Panikreaktionen

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Grey
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Panikreaktionen

Beitrag von Grey » 04.06.2007, 09:54

Jetzt muß ich den Pferdebesitzern und Ausbildern unter Euch mal mein herz ausschütten…vielleicht habt ihr ja eine Ahnung wie ich weiter vorgehen kann oder was sonst zu tun wäre….

ich habe ja zwei Jungstuten (beide derzeit etwas über 3 Jahre). Beide sind seit Dezember unterm Sattel und seit ca. 6 Wochen noch zum Feintraining beim Trainer. Ich bin zwar nicht jeden Tag dort, aber ziemlich häufig.
Die eine findet das alles super klasse und kann irgendwie vom Arbeiten nicht genug kriegen (bei Unterbeschäftigung fallen ihr sehr interessante Dinge ein). Die andere hat jetzt vermehrt ein Panikproblem….Lina ist vom Grundprinzip her eher sanft, nicht besonders ranghoch, willig. Sie hatte zuhause nie irgendein Problem in Halle herum zu stehen oder sich gar aufzuregen. Wir haben sie eher immer als Karrengaul bezeichnet weil sie so ruhig und entspannt war. Seit sie jetzt beim Trainer ist, bekommt sie Panik wenn sie in die Halle kommt. Schwitzt wie Hölle, regt sich auf, zuckt zusammen wenn sie unerwartet angefasst wird und ganz schlimm….wenn ihr andere Pferde entgegen kommen. Da würde sie am liebsten ganz schnell wegrennen. An der Longe wird gebockt was das Zeug hält. Von normaler entspannter Arbeit oder auch nur überhaupt entspannten herumstehen sind wir derzeit sehr weit entfernt. Der Trainer meint sie sei einfach schockiert darüber von zu Hause weg zu sein, von der Herde weg zu sein….wir sind zu dem Schluss gekommen uns das ganze jetzt noch vier Wochen anzusehen und sie dann, falls keine Besserung auftritt, sie für den Rest des Sommers nochmals auf die Wiese zu stellen.
Soweit so gut….es wäre eine Möglichkeit: Das sie einfach noch nicht soweit ist. Kann ich mir aber nur bedingt vorstellen, denn zu Hause hatte ich diese Probleme nicht. Sie ist alle Grundgangarten gegangen, wurde von Kindern aus dem Paddock geholt und geputzt, herumgeführt und in der Halle bei Affenbetrieb im Schritt geritten. Sie fand es zwar auch da nicht wirklich prickelnd, wenn ihr einer im Galopp entgegen kam, aber es war ok. Ich denke mir eher sie hat irgendwie ein schockierendes Erlebnis gehabt, dass sie jetzt jedes Mal wenn sie eine große Halle kommt in der andere Pferde sind, in Panik ausbricht…..dabei kenne ich sie seit sie 10 Monate alt ist und habe eigentlich alle Schritte mitverfolgt, damit genau so was eben nicht passiert.
Gestern habe ich dann abends ein Experiment gemacht. Trainer und ich haben sie abends in die Halle gebracht. Bereits auf dem Weg dorthin, habe ich gemerkt wie sie Widerstand aufbaut und sich verspannt. In der Halle haben ich sie dann abgehalftert und laufen lassen. Es war keiner drin. Nur die Halle, ich und Lina. Der Trainer stand außen an der Bande. Erst mal war sie wie vom Donner gerührt. Fing aber an zu schwitzen und zu zittern. Sie hatte eine Stelle in einer Ecke fixiert. Irgendwann hat sie es nicht mehr ausgehalten und fing an wie eine Wilde an rumzurassen. Hat sich ein paar mal hingelegt (wenigstens nicht verletzt), wieder auf, wieder weiter…das ging so eine knappe stunde. Sie ist der  fixierten Ecke immer ausgewichen….keine Ahnung was dort für ein Monster lauert. Ich war die ganze zeit in der Halle. Nach dieser Raserei ist sie dann irgendwann zitternd und vorsichtig zu mir gekommen, hat den Kopf unter den Arm gestreckt und wollte nur noch aus der Halle raus. Sie hat mich richtung ausgang geschoben. Trainer hat auch absolut keine Ahnung was in ihr vorgeht. Er will sie jetzt ein paar Tage auf die Wiese stellen und dann versuchen sie als Handpferd mit ins Gelände zu nehmen. Erst zu Fuß dann mit Pferd. Ich werde das ganze immer begleiten. Paralell versuchen wir es mit Bachblüten…..
Was kann ein junges Pferd dermaßen verstören? Sie wurde nicht verprügelt, noch nicht mal grob angefasst. Sie ist von keinem Pferd nieder gemacht worden. In der Halle sind keine Geräte , Gegenstände, Fahrzeuge oder irgendwas was aus der Ecke springen könnte….sie hat auch keine Angst vor Menschen. Nur die Panik vor der Halle mit der Ecke und eben entgegenkommenden Pferden bei der Arbeit…..Wir sind absolut ratlos….

Vielleicht braucht es nur zeit….vielleicht habt ihr aber auch einen Hinweis für mich.

Auf jeden Fall ist es abends um 23.30 sehr beeindruckend ein rasendes Pferd zu beobachten!!!

Grüße Grey

P.S. Es ist für sie absolut kein Problem mit Bogen und Pfeilen und einem Reiter im Freien entspannt zu galloppieren...sie ist ja eigentlich als Hauptbogenpferd gedacht....vermutlich dauert das aber noch ein wenig länger  ::)
Zuletzt geändert von Grey am 04.06.2007, 09:56, insgesamt 1-mal geändert.
Gr?zzels Grey

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Re: Panikreaktionen

Beitrag von vinkona » 04.06.2007, 12:36

Sorry, aber ich persönlich halt nix aber auch gar nix davon Pferde mit nicht mal 3 Jahren überhaupt zu reiten!!!
Für mich fällt das unter Kinderarbeit. Ein Pferd, mit dem ich viele Jahre gemeinsam verbringen möchte muß nicht so früh "funktionieren".
Gönn den armen Pferden noch etwas Jugend auf der Wiese.
Meine sind ersts mit 5 angeritten - und sind immer noch Kindsköpfe ...

Was macht die Stute, wenn ihre Stallgefährtin frei mit in der Halle läuft? Ein erfahrenes Pferd? Eines, das ihr Sicherheit bietet?

Grüßle

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Re: Panikreaktionen

Beitrag von Grey » 04.06.2007, 12:55

Hi Vinkona,
ich denke mir es ist bei Pferden wie mit Kindern...jedes ist anders. Und die einen brauchen etwas früher ihre Lernerei, andere später. Ich schicke ja auch kein Kind mit 7 in die Schule nur weil es dann aus MEINER Sicht soweit ist. Manche kommen mit 5 rein und sind glücklich, andere kommen mit 7 rein und packen es ihr Leben lang nicht...3 Jahre bei einem Pferd sollte auch rasseabhängig kein Problem darstellen!

Sie reagiert egal ob mit oder ohne Begleitung gleich...und ihre Halbschwester (die arbeitswütige) ist ja meist dabei. Sie steht auch neben ihr im Stall und auf der Koppel bzw. im Paddock ist sie ebenfalls mit bei....
Wir haben es auch mit erfahrenen versucht...das gleiche...draussen ist sie grundsätzlich ruhiger....

Grüße Grey
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Re: Panikreaktionen

Beitrag von vinkona » 04.06.2007, 13:55

Hi Grey,

es geht nicht ums lernen - Pferde sollten VOR dem Anreiten so vieles lernen … Nur - Du schreibst, dass sie jetzt etwas über 3 sind - im Dezember unter den Sattel kamen - also mit 2 ½ …

Wie oft und wo hast du die Pferde geritten? Immer draußen? Wie lange?
Wie oft und wo reitet der Trainer? Wie lange? Seit 6 Wochen täglich?
Meist in der Halle? Gibt’s bei dem Training irgendeinen „Spaßfaktor“ fürs Pferd? Oder nur Arbeit, Funktionieren, Arbeit?
Fühlt sich das Pferd überfordert - glaubt den Anforderungen, die in der Halle gestellt werden nicht gerecht zu werden? „Sucht“ deswegen einen Grund zur Flucht?
Kann der Trainer sie problemlos von der Weide holen - oder läuft sie weg? Versucht es zumindest ihm zu entkommen?

Draußen ist sie ruhiger als in der Halle, oder so wie vor dem Beritt?
Wie reagiert sie auf dem Reitplatz?

Irgendwas muss passiert sein - so reagiert kein normales Pferd …

Kannst du ihr Verhalten in einer anderen Halle testen?

Wie reagiert sie in der Halle bei Bodenarbeit? Wie groß ist ihr Vertrauen zu dir?
Kannst du sie in der Halle außen herum führen, ohne dass sie panisch über dich wegläuft? Strahlst du Ruhe und Gelassenheit aus? Glaubt sie es dir?

Handpferdearbeit ist immer gut. Aber, gerade, wenn ein Pferd so verstört ist, sollte das Reitpferd Nerven wie breite Nudeln haben und immer funktionieren.

Grüßle

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Angela
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Re: Panikreaktionen

Beitrag von Angela » 04.06.2007, 14:00

Hallo Grey,

ich hab auch einige Pferde angeritten in meiner Zeit und es waren auch mal zwei vierjährige Stuten darunter, die genauso reagiert haben wie du beschreibst: Nicht nur Unsicherheit oder Übermut, sondern richtig Panik. Ich hatte die beiden seit Fohlen betreut und konnte daher schlechte Erfahrungen ausschließen. Ich habe sie einfach ein Jahr gehen lassen, kein Reiter mehr drauf, sondern stattdessen einfach gesatteln, getrenst und als Handpferd mit ins Gelände genommen. Um Schmerzen durch mangelnde Rückenmuskulatur vorzubeugen, wurde einige Wochen vor dem ersten Reiten regelmäßig an der Doppellonge gearbeitet.Und im nächsten Jahr waren beide wie ausgewechselt, ich hätte es nicht geglaubt wenn ich es nicht erlebt hätte. Ich bin grundsätzlich ein Verfechter des möglichst-spät-anreitens und denke einfach, die beiden waren entweder psychisch oder physisch (ein Pferd mag zwar reif aussehen, aber trotzdem kann er durch Wachstum empfindlich sein, z.B. Zähne, Rücken oder Wachstumsfugen).

Mal ganz vorsichtig gefragt: Kannst du deinem Trainer und sein gesamtes Personal wirklich 100% vertrauen? Es ist ja schon seltsam, dass sie dort so heftig reagiert und zuhause nicht. Irgendwas stimmt da nicht. Will natürlich niemanden was unterstellen! Mir würden allerdings auch andere Erklärungen dafür einfallen: Zuhause ist sie in gewohnter Umgebung, wird gemütlich im Schritt geritten umgeben von ihren Freunden. Dort ist die Umgebung neu, die Menschen neu und vermutlich – wenn sie in der Halle gearbeitet wird – soll sie auch (für ein junges Pferd) körperlich anstrengendes tun. Ich könnte mir auch einfach vorstellen, dass das alles ein bisschen zuviel ist auf einmal. Oder die Chemie zwischen Trainer und Pferd stimmt einfach nicht. Muss nicht sein, dass irgendwas vorgefallen ist, sondern es passt einfach nicht. Wie groß/schwer ist denn der Trainer? Vielleicht tut ihr doch der Rücken weh? Ein Check beim Tierarzt wäre vielleicht auch sinnvoll, einfach damit man Reaktion aus Schmerzen ausschließen kann. Passt der Sattel sicher? Wie oft wird sie geritten? Mehr als 2x, höchstens 3x die Woche leichte Arbeit ist für ein Pferd in Wachstum m.E. zuviel.

Ganz ehrlich: Ich würde das Training abbrechen. Als Handpferd ins Gelände, o.k. Aber irgendwie ist die Gute sehr durcheinander und verängstigt. Ein Sommer auf der Koppel und vorsichtige Psychen-Reha, als Handpferd usw. ist meiner Meinung nach das Beste für sie! Nur wenn du ihr jetzt soviel Zeit lässt, wie sie braucht, kann sie ein zuverlässiges und nervenstarkes Reitpferd werden.

Viele Grüße
Angela
Zuletzt geändert von Angela am 04.06.2007, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.

Grey
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Re: Panikreaktionen

Beitrag von Grey » 04.06.2007, 15:15

Also versuche ich mal alles in Reihe zu bekommen:

Die ersten drei Sommer waren die beiden in der Herde im Sommer tag und nacht draussen, sind aber jeden Tag zweimal gerufen worden für die Kontrolle, sprich Körper, Beine, Kopf....dabei wurden sie auf Ungeziefer und Verletzungen untersucht. hat geklappt ohne sie anzubinden oder zu halten. Hufe geben usw. kein Problem. Die Winter wurden auf den Winterkoppel und den Paddocks verbracht. Hier das gleiche. Im Spätherbst letzten Jahres (Mitte November) habe wir mit Bodenarbeit begonnen...also was ist eine Halle, Ausrüstung, Traktoren, Hänger, Rascheltüten usw. Desweiteren führen, putzen, anbinden... das ganze eigentlich immer im Doppelpack mit der Halbschwester. Arbeitsdauer am Anfang 5-10 Minuten, dann langsam gesteigert auf ca. 30 minuten 3-5 mal die Woche. Dominanzarbeit, dann auf dem Zirkel gearbeitet, meist in der Halle. als Handpferd immer mal wieder mit ins Gelände genommen. Im schritt im Trab auch im Galopp, meist so um die 2 Stunden. Beide haben keinerlei Anzeichen für Anstrengung oder überforderung gezeigt....eher hinterher: Und was machen wir jetzt? Anfang Januar dann mit Sattel und Zaumzeug versehen und das ganze einen Monat weitergemacht. Viel Arbeit an der Doppellonge. Erste belastung mit Reiter ab Mitte februar. Hier wieder das ganze von vorne als 5 Minuten mit Steigerung. Immer noch keine Anzeichen von Überlastung oder Überanstrengung. Kam von beiden keinerlei Widerwilligkeit. kein unruhiges schlagen mit dem schweif, Bocken u.ä....klar haben sie immer wieder ausgetestet wer jetzt chef ist, aber das sollte ja auch so sein! Sie lassen sich rufen außer es gab grad Karotten  ;D. Das ganze bis Anfang April. Mit dem bisherigen Trainer = Züchter bin ich dann überein gekommen, daß sie jetzt soweit sind, daß sie in die Schule sollen. Verladen kein Problem, außer bei ihrer schwester, die meinte in das Teil rückwärts rein zu müssen.... ::)
Ein paar Tage später haben wir die Rückmeldung erhalten, eine von beiden wäre ein wenig Tough...ich dachte es wäre die andere, nicht Lina. Wenn ich dort bin, läßt sie sich nach wie vor von der Koppel rufen, sie läuft auch nicht weg, weicht dem Trainer nicht aus...es geht gut bis sie in die große halle kommt, bzw. ich merke die anspannung in dem moment wenn sie weiß es geht richtung halle. derzeit ist sie aber auch draussen unruhiger als zuvor.
Tierarzt war da, chiro auch, nix...sattel dergleiche wie vorher, paßt.

Mein Fazit: es ist etwas vorgefallen, was mit der Halle und mit entgegenkommenden Pferden zu tun hat. Sie hat ja auch nach wie vor Vertrauen, kommt, weicht nicht aus. Und ich selbst neige absolut nicht zu Hektik, Unsicherheit oder ähnlichem...

Ob ich dem Trainer 100%ig vertrauen kann? sicher nicht, denn ich weiß ja nicht was da so den lieben langen Tag passiert. mensch ist Mensch und bleibt es auch, sprich er würde sicherlich nicht alles mitteilen, weil auch er nicht alles weiß...es ist ein großer Stall und er hat nicht nur ein Pferd! Natürlich kann es sein, daß sie zum einen nicht mit dem Trainer zusammenpaßt und/oder ein Frauenpferd ist. vermutlich ist es eine Mischung aus vielen Faktoren.

Und ja...ich werde sie sogar ziemlich sicher rausnehmen. Dennoch wüßte ich gerne was da vorgefallen ist, bzw. was nicht, damit ich nach der Pause entsprechend reagieren kann. Im Moment geht es mir um Eingrenzung was sie so verunsichert hat und auch um schadensbegrenzung für ihre Psyche....

Auf jeden Fall versuche ich da weiter zu kommen.....und bin froh wenn ich auch außensichtweisen bekomme.

Deine Sichtweise Angela, enthält schon ziemlich viele Möglichkeiten....aber den Auslöser suche ich noch...

Grüße Grey
Gr?zzels Grey

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Grey
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Re: Panikreaktionen

Beitrag von Grey » 04.06.2007, 15:58

Das waren noch ein paar Pünktchen ::)....reitplatz geht aber nicht vorher....zwar unruhig, aber nicht wie in der Halle....spaßfaktor beim Trainer? Sicher nicht, aber ich mache das nach der Arbeit mit ihr wenn ich da bin....sprich rumtoben, spazieren gehen, auf der Wiese wälzen usw....ich habe sie in der Halle und draussen und auf dem außenplatz geritten, aber nicht täglich. jetzt reite ich sie draussen und nur sehr langsam. Drinnen lassen wir das ja bereits.....seit gestern abend. Und bis mittwoch erst mal nicht und dann sehe ich weiter....der rest siehe oben!
Gr?zzels Grey

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Steppenreiter

Re: Panikreaktionen

Beitrag von Steppenreiter » 04.06.2007, 18:43

Wir versuchen alles optimal zu machen oder das zutun von dem wir glauben, dass es optimal sei und dann passiert's und ab dann scheut das Pferd, wehrt sich, geht mit dem Kopf durch die Wand, wird panisch. Jetzt ist guter Rat teuer...

Ich meine, mach's wie die alten Pferde in der Herde, Achseln zucken, kurz schauen was los ist und dann wie gewohnt weiterfressen. Die jungen lernen halt so wie sie sind, etwas stürmischer. Dann braucht's halt den erfahrenen Reiter, der ganz cool bleibt und ohne viel Aufhebens weitermacht, ganz gleich wie zickig Madam oder Mr.Jungblut grade wieder tun.

Sie aus der" Schulstunde" entlassen, sobald sie mitmachen, ist meist schon Belohnung genug und sie werden alles tun um so schnell wie möglich wieder schulfrei zu haben - blöd sind sie nämlich nicht, unsere Süßen.

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Re: Panikreaktionen

Beitrag von Angela » 04.06.2007, 20:28

Hallo Abdul,

generell gebe ich dir recht, die meisten jungen Pferde kriegen hin und wieder ihre Anfälle und steigern sich grundlos in was rein. Da ist natürlich das beste, wen der Reiter umso cooler bleibt und das so gut wie möglich ignoriert.

Allerdings denke ich in diesem Fall so wie Grey das beschreibt ist es kein normaler Baby-Anfall von Übermut, Unsicherheit oder "Zickig". Wenn ich das richtig verstanden habe, geht das schon seit 6 Wochen, und ich nehme doch an, dass der Trainer genau das gemacht hat was du rätst, nämlich einfach ruhig und vorsichtig weitermachen in der Hoffnung, dass es sich gibt. Aber es scheint ja eher schlimmer zu werden. Erschrecken, Scheuen oder auch mal kurzen Panikanfall wenn der Reiter die ersten male draufsitzt ist ja nichts Außergewöhnliches, aber wenn's nach 6 Wochen unterm Sattel (immer noch) Dauerzustand ist, dann ist's nimmer o.k. oder als Ungehorsam/Übermut abzustempeln. Irgendwann muss man differenzieren ob sich der Heubrenner nur der Arbeit entziehen will oder ob er wirklich ein Problem hat. Woran's liegt, das ist ja hier die Frage.

Gerade deshalb und in Anbetracht des Pferdealters würde ich jetzt zum Alternativprogramm raten, anstatt weitere 4 Wochen "rumzuprobieren". Das Pferdle ist ja gerade 3, da kommt's jetzt auf ein Paar Wochen/Monate wirklich nicht drauf an.  :)
Zuletzt geändert von Angela am 04.06.2007, 20:33, insgesamt 1-mal geändert.

Grey
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Re: Panikreaktionen

Beitrag von Grey » 05.06.2007, 08:57

Guten Morgen,

nein es ist nicht der klassische "Minkmonk" ...es hat sich ja auch aufgebaut. Wie gesagt, ich sehe mir das bis zum Ende der Woche an und dann wird sich das entscheiden...morgen mache ich den "andere-Halle-anderer-Reiter-Test". Angeblich wäre sie aber gestern sehr viel ruhiger gewesen...na ja nach der Nacht-Session in der Halle wäre das ja auch kein Wunder.....es wird sich zeigen!! Ich werde mir das auf jeden Fall in aller Ruhe meinerseits zu Gemüte führen und mich auch nicht vom Trainer beeinflussen lassen. Mir ist klar daß jeder Trainer natürlich verhindern will, daß ein Pferd aus dem Training genommen wird....vor allem bei der Stallgröße, aber in dem Fall ist mir Linas Seelenheil wichtiger  :)

Grüße Grey
Gr?zzels Grey

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Steppenreiter

Re: Panikreaktionen

Beitrag von Steppenreiter » 05.06.2007, 12:05

Grey, ich hab auch so'ne "Panikerin". Vier Jahre übe ich nun schon mit ihr und gebe ihr soviel Koppelruhezeiten, wie sie braucht. Man lernt viel mit solchen Pferden, aber wirklich lohnen tut es sich nicht, es sei denn sie verfügen über ganz ausserordentliche Fähigkeiten. Es bleibt ein schwieriges Verhältnis.

Meine Süße heißt Wotai und ihr Verhalten war zum Teil supergefährlich, was sagt Parelli über Pferde "they are drunken full throttles". Manche haben eben ganz besonders tief ins Glas geschaut.

Es ist eine Lebensaufgabe ihr Vertrauen zu gewinnen um dann mit ihnen simple Aufgaben zu lösen, es ist wie wenn du mit anderen durch Flammenmeere reitest. Mir war's wichtig auch so ein Pferd zur Mitarbeit zu bekommen und es hat geklappt - but it's not an easy thing...
Zuletzt geändert von Steppenreiter am 05.06.2007, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.

Polvarinho
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Re: Panikreaktionen

Beitrag von Polvarinho » 05.06.2007, 19:15

Ich brauch nun meinen Senf wirklich nicht mehr dazu zu geben.

Angela und Vinkona haben schon alles gesagt.

Zwei Dinge davon scheinen mir persönlich aber ganz besonders wichtig:

1. mit 2-3 Jahren gehören m.E. Pferde auf die Weide oder aber kurz aufgestallt zum Halfterzeigen und Pfötchengeben und dann wieder auf die Weide;

Tägliche "Arbeit" unter dem Sattel MUSS! bei etwas sensibleren Tieren körperliche und/oder psychische Schäden hervorrufen. Nach meinem Verständnis sollten Pferde nicht vor 4-5 (rasseabhängig) Jahren angeritten werden und dann nur 2-3x/Woche sehr kurz laaangsam vorwärts abwärts geritten werden (im täglchen Wechsel mit kurzer Longen- oder Hand"arbeit").

zum 2. sollte veterinärmedizinisch abgeklärt werden...


So wie du es beschreibst, Grey, hört es sich nicht gut an!

Hol das Tierchen weg da, nach Hause und auf die Weide.
Lass das alles 6-9 Monate sacken und dann fang an der Hand ganz neu an.

Meine Meinung.
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

blobb
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Re: Panikreaktionen

Beitrag von blobb » 06.06.2007, 11:41

Hallo Grey,
ich habe jetzt alle Beiträge sehr aufmerksam durchgelesen und die Diskussion verfolgt und habe mich jetzt entschieden ebenfalls meinen Senf dazuzugeben. Auch wenn ich Gefahr laufe etwas zu wiederholen.
Meiner Meinung nach kann jedes Pferd eine gewisse Menge an Stress verarbeiten, dies ist natürlich individuell unterschiedlich und auch sehr altersabhängig. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, das es dem Pferd reicht. Dann reagiert es scheinbar völlig überzogen. Ich denke, dass dies bei deiner Lina der Fall ist. Sie ist überfordert worden und dies zeigt jetzt in dem von dir beschriebenen Verhalten.
Auch wenn Pferde mitarbeiten und äusserlich erwachsen oder reif aussehen, sind sie meiner Meinung nach, nicht vor min 4 Jahre Alter weder physisch (Knochenbau, Sehnen und Gelenke) noch psychisch meinem Reiter zu belasten.
Ich denke dein Trainer  hat auch ein drei MOnatskonzept zum Einreiten junger Pferde, dies geht alles viel zu schnell. Roger Kupfer hat dazu ein sehr interessantes Buch herausgebracht, da beschreibt er ganz klar, wie und wie schnell mit jungen Pferden umzugehen ist und ich denke dabei ist es egal ob Western oder Englisch.
Am Anfang KEIN Galopp, das gibt Balanceprobleme und dadurch Unsicherheit und Angst beim Pferd.
Mein klarer Tip an dich, Nimm die Lina und auch am besten die andere so schnell wie möglich dort aus dem Training und lasse sie noch ein Jahr einfach auf die Koppel und ab un zu als Handpferd mitnehmen, Sonst nichts und hoffe, dass sie beide noch keinen Schaden davon getragen haben.
Ich wünsche dir und deinen Pferdchen alles gute.
gruß blobb

Steppenreiter

Re: Panikreaktionen

Beitrag von Steppenreiter » 06.06.2007, 12:11

Klar hört sich Greys Schilderung absolut irre an und jeder denkt, das mußt du sofort ändern, unterstellt dem Trainer vielleicht nur finanzielles Interesse und Tierschinderei. Andrerseits, wenn man mit "panischen" Pferden gearbeitet hat und nach und nach Kommunikation stattfindet, nicht nur dann wenn du sie in Ruhe läßt sondern auch dann, wenn du etwas von ihnen willst, dann weiß man was für eine tolle Arbeit das ist.

Die für mich wichtigste Erfahrung dabei war, sich über ganz ganz wenig zu freuen und ganz viel zu loben. Der Satz: "bevor sie keinen Schaden davon getragen haben", hört sich sehr entgültig an. Klar kann man Bockmist bauen, aber Pferde sind kein Stück Holz aus dem man zuviel herausgeschnitten hat und sie deshalb futsch sind, sie können lernen auch immerwieder neu und zwar solange sie leben.

Dieses gemeinsame Lernen ist ein Prozess zweier sehr unterschiedlicher Wesen, Pferd und Mensch und das dauert halt seine Zeit. Und das irre daran ist, manchmal funktionierts ganz leicht und manchmal ist es ungemein schwierig. Heute ein voller Erfolg und gestern war es unbefriediegend. Morgen ist vielleicht sogar Chaos dran und trotzdem können wir das beherrschen lernen.

Ob du nun mit oder ohne eine Hilfe das Pferd unter den Sattel bekommst, und wann, ist dir überlassen, ich möchte dir hierzu auch keinen Rat geben, ausser vielleicht: " Follow your inspirations..."

Polvarinho
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Re: Panikreaktionen

Beitrag von Polvarinho » 06.06.2007, 12:34

Der Steppenreiter hat geschrieben:Andrerseits, wenn man mit "panischen" Pferden gearbeitet hat und nach und nach Kommunikation stattfindet, nicht nur dann wenn du sie in Ruhe läßt sondern auch dann, wenn du etwas von ihnen willst, dann weiß man was für eine tolle Arbeit das ist.
Die für mich wichtigste Erfahrung dabei war, sich über ganz ganz wenig zu freuen und ganz viel zu loben.


Ganz klar, würde ich alles auch sofort unterschreiben, Steppi!

Aber hier geht es (hoffentlich noch) nicht darum ein früher verhundstes Pferd wieder "nutzbar" zu machen, sondern hier geht noch um reine Prävention!

Wie schön ist es aufbauende Arbeit bei einem jungen Pferd zu leisten!

Ein ganz anderes Thema ist es, traumatisierte oder anders gestresste Pferde in einen Normalbereich zurück zu führen!

Ein Korrekturpferd musst du erst mal wieder auf die Nulllinie zurückbringen und hast dann in der Regel bei der aufbauenden Arbeit viel größere Problem als bei einer wirklichen Remonte!

Man muss alles daran setzen, Pferde in dieser sensiblen Phase der Ausbildung nicht zu überfordern und so Problempferde erst zu schaffen, deren Korrektur dann eine eigene (sher schwierige und auch schöne) Aufgabe sein kann.

Aber doch nicht Korrektur um der Korrektur willen!

Prävention ist enorm wichtig!!

Und dazu gehört eine sehr sensible Beobachtung des Fortschrittes eines jungen (und nicht ZU jungen) Pferdes !!!
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

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