"A"-Frage in der Pferdeausbildung?

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Tiga
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"A"-Frage in der Pferdeausbildung?

Beitrag von Tiga » 13.04.2005, 16:05

Hi!

Mich tät ja mal interessieren, wie Reitervölker eigentlich ihre Pferde ausgebildet haben. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ausgearbeitete Konzepte für Desensibilisieren und gegenläufiges Hüftkreisen im Galopp, Kleeblatt-Training und Gewichtshilfen zur Tempokontrolle beim zügellosen Reiten hatten.

(Nebenbei: Das ist überhaupt nicht als Kritik oder Verunglimpfung dieser Überlegungen heute gemeint!)

Für mich gibt's da zwei Möglichkeiten:

a) Reitervölker leben in so engem Kontakt zu ihren Pferden, dass sie viele Dinge, die wir uns erst mühsam erarbeiten müssen, genauso selbstverständlich lernen wie Laufen oder Sprechen. Ausserdem sind sie viel näher an der Natur und deshalb auch näher an den natürlichen Verhaltensweisen von Pferden und können deshalb viel intuitiver mit ihnen umgehen.

b) Reitervölker haben genug Pferde und gehen deshalb viel brutaler mit ihnen um. Dann wird halt im Maul gerissen und mit Peitschen gehauen und wenn das Tier das nicht verträgt, kommt es entweder zurück auf die Weide oder in den Kochtopf und es wird ein anderes geritten.

Wie seht (oder vielleicht sogar: wisst) Ihr das?

Gruss
Susanne
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Polvarinho
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Beitrag von Polvarinho » 13.04.2005, 16:37

Hai Tiga,

ich glaube es ist eine Kombi aus a+b.

Kann Deinen Ausführungen nichts mehr hinzufügen.

Gruss

Claus
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Niels

Beitrag von Niels » 13.04.2005, 16:50

Spannende Frage, nur wird man leider gerade in Bezug auf die von Dir angesprochenen, in enger Verbindung mit der Natur lebenden Reitervölker im wesentlichen auf Vermutungen angewiesen sein.

Meine ist die:

Es wird schon auch Konzepte gegeben haben, die von den Älteren an die Jüngeren mündlich weitergegeben wurde, so dass nicht jeder das Reiten und die Pferdeausbildung neu erfinden musste.

Ein Pferdeausbilder indianischer Herkunft, der leider auch ziemlich auf der Pferdeflüsterer/Guru-Welle mitschwimmt, hat mal beschrieben, wie man sich dieses Weitergeben vielleicht vorstellen kann.

Sinngemäß wiedergegeben, schilderte ein Jüngerer dem Erfahrenen ein Problem bei der Pferdeausbildung. Nach einigem Nachdenken meinte dieser, dass das Problem in zu geringer Kenntnis seines Partners Pferd bestünde (kennst Du die Lieblingsgräser-,stellen, Freund usw.?) und erteilte den Rat, einen Tag ausschließlich beobachtend mit dem Pferd zu verbringen.

Und da ist man dann auch schnell bei Punkt a).

Ich vermute die Einstellung war eine andere, eben tatsächlich nicht so kopflastig und auch nicht so sehr an dem äußerlich schön anzusehenden Bild von Pferd und Reiter orientiert.

Man darf dabei sicher auch nicht vergessen, dass die Reitervölker viel mehr Zeit in ihr Verhältnis zum Pferd investieren konnten und mussten, weil eben viel von diesem Verhälntis abhing. Da mussten dann bei den Indianern auch schon mal die Frauen draußen schlafen, damit es dem hochgeschätzen Kriegspferd nicht zu kalt ist.;-) :D

Intuition und Beobachtungsgabe spielte sicher auch eine größere Rolle als in der heutigen Reiterei. Der oben angeführte Pferdetrainer versucht zum Beispiel in einem Buch das Lenken von Pferden durch bloßes Fokusieren von Zielen und Richtungen zu erklären, welches er aus dem Beobachteten des nahezu unbewussten Zusammenspiels von Pferd und Reiter in bestimmten Notsituationen ableitet.

Um aber auch hier nicht der Romantisierei anheim zu fallen, will ich nicht verschweigen, dass auch an Punkt b) was dran sein dürfte.

Zügelzerren hätte bei Reitern die auch auf zügelloses Reiten angewiesen sind, zwar sicher wenig Sinn gemacht, aber die Auslese dürfte von vornherein schon härter und unbarmherziger gewesen sein. Insbesondere wenn man den Vergleich zu unserer heutigen Ansätzen zieht. Wer heute ein Pferd hat, verschließt sich doch häufig der Erkenntnis, dass sich sein Pferd für bestimmte Sachen eben nicht eignet und versucht alles mögliche. Es ist ja auch nicht mehr der Zwang da, ein bestimmtes Ziel in angemessener Zeit zu erreichen. (Aber das hatten wir ja schon mal in einem anderen Thread ;-) :D ).

Der Steppenreiter

Pferdeausbildung bei den Reitervölkern

Beitrag von Der Steppenreiter » 13.04.2005, 18:21

Hallo Tiga,

Oh es gibt einige interessante Videos, die uns das zeigen. Nur glaube ich da geht es uns dann so, wie bei der Kriegerfrage - muss das so brutal sein?

Es gibt noch Pferdehirten im Kaukasus, Rolf und Dottore Fruti haben eins ihrer Pferde - Anglokarbadiner, frag mal, wie die aussahen als sie sie gekauft haben. Hier im Tierschützer-Deutschland läuft manchem dabei die Galle über.

Dann waren und sind sie Hirten, geh mal bei einem Wanderschäfer mit, grobe Gesellen sag ich dir und das sind noch zivilisierte Deutsche.

Irgendwo habe ich einen Film, wo kirgisische oder kasachische Jungs es als ihre Mutprobe ansehen die Hengste einzureiten - Hey, uns würde nur von der Idee diesen vollkommen wilden und kämpfenden Pferden nahezukommen schon schlecht werden.

Und wenn sie sie mal haben, dann werden sie müde geritten, jeden Tag und nur noch von ihnen gefüttert bis sie handzahm sind.

Doch diese kaukasischen Reiter kommen mit von uns ausgebildeten Pferden nicht klar - sie reagieren garnicht auf deren Hilfen. Das sind wohl Sprachprobleme. Mir ging es so mit gut ausgebildeten Westernpferden, ich wunderte mich weshalb die immer abbogen.

Tiga es ist wie mit dieser Kriegergeschichte, schauen wir einfach mal aufrichtig in den Spiegel und wen sehen wir da? Einen wilden Steppenfürsten oder ein wiedergeborene ReiterkriegerIn? Mit nichten - deutsche Nachkriegsjugend, großgeworden in den fetten Jahren - Mangel, Entbehrung und Überlebenskampf kennen wir nicht. Und so funktioniert auch unsere Weltsicht und unsere Herangehensweise an das liebe Vieh - mit wenig Zeit und zärtelnder Anteilnahme.

Archiv
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Beitrag von Archiv » 13.04.2005, 21:05

Hallo zusammen, hallo Tiga,

um Deiner Frage bezogen auf die Indianer näher zukommen, habe ich mit bei ebay folgendes Heft ersteigert:

"Auf dem Pfad des Bisonhundes" von Horst Henneberg

Ich habe es noch nicht gelesen, dennoch ein Zitat: Georg Catlin schrieb: "Die Comanchen sind die besten Reiter, die ich auf all meinen Reisen je kennengelernt habe, und ich bezweifele, daß ihnen irgendein Volk auf dieser Erde in der Reitkunst überlegen ist. Ein Comanche auf dem Erdboden ist einfach nicht in seinem Element ... doch sobald er sein Pferd unter sich hat, wird sein Gesicht sogar schön, und er fliegt dahin wie ein anderes Wesen." Und Henneberg schreibt: Im Gegensatz zum Weißen Mann, zähmten die Indianer ihre Pferde, ohne ihren
Willen zu brechen.

Soweit mal. Liebe Grüße benzi

zu dem von Niels erwähnten Buchautor sag ich mal lieber nichts, außer alles wo Indianer draufsteht verkauft sich grad gut

Niels

RE: Pferdeausbildung bei den Reitervölkern

Beitrag von Niels » 13.04.2005, 23:28

Original geschrieben von Der Steppenreiter

Hallo Tiga,

Oh es gibt einige interessante Videos, die uns das zeigen. Nur glaube ich da geht es uns dann so, wie bei der Kriegerfrage - muss das so brutal sein?....

...Tiga es ist wie mit dieser Kriegergeschichte, schauen wir einfach mal aufrichtig in den Spiegel und wen sehen wir da? Einen wilden Steppenfürsten oder ein wiedergeborene ReiterkriegerIn? Mit nichten - deutsche Nachkriegsjugend, großgeworden in den fetten Jahren - Mangel, Entbehrung und Überlebenskampf kennen wir nicht. Und so funktioniert auch unsere Weltsicht und unsere Herangehensweise an das liebe Vieh - mit wenig Zeit und zärtelnder Anteilnahme.


Um gleich mal auf den letzten Punkt einzugehen. Ich kann mich nicht erinnern, in so ganz besonders fetten Jahren groß geworden zu sein. Naja, Entbehrung und Überlebenskampf wars vielleicht auch nicht gleich. Aber unser Vieh zu hause sollte vor allem eines, Erträge bringen und mit zärtelnder Anteilnahme wars auch nicht so weit her. Aber das war halt auch auf der anderen Seite des "Eisernen Vorhangs".

Ich hatte die Frage von Tiga auch mehr auf die Reitervölker bezogen, die etwas mit dem berittenen Bogenschießen zu tun hatten und von denen gibt es meines Wissens keine Videos aus der fraglichen Zeit.

In einem mögen sie Ihren Nachfahren geglichen haben. Ihre Reiterei war und ist nicht (die für die Zwecke ungeeignete und in erster Linie menschliche Schönheitsideale bedienende) Wiener Hofreitschule und zum Nutzvieh, zu dem das Pferd mit gewissen Privilegien sicher gehörte, hatte und hat man wohl tatsächlich eine sehr am Zweck orientierte, wenig vermenschlichende Einstellung.

Aber ich bin überzeugt, dass es da auch Unterschiede zwischen dem gestern und heute gibt, gerade aufgrund des auch heute noch anzutreffenden Pragmatismus. Meinst Du denn wirklich ein in der von Dir beschriebenen Art und Weise ausgebildetes Pferd könnte zum berittenen Bogenschießen oder gar als Verlasspferd im Kriegseinsatz getaugt haben? Da habe ich große Zweifel.

Im übrigen habe ich mit dem Ansatz, ich habe da mal im Ausland was mir völlig fremdes gesehen und deshalb weiß ich jetzt, dass dort alle so sind ..., so meine Probleme.

Außerdem sagst Du ja selbst, dass die unausgelasteten, teilweise fetten Pferde hierzulande auch nicht das Gelbe vom Ei sind. Möglicherweise fällt einem kirgisischen Hirten dazu dann auch schnell sowas wie "Tierquälerei" ein, wobei angesichts anderer Denkweise/Begriffe der Hirte vielleicht eher an Vergewaltigung der Natur o.ä. denken wird.

Der Umgang mit Pferden bei den von Dir angesprochenen heutigen "Reitervölkern" mag auf den ersten Blick härter erscheinen, aber er ist meiner Meinung nach jedenfalls ehrlicher und vielleicht auch im Ergebnis artgerechter. Die Betroffenen können wir ja schließlich nicht dazu befragen. Dort werden jedenfalls nicht irgendwelche nicht belegbare Theorien entwickelt und gepflegt, nur um die eigene "Reitkunst", die dem Pferd vor Anstrengung und unnatürlicher Verbiegung nahezu die die Augen aus dem Kopf treten läßt, zu rechtfertigen.

Natürlich läuft man bei Spekulationen in Bezug auf nicht dokumentierten Verhaltensweisen in der Vergangenheit immer Gefahr zu romantisieren. Aber anders als bei der Kriegerdiskussion habe ich bei dieser Frage eher den Eindruck, dass wir uns den Blick auf viel Überdenkenswertes durch die Befangenheit in unserer von der Natur weitgehend losgelösten, durch viele fragwürdige Traditionen geprägten, selten mal wirklich hinterfragten Herangehensweise verstellen.

Ich bin jedenfalls gespannt auf Benzi Recherche. Bezüglich der Indianer besteht ja vielleicht die Chance, auf den einen oder anderen halbweg unvoreingenommenen Bericht zu den angesprochenen Reitervölkern, als sie noch wirklich wie Reitervölker lebten.

P.S. Sorry, wenn ich vielleicht manches etwas harsch formuliert habe. Aber an mir ritten gerade vor wenigen Stunden wieder zwei Leute mit elend zusammengeschnürten Pferden vorbei. Sah auf den ersten Blick schick und edel aus, aber ich frage mich dann immer mit einer gewissen inneren Erregung, ob es das wirklich ist und da passte das Thema hier dann gerade.

Tiga
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RE:

Beitrag von Tiga » 15.04.2005, 09:55

Auch wenn man Punkt b) annimmt, kann das natürlich immer noch pferdefreundlicher sein als das, was viele Pferde hierzulande und heutzutage erleben, das sehe ich auch so.

Interessanter finde ich aber folgenden Punkt:

Original geschrieben von Niels
das Lenken von Pferden durch bloßes Fokusieren von Zielen und Richtungen zu erklären,


Bei einem italienischer Westernreitlehrer hab ich dieses Prinzip auch mal erlebt.
(Seine Pferde waren allerdings schon gut ausgebildet, vor allem gut über Gewichtshilfen zu lenken.)

Gerade den AnfängerInnen hat er immer gesagt: "Ihr müsst dahin gucken, wo Ihr hin wollt und Ihr müsst dahin [red]wollen[/red], wo Ihr hin wollt."

Natürlich hat er auch ein bisschen über Gewichtshilfen usw. erklärt, aber eigentlich war sein Ansatz eine Mischung aus Fokussierung und freihändig fahrradfahren, mit sehr wenig Zügeleinsatz, das hat er auch AnfänderInnen von vorneherein so beigebracht.

Und natürlich Pferden, die erst dann, aber auch immer dann nach links gegangen sind, wenn ihre ReiterInnen ihnen das richtig mitgeteilt hatten.

Nun hilft diese Erfahrung natürlich in der Frage der Pferdeausbildung nicht wirklich weiter - seine Pferde waren ja schon ausgebildet.

Aber interessant fände ich es schon, ob Leute, die von kleinauf mit Pferden leben und nicht nur ein paar Stunden Freizeit mit ihnen verbringen, ihnen völlig unbewusst mitteilen können, was sie von ihnen wollen.
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Beitrag von Archiv » 15.04.2005, 10:41

Hallo zusammen,

ich bin ja nun in der glücklichen Lage sehr viel Zeit mit unseren Pferden verbringen zu können, ok mit 42 nicht gerade "von kleinauf" :D

Ich geh grad viel mit unseren jungen Wallach spazieren. Letzte Woche hab ich mit ihm zusammen die Pfeile eingesammelt, die ich zuvor von der Stute aus im Gelände verteilt hatte.

Dieses "wir MÜSSEN jetzt zu diesem Pfeil, um ihn zu holen" war offenbar die richtige Einstellung, er ist mir überall hin gefolgt, über Gräben, über Bäche, den Hang rauf und den steilen Hang runter. Gestern bin einfach so "um es aus zu probieren" zum Fluss runter, das war viel schwieriger und hat ihn nervös gemacht. Was will ich sagen? Wenn du eine klare Vorstellung von dem hast was Du willst und es auch wirklich willst oder eben MUSST dann strahlst du ofenbar diese Mischung aus Stärke und Vertrauen aus, dann geht es. Es gilt nun für mich, das aus dem Sattel auch hinzukriegen.

Ich denke da liegt ein Hauptunterschied zwischen "Freizeitreiten" und dem Umgang mit Pferden in anderen Kulturen oder der Vergangenheit. Da mußte es gehen und dann geht es auch, faßt alles.....

liebe Grüße benzi

Niels

Beitrag von Niels » 15.04.2005, 11:16

Da gibt es einen kleinen, in der Auswirkung aber gravierenden Unterschied.

Die Sache mit dem in eine Richtung schauen, um damit mehr oder weniger unbewußt eine minimale für gut ausgebildete Pferde aber lesbare Gewichtshilfe zu geben, wird recht häufig in der Westernreiterei angewendet.

Was der von mir angeprochene Autor schreibt, soll ohne diese Gewichtsverlagerung funktionieren nur durch das Fokusieren der Gedanken auf einen Punkt/Richtung (am Anfang geringfügig unterstützt durch fixieren mit den Augen). Ob es wirklich funktioniert, kann ich nicht wirklich beurteilen. Leider klingt einiges andere in seinem Buch ... nun ja, nicht so ganz nachvollziehbar. Daher bin ich da auch vorsichtig.

Für vorstellbar halte ich es aber. Ich hatte da mal so ein Erlebnis. Ich ritt ein schwieriges, weil ewig nicht gerittenes Pferd. Es klappte nicht viel, es war der pure Stress. Dann war ich sehr plötzlich und unerwartet gezwungen, mit diesem Pferd einen ganzen Nachmittag lang Leute im Wald zu suchen, die sich verlaufen hatte. Ich unterbrach also die Arbeit mit dem Pferd und konzentrierte mich nicht mehr auf dessen Macken, sondern auf das Suchen. Meine Gedanken waren nur noch bei dieser Aufgabe und überhaupt nicht mehr beim Pferd (verlaufen hatte sich schließlich unter anderem meine spätere Frau). Als ich abends abstieg, wurde mir erst bewußt, dass das Pferd beim Suchen nahezu ohne die zuvor erforderlichen deutlichen Hilfen überall mit mir hin gegangen war und die anfänglichen Macken (Tänzeln vor jeder Pfütze) nicht mehr gezeigt hatte.

Möglicherweise kann man gemeinsam mit dem Pferd erlernen, so etwas zu gezielt einzusetzen. Das braucht aber sicher viel Zeit.

Nochmal zu Punkt b) Der Umgang der Pferde miteinander erscheint uns Menschen zuweilen auch recht brutal. Da muss man sich nur mal zwei spielende Jungshengste anschauen oder die Integration eines neuen Pferdes in die Herde. Das geht von nicht ans Futter lassen und wegscheuchen bis zu deftigen Tritten und Bissen. Das entspricht nunmal der Verhaltensweise von Pferden. Damit will ich jetzt aber auch nicht den sinnlos prügelnden Pferdehalter rechtfertigen, denn Unbeherrschtheit und Wut kommen bei Pferden nicht vor. Gewalt wird dort nach meiner Beobachtung immer dosiert und gut getimt eingesetzt, aber es gibt sie eben auch und sie trägt zum Wohlbefinden in der Herde bei.

Tiga
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Beitrag von Tiga » 15.04.2005, 11:40

Hm, Dein Erlebnis ist aber doch letztlich kein anderes als das von Benz - wenn's Dir wirklich wichtig ist, strahlst Du irgendetwas aus, was Dein Pferd dazu bringt, das zu tun, was Du willst bzw. was gerade eben wichtig ist.

Aber das klärt nur, warum Dein Pferd dann gehorcht bzw. mitarbeitet, es klärt noch nicht, woher es denn nun weiss, was Du gerade von ihm erwartest.

Und da ist der Ansatz mit den unbewußten minimalen Gewichts- (oder anderen) Hilfen doch recht glaubwürdig. Kann ja sogar sein, dass der Autor selber glaubt, er gibt keine messbaren körperlichen Hilfen, aber er tut es trotzdem. (Dazu gibt es ja einige Untersuchungen in der Parapsychologie, zum Beispiel beim Pendeln.)

Das müssen ja nicht nur Gewichtshilfen sein, sondern auch ein minimal veränderter Druck des Oberschenkels, eine Drehung des Beins, was weiss ich. Irgendwas, das das Pferd merkt, aber der Reiter selber nicht.

An Telepathie zwischen Pferd und Mensch glaube ich nicht.
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Niels

Beitrag von Niels » 15.04.2005, 13:57

Tiga, da hast Du vollkommen recht, es ist nichts anderes. Benzi war nur schneller fertig mit seinem Post und ich hatte ihn nicht mitbekommen.

Es soll übrigens auch vom Boden aus funktionieren mit dem Fokussieren. Da sind es dann wohl ganz minimale körpersprachliche Signale, denn an Telepathie zwischen Mensch und Perd mag ich auch nicht so recht glauben.;-) :D

Für vorstellbar halte ich aber - wie gesagt -minimalste, vom Menschen selbst nicht mehr wahrgenommene Signale. Etwas gezielt mit den eigenen Körper tun zu können, was äußerlich nicht mehr wahrnehmbar ist, halte ich schon für beeindruckend genug, da brauchts gar keine Telepathie.:D

Tiga
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Beitrag von Tiga » 15.04.2005, 14:07

"Der zählende Hans" ist doch auch nix anderes, oder? Die Leute, die dem Pferd die Aufgabe stellen, sind sicher, dass sie kein Signal geben und doch merkt das Pferd, wann es aufhören kann, mit dem Huf zu klopfen.
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gerdnix
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bei den ogalalas

Beitrag von gerdnix » 15.04.2005, 14:53

letztes jahr war ich 6 wochen im pine-ridge-resevat und hab da mit 12 pferden gearbeitet,vom jährling bis zur 17 jährigen.hab da zwei indianer getroffen die jungpferde ausgebildet haben bis zum anreiten,mir ist aufgefallen und ich hab es dann auch so gemacht das ich pferde für bestimmte aufgaben mir geholt hab,wo sie super waren.wenn ich in schwierien gelände unterwegs war hab ich ein anderes pferd genommen als wenn ich im normalen gelände unterwegs war.wenn man genug pferde dort zur verfügung hat sucht man sich das pferd heraus was geeignet ist.die ausbildung der pferde ist teilweise anfangs etwas brutal was das einfangen betrifft,die gewöhnung an den menschen geht dann aber sehr ruhig und sanft zu,ich hab selber fast 4 oder 5 stunden gebraucht um mich einer 3-jährigen stute zu nähern die frich von der prärie kam was die reiterliche ausbildung betrifft ist vieles vergessen wurden,was jetzt erst mühsam wieder erlernt werden muß, ich hab gemerkt das sich dort zeit gelassen wirde sich und dem pferd aber da hat benzi schon was geschrieben,siehe pferdeprojekt.
nicht zu vergessen das wir unsere pferde hier in deutschland durch die enge des landes ein ganzes stück anders ausbilden müssen als in den weiten der frühern welt,wir werden ja heute mit sachen konfrontiert,die es vor jahrhunderten gar nicht gab.
das wenn ich mit flash unterwegs und ein bestimmte sache machen will und mit meinen kopf und meinen körper da zu stehe,dann wird das auch was,hab ich für mich auch so fest gestellt.
hätte fast was vergessen man muß unterscheiden bei den indianer zwischen traditionellen indianern und indianer die damit nix am hut haben,das macht sich auch beim umgang mit dem pferd bemerkbar
gerd

Niels

Beitrag von Niels » 15.04.2005, 15:39

@ Tiga

Das wird tatsächlich nach dem gleichen Prinzip funktioniert haben beim "zählenden Hans".

Auch hier bei uns ist es ja so, dass viele Dinge verloren gehen, welche gerade die alten Stallmeister, Stallburschen usw. (weniger die reitenden Herrschaften) noch erkennen oder erfühlen konnten. Stattdessen gibts dann heutzutage den "neuesten Schrei" per Buch oder Video. ;-)

@ gerdnix

Das klingt nach einer interessanten Zeit, die Du hattest. Kannst Du zum Anreiten selbst nach der langsamen Annäherung noch was erzählen? Mir ist zwar auch klar, dass selbst bei den traditionsbewussten Indianern sehr viel in Vergessenheit geraten ist und neu gelernt werden muss. Aber vielleicht gibt es ja schon durch das ruhigere Herangehen unter anderen Rahmenbedingungen erkennbare Unterschiede.

gerdnix
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ich versuch es mal

Beitrag von gerdnix » 15.04.2005, 17:55

es wird sich mehr zeit gelassen und man muß wirklich mit den gedanken da sein,am an fang ist es so änlich wie bei monti,bloß das du selber auf das pferd zu gehst wenn es den ersten schritt getan hat,ich hab mir das stunden angeschaut und nachgefragt und als ich dann selber ran mußte bin ich schier verzweifelt,da es so minimale sachen sind die du beim zuschauen einfach übersiehst,da hilft dir kein video oder du kannst noch so viel lesen,du kommst einfach nicht hin,du brauchst die mündliche überlieferung.wenn das pferd im roundpen getrieben wird wird es am an fang nicht berührt sondern durch lärm und bewegungen zum laufen gebracht und die singnale werden immer weniger mit der zeit,so viel kurz zum beginn der ausbildung.wenn das pferd sich überall berühren läßt wird auch relativ schnell mit dem sattel gearbeit,wobei meißtens auch eine plane am sattel befestigt wird an einen stock der den reiter darstellt.das wiederholt sich dann mehre tage,
dann setzt sie meistens jugendliche zu erst drauf um zu sehen wie es läuft,wenn das okay ist werden schritt und trab geübt, im gegensatz zu hier werden seitengänge fast gar nicht trainiert,da sie wie sie mir gesagt haben es nicht brauchen,
ich hab auf dem 1.pferdefest mal nach gefragt ob ein pferd da ist das seitwärts gehen kann
nach einer weile kam sie mit einer stute,die vor lauter aufregung seitwärts ging,mir ist dann aufgefallen das sie auch nicht wußten wie das geht,sie haben es halt nicht
gebraucht.
wenn schritt und trab flüssig gehen und das pferd sich an den reiter gewöhnt haben ,geht es an den galopp was nicht immer ungefährlich ist die pferd drüben können noch richtig bocken.als notbremse hat sich dort bewehrt den hals zu biegen bis die nase den steigbügel erreicht,was von anfang an trainiert wird,rückwärts richten wird von den meisten mit den halfter geübt,mit der hand druck auf die nase ausüben kannten sie nicht,das anhalten geschieht oft mit stimme wobei das schon ganz am anfang im roundpen gemacht wird:
dadurch das dem pferd ein ander respekt gezollt wird ,ist der umgang oft als fremder etwas komich,steigen ist zum beispiel toleriert,wenn es dich mal aus den sattel schmeißt ist das okay,sie suchen oft die fehler bei sich und nicht bei den pferden.
das vermiß ich oft hier in deutschland,die wichtigste lektion hat mir ein 3 jähriger wallach mit gegeben,den ich angefangen hatte aus zu bilden.er hat noch nix unterm reiter gemacht auser das mal jemand drauf saß,an den tag sind wir gut voran gekommen,hatten seitwärts gänge angefangen,links ging es super,so wollte ich es noch rechts wissen,er war allerdings der meinung es reicht fürs erste mal (schade das keiner auf video aufgenommen hat)und ich flog im hohen bogen durch die luft.er hat mich dann noch mal rauf gelassen ,sind noch ne trabrunde und haben schluß gemacht.ich hab den richtigen zeitpunk nicht gemerkt aufzuhören,seit dieser zeit versuche ich vermehrt auf das pferd zu hören,weil morgen ist auch ein tag und wir haben zeit.
das ist eigentlich das wichtigste was mir dort vermittelt wurde wir haben zeit

das wärs fürs erste gerd

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