Matthias, ich würde da eher 2 Stufen sehen. Diese dann jeweils unterteilt in die Abschnitte "Lernen" und "Automatisieren".
Die erste Stufe ist das Lernen der Grundlagen (einnocken, Auszug, lösen, Körperkoordination usw.). Dabei finde ich es auch nicht verkehrt, wenn es der Lehrer schafft, auch schon auf dieser Stufe über das bloße Abrufen einer Nachahmung hinaus Verständnis für die Bewegungsabläufe zu vermitteln.
Damit es dann bei Stress klappt, muss das Erlernte meiner Meinung nach solange stur wiederholt werden, bis es quasi im Schlaf und ohne darüber nachdenken zu müssen, klappt (automatisieren). Das dauert natürlich seine Zeit und hängt von der Trainingsintensität ab.
Nach Stufe 1 kann man dann schon vom Pferd schießen, aber irgendwann kommt man da an einen Punkt, wo es nicht so recht weiter geht. Man wird nicht besser, manchmal sogar schlechter. Die Stufe 2 dient der Verbesserung der Ergebnisse.
Je nachdem wie gut die Stufe 1 gelaufen ist, wurden auch Fehler mitautomatisiert. In Stufe 2 müssen dann diese Fehler zunächst mal analysiert werden. Wenn man das allein machen will, ist es natürlich irre schwer. Aber damit ist es nicht getan. Wenn man dann mit viel Anstrengung einen Fehler entdeckt hat, muss man um den dauerhaft raus zu bekommen, ganz bewußt einen neuen Ablauf automatisieren. Und das ist so ziemlich das Schwerste. Denn in einen automatisierten Vorgang kann man nur noch schlecht bis gar nicht mehr bewußt eingreifen.
Ich merke das immer wieder. Da versuche ich zum Beispiel den Bogen beim Nocken auf das Ziel gerichtet zu halten und kaum sitze auf dem Pferd, ist doch wieder der alte Automatismus präsent. Der neue Ablauf konnte den alten im automatisierten Ablauf noch nicht ersetzen.
Ich denke also, dass das, was man unbewußt ablaufen lassen kann, immer nur so gut ist, wie die vorherige Eingabe. Das hier oft zitierte Bauchgefühl kommt meiner Ansicht nach beim Lernen auf Stufe 1 nur bedingt zum Zuge. Das ist meiner Meinung nach eher etwas, was auf Stufe 2 im Analyse- und Lernabschnitt hinsichtlich der kleinen Details greift. Da kann es schon passieren, dass man gar nicht weiß, was die exakte Ursache dafür ist, dass es plötzlich besser geht. Man kann dann oft nur annähernd bestimmen, was man äußerlich minimal verändert hat, ohne es wirklich zu begreifen.
Das ist aber nur die rein technische Seite. Auf beiden Stufen kann das Denken beim Automatisieren hinderlich werden. Man sollte also genau bestimmen, ob man gerade was einüben oder was automatisieren will. Bei dem einen ist Denken meiner Meinung nach Pflicht und beim anderen oft Gift.
Und dann kommen noch die mentalen Belastungen unter Stress dazu. Dem kann man wohl nur mit Konzentration und weitgehenden Ausschalten von Vergangenheit und Zukunft entgegenwirken. Das klingt aber viel leichter als es ist. Gerade nach Steppis Wettkampf weiß ich, wie schwer es z.B. sein kann, einen völlig missratenen Galopp im Kopf abzuhaken. Wenn man - so wie ich - dann gleich drei weitere Nullrunden anhängt, bis man sich gefangen hat, dann muss man gerade auf dieser nichttechnischen Ebene noch viel tun.
Dieses mentale Training und das Konzentrieren auf den Augenblick würde ich aber eher nicht als Stufe 3 sehen, sondern immer gleich mit der Automatisierungphase in den beiden "technischen Stufen" verbinden.
Und das Du als Anfänger (sind wir das nicht alle?) nichts zur Diskussion beitragen kannst, ist ja wohl nicht Dein Ernst. ;-)