Sattel... Nur was für einer?

[Angela]

Liebe Steppenreiter und Sattelkundige,

ich bin heute auf dem Flohmarkt über dieses hübsche Stück gestolpert. Da der Verkäufer froh war es loszuwerden und nicht viel dafür wollte, ist es nun mir. Zur Herkunft konnte er jedoch nicht viel sagen, nur, dass er es mal bei einer lederfabrik gekauft hat (die es jedoch nicht zwangsläufig selbst hergestellt haben müssen) und dass es mal am Vorderzwiesel mal ein Pferdekopfdeko aus Messing gehabt haben muss. Es soll mind. 100 Jahre alt sein (nach Verkäuferangabe), der Sattelbaum sieht auch so aus, das Leder ist allerdings noch ganz gut in Schuss (außer zerknautschte Sattelblätter von falscher Lagerung, aber die krieg ich wieder hin). Hatte wohl früher strohgepolsterte Trachtenkissen unten, aber sind wohl längst hinüber. Sieht mir jedenfalls nicht sonderlich deutsch aus, erinnert mich von der Form her eher an die modernen Malibauds oder die leichteren spanischen Sättel.

Was meint ihr, hat einer von euch sowas ähnliches schon mal gesehen? Würde mich nun doch interessieren, was das für ein Teil ist 













Viele Grüße
Angela

[Snake-Jo]

Hallo Angela,
das ist eine sehr spezielle Frage. Es gab mal eine Austellung in 2002 zu Sätteln in einem ungarischen Museum, da wurden auch internationale Sättel gezeigt. Ich bin mir sicher, dass der Ausrichter Dir Auskunft geben kann, wenn Du ihm deine aussagekräftigen Bildr mailst. Hier mal dr Link:

http://www.pointernet.pds.hu/lovaglas/H ... egbe3.html

Ansonsten: Glückwunsch zu dem Fund. Ich bin mir sicher, da Teil läßt sich komplett restaurieren und dann reiten. Die Messing-Verzierungen sind sehr rustikal, aber auch etwas verspielt. Falls Du Holz für den Sattelbaum brauchst, gib Bescheid.

[Angela]

Danke Jo, der Link ist klasse, die Ausstellung hätte ich gerne gesehen  Werde dort mal nachfragen. Die Messingverzierungen stelle ich mir eher störend vor wenn man nicht gerade mit ganz langen Bügeln reitet, aber mal schauen.

Ich wollte auf jeden Fall mal ein Restaurierungsversuch starten, hat aber Zeit (der Winter ist lang!). Muss mir dazu Gedanken machen wie das aussehen soll: Es sollte dann zwar einigermaßen authentisch sein, aber vor allem muss es "normalo" Pferde bequem passen (möglichst mit etwas Spielraum, der Passier meines Ponys passt z.B. den meisten Pferden von schmaleres Mittelfeld bis extrabreit). Muss mal mit einem Sattler sprechen, muss eh mit dem Teil hin wegen Gurtstrippe erneuern und irgendwo am Baum eine Steigbügelbefestigung dranbauen.

Danke nochmal! 

[Archiv]

und irgendwo am Baum eine Steigbügelbefestigung dranbauen.

Sicher? Ich kenne diesen Sattel nicht, doch habe ich so einen ähnlichen schon mal gesehen. Auch ein uraltes Stück. Es hing in Kanada in einem Dorfsaloon als Deko an der Wand. Die Steigbügel waren nicht zum Aufsteigen gedacht, sondern nur um die Beine im Sitzen zu stützen. Es war einfach ein breiter Riemen, der unter dem Auflageleder auf der Sitzfläche durchgeführt wurde. Da waren dann hölzerne Steigbügel angeschnallt. Sieh doch einfach mal nach, wenn das bei dem Sattel auch so war, dann müssen da auch Spuren davon im Leder zu sehen sein.

Da in Kanada die Ukrainer in etwa das sind, was hier die Ostfriesen, so wurde der Sattel, dessen Steigbügel nicht zum Aufsteigen geeignet sind als "Ukrainian Saddle" bezeichnet. Leider ist das in der Gegend kein Zeichen für geographische Herkunft,doch vielleicht ist was wahres daran...

So ganz falsch finde ich die Steigbügelaufhängung nicht. Sie verhindert zumindest, dass so ein fetter, unsportlicher Kerl dem Pferd zu lange seitwärts im Steigbügel hängt.

[Angela]

Es war einfach ein breiter Riemen, der unter dem Auflageleder auf der Sitzfläche durchgeführt wurde. Da waren dann hölzerne Steigbügel angeschnallt. Sieh doch einfach mal nach, wenn das bei dem Sattel auch so war, dann müssen da auch Spuren davon im Leder zu sehen sein.

Moin moin,

daran habe ich auch gedacht, wenn ich mir das Teil genauer anschaue, kann es gut sein, dass die Originalbügelriemen so befestigt waren (Scheuerspuren am Sattelblatt). Würde vor allem erklären, wozu diese Sitzauflage überhaupt gedacht war. Aber ich glaube ich befestige die Bügel trotzdem am Baum mit den Riemen unterm Sattelblatt: Erstens hat man dann (wie du schon angemerkt hast) beidseits eine feste Länge, und zweitens wäre es schonender für das alte Leder, wenn die Bügelriemen nicht ständig oben am Blatt rumscheuern. Mal schauen. Erst mal muss ein vernünftiger Baum ran, die Bequemlichkeiten für den Reiter stehen an zweiter Stelle 

Viele Grüße
Angela

[DoktorBig]

Hallo Angela

Was macht der Sattel, gibts was neues? Hast du schon angefangen mit der Resturation? Hast du neue Bilder der Sattel gefählt mir,siht gut aus.

LG Manuel

[michael leva]

musst du papa fragen... 

ich denke, das nette stück das du da gekauft hast - hej, den soll der arme taggert tragen? - ist ein beisattel, der in historischen anspannungen auf eines der stangenpferde gelegt wurde. auf alten stichen und bildern (leider gerade per google nix gefunden) siehst du bisweilen eine anspannung (oft viererzug), bei der auf einem der vorderen pferde noch jemand sitzt.

dafür sprechen würde auch das fehlende messingpferd auf dem vorderzwiesel - diese messingteile waren typisch für solche sättel. ob er sich für den dauergebrauch eignet, weiss ich nicht - schätze das wird HART für deinen allerwertesten.. aber es gibt ja lammfelle bei eBay...

beim herrichten sollten du darauf achten, keine modernen fette (mit irgendwelchen konservierungsstoffen drin) zu benutzen, um das leder geschmeidig zu machen. ich habe mal mit einem alten sattler gesprochen bzgl. restaurierung eines meiner militärsättel und der wies darauf hin, dass ungeeignete fette und öle die nähte porös machen können, dann darfst du nachnähen (musste ich gerade bei meinem sattel) und das macht nicht wirklich spass.

viel glück beim herrichten, meld dich doch mal, wie es läuft


michael