Warum immer nur Galopp?

Alles zum Thema Pferde, Pferdeausbildung, etc.
Niels

RE: RE:

Beitrag von Niels » 31.05.2006, 11:23

Original geschrieben von Angela

Die alten Magyaren [...] und die meisten von ihnen waren Gangpferde. So wie fast alle Pferde dieser Zeit!


Irgendwelche Belege/Quellen zu letzterer Aussage?



Zum Thema historische Vorlagen für die Bahngangart: Die Belege für die Gangpferde bei den Steppenreitern würden mich auch interessieren. Ich habe selbst schon mal gesucht, aber leider nichts gefunden.

Ich habe allerdings bisher auch nur den archäologischen Überblick zu den Steppenkulturen im 6.-10. Jhdt. durchgeschaut (Csanád Bálint, Archäologie der Steppe, 1989).

Dort findet sich kein Indiz für Gangpferde. Der einzige mir bekannte Hinweis ist die 1000 Jahre alte reine Zuchtlinie der Isländer, aber eben mit nordeuropäischem, allenfalls mitteleuropischem Bezug.

Die Abbildungen von Steppenreitern zu Pferd zeigen diese sämtlichst im Galopp. Zu den Ungarn selbst fehlen Reiter-Abbildungen zwar völlig, aber gefunden habe ich auf die schnelle:

Abb. 42.1 - sassanidische Schale mit königlicher Jagdszene aus dem Fund von Mala Perescepino - 4.-7.Jhdt.

Abb. 78.3 - awarenzeitliche Ritzzeichnungen auf Knochengegenständen (ohne Fundortangabe) - berittener Jäger schießt mit dem Bogen im gestreckten Galopp auf einen Vogel

Abb 118. 2 - türkenzeitliche (6.-8.Jhdt.) Sattelknochenplatte aus Kudyrge mit eingeritzer Jagdszene

Leider kann ich keine Fotos dazu einstellen. Die Abbildungen sind aber sehr eindeutig und zeigen jeweils die Flugphase im gestreckten Galopp

LaCroix
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Beitrag von LaCroix » 31.05.2006, 13:11

Belege sind schwer, aber es gibt auch heute noch viele robuste gangpferderassen in den steppengebieten, und daher ist es warscheinlich, das diese auch früher so waren.

Der allgemein angenommene Urtyp der Steppenreiterpferde ist ja immernoch vorhanden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mongolisches_Pferd

Das sollte ja wohl Beweis genug sein. Den Mongolen ist auch heute noch eigentlich wurscht, welchen Gang das Pferd geht, hauptsache, die Geschwindigkeit und Richtung ist bestimmbar.

In mittelalterlichen Abbildungen sind die Pferde auch meist in der selben Größe ~1,40 STM abgebildet, und oft genug sieht man auf diesen Abbildungen (wenn nicht grad im Kampf, wo man logischerweise den Galopp bevorzugte) Töltähnliche Positionen.

Generell:
Der Tölt oder wie auch immer die verschiedenen Gangpferderassen diesen 4takt bezeichnen, ist eine der ursprünglichsten gangarten aller 4 beinigen lebensformen. Jedes tier tendiert aber ja nach veranlagung eher zum Trab oder zum Pass. Sieht man ganz besonders bei Hunden oft.

Ich habe schon oft genug diverse Warmblutrassen gesehen, die reinen Paß (oder sogar Tölt - in der Kutsche sieht man das oft,weil der Kutscher da keine einwirkung auf den gang hat.) zeigten.

Sowie ein Pferd diese Veranlagung zeigt, kann man ihm, falls es nicht sogar naturöltig ist, jederzeit über training an seiner tragkraft und vermehrtes untertreten den weg zeigen, genau den Mittelweg zwischen trab und Pass zu finden.

-> Den Tölt/walk/foxtrott/zelt/wasauchimmer.
(Wir haben sogar mal ein Quarterhorse eingetöltet. Der lief sogar ziemlich gut.)

Bei den Isländern und anderen Gangpferden gibts es immer wieder Pferde, die nicht dieses "händigkeit" haben, und daher eigentlich immer schritt oder tölt laufen. Wenn man dann zu schnell reitet, galoppieren sie. Genau diese Pferde sind der traum jedes Reiters, der zu Pferd große strecken zurücklegt.

Fakt ist, das selbst im europäischen Mittelalter ein Zelter ( = Tölter) das hochbegehrte Reisepferd war, und man eher ungerne ein trabendes Pferd verwendete. Die Römer hatten sogar äusserst fiese Namen für so ein Pferd.

Jeder der kurz drüber nachdenkt, wie es ist, ohne steigbügel zu reiten, weiß sofort, das die Leute da sicher keine Traber mit viel Rückenaktion haben wollten.

Generell wurde seit dem 16/17 jhdt mit den diversen europäischen Großpferderassen jede kleinste Anlage zum Pass unterdrückt. Ein Pferd mit Passveranlagung wird meist sofort aus der Zucht genommen.

Der Grund ist, das Tölt bei den meisten Pferden eine schwierige Gangart ist, da eine Passveranlagung zu ungefähr 20 verschiedenen Gangmustern führen kann, von denen eigentlich nur 5 erwünscht sind, weil keine Schlampigkeitsfehler. Wenn man nun also schritt zum galopp, und pass zum trab gegenüberstellt, ist genau im zentrum aller bewegungsmöglichkeiten der Tölt.

Das führt natürlich dazu, das ein reiter sehr viel besser reiten muß, um dieses Pferd zu beherrschen und nicht zu verreiten, als wenn er nur 3 gänge sortieren muß. Daher züchtet man den Pass weg, züchtet die Pferde ein wenig größer, und voila, das perfekte Armeepferd. Gleich groß, gleiche gänge, einfach zu reiten und ungefähr alle gleich schnell. Jetzt machen wir noch gezielte farbzucht, dann sehen sogar alle Soldaten gleich aus.

Leider hat das scheinbar irgendwie zu einer Gangpferdefeindlichen Haltung geführt. Undsogar bei der Größe ist man rassistisch geworden, sogar sosehr, das ein Pferd mit 1,45 Stockmaß kein "Pferd" ist, sondern ein (logischerweise Kinder-)Pony ist, genauso wie ein Shetty mit ~90 cm.

Wenn ich jedesmal, wenn ich von einem "Großpferdereiter"

Niedliches Pony
Kinderpony
Wann kaufts du dir ein Pferd /richtiges Pferd.
etc

gehört habe, einen Euro bekommen hätte, würde mir schon halb Deutschland gehören. und wenn ich hier genausolche Andeutungen wieder höre, geht mir der Hut hoch, ich hatte eigentlich gedacht, das man hier über das Level hinaus ist.

Und das geht mir ziemlich nahe.
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shewolf
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RE:

Beitrag von shewolf » 31.05.2006, 13:45

Original geschrieben von LaCroix
...
Niedliches Pony
Kinderpony
Wann kaufst du dir ein Pferd /richtiges Pferd.
etc

...


Sieh es doch mal so, diese Äußerungen belegen nur für die Beschränktheit dessen, der so etwas behauptet. :-)

Die erfolgreichsten Reiterarmeen der Welt ritten auf "kleinen" Pferden - auch die Kavallerie der Römer würde heute in die "Ponyklasse" fallen.

Das große Tiere optisch mehr hermachen mag sein, dafür sind sie auch als erstes in der Wurst: die Durschnittslebenerwartung des Sportpferdes in Deutschland ist 8 Jahre... ;-)
Thoughts are magnetic -
you attract what you think about most.

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 31.05.2006, 13:48

Hey Thomas, wann kaufst du dir denn endlich mal ein richtiges Pferd? :)

Bin oft mehrere Stunden am Tag sattellos unterwegs und die Traberrei auf einem kadenziert gehenden Pferd ist dann wirklich stressig für die Bandscheiben. Aber was tut man nicht alles für die Soldatenehre - ach so eigendlich heißt es ja Kriegerehre... wunde Hintern, gequetschte Ei.. tut das weh, lahme Beine und ein komischer Sitz.

Du weißt doch nur wer das aushält ist ein richtiger Mann, nur Weicheier tun sich einen Tölter an... :D :D

Niels

Beitrag von Niels » 31.05.2006, 14:31

Ach Thomas tröste Dich, ich kenne solche blöden Sprüche auch. Meine Gine hat auch "nur" 1,43 Stockmaß.

Da stehe ich aber drüber und betitele alles über 1,55 insgeheim als Reitelefanten (schick anzusehen, für relativ zweckfreies Reiten gut, aber für richtige Arbeit z.B. am Vieh kaum zu gebrauchen). :p ;-) :D

Deinen Hinweis auf die Mongolenpferde finde ich als deutliches Indiz nachvollziehbar. Da darf man wohl von einer ähnlichen Zuchtsituation wie bei den Isländern ausgehen. Und hinsichtlich der von uns ja nachgestellten Kampf- und Jagdsituation sind wir uns ja doch einig.

Horsewoman

RE:

Beitrag von Horsewoman » 31.05.2006, 17:15

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Bin oft mehrere Stunden am Tag sattellos unterwegs und die Traberrei auf einem kadenziert gehenden Pferd ist dann wirklich stressig für die Bandscheiben. Aber was tut man nicht alles für die Soldatenehre - ach so eigendlich heißt es ja Kriegerehre... wunde Hintern, gequetschte Ei.. tut das weh, lahme Beine und ein komischer Sitz.


Klar der eigene *** ist einem immer an nächsten!!

Leute .. Reitersleute ... denke auch mal jemand an die Pferde!! :-(

Wenn wir aufs Pferd steigen sind wir zuerst einmal nur Tierquäler!! Ein Pferd ist bestimmt nicht zum tragen eines Menschen geschaffen worden!!

Wenn man trotzdem aufs Pferd steigt, sollte man alles dafür tun .. und wirklich alles!!.. um die schädlichen Einwirkungen auf den Rücken des Pferdes zu minimieren.!! ..
Und dazu gehört, neben einem guten, entlastenden Sitz, eben auch die Verteilung des Reitergewichtes durch einen Sattelbaum!!

Reiten ohne Sattel … ist „Kindergram“ und nix anders!!! Wenn jemand Verantwortungsgefühl gegenüber der Schöpfung hat .. tut er das einfach nicht, oder nur in einem sehr begrenzten Rahmen!!

Und noch was! Die Erfindung des Steigbügels war ein Quantensprung in der Entwicklung der Kriegstechniken, so wie später das Schießpulver!! -> das noch mal zum Thema „Schwebesitz“ beim schießen!

Beim besten Willen erschließt sich mir nicht, warum L. Kasai so darauf „rumreitet“!

:wundern

Ich empfinde das als Rücksichtlosigkeit gegenüder dem Pferden!! Es ist aber bestimmt nicht cool ohne sattel reiten zu müssen und das stundenlang!!
Wenn die Pferde dann unter dem Reitergewicht davongasen (flüchten) ... kann ich das verstehen!! Leider wissen die armen Viecher nicht, dass sie so den Reiter nicht los werden!!

Entschuldigung !! Aber das musste ich mir mal von der Seele schreiben!!

Polvarinho
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RE:

Beitrag von Polvarinho » 31.05.2006, 17:22

Hey Thomas, wann kaufst du dir denn endlich mal ein richtiges Pferd? :) :D :)

.....................

und den *DuckModusAn* und weg......
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

Niels

Beitrag von Niels » 31.05.2006, 17:59

Die Frage nach dem sattelosen Reiten und dem befürchteten Schaden für den Pferderücken hatte ich Lajos Kassai bei dem Treffen im Januar auch gestellt. Er antwortete darauf, dass ich eher meinem Hintern damit schaden würde, als wirklich ernsthaft dem Pferderücken.

Gibt es zu dieser Frage eigentlich irgendwelche wissenschaftlichen Untersuchungen? Ich meine jetzt nicht die Untersuchungen im Auftrag der Sattelhersteller bei denen das Ergebnis schon vor der Untersuchung feststeht. Entlastet ein Sattel durch die Gewichtsverteilung den Pferderücken tatsächlich so deutlich oder geht es doch eher um den Komfort des Reiters? Würde mich sehr interessieren, da ich auch ganz gern mal ohne reite.

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Angela
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RE: RE: RE:

Beitrag von Angela » 31.05.2006, 19:21

Original geschrieben von Niels
Original geschrieben von Angela
Die alten Magyaren [...] und die meisten von ihnen waren Gangpferde. So wie fast alle Pferde dieser Zeit!

Irgendwelche Belege/Quellen zu letzterer Aussage?

Zum Thema historische Vorlagen für die Bahngangart: Die Belege für die Gangpferde bei den Steppenreitern würden mich auch interessieren. Ich habe selbst schon mal gesucht, aber leider nichts gefunden.


Ich eben auch nicht. Wenn so etwas tatsächlich zu beweisen wäre, würde es mich ebenso interessieren wie euch - berufsbedingt (Pferde UND Archäologie) lerne ich da immer sehr gerne dazu, und ausgelernt hat man nie. Mich ärgert es nur, wenn Theorien als Tatsache hingestellt werden obwohl keine Belege dazu geliefert werden, und ein Wikipedia-Eintrag reicht mir nun mal nicht (Wiki kann ja schließlich jeder bearbeiten, wie er lustig ist).

Klar kann es sein, dass manche mongolische Pferde ab und zu von sich aus tölten, sowas gibt's ja auch bei anderen Rassen (auch wenn ich sie deshalb noch lange nicht als Gangpferderassen bezeichnen würde). Und geht's aber vor allem darum, ob Tölt bewusse gezüchtet und/oder herausgeritten wurde, weil es irgendein Vorteil gebracht hätte.

Mir geht's jetzt letztendlich darum, aus beruflichem Interesse möglichst genau die historischen Gegebenheiten zu rekonstruieren, und NICHT um irgendwelche Pferderassen/Reitweisen zu promoten oder schlecht zu machen. Das Gefühl habe ich leider mittlerweile bei anderen hier, was ich wirklich nicht angebracht finde (auch wenn sich manche Personen offenbar immer noch persönlich angegriffen fühlen).

Zum Thema lange Strecken zurücklegen: Die Vorzüge der Spezialgänge liegt darin, dass sie für den Reiter bequem sind. Allerdings gehören sie nicht zu den energieschonenden Gangarten. Ein Langstrecken-Distanzpferd hat flache, energiesparende Bewegungen, die ihm erlauben, stundenlang in entspannter Haltung zu traben, und nach 160km am nächsten Tag immer noch fit zu sein. Die hohe Knieaktion des Tölts und die eher angespannte Haltung erfordern da schon einen höheren Energieaufwand. Ich bin zwar kein Distanzreiter, aber ich glaube es wäre schon verdammt anstrengend für ein Pferd, eine lange Strecke am Stück zügig durchzutölten.

Zum Thema Angriff: Wie LaCroix bereits geschildert hat, gehört viel Feingefühl dazu, ein Tölt zu reiten. Ich glaube aber nicht, dass "Feingefühl" in einer Angriffssituation eine Rolle spielt. Wichtig ist nur, Gas geben und die Hände frei für Pfeil & Bogen. Und dabei würden die meisten Pferde nun mal galoppieren.

Zum Thema Pferderassen & Tölt: Ich habe mongolische Pferde noch nicht "live" erleben können. Ich habe aber schon öfters Dokus darüber gesehen (es gab ja auch was im Frühjahr in Arte). Mir ist nicht aufgefallen, dass die Pferde dort überwiegend getöltet haben. Ebensowenig wie Przewalski-Pferde. Die Pferdemumien der skythischen Kurgane ähneln in ihrem Typus und Körperbau vor allen den heutigen Akhal-Tekkiner und Turkmenen, die ja nun nicht gerade als typische Gangpferde bekannt sind (wohl aber als extrem ausdauernde, schnelle Pferde).

Aus diesen Gründen glaube ich weder, dass selektiv auf Tölt gezüchtet wurde, noch dass der Tölt einen besonderen Vorteil bei der Verwendungsweise dieser Menschen gehabt hätte, weder im militärischen Sinne noch beim Zurücklegen langer Strecken.

Reiten ohne Sattel … ist „Kindergram“ und nix anders!!! Wenn jemand Verantwortungsgefühl gegenüber der Schöpfung hat .. tut er das einfach nicht, oder nur in einem sehr begrenzten Rahmen!! Wenn man trotzdem aufs Pferd steigt, sollte man alles dafür tun .. und wirklich alles!!.. um die schädlichen Einwirkungen auf den Rücken des Pferdes zu minimieren.!! ..


Bezüglich Horsewoman's Einwand: Die meisten Rückenschäden beim Pferd werden nicht durch's blankreiten, sondern durch schlecht passende Sättel oder schlechte Gymnastizierung/falsches Reiten des Pferdes. Wenn wir schon beim Thema sind, die Reitweise die man bei den Isi-Turnieren sieht (hoher Kopf und weggedrückter Rücken, daher Dornfortsätze nahe beieinander) ist vielleicht auch nicht das Optimum für den Pferderücken... ;-)

Ich bin auch nicht für's dauerhafte Reiten ohne Sattel, aber alle Paar Wochen mal eine halbe Stunde, oder täglich von der Koppel hin und zurück schadet ein halbwegs gesundes Pferd meines Erachtens nicht.

vinkona
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RE: RE: RE: RE:

Beitrag von vinkona » 31.05.2006, 19:44

Original geschrieben von Angela
Zum Thema lange Strecken zurücklegen:
..... Die hohe Knieaktion des Tölts und die eher angespannte Haltung erfordern da schon einen höheren Energieaufwand. Ich bin zwar kein Distanzreiter, aber ich glaube es wäre schon verdammt anstrengend für ein Pferd, eine lange Strecke am Stück zügig durchzutölten.

Wenn wir schon beim Thema sind, die Reitweise die man bei den Isi-Turnieren sieht (hoher Kopf und weggedrückter Rücken, daher Dornfortsätze nahe beieinander) ist vielleicht auch nicht das Optimum für den Pferderücken... ;-)


Also - lange Strecken tölten - ist gar kein Problem. Nur, Pferde wie Hvinur (Weltmeister im Tölt) strampelt sich auf langen Strecken sicher einen ab. Aber, es gibt auch Isländer, die flachere, fließendere Bewegungen haben und somit kräftesparend tölten können. Beim großen Rennen quer durch Amerika (war glaub 1976 oder so) haben die Isis gut abgeschnitten.

So 10 km am Stück tölten sind für ein gut trainiertes Pferd mit "vernünftiger" Bewegung kein Problem.

Zum Thema durchgedrückter Rücken: Zum Glück werden die hässlichen Bilder bei den Turnieren weniger. Immer mehr werden gut durchgymnastiziert und gehen mit gut arbeitender Hinterhand und gesetzt. Allerdings kann ein Isi im richtig schnellen Tölt nicht mit der Nase hinter der senkrechten gehen und gleichzeitig die Hinterhand drunter haben. Da ists dann eher die "natürliche" Aufrichtung, die auch stark vom Gebäude abhängig ist. Hochgezogene Köpfe und durchgebrochene Rückenlinien sieht man zum Glück immer weniger auf den Turnieren. Hier hat ein Umdenken eingesetzt.

Reiten ohne Sattel: Das seh ich genauso wie Angela - ein schlecht sitzender Sattel mit einem in diesen bei jedem Schritt knallenden "Anfänger" richtet unabhängig vom Reitergewicht wesentlich mehr SChaden an, als ein Reiter, der ab und zu ohne Sattel reitet und einen zügelunabhängigen und geschmeidigen Sitz hat.

Grüßle Vinkona

PS: Auch ich werde mir nie ein "richtiges Pferd" kaufen - wenn auch die Töltmopeds für die barocken Reitweise mit den klassischen Lektionen keine Chance haben ... ich bin den Zausels verfallen - schau aber gerne und oft über den Tellerrand.

Loeffelchen84
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RE: RE:

Beitrag von Loeffelchen84 » 31.05.2006, 20:26

zum thema, andere gangart als galopp: testet doch einfach mal obs geht, wie`s funzt und wie ihr damit zurechtkommt und dann kann man die ergebnisse immernoch diskutieren und ob man das dann im wettkampf zulassen will oder nich.

zum thema ohne sattel: ich würde mal so pauschal sagen dass ein gut trainiertes pferd mit einer (wichtig) gut ausgeprägten Rückenmuskulatur eigentlich keine probleme damit haben dürfte seinen reiter auch mal längere zeit ohne sattel zu tragen, sofern dieser nich grad wie ein holzklotz draufhängt :D

nu noch was anderes, was offtopic is, mich aber schon seit längerem hier stört:

ich kann mich nicht entsinnen dass hier in diesem Froum vom einem "englisch" und/oder Großpferdreiter sprüche gegenüber anderen Reitweisen oder anderen Pferderassen gegenüber gemacht wurden, die wirklich nur vorurteile bedienen, wenn ich mich irre zeigt mir wann und wo.
Sofern das nicht beweisbar ist, bitte ich darum sprüche wie den folgenden sich doch einfach zu verkneifen.

Original geschrieben von shewolf



Das große Tiere optisch mehr hermachen mag sein, dafür sind sie auch als erstes in der Wurst: die Durschnittslebenerwartung des Sportpferdes in Deutschland ist 8 Jahre...


sonst reiht man sich nämlich selbst hier ein:

Original geschrieben von shewolf

Sieh es doch mal so, diese Äußerungen belegen nur für die Beschränktheit dessen, der so etwas behauptet. :-)


ich weiß ich hätte hier an diesem punkt vielleicht meine klappe halten sollen, aber ich habe es die schnauze gestrichen voll davon, nur weil ich "englisch" reite, ich mich verteidigen mus oder gleich als ne art tierquäler hingestellt werde.

Jeder soll reiten was er will und wie er will, solang er nicht die gesundheit seines pferdes riskiert und es wäre schön wenn das auch hier endlich umgesetzt würde.

Gruß Heike
Das Jetzt ist dein ganzes Leben. Es gibt f?r dich nichts anderes als das Jetzt.
Weder ein gestern, noch ein morgen.

Ernest Hemmingway

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Angela
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RE: RE: RE:

Beitrag von Angela » 31.05.2006, 21:14

Original geschrieben von Loeffelchen84
ich habe es die schnauze gestrichen voll davon, nur weil ich "englisch" reite, ich mich verteidigen mus oder gleich als ne art tierquäler hingestellt werde.

Jeder soll reiten was er will und wie er will, solang er nicht die gesundheit seines pferdes riskiert und es wäre schön wenn das auch hier endlich umgesetzt würde.

Gruß Heike


Amen Amen Amen!!! :anbet

Ich reite auch "nur" Englisch, bin aber deshalb bestimmt nicht abgeneigt gegenüber andere Reitweisen, sofern sie pferdefreundlich ausgeführt werden.

In jeder Reitweise gibt's schwarze Schafe und negativbeispiele. Mich ärgert's auch, wenn ich zu hören bekomme, dass "Englischreiten" schlecht ist, weil man dem Pferd nur im maul zieht... :bash Mag sein, dass es welche tun, aber so gehört's nicht. Wie's gehört, sieht man in der Wiener Hofreitschule oder im Reitinstitut vom leider inzwischen verstorbenen Herrn von Neindorff.

Gegenüber der turniermäßigen Islandpferdereitweise war ich bisher deshalb abgeneigt, weil die extreme Haltung nicht "antibeispiel" sondern schon fast normal und erwünscht zu sein schien, meine Bekannte (die mit ihrer Stute auch Turniere besuchte) erklärte mir auch, dass diese Haltung notwendig sei. Drum bin ich ganz froh zu hören, dass sich hier inzwischen einiges ändert, und bin auch grundsätzlich bereit, meine Meinung zu ändern wenn ich sehe dass die Harmonie mit dem Pferd an erster Stelle steht.

Von Hubertus Ott gibt's ein interessantes Buch, er schildert sehr ausführlich, dass es zwischen der englischen und der Westernreitweise keine so großen Unterschiede gibt - die Haltung des Pferdes und die des Reiters sind durchaus ähnlich. Ich hatte auch schon westernausgebildete Pferde im Training, kam mit meiner Reitweise sofort mit ihnen klar. Umgekehrt habe ich auch Pferde im englischen Stil eingeritten, die anschließend an Westernreiter verkauft wurde, die sich auch auf Anhieb gut verständigen konnten.

Und was Vorurteile gegenüber Rassen angeht, sowas geht mir ohnehin glatt den Buckel runter, als Araberfreak muss man sich so einiges anhören :D

Viele Grüße
Angela

P.S. Schade, dass wir uns in Neubrunn nicht persönlich kennengelernt haben - ich habe deinem Startplatz nicht allzuviel Ehre gemacht (vorletzter, und nur weil die hinter mir plazierte nicht den ganzen Parcours durchgeschossen hat ;-) :) Aber schee war's!!)

gerdnix
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loeffelchen84

Beitrag von gerdnix » 31.05.2006, 22:30

heike,ich gebe dir einfach bloß recht.
bin ich froh das ich ja eigentlich keinen reitstil hab und trotzdem irgendwie auf den pferd bleib,man bin ich da echt froh.

Der Steppenreiter

Vorurteile und Co.

Beitrag von Der Steppenreiter » 01.06.2006, 08:05

Ach Leute regt euch nicht auf - das ist überall so. Jeder kaschiert sein Unvermögen beim vermeindlich größeren Unvermögen des Anderen.

Was glaubt ihr denn wie es hier abgeht, wenn der traditionnelle Schütze über den Fitanesen herzieht. Nun sind wir bBler sowieso Exoten und ballern, was das Zeug hält - haben also den Idiotenbonus.

In der Reiterei ist es genau dasselbe, ich kann die Sprüche der Westerianer über die Klassiker schon nicht mehr hören und dito umgekehrt. Zu 99,9% kommen sie aber aus Mündern von Leuten, die selbst nur wenig Erfahrung haben und sind mir deshalb ein sicheres Zeichen dafür, daß derjenige, der so spricht eben noch ein Anfänger in seiner Sportart ist.

Sogar schon unter uns selbst; Kassaianer versus Steppenreiter gibt es die bösartigsten Unterstellungen solcher Art über Reitweisen, Ausbildungsmethoden, Bogenschießtechniken, Wettkampfregeln u.u.u.

Ja was glaubt ihr denn, was es Zeit kostete würde man sich mit dem ganzen Müll beschäftigen?
Solche Äusserungen kommen immer aus den Mündern von Anfängern, sind also unerheblich, das ist meine Devise!

Loeffelchen84
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RE: Vorurteile und Co.

Beitrag von Loeffelchen84 » 01.06.2006, 09:29

Original geschrieben von Der Steppenreiter

Ach Leute regt euch nicht auf - das ist überall so.
[/B]


ach und deswegen soll ich das tolerieren und mir unterstellen lassen dass meine pferde nich alt werden oder dass ich als springreiter und (ogottwasbinichdochfüreintierschänder) teilzeit-crossreiter keine ahnung von pferden hab und sie wissentlich kaputtmache????

Sorry NEIN, ich kenne die witze, ich kenne die vorurteile, aber deswegen beteilige ich mich nicht daran, sondern begegne ihnen!!!
Ich kenne keine fitaschützen und hatte auch noch keinen compound in der hand, also äußere ich mich nich dazu... ganz einfach.

Und dieselbe toleranz erbitte ich hier auch. Wer nich selbst springpferde trainiert hat oder sich mit der Dressur (im Stile von Steinbrecht und Dürer) nicht wirklich auseinander gesetzt hat, soll sich doch erstmal ne Meinung bilden, statt immer auf den negativbeispielen zu verharren.
Ich lade jeden ein, der mal schauen möchte wies auch gehen kann, bei uns vorbeizukommen und sich das training anzuschauen und sich dann ne meinung zu bilden ob ich meine pferde verheize oder nicht.

Gruß Heike
Das Jetzt ist dein ganzes Leben. Es gibt f?r dich nichts anderes als das Jetzt.
Weder ein gestern, noch ein morgen.

Ernest Hemmingway

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