Es geht angular weiter
Es geht angular weiter
Ich habe schon vor einiger Zeit von meinem Interesse für ägyptische Kompositbogen gesprochen. Ich bin jetzt mit einem Prototyp soweit, daß ich ein bißchen was zeigen kann. Hat etwas gedauert, weil ich den Rahmen beim ersten Mal verhaut habe und weil ich noch andere Sachen gemacht habe. Um Konstruktionszeit und -aufwand zu reduzieren hab ich beim Horn mit Bindan Cin geschummelt. Es geht bei diesem Versuch um zwei Sachen: Erstens um das Design, also Form und Dimensionen, und das Verhalten des Sehnenbackings. Ich habe den Rahmen quasi ohne Vorspannung gebaut um zu sehen, was mit dem Sehnenbacking reingebracht werden kann und wieviel davon übrig bleibt. Ich hab mich dabei aber diesmal beim Rückwärtsspannen zurückgehalten.
Die Bilder sind thumbnails, für die große Version bitte klicken.
Ich habe versucht die Form und die Maße mit dem Modell von Bob Kooi abzuschätzen. Ich habe mich dabei an Bogen #4 in McLeod, composite bows from the bomb of tut'ankamuhn orientiert, für den die Maße von 27x25mm² im Griff, 32x20mm² im mittleren und 17x11mm² im oberen Wurfarmbereich angegeben sind. Bei einer Länge von 133cm klingt das nach einem seeehr starken Bogen. Es ist nicht angegeben, wie der Bogen innen aufgebaut und wie das Verhältnis von Sehne, Holz und Horn aussieht. Es ist außerdem gut möglich, daß der Bogen mit Sehne umwickelt wurde und man so 2mm von den Dimensionen abziehen muss. Das Zuggewicht kann irgendwo sein... Ich habe anhand der Dimensionen mit dem Modell einen Dicken- und Breitenverlauf berechnet, der bei homogenem Material eine schöne angulare Form ergibt. Für den Prototyp habe ich die Länge auf 140cm erhöht. Kürzen kann ich ja immer noch, so hab ich Reserve. Die ungespannte Form ist rot, die auf Standhöhe von 6 Zoll schwarz, die im Auszug auf 32" blau dargestellt.
Ich hab am Bandschleifer die Hautleimsauerei vom Sehnenbacking entfernt und den Bogen auf dem Spannbrett gebogen. Ich war doch etwas überrascht, daß die Form so gut passt, ich hätte mehr Abweichung durch die Modulunterschiede zwischen Sehne, Holz und Horn erwartet. Seht selbst:
Hier sind die zwei Bilder übereinander gelegt, beim zweiten ist außerdem noch die berechnete Form drübergelegt. Die habe ich leider nicht ganz genau getroffen.
Das Zuggewicht dürfte wie die Maße vermuten lassen völlig unrealistisch hoch sein. Eine Tillersehne aus 20 Strang FastFligt war jedenfalls nicht stark genug, den Bogen zu halten. Ich hab das Horn aber in Erwartung dick gelassen, ich glaube es sind 7mm (nächstes Mal notier ich mir solche Informationen!!), damit kann ich also noch arbeiten ohne am Schluß mit einem sehnengebackten Holzbogen dazustehen. Hoffe ich!
Gruß,
Daniel
Die Bilder sind thumbnails, für die große Version bitte klicken.
Ich habe versucht die Form und die Maße mit dem Modell von Bob Kooi abzuschätzen. Ich habe mich dabei an Bogen #4 in McLeod, composite bows from the bomb of tut'ankamuhn orientiert, für den die Maße von 27x25mm² im Griff, 32x20mm² im mittleren und 17x11mm² im oberen Wurfarmbereich angegeben sind. Bei einer Länge von 133cm klingt das nach einem seeehr starken Bogen. Es ist nicht angegeben, wie der Bogen innen aufgebaut und wie das Verhältnis von Sehne, Holz und Horn aussieht. Es ist außerdem gut möglich, daß der Bogen mit Sehne umwickelt wurde und man so 2mm von den Dimensionen abziehen muss. Das Zuggewicht kann irgendwo sein... Ich habe anhand der Dimensionen mit dem Modell einen Dicken- und Breitenverlauf berechnet, der bei homogenem Material eine schöne angulare Form ergibt. Für den Prototyp habe ich die Länge auf 140cm erhöht. Kürzen kann ich ja immer noch, so hab ich Reserve. Die ungespannte Form ist rot, die auf Standhöhe von 6 Zoll schwarz, die im Auszug auf 32" blau dargestellt.
Ich hab am Bandschleifer die Hautleimsauerei vom Sehnenbacking entfernt und den Bogen auf dem Spannbrett gebogen. Ich war doch etwas überrascht, daß die Form so gut passt, ich hätte mehr Abweichung durch die Modulunterschiede zwischen Sehne, Holz und Horn erwartet. Seht selbst:
Hier sind die zwei Bilder übereinander gelegt, beim zweiten ist außerdem noch die berechnete Form drübergelegt. Die habe ich leider nicht ganz genau getroffen.
Das Zuggewicht dürfte wie die Maße vermuten lassen völlig unrealistisch hoch sein. Eine Tillersehne aus 20 Strang FastFligt war jedenfalls nicht stark genug, den Bogen zu halten. Ich hab das Horn aber in Erwartung dick gelassen, ich glaube es sind 7mm (nächstes Mal notier ich mir solche Informationen!!), damit kann ich also noch arbeiten ohne am Schluß mit einem sehnengebackten Holzbogen dazustehen. Hoffe ich!
Gruß,
Daniel
- Ravenheart
- Forengott
- Beiträge: 22349
- Registriert: 06.08.2003, 23:46
Re: Es geht angular weiter
7 mm Horn???????
Was soll das werden? Ne Balliste??
(http://de.wikipedia.org/wiki/Balliste)
Ey! .....
Rabe
Was soll das werden? Ne Balliste??
(http://de.wikipedia.org/wiki/Balliste)
Ey! .....
Rabe
Re: Es geht angular weiter
mal abgesehen davon, dass ich das ding ziemlich interessant finde;
der hat 20strang ff zerlegt?
wie hast du den aufgespannt, mit einem lkw-wagenheber?
20 strang ff halten ca. 1,5 tonnen, daran kann man eine auto aufhängen!
der hat 20strang ff zerlegt?
wie hast du den aufgespannt, mit einem lkw-wagenheber?
20 strang ff halten ca. 1,5 tonnen, daran kann man eine auto aufhängen!
Re: Es geht angular weiter
Horn ist nicht so steif wie Holz, mit weniger Horn wäre das Zuggewicht höher.
Wegen dem FF... ich meinte damit, daß sich die Sehne gedehnt hat und der Bogen nicht auf Standhöhe geblieben ist. Ich hab nicht ausprobiert, wie weit es gehen würde. Die Sehne ist über eine lange Strecke gekordelt, damit ich sie mit geknoteten Öhrchen für Sehnenlängen zwischen 100 und 140 cm verwenden kann. Ich glaube, dies lässt etwas Dehnung zu, aber gleich ein paar Zentimeter hab ich auch wieder nicht erwartet. Ich hab nicht ausprobiert, wie weit es gehen kann. Die Kraft eines Wagenhebers wäre schon praktisch gewesen, das war nämlich ganz schön kraftraubend, die Wurfarme zu biegen. Jetzt kommt erstmal Horn weg, dann wird das wohl. Vielleicht gewinne ich dadurch auch noch etwas Reflex.
Gruß,
Daniel
Wegen dem FF... ich meinte damit, daß sich die Sehne gedehnt hat und der Bogen nicht auf Standhöhe geblieben ist. Ich hab nicht ausprobiert, wie weit es gehen würde. Die Sehne ist über eine lange Strecke gekordelt, damit ich sie mit geknoteten Öhrchen für Sehnenlängen zwischen 100 und 140 cm verwenden kann. Ich glaube, dies lässt etwas Dehnung zu, aber gleich ein paar Zentimeter hab ich auch wieder nicht erwartet. Ich hab nicht ausprobiert, wie weit es gehen kann. Die Kraft eines Wagenhebers wäre schon praktisch gewesen, das war nämlich ganz schön kraftraubend, die Wurfarme zu biegen. Jetzt kommt erstmal Horn weg, dann wird das wohl. Vielleicht gewinne ich dadurch auch noch etwas Reflex.
Gruß,
Daniel
- Feanor1307
- Sr. Member
- Beiträge: 474
- Registriert: 19.10.2010, 08:52
Re: Es geht angular weiter
Moin Moin,
zunächst einmal: Klasse Bogen, sieht jedenfalls richtig gut aus! Die besagten 7 mm Horn sollten bei der Länge genug für einen Bogen mit 180-200 Pfund sein. Da ist wirklich die Frage ob es sich nicht vielleicht um einen Ritualbogen, also eine Art überdimensionierte Grabbeigabe handelte. Andererseits sind solche Dimensionen sowohl von Türken, Persern als auch Chinesen belegt. Es könnte also durchaus sein ! Weist du denn noch wie dick du die anderen Schichten jeweils gemacht hast?
Grüße, Feanor
zunächst einmal: Klasse Bogen, sieht jedenfalls richtig gut aus! Die besagten 7 mm Horn sollten bei der Länge genug für einen Bogen mit 180-200 Pfund sein. Da ist wirklich die Frage ob es sich nicht vielleicht um einen Ritualbogen, also eine Art überdimensionierte Grabbeigabe handelte. Andererseits sind solche Dimensionen sowohl von Türken, Persern als auch Chinesen belegt. Es könnte also durchaus sein ! Weist du denn noch wie dick du die anderen Schichten jeweils gemacht hast?
Grüße, Feanor
Niemand versucht es herauszuholen, wenn er einmal weiß was in Ihm steckt!
Re: Es geht angular weiter
Ein klasse Versuch - und Danke für die Bilder und die ausführliche Beschreibung.
Ja, 7mm Horn sind etwas viel. Aber, je nach Dicke des Kerns, sollten 4mm Horn ein brauchbares Ergebnis liefern können.
Wie dick ist der Kern und die Sehnenlage?
Aber der aktuelle Tiller ist schon klasse!
Weiter mach !!
Ja, 7mm Horn sind etwas viel. Aber, je nach Dicke des Kerns, sollten 4mm Horn ein brauchbares Ergebnis liefern können.
Wie dick ist der Kern und die Sehnenlage?
Aber der aktuelle Tiller ist schon klasse!
Weiter mach !!
Re: Es geht angular weiter
@Daniel: Ich hatte das gleiche Problem bei einem authentischen Nachbau eines Reiterbogens.
Abzüge von den Außenmaßen ergaben sich:
minus 2 mm durch ein Leder-/ Rohhautbacking
minus seitlich 2-4 mm am Horn , weil das Horn getreppt war
minuns 2 mm seitlich, weil die Sehne um den Wurfarm führte
Im Endeffekt waren es jedoch auch schlappe 4-6 mm Horn mit 26 mm Breite.
Saustarker Versuch, weiter so!
Das mit der Sehne kenne ich: Dacron B50, schmeiß wech, FF eingedreht dehnt auch. Bogen aufgespannt in der Spannhilfe (je Wurfarm zwei kräftige Arme), Dübel gelöst, Bogen wieder flach.
Wobei: Das muss man gesehen haben. Es ist einfach faszinierend, wie ein Bogen weit über 100 lb von der Spannhöhe so langsam wieder in seine Ausgangsstellung kriecht, und das mit aufgespannter Sehne. Gruselig.
Abzüge von den Außenmaßen ergaben sich:
minus 2 mm durch ein Leder-/ Rohhautbacking
minus seitlich 2-4 mm am Horn , weil das Horn getreppt war
minuns 2 mm seitlich, weil die Sehne um den Wurfarm führte
Im Endeffekt waren es jedoch auch schlappe 4-6 mm Horn mit 26 mm Breite.
Saustarker Versuch, weiter so!
Das mit der Sehne kenne ich: Dacron B50, schmeiß wech, FF eingedreht dehnt auch. Bogen aufgespannt in der Spannhilfe (je Wurfarm zwei kräftige Arme), Dübel gelöst, Bogen wieder flach.
Wobei: Das muss man gesehen haben. Es ist einfach faszinierend, wie ein Bogen weit über 100 lb von der Spannhöhe so langsam wieder in seine Ausgangsstellung kriecht, und das mit aufgespannter Sehne. Gruselig.
Re: Es geht angular weiter
Das Sehnenbacking bewegt sich um die 3mm. Dicker am Griff, dünner hin zu den Tips. Horn und Holz sind mit einer Tiefer von knapp 2mm verzahnt. Das macht dann für die Mitte der Wurfarme so also in etwa 3mm Sehne, 5mm Horn, 2mm Horn/Holz-Verzahnung, bleiben an dieser Stelle dann 10mm Holz auf die 20mm Dicke. Der Querschnitt ist laut McLeod elliptisch, daran habe ich mich auch gehalten.
Inzwischen habe ich gut 3mm Horn weggenommen. Das Biegen geht jetzt schon leichter, ich schaffe es nun unter ziemlicher Anstrengung, den Bogen mittels Durchsteigemethode zu spannen bzw. eher auf Standhöhe zu biegen und die Sehne einzuhängen. Dabei musste ich leider feststellen, daß ich die Lage der Tips korrigieren muß, weil die Sehne nicht mittig genug verläuft und der Bogen umschlagen würde.
@Jo: Ja, genau das! Man geht ein paar Steckplätze zurück und der Bogen geht einfach wieder mit.
Ich bin gespannt, was da rauskommt. Ich werde versuchen, den Bogen ohne weitere Dickenreduktion aufgespannt zu bekommen. Das wird nicht leicht, weil die Handhabung durch den hohen Kraftaufwand schwierig ist. Aber ich möchte es vermeiden, durch zu viel Reduktion am Ende mit nichts dazustehen. Mehr Erfahrung wär da jetzt vorteilhaft
Gruß,
Daniel
Inzwischen habe ich gut 3mm Horn weggenommen. Das Biegen geht jetzt schon leichter, ich schaffe es nun unter ziemlicher Anstrengung, den Bogen mittels Durchsteigemethode zu spannen bzw. eher auf Standhöhe zu biegen und die Sehne einzuhängen. Dabei musste ich leider feststellen, daß ich die Lage der Tips korrigieren muß, weil die Sehne nicht mittig genug verläuft und der Bogen umschlagen würde.
@Jo: Ja, genau das! Man geht ein paar Steckplätze zurück und der Bogen geht einfach wieder mit.
Ich bin gespannt, was da rauskommt. Ich werde versuchen, den Bogen ohne weitere Dickenreduktion aufgespannt zu bekommen. Das wird nicht leicht, weil die Handhabung durch den hohen Kraftaufwand schwierig ist. Aber ich möchte es vermeiden, durch zu viel Reduktion am Ende mit nichts dazustehen. Mehr Erfahrung wär da jetzt vorteilhaft
Gruß,
Daniel
- Galighenna
- Forenlegende
- Beiträge: 8835
- Registriert: 19.07.2004, 21:59
Re: Es geht angular weiter
Wow! Absolut geiles Projekt! Ich wünsch dir viel Erfolg dabei. Bis jetzt sieht es ja super aus.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand
Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand
Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)
Re: Es geht angular weiter
skerm hat geschrieben:Ich bin gespannt, was da rauskommt. Ich werde versuchen, den Bogen ohne weitere Dickenreduktion aufgespannt zu bekommen. Das wird nicht leicht, weil die Handhabung durch den hohen Kraftaufwand schwierig ist. Aber ich möchte es vermeiden, durch zu viel Reduktion am Ende mit nichts dazustehen. Mehr Erfahrung wär da jetzt vorteilhaft
Arbeitest du mit einer Aufspannhilfe? Damit geht es sehr gut, weil man immer nur pro Wurfarm ein paar Zentimeter weiter spannt. Man muss sich bei starken Bogen damit abfinden, dass man den Bogen NUR mit Aufspannhilfe gespannt bekommt. Ist auch gesünder!
Alte Abbildungen von Hunnen oder Mongolen zeigen, dass die ihre Bogen nur zu zweit aufgespannt bekamen. Ist auch gesünder!
Re: Es geht angular weiter
Nein, da hab ich keine. Die Vorrichtung für meine Seilwinde ist für diesen Bogen etwas zu kurz. Da sollte ich mal eine bessere Version zusammenschrauben.
Gruß,
Daniel
Gruß,
Daniel
Re: Es geht angular weiter
Hallo Daniel, bau doch sowas, damit kriegst du jeden Bogen gespannt. Mußt das teil nur gut festmachen. Ich habs in einem schweren Schraubstock.
Re: Es geht angular weiter
Sorry... aber das sieht NICHT gesund aus!
Zu viel E kin, E pot, E bieg, und E wasauchimmer in einem Foto!
Zu viel E kin, E pot, E bieg, und E wasauchimmer in einem Foto!
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Re: Es geht angular weiter
@Squid: Das du das auch immer so genau nehmen mußt! Wir werden Daniel bitten, das nächste Mal seine ganzen Energien auf mehrere Fotos zu verteilen.