Technik Bogenschiessen

[windbergreiter]

Also wer mich kennt weiß auch das ich mehr zu den schnellern Pferden tendiere

Vieleicht liegt es am Adrenalin das freigesetzt wird oder  an der Herausforderungen, seine Reflexe zu testen denn zum Zielen im herkömmlichen Sinn habe ich keine Zeit.
Gedanken zum Totpunkt darf ich mir auch nicht machen sonst komme ich gar nicht zum schießen.
Ich muss mit meinem Pferd eins werden und den Willen zum Treffen haben,
dann klappt es auch.
Das heisst aber nicht das ich  das Schießen vom Boden aus vernachlässigen kann
Eben mal  auf ein schnelles Pferd zu steigen um das nachzuvollziehen ohne die physische und psychische  Voraussetzung zu haben funktioniert nicht

Nur durch langes und intensives Üben erreicht man das angestrebte Ziel
Und dieses Ziel entspricht der Veranlagung des Reiters -
In meinen Augen gibt es bei  den fortgeschrittenen Wettkampfteilnehmern
zwei Kategorien von Reitern.

Das eine sind die Krieger, wie Melanie das so schön ausdrückte  und die anderen sind meiner Meinung nach die Künstler.

Vor beiden habe ich größte Hochachtung.
Und für mich gibt es keinen Unterschied in der Wertigkeit, ob der Krieger
3 und mehr Treffer unter 8 Sec schafft ( Rekord zur Zeit Tsa wa kee 7.9 Sec )Oder der Künstler 6 Treffer und mehr in 16 Sec schafft.

Beide sind das Salz in der Steppenreitersuppe

[Polvarinho]

..und die Steppenreitersuppe schmeckt uns bekanntlich allen immer wieder sehr gut....!!

[Shir Kahn]

So noch etwas zum Daumen und Mediteranschießen.
Ich schieße inzwischen ja beide Stiele.

Da ich auf Studienreise in Korea war, und beim Wettkampf u Training die Koreanische Daumentechnik sah, was fast alle schoßen, war ich doch verwundert. Da ich eine DVD mit alten überlieferten Kampftechnik von Schwert bis Bogen geschenk bekam. Ich sah sie gerade an und was schießen die Koreaner da : Alle Metiteran Pfeil links und die Sehne mit zwei Finger.

[Kyujin]

Ich wäre erst einmal sehr vorsichtig, was "alte überlieferte Kampftechnik" aus Korea angeht. Kaum eine Gesellschaft ist in moderner Zeit so gründlich zerschlagen worden wie die koreanische. Japanische Truppen standen in Korea seit 1895,  offiziell wurde es 1910 annektiert und zum Ende des zweiten Weltkrieges besetzt, danach folgte ein Tauziehen zwischen Russland, China und USA, das im Koreakrieg seinen Höhepunkt fand. Innhalb von 3 Jahren wurde das Land praktisch komplett zerstört und verbrannt. Die Zahl der Opfer ist unbekannt (kaum jemand interessierte sich wirklich dafür), wird aber auf 3 Millionen geschätzt.

Während der japanischen Besatzung wurde die koreanische Kultur systematisch unterdrückt und durch japanische Elemente ersetzt, das gilt auch und besonders für die Kampfkünste.  Sehr vieles von dem, was heute in Korea ausgeübt wird, ist schlicht japanische Kampfkunst mit koreanisierten Bezeichnungen: Kumdo ist Kendo, die angeblich tradtionellen Schwertkünste werden mit japanischen Schwertern ausgeführt, Taekwondo ist (und auch erst in den 50ern) wesentlich aus Karate entwickelt worden. Für den Insider sind diese Zusammenhänge bis in Details nachzuweisen, auch wenn sich die koreanischen Varianten technisch und im Regelwerk zum Teil deutlich von ihren Ursprüngen entfernt haben.

Das nur zu verständliche ausgeprägte Bedürfnis nach nationaler Identität führte auch ideologisch zu einer durchgreifenden Koreanisierung dieser Kampfkünste, die "historischen" Ableitungen sind daher mit Vorsicht zu genießen, soll heißen ein typischer Fall von invented history.

Möglicherweise ist das koreanische Bogenschießen eine Ausnahme, denn Kenntnisse im traditionellen Bogenbau und Schießtechnik sind überliefert, aber auch hier ist die heutige Form erst nach 1900 standardisiert worden.

Er wundert mich bei diesen Voraussetzungen überhaupt nicht, daß man diese und jene Technik antrifft (nach Duvernay wird die mediterrane Technik im Anfängertraining benutzt), auch wenn es wohl kaum einen Zweifel daran gibt, daß die Daumentechnik historisch korrekt ist.

[Kyujin]

http://www.koreanarchery.org/ia.html

Er beschreibt hier eine Anfängerübung, die im Kyudo karabiki heißt, also das "leere Ziehen" des Bogens ohne Pfeil:

Next, you should learn how to properly draw the bowstring. For beginning training, you will draw with a three finger style, as it is easier than the Mongolian style. Pull straight back and hold for five seconds. After that, slowly let up on the string.

In dieser Beschreibung wird aber nicht mit mediterraner Technik geschossen.

[Shir Kahn]

Nicht falsch verstehen!

Es ist ein Video was wir als Geschenk bekommen haben beim Wettkampf in Korea. Es werden die Techniken von Speer Schwert.... Bogenreiten nachgestellt. Die Techniken werden immer auf alte Wandmalereien berufen.Im Wettkampf schoßen fast alle Daumen.  Aber auf dem Video komischer Weise alle Mediteran. Was ich eigentlich witzig fand, als ich das sah.

Das soll nicht heißen das es so oder so war.
Ist aber ein professionelles Video >Doku .
Gruß Tiger

[Shir Kahn]

Eigentlich glaub ich garnicht das man das so richtig erkennt auf den Malereien
War nur witzig das letzte Woche eigentlich alle Daumen schoßen und auf dem Doku Video jeder mit 2 Fingerschoß.

Wie haben die diese Leute in Korea gefunden

[Steppenreiter]

Das Doku Video ist älteren Datums, beim 1. Internationalen Wettkampf in Sokcho nahm Lukas Novottny teil, der mich vor einigen Wochen besuchte. Er erzählte mir, wie sehr er sich darüber wunderte, dass damals alle Koreaner mediteran mit zwei Fingern schossen, obwohl doch deren Tradition - inwieweit diese Japanisiert ist weiß ich nicht - die Daumentechnik lehrt.

Man muss wissen, dass die koreanischen Reiterschützen ürsprünglich Martial Arts Meister in den verschiedenen Disziplinen waren, als Master Kim sie für die Reaktivierung dieses alten Sports anheuerte. Sie sind allesamt hervorragende Sportler und haben sich eben alles zusammengebastelt, wie sie es eben für richtig hielten.

Genau das gleiche tut Kassai seit nunmehr fast 20 Jahren und verkauft es als die altmagyarische Technik des berittenen Bogenschiessens in Ungarn. Auch wir hier in Deutschland basteln uns irgendetwas zusammen, was funktioniert und es gibt erstaunlich viele erfolgreiche Varianten den Bogen und die Pfeile zu halten und vom Pferderücken zu schiessen.

Wenn man z.B. wie Melanie mit einem 5 Sekundenpferd über die Bahn düst, funktioniert die Technik von Claus nicht mehr, der mit 14 Sekunden fast dreimal so langsam ist. Wer Mogu unter Highspeed bedingungen erfolgreich mitspielen will, der muß Schüsse rechts und links, nach vorne und hinten vom Pferd auf ein hüpfend bewegtes Ziel (Viele unserer Bälle sind zu schwer - sie hüpfen nicht!) landen können. Das erfordert eine Technik, die im ungarischen Wettkampf garnicht abgefragt wird.

Wer beim Qabak den den Schuß senkrecht nach oben hinten ausführt und trifft, muß eine Technik beherrschen, die in überhaupt keiner der bisher erwähnten Wettkampfform abgefragt wird.

Wir brauchen viele verschiedenartige Wettkampfformen, damit irgendwann die geeignete Allrounder Technik herausgearbeitet wird. Spezialisten gibt es heute schon...

Und Allrounder waren die Reiterkrieger die damals vom Pferderücken aus  zur Jagd gingen oder kämpften-     

[Kyujin]

@ Steppenreiter:

Deine knappe Beschreibung der Revitalisierung des koreanischen Bogenschießens klingt sehr viel prosaischer als bei Duvernay (der immerhin von 1000 Jahren ungebrochener Tradition schreibt, vgl. http://www.atarn.org/korean/korean1.htm).

Deine Darstellung der modernen Rekonstruktion passt gut zu dem, was ich aus anderen Bereichen kenne - auch im Kyudo, das in seiner verbreitetsten Form eindeutig gendai budo, also moderne post-Edo-Kampfkunst ist und seine heutige Form erst nach dem zweiten Weltkrieg fand. Es gibt die alten Schulen zwar hier und dort, aber sie sind nicht älter als 500 Jahre und auch in Japan eher seltene Gewächse, die Situation in Deutschland ist da eine Besonderheit.

Beziehst du dich da auf das koreanische Bogenschießen generell, oder das berittene im Speziellen? Und hast du da Quellen?

[Steppenreiter]

@Kyujin - nur das Berittene, koreanische Weitschützen habe ich zwar vor Jahren in Seoul während eines offiziellen Wettkampfes beobachtet, als ich aber mit der Reiterbognerei noch garnichts zutun hatte.

Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dieses koreanische Happening hat eher einen zentralasiatischen Touch als etwas Japanisches. Während die Schützen schossen, sang immer ein Mädchenchor (Cheerleader) Spottlieder über die gegnerischen Teilnehmer und lobte die eigenen Schützen. Der Text soll nicht immer Jugendfrei gewesen sein...

Korea hat eine ganz eigene Beziehung zum Bogen und ihren Schützen, die Bogenschützen haben wohl in ihrer Geschichte die ein oder andere Schlacht entscheident zum Sieg geführt. In ihrem Nationalmuseum wird auch noch von einer erfolgreichen durch koreanische Bogenschützen unterstützte Gegenwehr im 19. Jahrhundert gegen die Engländer berichtet.

Wie mir scheint ist das ganze Thema in den einzelnen Ländern sehr national emotional aufgeladen. Die Ungarn spinnen sich da was zusammen, was in deutschen Ohren schon ziemlich grenzwertig faschistisch klingt. Die Japaner  und Koreaner beziehen aus der Überhöhung ihrer Traditionen späte Genugtuung für erlittene Niederlagen im zweiten Weltkrieg.

Die Engländer haben auch ihren eigenen Stolz, was den Langbogen angeht, der noch aus der Zeit der Rosenkriege stammt. Alles ein  ziemlich heißes Eisen, das mit sehr viel Feingefühl und Rücksicht aufeinander und einem eigenen festen Standpunkt, der allein der sportlichen Leistung verpflichtet ist, zu einem erfolgreichen gemeinsamen Weg führen kann. 

So das war das Wort zum Sonntag! 

[Polvarinho]

Wenn man ..... mit einem 5 Sekundenpferd über die Bahn düst, funktioniert die Technik von Claus nicht mehr, der mit 14 Sekunden fast dreimal so langsam ist. 

Wenn Du wieder mal etwas weniger schwadroniertst und etwas mehr Zeit hast, könntest Du dann wenigstens diesen auf mich bezogenen Quatsch wieder löschen !?! 

Um Rückfragen vorzubeugen:

1. Die "Technik von Claus" ist keine Technik von Claus, sondern eine von mir  auf meine Bedürfnisse modifizierte Kassai-Technik.

2. Sie funktioniert (soweit man mal etwas sinnvoll trainiert hat) sehr gut vom 14sec.-Pferd.

3. Sie funktioniert auch von einem sehr schnellen Pferd!

und das Beste:

4. man kann damit sogar häufiger als 6- 8 x pro Wettkampf das Ziel treffen !


Kann das denn einfach nur Gedankenlosigkeit sein hier einen solchen Unfug zu verzapfen...?

Neh, nöh.......! 

[Steppenreiter]

Kein Problem Claus, Melanie gibt dir Juma und du zeigst uns was du drauf hast - freu mich schon drauf... 

[Shir Kahn]

Soweit ich weiß schießt Niels auch wieder Mediteran auf Juma.!?

Ich bin gerne auch dabei!

[Polvarinho]

Kein Problem Claus, Melanie gibt dir Juma und du zeigst uns was du drauf hast - freu mich schon drauf... 

Ich habe in den letzten beiden Jahren gezeigt "was ich drauf habe"!

Und ich werde es sicher im nächsten Jahr wieder tun.

Wenn es mir passt eben!

[Kyujin]

[glow=red,2,300]And now for something completely different:[/glow]

Kyudo, koreanisches Bogenschießen, Camo und Rüstungen und bunter Eintracht - in Paju, Korea wurde ein Kyudojo eröffnet:

http://archery.news-paper.co.kr/news_view.html?s=index&no=1599&hd=1&s-id=&ss_id

Die Eröffnungszeremonien (dojo biraki) wurde von Prof. Mori und Feliks Hoff durchgeführt.

Off topic? Keineswegs, siehe rechte obere Ecke der Homepage. Und irgendwer muß hier ja den Rodeoclown machen...

Und in dieser "historischen" Technikstudie von der selben Seite



sehe ich viel verwandtes.