen: Marty hat seinen Laden deutlich besser organisiert als ich mein Gästebuch.

Tüskes! Hubert
edit 10-08-04: Wortwiederholung (Lockenhaus) gestrichen HS