Warum immer nur Galopp?

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Der Steppenreiter

Warum immer nur Galopp?

Beitrag von Der Steppenreiter » 29.05.2006, 22:00

Ich habe mal die beiden Threads getrennt, die Frage nach den Gangarten hat ja nun eher weniger mit dem S-Syndrom zutun...

Hier Horsewoman's Beitrag:

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Gangarten:
In den ungarischen Regeln steht: "Im Galopp!" und dazu gehört, eigentlich schon nicht mehr, was man manchmal sieht, vorne Galopp hinten Trab...


Das finde das echt engstirnig, da auch viele Pferderassen der Steppenreitervölker .. stark Gang veranlagt gezüchtet wurden.

Gerade wenn große Distanzen bequem, schell und Pferde schonend zurückgelegt werden sollen, ist eine spezielle Gangveranlagung optimal! Ich selber habe in Kirgisien Gangveranlagte Pferde geritten.

Nun ist aber auch der Tölt eines Isländers nicht der Gang, den ich mir zum Bogenreiten vorstellen könnte. Aber z.b bietet ja ein Missouri Fox Trotter auch anderes Gänge an.

Wichtig ist doch dabei nur, dass man schnell unterwegs ist und der Rücken des Pferdes möglichst ohne Schwung ist.

Da ich bald auf ein Missouri Fox Trotter – Gestüt umsiedle, werde ich das bestimmt einmal probieren und vielleicht im nächsten Jahr mit so einem Gangwunder starten??

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 29.05.2006, 22:06

Die Antwort fällt noch engstirniger aus, Andrea....

So sind die Regeln, natürlich könnten wir sagen, was gehen uns die Ungarn an, wir machen's anders...

Stimmt wieso nicht? Aber wenn sich herausstellte, dass Tölt und Co wesentliche Vorteile bringen, dann sind nur-galoppierende-Pferde auf lange Sicht out und damit wäre Vielen wieder der Weg verbaut oder zumindest doch erschwert.

Also halten wir uns an das, was die meisten Pferde können, nämlich galoppieren. Dein Einwurf mit den Steppenpferden ist richtig, doch entkräftest du ihn selbst wieder - 90m sind wirklich keine lange Strecke!

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Angela
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RE: Warum immer nur Galopp?

Beitrag von Angela » 29.05.2006, 22:21

Gerade wenn große Distanzen bequem, schell und Pferde schonend zurückgelegt werden sollen, ist eine spezielle Gangveranlagung optimal!


Für einen langen Trek vielleicht. Pfeil und Bogen wurde aber in einer anderen Situation eingesetzt. Im Angriff/Rückzugsmoment kam's auf die Schnelligkeit des Pferdes an, ob er dabei bequem war war eher zweitrangig... Und die schnellste Gangart ist nun mal der Galopp. Keine Ahnung, ob Rennisis schneller passen als galoppieren können, aber die Steppenpferde waren mit Sicherheit keine hochspezialisierte Gangpferde. Die amerikanischen Gangpferde wie Missouri Foxtrotter, Saddlebred, Tennessee Walker u.a. wurden ursprünglich gezüchtet, um damit lässig und bequem über die Plantagen zu schlendern, und nicht für irgenwelche Kriegszwecke.

Mag sein, dass es unter den Nachfahren der Steppenpferde welche gibt, die Gangveranlagung zeigen - sowas sieht man aber bei vielen Pferden, bei denen das eher untypisch sind. Mein Pony töltet auch ab und zu wenn er's auf dem Heimweg eilig hat, leider nicht auf Kommando :D Ich kenne auch astrein töltende Vollblutaraber.

Ich denke also, der Galopp ist die traditionelle Gangart für's Bogenschießen. Andererseits, wenn jemand sowieso ein Gangpferd hat, der lieber töltet/passt/rackt oder was auch immer, warum nicht für sich mal ausprobieren? Wie's dann mit dem Turnierreglement aussieht, ist natürlich eine andere Sache.

Gruß
Angela

Pochifiore

Beitrag von Pochifiore » 30.05.2006, 06:53

Angela,
wegen den töltenden Arabern...

Die Araber (Menschen) haben früher sogar extra den Tölt gezüchtet, hört man hin und wieder.
Aber es war halt nicht schick, nur bequem.
Inzwischen ist das allerdings stark in Vergessenheit geraten.

Inwieweit das stimmt weiß ich cniht, aber interessant finde ich es und auch logisch. schließlich sind auch Araber früher weit geritten.

Allerdings wird wohl Galopp wirklich die schnellste Gangart sein.

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Angela
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RE:

Beitrag von Angela » 30.05.2006, 08:40

Original geschrieben von Pochifiore
Inwieweit das stimmt weiß ich cniht, aber interessant finde ich es und auch logisch. schließlich sind auch Araber früher weit geritten.


Huhuu :-)

ich gebe zu, ich bin eher skeptisch was die beduinische Zucht von töltenden Pferden angeht... Es gibt ja einige Leute, die eine Zeit mit ihnen gelebt haben und ihre Erfahrungen später geschildert haben, z.B. Lady Anne Blunt und Judy Forbis, keiner erwähnt jedoch was darüber. Wenn Du allerdings dazu was kennst, würd's mich auch interessieren.

Aber ganz ehrlich, warum einem Wüstenaraber Tölt anzüchten? Araber sind auch so bestens geeignet für das kraftsparende Überwinden langer Strecken. Wer hat fast immer die Nase vorne bei den 160km-Distanzen? Die Araber, weil sie eben diesen sehr energiesparenden Trab und Galopp haben. Man konnte auch zwischen Schritt und Galopp abwechseln, so ist's auch bequem. Abgesehen davon, braucht man soweit ich weiß für Tölt einen relativ festen Untergrund (bin nicht sicher) - wenn das so wäre, wäre das für die Wüste wohl eher ungeeignet.

Viele Grüße
Angela

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michael leva
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mal unbeliebt machen...

Beitrag von michael leva » 30.05.2006, 08:45

weil galopp was für kerle ist und tölt für mädchen?!? stell euch mal einen mit pfeil und bogen angreifenden steppenreiter vor... hahaha, ich schmeiss mich weg..

:D :D :D
:bussi
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vinkona
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Beitrag von vinkona » 30.05.2006, 09:05

... ich bin gerne ein Mädchen :D

So wie es aussieht, werde ich beim Bogenschießen wohl auf dem Boden bleiben müssen - hab ein Fünfgangmoped, das auf jedem Untergrund töltet - egal ob weich oder relativ hart, dafür keinen reinen Galopp geht.

Ist ein Fünfgänger, der eben einen "gelaufenen" Galopp geht, d.h. hinten meist nicht sauber durchspringt ... :-(

Die Töltveranlagung schlummert übrigens in vielen Pferderassen - Traber, Araber, Berber, Andalusier, Friesen ....

Grüßle

Vinkona

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shewolf
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Beitrag von shewolf » 30.05.2006, 10:42

Geht es nicht in erster Linie um die Geschwindigkeit? Steppenkriegers Taktik beruht auf Geschwindigkeit.

Als Lajos die Regel aufstellte, hatte er Isländer oder Missouri Trotter bestimmt nicht in Betracht gezogen...

Der Zeitrahmen von 16 (18) Sekunden mußte eingehalten werden, das ging nur im Galopp.

Die Frage ist, muß der BUND sich dem anschließen oder kann man das über die "Zeitvorgabe" regeln, das heißt die Bahn in 16 Sekunden, egal ob Galopp, Tölt oder aus einem Bein hopsend...? :-)
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Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 30.05.2006, 11:39

Leider konnte ich mich nicht durchsetzen Andrea, ich war für 14 Sekunden, das ist immernoch langsamer als der Weltrekord eines Menschen.

Niels

Beitrag von Niels » 30.05.2006, 11:49

Zunächst zur Klarstellung, wir reden nur über den Bahnwettkampf, oder? Bei dem von Carina und Haebbie entwickelten jadglichen Geländeritt fällt mir nämlich nicht viel ein, was gegen Pass und Tölt spricht.

Für die Bahn spricht dagegen:

Bei den historischen Vorbildern kam es auf Geschwindigkeit und aber auch auf Wendigkeit an. Sie galoppierten deshalb in Kampfsituationen. Der Tölt diente dem bequemen, schnellen Marsch. Wie sehr wollen wir uns an der Historie orientieren?

Ich habe davon zwar keine Ahnung, aber bei allem was ich bisher gesehen habe, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass z.B. der Rennpass bei weggelegten Zügel funktioniert. Wollen wir dem Einzelnen die Entscheidung überlassen, sich da auszuprobieren?

Wenn man später den Bahnwettkampf weiterentwickeln möchte, könnte es Schwierigkeiten bei schnellen Wendungen auf freiem Feld geben. Wollen wir dem Einzelnen verbieten, sich mglw. selbst Grenzen zu setzen?

Die Attraktivität könnte für die Zuschauer abnehmen, weil das Steppenreiterklischee nicht befriedigt wird. Wie wichtig ist uns das?


Für die Bahn spricht dafür:

Die Schießleistung könnte verbessert werden, denn der Rücken schwingt weniger.

Die subjektive Wertung, ob das noch Galopp ist oder schon nicht mehr entfällt. Der Sport wird nachvollziehbarer, weil am objektiven Ergebnis orientiert. Oder wollen wir in der Konseqeunz eine B-Note? ;-)

Für die Zeitvorgabe 16 sec. oder gar 18 sec auf 90 m, braucht es den Galopp nicht zwingend. Wer es schafft, dabei zu schießen, könnte theoretisch auch schnell durchtraben.

Anfänger oder junge Pferde, die schon zwei Meter vor der letzten Stange zu traben anfangen oder die plötzlich stoppen, werden trotzdem gewertet, wenn sie die Zeit dennoch einhalten. Würde uns das stören?

Das Regelwerk wird schön schlank gehalten, nach dem Motto: Soviel Regularien wie nötig, sowenig Regularien wie möglich.

Die Attraktivtät könnte für die Zuschauer auch zunehmen, weil die Ritte abwechslungsreicher werden.

Horsewoman

RE: mal unbeliebt machen...

Beitrag von Horsewoman » 30.05.2006, 11:51

Original geschrieben von michael_leva

weil galopp was für kerle ist und tölt für mädchen?!? stell euch mal einen mit pfeil und bogen angreifenden steppenreiter vor... hahaha, ich schmeiss mich weg..

:D :D :D
:bussi


sei froh, dass das kein isländischer Kerl mitgelesen hat!!

... pass nur auf, wenn ich z.B. die 90m in einem "Running Walk" oder "Canter" unter 16 sec. schaffe und dann noch alles treffe!!! wer zu letzt lacht :D lacht am besten :p

Aber interessant ist es schon, dass mal zu probieren! Ich bin nur deshalb darauf gekommen, weil ich als ich mit "fox-Trottels" auf einem Wanderritt war ... gemerkt habe, wie ich neben einem Missouri Foxtrotter im langsamen Galopp hergaloppiert bin und der in einen spez. Gang (ich weiß nicht welcher) genauso schnell war wie ich, aber der Reiter dabei "Null" Wurf hatte.

Schlimm :-( .. immer bringe ich neuen "Blödsinn" ins Gespräch!! :-)

Aber so bin ich nun mal !! :bussi

LaCroix
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Beitrag von LaCroix » 30.05.2006, 12:51

Haarsträubend... :D

Erstmal, liegt der Weltrekord für Isländer-Rennpass auf 250 meter bei knapp über 20 sekunden...

Und im Galopp ist man undgefähr gleich schnell (Gerittener Rennpass ist nur auf kurze distanz schneller als galopp).

Da wird es eher ein problem, so langsam zu reiten, das man für die 90 meter diese eeeewig langen 18 sekunden braucht.

Allerdings ist Rennpaß nicht wirklich leicht zu reiten, und dabei noch zu Schießen? Naja...

Beim Tölten wäre es auch absolut kein problem, die zeit einzuhalten, und da dies auch noch erschütterungsfrei abläuft, wäre das schießen viel einfacher, weil man 4 von 4 takten benutzen kann, nicht nur die flugphase.

Das einzige problem wäre, ein pferd zu finden, das so sauber tölt läuft, das man den zügel wegschmeissen kann. Eventuell Bauchhaken für den zügel nach andalusischer Reitweise?

Andererseits wird das abschießen der Pfeile warscheinlich ebenfalls eine spannungserhaltende Wirkung auf das Pferd haben, wodurch man das gegen den Zügl treiben vielleicht garnichtmehr braucht :) :)

Der einzige Grund für Galopp ist, das eigentlich jedes Pferd galoppieren kann.
temporarily out of order

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Angela
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Beitrag von Angela » 30.05.2006, 13:04

Mal aus einer anderen Sicht: Das Gespür für die richtige Galoppphase (schreibt man das eigentlich mit 3"P"? ;-) ) ist doch mitunter das, was einen Könner auszeichnet. Einen Pfeil vom schnellen Pferd kriegt jeder rausgeballert - aber eine hohe Trefferquote durch das Erfühlen der richtigen Phase schafft nun wirklich nicht jeder. Das ist doch gerade der Reiz.

Wo bleibt diese Herausforderung wenn ich auf einem Wasserglas-Tölter sitze? Dann kann ich auch den Neubrunner Schienenbär entlang der Galoppbahn aufbauen und von dem aus meine Pfeile abschießen (schnell war der auch, der schafft die Bahn bestimmt in 10 Sekunden :D ;-) )

Polvarinho
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RE: mal unbeliebt machen...

Beitrag von Polvarinho » 30.05.2006, 13:49

Original geschrieben von michael_levaweil galopp was für kerle ist und tölt für mädchen!!!!!! stell euch mal einen mit pfeil und bogen angreifenden steppenreiter vor... hahaha, ich schmeiss mich weg..



Der Herr Michael von Leva..... !!

:D :D :D :D


Alle Achtung vor Euch!!

Ihr sprecht ein großes Wort gelassen aus...!!!

Mann soll eben nicht nur schiessen, sondern auch reiten können.... ;-)


(hätt ich mich NIE GETRAUT sowatt zu sagen..
und duck wieder weg......)
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

Polvarinho
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Treffer in die Mitte.........

Beitrag von Polvarinho » 30.05.2006, 13:53

Original geschrieben von Angela
Mal aus einer anderen Sicht: Das Gespür für die richtige Galoppphase (schreibt man das eigentlich mit 3"P"? ;-) ) ist doch mitunter das, was einen Könner auszeichnet.


Noch so jung :D :D (in diesem Sport :-) )

......

und schon SO VIEL GEFÜHL !!!

Das gibts für mich nur eins:

:anbet :anbet :anbet :anbet :anbet :anbet
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

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