Entzugserscheinungen

Technik und praktische Umsetzung
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Der Steppenreiter

Entzugserscheinungen

Beitrag von Der Steppenreiter » 16.03.2006, 17:49

Da sitz' ich beim Türken, knabbere genüßlich an einer Pizza Napoli und mache einfach mal so, weil ich müde bin oder gerade die Pizza geniesse, wer weiß schon immer, warum er gerade was so und nicht anders macht, die Augen zu und sehe...

... mich reitend und Bogen schiessen trainieren. Hoppla denk ich, was ist denn das, mach die Augen auf und wieder zu und wieder seh' ich mich üben. Dabei fällt mir auf, dass ich vehemente Probleme mit dem Rhythmus habe. Irgendwie bekomme ich das Zielen, Reiten, Nocken nicht richtig in einen Fluss. Weil mir sowas noch nie passiert ist siniere ich weiter darüber nach und überlege, Bob- und Abfahrtsfahrer gehen im Geist auch die ganze Bahn nochmal durch.

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit solchen Trainingsmethoden? Wie übt man sowas richtig, muß ich jetzt immer wieder zum Türken Pizza Napoli essen gehen?

Letzthin hat mir eine Reitkollegin erzählt wie sie davon geträumt habe, dass sich ihr Pferd nun endlich unter ihr hingebe und wunderschön im Trab biege und genau an dem Tag hat es auch geklappt.

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Angela
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Beitrag von Angela » 16.03.2006, 19:29

Naja, ich kenne das vom Springreiten - bin immer den Parcours zig mal im Kopf durchgegangen, auch bei Dressuraufgaben, die auswendig zu reiten waren. Hilft zumindest, sich den Parcours zu merken (manche Leute haben den nach 1x abgehen drauf, ich kann mir den 20 Mal anschauen und verreite mich dann trotzdem) :motz

Ist mir aber auch so schon passiert, dass ich irgendein Problempferd am arbeiten war, und es einfach nicht klappen wollte. Irgendwann spät, wenn Ruhe eingekehrt ist, kam mir dann ganz spontan die Vorstellung, mach das mal so-und-so. Und oft hat's dann auch geklappt.

Ich glaube schon, das sowas auch durch "Kopfarbeit" unterstützt werden kann. Wenn man die Abläufe immer wieder im Kopf durchgeht, funktioniert's vielleicht etwas routinierter wenn man es dann in die Tat umsetzt. Ist natürlich kein Ersatz für die Praxis, aber vielleicht hilfreich, wenn man gerade keine praktische Trainingsmöglichkeit hat.

Wie das nun auf Bogenreiten passt, kann ich auch nicht sagen, aber ich habe im Kopf auch schon viiiiele Pfeile von Nimb's Rücken aus geschossen - aber eben nur im Kopf ;-)

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kra
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Beitrag von kra » 16.03.2006, 19:44

Als ich früher noch kletterte hab ich's auch so gemacht - hat mir über manche knifflige Stelle geholfen.

Ich glaube schon, das sowas auch durch "Kopfarbeit" unterstützt werden kann. Wenn man die Abläufe immer wieder im Kopf durchgeht, funktioniert's vielleicht etwas routinierter wenn man es dann in die Tat umsetzt. Ist natürlich kein Ersatz für die Praxis, aber vielleicht hilfreich, wenn man gerade keine praktische Trainingsmöglichkeit hat.


Beim Bogenschießen versuche ich auch immer wieder solche "mentalen" Übungen, ob's hier für ein besseres Ergenis nützt kann ich nicht sagen, aber es tut mir in dem Moment gut...
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Niels

Beitrag von Niels » 16.03.2006, 22:01

Also dass ich auf diese Art und Weise Fehler sehe, die ich eigentlich gar nicht mache, ist mir noch nicht passiert. Das müssen wirklich Entzugserscheinungen sein und das kann ich wiederum sehr gut nachvollziehen. ;( ;( ;(

Um mich zu sehen, wie ich Ritte gründlich vermassele, weil wieder mal nichts stimmt, muss ich leider auch gar nicht die Augen schließen. ;( ;(

Aber im Ernst, ich könnte mir vorstellen, dass das gedankliche Vorwegnehmen des Ritts auch sehr nachteilig sein kann. Erstens passiert da oft unverhergesehenes und zweitens lässt man sich dann wohl auch weniger auf den Augenblick des Geschehens ein. Diese häufige Diskrepanz zwischen dem Geplanten und der Realität kann nach meiner Erfahrung auch ganz schnell zu Verkrampfung und Verbissenheit führen.

Etwas anderes ist es, Details zu intensiver zu durchdenken. Zum Beispiel um einen minimalen Rhythmuswechsel zwischen schnellem Nachnocken und bewusst etwas gebremstem, konzentriertem Lösen zu verstärken. Gern mache auch mal vor einem Ritt die Augen zu, atme tief durch und versuche nach dem Öffnen der Augen nur noch die Scheibe zu sehen und alles um mich herum auszublenden.

Naja und die Erfahrung, dass vertrackte Dinge, die zwischendurch mal auf Eis gelegt waren, mit gewonnnenem Abstand plötzlich viel besser gehen, mache ich andauernd. Nicht umsonst sagt man ja auch oft: "schlafe da erst mal eine Nacht drüber".

HolunderWunder
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Beitrag von HolunderWunder » 16.03.2006, 22:32

guten abend :-)

diese momente des vorab "sehens" oder durchlebens sind auf jeden fall bei mir auch so ne art spiegel des inneren ... bin ich gut drauf treffe ich auch in der "vorschau", und folglich klappts meist ebenfalls in "real" ... das gegenteil funktioniert entsprechend, zumindest wenn ich nicht vorher auf das "schlechte gefühl" reagiere. das selbstbewusstsein kommt da denke ich zutage und lenkt die hand mit ... die psyche und mentale stärke auf dem prüfstand? kommt mir jedenfalls oft so vor.

gruss,
thilo
Konfusius sagt: ich bin durcheinander :wacko :D

Nur eins ist glasklar: alle Bogensch?tzInnen sind Spanner 8-| :D

Der Steppenreiter

Psychotraining

Beitrag von Der Steppenreiter » 17.03.2006, 11:31

Wir sind ja nun keine Leistungssportler und trotzdem wollen wir gewinnen, gell Claus? :D

Bei diesem inneren Film, der Pizzakauenderweise ablief, ist mir aufgefallen, dass ich genau wie im richtigen Leben immer an einer bestimmten Stelle ins Huddeln komme. Und so sehr ich mich im Film auch darum mühte, sowenig gelang es mir darüber Kontrolle zu bekommen.

Immer wieder bin ich "losgeritten" und versuchte all die vielen Faktoren in Einklang zu bringen und es gelang nicht. Immerwieder habe ich die letzte Scheibe nicht in den Griff gekriegt oder scheiterte schon bei der Zweiten. Der Rhythmus stimmte nicht.

Wie im richtigen Leben ... :motz

Hier habe ich einen Link gefunden, der recht vielversprechend ist:
Psyhotraining

@Angela verreiten ist beim BR kaum möglich, es geht immer geradeaus - genau der richtige Sport für dich. :) :)

Polvarinho
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RE: Psychotraining

Beitrag von Polvarinho » 17.03.2006, 14:47

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Wie im richtigen Leben ... :motz


Hallo, was geht denn jetzt ab bei Dir, Steppi...?!?

Ich denke "Frühling läßt sein blaues Band flattern vor Deiner Nase.....und sonstwo....!" :D

Das, was ich da oben lese hört sich eher nach mittel- bis schwergradiger Novemberdepression an...

Naja, hoffe der Psycho-Link hilft Dir etwas, denn wenn wir uns das nächste mal sehen, dann wirst Du Dich schon ziemlich dick anziehen müssen was Nachladen und "Treffen üben" anbelangt........

8-) :D 8-) :D 8-)

Was lese ich da als nächstes:
Original geschrieben von Der Steppenreiter
@Angela verreiten ist beim BR kaum möglich, es geht immer geradeaus - genau der richtige Sport für dich. :) :)


Da scharrst Du ja schon wieder......
..habe ich wohl zum Glück den falschen Eindruck gewonnen.
:doh

Also DOCH Frühling..... ;-)


:knuddel

Polvarinho
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

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Angela
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RE: Psychotraining

Beitrag von Angela » 17.03.2006, 19:33

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Immerwieder habe ich die letzte Scheibe nicht in den Griff gekriegt oder scheiterte schon bei der Zweiten.


Ja drei Pizzas auf einmal ist ja auch ziemlich viel :D

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RE: RE: Psychotraining

Beitrag von HolunderWunder » 17.03.2006, 23:22

Original geschrieben von Angela
Ja drei Pizzas auf einmal ist ja auch ziemlich viel :D


frechdachs! und dabei hats christian doch nun EINMAL ernst gemeint :D :D :D

:knuddel
thilo
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gerdnix
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mal ernst

Beitrag von gerdnix » 18.03.2006, 21:19

es gibt trainer im turnen,gehobne klasse, die ihr schüler zig mal videos anschauen lassen um das im kopf zu speichern,soweit ich weiß haben sie auch erfolg damit.
es ist also gar nicht so abwegig,ich für meinen teil schau mir zum beispiel immer wieder bestimmte sachen von trickreitern an, um sie zu verinnerlichen.

gruß gerdnix

Der Steppenreiter

Schlafe erst mal ein Nacht drüber

Beitrag von Der Steppenreiter » 19.03.2006, 12:02

Niels diese Volksweisheit hat bei schwerwiegenden Entscheidungen ihre Berechtigung, weil es tatsächlich neben unserem verstandesgesteuerten Wachbewußtsein ein intuitives Erfassen von Zusammenhängen gibt, die nach einer Nacht deutlicher werden können und damit eine Entscheidung besser.

Was ich mit dem Durchleben ohne es Zutun des Ritts meine, hat Gerd glaube ich verstanden. Es geht um die gesteigerte Selbstwahrnehmung, die während des Ritts auf ein Minimum beschränkt ist und weshalb Korrekturen während des Trainings kaum möglich sind. Auch wenn jemand daneben stünde und dich auf deinen Mangel aufmerksam machte, bist du nicht in der Lage ihn zu erfassen oder dich zu verbessern. Weshalb? - weil du deine Handlungen nicht erkennst.

Klar sind drei Pizzateller ziemlich viel, aber sie sind mit 90cm Durchmesser auch recht groß. Also eher die Großfamilienausführung. Polvarinho, weshalb du meine Beschäftigung für das Zeichen einer Novemberdepression hälst, kann ich nicht nachvollziehen. Gerade die Wettkampfanspannung, die Versagensängste und blockierenden Alles oder Nichts Vorstellungsmuster, die dich nach einem misslungenem Ritt in dich zusammenbrechen lassen, können gerade mit solchen Psychoübungen hervorragend aufgefangen werden.

Polvarinho
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RE: Schlafe erst mal ein Nacht drüber

Beitrag von Polvarinho » 07.07.2006, 17:32

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Polvarinho, weshalb du meine Beschäftigung für das Zeichen einer Novemberdepression hälst, kann ich nicht nachvollziehen. Gerade die Wettkampfanspannung, die Versagensängste und blockierenden Alles oder Nichts Vorstellungsmuster, die dich nach einem misslungenem Ritt in dich zusammenbrechen lassen, können gerade mit solchen Psychoübungen hervorragend aufgefangen werden.


Sorry, Steppi,

Dein posting ist mir wohl irgendwie dadurch gegangen und so konnte ich auch nicht antworten.....

Zuletzt haben wir uns wohl mißverstanden...

Ich halte nicht die mentale Beschäftigung an sich für ein Zeichen einer Novemberdepression im Märzen, sondern allein die Tatsache, dass Du in Deiner Vision auf Fehlersuche gehst, statt den perfekten Ritt zu durchleben....

Das Durchlaufen einer (Karate) Kata, mit geschlossenen Augen und auf dem Boden sitzend halte ich für eine der wichtigsten Übungen überhaupt!

Ebenso, wie das mentale Durchleben des "Perfekten Rittes", den wir sicher nicht erleben werden, der aber unser Fernziel, Judith Maus würde sagen: unser Focus, sein muss und aus dem heraus ich auch meine Motivation für manche Trainingseinheit ziehe.

Die Vision dessen, was möglich sein könnte ist eine Quelle meiner Motivation....Das was ich erlebe zusammen mit dem, was ich imaginiere, das ist es, was mich wirklich HEISS macht auf die Sache..........

Natürlich müssen wir ständig auf Fehlersuche sein während unseres Trainings denn nur so können wir uns verbesssern....!!

Ebenso, wie wir uns ständig Gedanken über die Effektivität und Verbesserungswürdigkeit unserer Handlungsabläufe machen müssen....das Schlechte verwerfen, das Gute pflegen und weiterentwickeln....

Dieser Teil des Trainings darf aber nicht in solcher Art in unsere Vision einfließen, wie es Dir beim Türken oder bei der Pizza Napoli passiert ist!

Wenn wir Fehler machen und das Scheitern fokusieren, dann scheitern wir!

Wenn wir unsere Fehler in unsere Visionen projezieren, dann pflegen wir sie und erhalten sie uns!!

Genau das darf nicht sein !!!

Also einerseits die mentalen Übungen um unser Unterbewustsein in die richtige Richtung zu bringen und auch um uns zu motivieren und
andererseits Training der Technik und dabei kritische Selbstbeobachtung und ständige Überprüfung der Effektivität und der Funktionalität dessen was wir tun...

So meinte ich das........


Wahrscheinlich hört jetztniemend mehr mein GEschwalle, weil Ihr Euch alle schon in Storkow auf Niels herrlicher Steppe räkelt und der harret der Dinge, die da kommen....

*HEUL* :bash :-( :-( :-(

Wünsche Euch jedenfalls viel Spass und viel Erfolg!!!!
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

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