Schiesstechnik Reiterbögen

Technik und praktische Umsetzung
horsebow
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toleranter Reiterbogen

Beitrag von horsebow » 16.12.2003, 12:32

@Taran: Ich muß mich Mongol anschließen, ich habe meine Reiterbögen eigentlich als sehr gutmütig wahrgenommen, genauso verzeihend wie meine englischen Langbögen. Im Vergleich dazu schießt sich mein Griffon kapriziös wie eine Ballerina...
@Mongol: Einen Lösefehler würde ich eigentlich ausschließen, da hätte Henry Bodnik beim Kurs was zu gesagt. Ich schieße aus der fast offenen Hand, mein Griff ist also eher locker.
Ich denke aber wohl, daß 5# spine bei einem Pfeil, der um den Bogen herum "paradoxen" muß, bei der Trefferlage der Gruppe relevant sein können.

Gruß, horsebow
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Taran
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Sanfter Skythe

Beitrag von Taran » 16.12.2003, 14:25

Ich finde meinen Skythen ja auch nett - sonst würde ich ja gar nichts treffen damit. Nur sagt man halt kurzen Bögen immer ein gewisses Temperament nach.
Auf festen oder lockeren Griff achten - das ist eine Superidee!
Ich werde mir bald leichtere Pfeile zu meinem Skythen machen. Statt 11/32 mit 125gr und 5" Dreifachfederen nun 5/16 mit 80gr und 4" Vierfachfedern.
Vier 3"-Federn sind doch zu wenig, oder?
Momentan schieße ich 45-50lbs-Schäfte. Meint ihr ich kann mit den leichteren Spitzen auf 40-45lbs heruntergehen?
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Haebbie
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leichte Pfeile?

Beitrag von Haebbie » 16.12.2003, 15:25

@ Taran

Dein Plan, den Skythen mit leichten Pfeilen zu schießen halte für nicht ganz optimal. Der Bogen hat relativ schwere Wurfarmenden und die Wurfarme legen - durch die kurze Bauform - beim Schuß einen recht langen Weg zurück.

Dadurch erfährt der Pfeil zwar eine recht lange, gleichmäßige Beschleunigung, die aber nicht sehr stark ist (anders als ein Langbogen mit kurzer, heftiger Beschleunigung).

Ein leichterer Pfeil ändert an dem Beschleunigungsvorgang wenig. Er verlässt den Bopgen nicht viel schneller als ein schwererer Pfeil. Das Schießergebnis wird also mit leichten Pfeilen nicht besser, zumal dem Pfeil die Masse fehlt und er schneller im Flug wieder gebremst wird (je nach Gefieder) als ein schwererer Pfeil.

Also solltest Du meiner Ansicht nach bei Deinen 11/32 Schäften mit 125-grs-Spitzen bleiben. Die Pfeile sollten aber weicher sein als bei einem Langbogen mit gleichem Zuggewicht.
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Sehr bedenkenswert.

Beitrag von Taran » 16.12.2003, 15:58

Danke Haebbie - das klingt sehr logisch. Ich werde schlicht und einfach mal (ich hab noch drei solche Schäfte rumliegen) drei Vergleichspfeile machen und testen, anstatt gleich in die "Großproduktion" einzusteigen. Eigentlich bin ich ja auch zufrieden, wollte aber auf die weiten Distanzen noch etwas herausholen, aber nach deinem Beitrag befürchte ich, dass das eine typische "Verschlimmbesserung" würde!
Taran von Caer Dallben

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Ausprobieren ist gut!

Beitrag von Haebbie » 16.12.2003, 16:16

Ich will ja nicht behaupten, dass meine Ansicht der Weisheit letzter Schluss ist. Doch es entspricht meiner Erfahrung. Mit meinem 40-Pfund-Reiterbogen (Samick Mind 50) komme ich mit 11/32-Pfeilen und 125-grs-Spitzen auf Clout-Distanz. Mit leichten 5/16 Pfeilen fehlen 30 Meter trotz deutlich kleinerer Federn. Der Bogen arbeitet mit den leichten Pfeilen einfach nicht effekktiv. Ähnliches hat sich auch der Bogen von Niels verhalten. Aber try it und berichte, Ich bin an Deinen Erfahrungen brennend interessiert.
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Beitrag von Netzwanze » 16.12.2003, 16:21

Der Samick ist kein Reiterbogen, sondern ein zu heiß gewaschener Recurve. Er verhält sich daher schon wieder ganz anders als ein RB mit Siyahs.
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

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Beitrag von Haebbie » 16.12.2003, 16:26

@ Netzwanze

Grundsätzlich hat Du recht. Was die beiden aber gemein habe ist die lange Beschleunigung der Pfeile, egal ob sie nun leicht sind oder schwer. Die Pfeilgeschwindigkeit wir im wesentlichen durch den Bogen selbst bestimmt und weniger durch das Pfeilgewicht. Und da ist ein "RB mit Siyahs" noch extremer als der Samick.
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RE:

Beitrag von Mongol » 16.12.2003, 18:02

Original geschrieben von Haebbie

@ Netzwanze

Grundsätzlich hat Du recht. Was die beiden aber gemein habe ist die lange Beschleunigung der Pfeile, egal ob sie nun leicht sind oder schwer. Die Pfeilgeschwindigkeit wir im wesentlichen durch den Bogen selbst bestimmt und weniger durch das Pfeilgewicht. Und da ist ein "RB mit Siyahs" noch extremer als der Samick.


Na ja, also die Massenträgheit der Pfeile spielt schon eine geringfüge Rolle. Und wenn ein trad. RB Siyahs hat werden die Wurfarme durch die Zusätzliche Masse eher langsamer bewegen als die des Samicks. Beim Samick hab ich eh die Erfahrung gemacht, das er sehr "wabbelig" ist...


@Taran

Ich würde das an deiner Stelle ruhig mal mit den leichteren Pfeilen ausprobieren - es könnte gut funktionieren...

@Horsebow
Ich wollte Dir da auch nix unterstellen oder so - nur meine Erfahrung mit RB ist gänzlich anders. Dazu muß ich allerdings sagen das die Sport-Reiterbögen vom Kassai schon ne ganz andere Sache sind als die trad. vom Grozer. Ich hab da den direkten Vergleich, da ich von beiden Bögen schieße.
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Beitrag von horsebow » 16.12.2003, 21:08

@Mongol: Schon okay, so hab' ich das auch nicht verstanden!
Mit Grozerbögen hab' ich keine große Erfahrung, meine älteste (9jährige) Tochter schießt einen Grozer-Skythen, der ist auch bei ihren 22" schon recht schnell.
Wie würdest Du das Schußverhalten von Kassai- und Grozerbögen im Vergleich einschätzen?

Gruß, horsebow
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Um mal was zur Verwirrung

Beitrag von Archiv » 17.12.2003, 00:50

beizutragen: Ich habe da einen sehr kurzen statischen Recurve (50 Zoll), welcher einem Reiterbogen nicht unähnlich ist. Der hat bei 26 Zoll Auszug 55 lbs. Die 5/16 Pfeile sind 26 Zoll lang und haben einen Spine von 37-39lbs, 100grain Spitzen, 5,5Zoll Dreifachbefiederung. Trotz des niedrigen Spines sind es keine leichten Pfeile (Gewicht je Rohschaft 400 -420 grain). Die Pfeile fliegen bombig auf dem Bogen und auch große Distanzen sind trotz der relativ langen Befiederung kein Problem.
Anfangs hatte ich mit diesem Bogen auch Probleme mit Anschlagen (besser Aufschlagen auf meine Hand). Das lag aber eindeutig am falschen Nockpunkt. Und wenn es jetzt noch mal passiert (genau wie das Anschlagen am Bogen), ist es in der Regel ein Lösefehler von mir. Die Lösefehler schleichen sich durch den doch recht spitzen Sehnenwinkel schneller ein als bei anderen Bögen. ;D

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Beitrag von locksley » 17.12.2003, 00:50

Ich hab bisher nur Erfahrungen mit dem Alten Skythen von Grozer gesammelt.(51#@28") Ich verwende einfach meine Langbogenpfeile mit einem Spine von 55-60(11/32 125 gn.) und habe noch keine Seitenabweichung festgestellt. Nur eine Höhenabweichung, da ich den Reiterbogen tiefer anhalten muss als den Langbogen.(56#@29")

Die Pfeilgeschwindigkeit ist um einiges höher als beim Langbogen, wobei ich mit dem Langbogen die besseren Weitenergebnisse erziele.
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Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

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Grozer <-> Kassai

Beitrag von Mongol » 17.12.2003, 07:51

@Horsebow

Wenn ich die beiden vergleichen soll, dann laß es mich mal etwas überspitzt ausdrücken: Kassai baut "kurze" Sportbögen, die ans traditionelle Design angelehnt sind. (Es sind nichts desto trotz RBn)

Was die Verarbeitung anbelangt so ist Grozer deutlich besser (und das bei kleinerem/gleichem Preis) Wie du ja selbst bemerkt hast ist z.B. der alte Skyte selbst bei wenig Gewicht ein schon ziemlich beeindruckender Bogen....

Was das Schußverhalten anbelangt so würde ich auch da sagen, daß bei Gleichem Typ z.B. G-Mongole vs K-Mongole Grozer-Bögen angenehmer zu schießen sind. Wobei die Kassai nicht unangenehm sind. Fazit: ich bevorzuge auf jeden Fall Grozer, da er in Technik, Verabeitung und Preis dem Kassai ein Stückl voraus ist - und weil ich das trad. Design mehr mag ;)

@Locksley
Es wundert mich, daß Du mit deinem LB weiter kommst als mit deinem RB. Vielleicht sind die Pfeile doch einen winzigen Tuck zu weich, daß du
beim Abschuß viel Energie durch das Verformen des Pfeils verlierst. Eigentlich sollte ein Schneller Pfeil mit gleichem Gewicht weiter kommen, da er mehr Energie hat...
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@Mongol

Beitrag von Archiv » 17.12.2003, 11:25

Die echten traditionellen Reiterbögen sind aber hier bei den Forumsmitgliedern ganz wenig vertreten. Die hier vieldiskutierten RB sind doch alle mit Glaslaminaten gearbeitet, oder? Vom Schußverhalten macht das bestimmt einen großen Unterschied zu den wirklichen Kompositreiterbögen aus.

Mongol
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Beitrag von Mongol » 17.12.2003, 14:06

@Snake
Das ist richtig - bisher habe ich einmal einen Hornbogen von Grozer schießen können. Das ist was ganz anderes als Glas.

Aber Du wirst mir sicherlich zustimmen, wenn ich sage, daß unterschiedliches Design auch ein unterschiedliches Schußverhalten zur Folge hat, oder?
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Horn oder Glas

Beitrag von Taran » 17.12.2003, 15:53

Ich habe bei Reiner Wüstefeld in Finnland auch einen Horn-Reiterbogen geschossen. Es stimmt: das ist noch mal ein anderes Gefühl. Weicher, organischer, mehr Seele... vielleicht bin ich auch bloß sentimental oder habe mir das eingebildet...:o
Den Preisunterschied habe ich mir jedenfalls nicht eingebildet ;(
Also mein Fazit: Grozer schlägt Kassai, Horn schlägt Glas.

Nur EIN Bogen von Kassai macht mich rein optisch richtig an, das ist der "Panther", einer von seinen ungarischen Bögen.
Zum Angucken:

http://www.kassai.at/ger/boegen.html
Taran von Caer Dallben

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