Nun noch mein Senf.
Ich zitiere Seehase&Krekeler: Der Gefiederte Tod. Die Geschichte des Englischen Langbogens in den Kriegen des Mittelalters. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen, 3. Aufl. 2004.
Auf Seite 46 steht:
"So konsequent die Engländer bei der Wahl des Bogenholzes waren, so lässig wählten sie das Pfeilmaterial. Der führende Experte des 16. Jahrhunderts, Sir Roger Ascham, nannte 15 verschiedene Sorten. Espe scheint das führende Holz gewesen zu sein, gefolgt von Esche, Birke, Erle und Kiefer, sogar das auf den ersten Blick ungeeignete Pappelholz soll verwendet worden sein.
Es gab verschiedene Typen von Pfeilen, dem individuellen Geschmack waren kaum Grenzen (...) gesetzt. Allerdings gabe es auch von der Krone vorgegebene Standards. Ein solcher Standardpfeil sah folgendermaßen aus:
Der Schaft ... war so lang, wie wir ihn heute als "full length" bezeichnen, nämlich 32 Zoll lang. Er war gebarreld (...), in der Mitte bis zu einem halben Zoll dick. Der Nockeinschnitt war breiter und flacher als der moderne Nock, eine Klemmfunktion gab es nicht. Gegen den Schub der Sehne war der Nock durch einen eingesetzten, 2 Zoll langen und knapp 3mm dicken Hornstreifen vor dem Reißen geschützt."
Als Federn wurden Gänsefedern verwendet (S. 46) und "jeder Gäneshalter [war] verpflichtet, die jeweils ersten 3 Flügelfdern, die sogenannten Pointers, abzugeben." (ebd.)
Zu den Spitzen ist zu lesen (S. 47):
"Eine vielverwendete Spitze war die, die wir heute als Typ 16 bezeichnen (nach der Klassifikation anhand der Sammlung des British Museums in London ... An erster Stelle in der Beliebtheitsskala rangierten die diversen Bodkinspitzen ..."
Und weiter S. 48:
"Fertige Pfeile wurden im Sheaf (Bündel zu 24 Stück) in einem an eine Schultüte erinnernden Leinenbehältnis transportiert und im Felde geführt. Größere Mengen an Pfeilen wurden in eigenen Pfeilkisten auf Wagen an die Front transportiert.
Diese Pfeilkisten waren nicht gerade klein, fand doch der kopflose Leichnam von Anne Boleyn, der zweiten Frau von Henry VIII., seine letzte Ruhestätte in einer solchen Kiste als Sargersatz.
Im Gefecht trug der Bogenschütze seine Pfeile entweder als Sheaf in den Gürtel gesteckt oder in einem Transportbehältnis. Zum schnelleren Schießen wurden die Pfeile auch von den Bognern vor sich in den Boden gesteckt, dies konnte durch die vom Erdreich verunreinigten Spitzen zu Entzündungen beim Opfer führen und damit zur Legende, dass die Engländer ihre Pfeilspitzen vergiften würden."
Zum Bogen führen Seehase&Krekeler an, dass er eigentlich immer aus Eibe bestand.
"Der Bedarf an Eibenstäben zum Bogenbau muss gigantisch gewesen sein. Allein im Tower of London lagerten zeitweise mindestens 15.000 Bogen, dazu gut die doppelte Anzahl an Bogensehnen und bis zu einer Millionen Pfeile." (S. 34)
"Schmucklos, effektiv und massenproduktionsfähig, das war der Kriegsbogen." (S. 36)
Kriegspfeile - Einwegpfeile
Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile
Zuletzt geändert von Bogenschuetze2 am 14.01.2009, 21:46, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile
Weiter im Buch.
Bzgl. Schießtechniken und Schießstile merken Seehase&Krekeler an:
"Man darf ruhig annehmen, dass die englischen Langbogenschützen nach der rein instinktiven MEthode geschossen haben. Bei großen Feldschlachten mit Beteiligung von Langbogenschützen kam es ohnehin eher auf Feuervolumen als auf Präzision an. `Scharfschützen´, etwa im Bereich von Belagerungen, griffen meist auf die Armbrust zurück." (S. 109)
Gerade letztere Aussage finde ich sehr interessant! Könnte man sie auch auf die oben schon angesprochenen Jagdgepflogenheiten beziehen? Ups, habe nichts gesagt
Das Schießtraining (S. 135f.) - ich fasse zusammen.
Bei 7 Jahren liegt der Beginn des Trainings. Die wuchsen mit dem Wuchs der Schützen.
"Das gebräuchlichste Ziel dieser Zeit war das `Mark´, eine runde Scheibe ohne oder mit nur wenig Ringeinteilung von etwas mehr als Bierdeckelgröße, die auf unterschiedliche Entfernungen beschossen wurde." (S. 135)
"Die zu erlangenden Fähigkeiten waren das sog. `Strong Shooting´, womit das wuchtige Treffen mit den schweren Kriegspfeilen gemeint ist, und das treffsichere Schießen über weite Distanzen." (S. 136)
"Ob die englischen Bogenschützen nun wirklich ein Eichhörnchen aus 100 Schritt Entfernung treffen konnten, mag bezweifelt werden, sie konnten aber schnell und treffsicher schießen."
Bzgl. Ausrüstung ist zu lesen:
"Ein Elitesoldat wie ein Langbogenschützen verfügte über ein beträchtliches Arsenal an Ausrüstungsgegenständen ... das wichtigste Utensil war die Ersatzsehne. Dazu kamen Reservespitzen und -federn ...
Am allerwichtigsten war aber die Transporthülle für den Bogen, es war eine schmale an der Kopfseite verschlossene Leinenhülle, die sich Bogenschütze an einem Riemen quer über den Rücken hängen konnte."
Soweit Seehase&Krekeler.
Bzgl. Schießtechniken und Schießstile merken Seehase&Krekeler an:
"Man darf ruhig annehmen, dass die englischen Langbogenschützen nach der rein instinktiven MEthode geschossen haben. Bei großen Feldschlachten mit Beteiligung von Langbogenschützen kam es ohnehin eher auf Feuervolumen als auf Präzision an. `Scharfschützen´, etwa im Bereich von Belagerungen, griffen meist auf die Armbrust zurück." (S. 109)
Gerade letztere Aussage finde ich sehr interessant! Könnte man sie auch auf die oben schon angesprochenen Jagdgepflogenheiten beziehen? Ups, habe nichts gesagt

Das Schießtraining (S. 135f.) - ich fasse zusammen.
Bei 7 Jahren liegt der Beginn des Trainings. Die wuchsen mit dem Wuchs der Schützen.
"Das gebräuchlichste Ziel dieser Zeit war das `Mark´, eine runde Scheibe ohne oder mit nur wenig Ringeinteilung von etwas mehr als Bierdeckelgröße, die auf unterschiedliche Entfernungen beschossen wurde." (S. 135)
"Die zu erlangenden Fähigkeiten waren das sog. `Strong Shooting´, womit das wuchtige Treffen mit den schweren Kriegspfeilen gemeint ist, und das treffsichere Schießen über weite Distanzen." (S. 136)
"Ob die englischen Bogenschützen nun wirklich ein Eichhörnchen aus 100 Schritt Entfernung treffen konnten, mag bezweifelt werden, sie konnten aber schnell und treffsicher schießen."
Bzgl. Ausrüstung ist zu lesen:
"Ein Elitesoldat wie ein Langbogenschützen verfügte über ein beträchtliches Arsenal an Ausrüstungsgegenständen ... das wichtigste Utensil war die Ersatzsehne. Dazu kamen Reservespitzen und -federn ...
Am allerwichtigsten war aber die Transporthülle für den Bogen, es war eine schmale an der Kopfseite verschlossene Leinenhülle, die sich Bogenschütze an einem Riemen quer über den Rücken hängen konnte."
Soweit Seehase&Krekeler.
Zuletzt geändert von Bogenschuetze2 am 14.01.2009, 21:32, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile
Hab noch das hier gefunden:
Allein im Tower von London lagerten nach einem Bericht vom 21. September 1523: 11.000 Bogen, 6000 Bogenstäbe, 384.000 Pfeile und 86.400 Bogensehnen.
Aus: Der lautlose Tod, zdf.de
Allein im Tower von London lagerten nach einem Bericht vom 21. September 1523: 11.000 Bogen, 6000 Bogenstäbe, 384.000 Pfeile und 86.400 Bogensehnen.
Aus: Der lautlose Tod, zdf.de
- Heidjer
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Re: Kriegspfeile - Einwegpfeile
Hallo Daniel
Nein eine solche Bewegung habe ich noch nicht Ausprobiert.
Es war einfach so das ich aus dem Video die vereinfachung des Auszuges so nicht gesehen habe. Für mich ist nicht so leicht nachzuvollziehen das daraus das spannen eines Bogens erleichtert wird. Werde ich aber mal ausprobieren.
Bögen bis 100# Pfund habe ich schon geschossen, einen 120# Bogen habe ich gespannt und dann nicht zu lösen gewagt.
Ich schiesse normal Bögen mit 50# - 60# und bin der Meinung das ich damit ausreichend für alle Turniere und Events ausgerüstet bin.
Ich habe beim Cloutschiessen auch schon bis zu den Ohren ausgezogen bin davon aber wieder zu gunsten eines gleichmäßigen Auszuges und Ankers abgekommen.
Gruß Dirk
Nein eine solche Bewegung habe ich noch nicht Ausprobiert.

Es war einfach so das ich aus dem Video die vereinfachung des Auszuges so nicht gesehen habe. Für mich ist nicht so leicht nachzuvollziehen das daraus das spannen eines Bogens erleichtert wird. Werde ich aber mal ausprobieren.

Bögen bis 100# Pfund habe ich schon geschossen, einen 120# Bogen habe ich gespannt und dann nicht zu lösen gewagt.

Ich schiesse normal Bögen mit 50# - 60# und bin der Meinung das ich damit ausreichend für alle Turniere und Events ausgerüstet bin.
Ich habe beim Cloutschiessen auch schon bis zu den Ohren ausgezogen bin davon aber wieder zu gunsten eines gleichmäßigen Auszuges und Ankers abgekommen.
Gruß Dirk
Zuletzt geändert von Heidjer am 15.01.2009, 19:42, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.