Technik Bogenschiessen

Technik und praktische Umsetzung
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Steppenreiter

Technik Bogenschiessen

Beitrag von Steppenreiter » 21.07.2008, 13:22

Eigendlich wollte ich mal so'nen reissersichen Artikel mit der Überschrift."Von Siegern lernen..."  über die koreanischen Fitanesen und ihre Trainingspläne kurz skizziert hier veröffentlichen - doch dann fiel mir ein "au verdammt, wir sind ja bei den Tradionalen... das gibt sicher Haue... " und darauf hab' ich dann doch keinen Bock.

Ich fand dann aber die BESONDERE Betonung der Stellung der Bogenschulter (Rücken und Bogenarm bilden eine Linie!) und des nach aussen gedrehten Bogenarmes - man nennt das wohl "Schulter Innenrotation" - bei ihrem Training für erwähnenswert. Hier insbesondere das besonderen Krafttraining um diese zu fördern, sowie die Art den Bogen zu spannen, damit man sofort in die Rückenspannung kommt. 

Es gibt einen Haufen Firlefanz um Release und und und, aber wenn diese Basis nicht stimmt, kannst du es eigendlich gleich bleiben lassen, so das Zitat eines Fita Trainers, der mich auf diesen Trainingsplan aufmerksam machte.

Ich fand das insofern sehr interessant, weil gerade die Schüsse nach vorne vergleicht man sie mit dieser koreanischen Schulhaltung für die Berittenen eine ganz besondere Herausforderung sind. Wir schiessen meist mit rundem Rücken und angewinkelten Armen, geschuldet dem Huschhusch der schnell galoppierenden Pferde und wundern uns, weshalb wir nur manchmal treffen oder Treffer kaum wiederholbar sind.

Vielleicht liegts ja einfach daran, dass die Bewegung nicht fertig sind und wir das garnicht wissen oder nicht die Kraft haben, sie abzuschliessen.   

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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Steppenreiter » 21.07.2008, 16:25

"Falsche" mentale Einstellung, (gibt es das überhaupt und was ist eine nichtmentale richtige Einstellung?) ist ein wichtiger Aspekt, vielleicht auch der Rhythmus. Doch sie sind im Gebäude des berittenen Bogenschiessens oder des Bogenschiessens wenn überhaupt die Dachfenster, der Balkon von mir aus auch die Tür. Das Fundament allerdings ist die gute Technik und die fußt auch eben der korrekten Haltung des Bogenarms.

Selbst Henry predigt das immerwieder bei seinen Kursen, wenngleich auch wir Kursteilnehmer lieber etwas Spökenkiekerisches hören wollen, so wie intuitiv oder instinktiv oder aus dem Bauch oder eben das widerspenstige Zusammentreffen von der Mars-Mondkonjunktion mit dem Biorhythmus.  8)

Ich bin für hard facts sehr empfänglich und meine Fussnägel rollen sich in schöner Regelmäßigkeit zu netten Locken, wenn die Befindlichkeiten der Psyche und ihre begrifflichen Untiefen bemüht werden.

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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von tyron » 21.07.2008, 16:39

Technik ist sicherlich das Grundwerkzeug um sowohl am festen Boden oder auf dem "Gaul" ... öhm Pferd mit dem Bogen korrekt umzugehen.

Aber alle Technik hilft nicht weiter, wenn die innerer Ruhe (Mentale Einstellung) nicht paßt. Wenn dich die ganze Zeit im Kopf das letzte Schnitzel oder der besonders gut ausgefallene Ausschnitt der besonders hübschen Zuschauerin (wg. evtl. disk. Anstößigkeit vorab mal Entschuldigung bei der Weiblichkeit) oder der doofe Idiot mit dem du kurz vorher noch bis zu den Krampfadern auf deiner Strin gestritten hattes oder einfach nur die letzte besonders gute bzw. schlechte Nachricht beschäftigt, ist deine Schießleistung definitiv schlechter, als in einem ausgeglichenen Gemütszustand. Wenn du das trainierst, diese Ruhe gezielt herbei zu führen, dann ist das "mentales Training". Ein war halt nicht mein Tag oder das übliche sonstige rausreden hilft einfach nciht über die Tatsache hinweg, dass die ganze schnöde Technik nicht half, weil man sich innerlich nicht hat auf das ganze einstimmen und konzentrieren können. Das hat mit tiefgründigem Psychozerpflücken nichts zu tun. Vielmehr ist das eine Grunderkenntnis die jeder bereits gemacht hat, dem schon maldie Hände ohne Schwächeanfall doer Kraftanstrengung zitterten, sondern einzig und allein weil er nicht alle 7 hat zusammenreissen können.

gruß
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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Anglia » 21.07.2008, 18:51

Wie ich das verstehe, sind Technik und mentale Eintellung zwei Seiten einer Medaille. Es gehört beides dazu. Lustigerweise verhält es sich auch wie bei einer eben solchen. Betrachtet man eine Seite ist die andere aus dem Blick, nur im Inneren kann man beides zusammenbringen....
Dennoch ist es ja nicht schädlich auch mal die Technik zu diskutieren, ich finde es jedenfalls interessant.

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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Taubert » 21.07.2008, 19:38

@ alle
Leider habe ich den Eindruck, daß Steppenreiters interessante Einlassung im Anfangsbeitrag durch Allgemeinplätze zerredet wird. Daß die körperliche "Technik"ausführung mental repräsentiert und kontrolliert werden muß ist klar und und daß es mannigfaltige Fehlermöglichkeiten gibt, warum dies unter verschiedenen Rahmenbedingungen nicht geschafft wird, ebenso. 

Ich möchte darum bitten, daß Steppenreiter die koreanische Technik deutlicher beschreibt oder auch mit Bildern nachvollziehbar macht und dann nach Möglichkeit auch spezifisch dazu gepostet wird.

Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist der Schulterzug durchaus ein zu wenig beachtetes Thema und ich sehe auch bei mir im Verein immer wieder zitternde Unterarme oder verkrampfte Finger, die letztlich durch einen ungenügenden Schulterzug ausgelöst werden (Nebenbei haben wir hier dann auch wieder das Thema Ankerpunkt auf dem Plan und dessen Passung zur individuellen Körpergeometrie bei Vollem Schulterzug).

Das Thema Schulterzug ist für Menschen mit schweren Bögen essentiell, um sich gesundheitlich nicht zu gefährden. Wenn ich mit 59lbs 60 Pfeile tendenziell schlampig rausschieße, dann meldet sich meine Schulter recht schnell schmerzend zu Wort. In einer historischen Schrift zum türkischen oder persischen Bogenschiessen habe ich einmal gelesen, daß der Vollauszug dann erreicht ist, wenn der Schütze mit beiden Ellenbogen eine hinter ihm stehende Wand berühren kann.

Also nochmals meine Bitte: Inhaltlich zurück zur konkreten Technik und dann bitte nah dran bleiben.

Gruß  Götz   
 

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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Anglia » 24.07.2008, 11:28

Kann Taubert, was den Einsatz der Rückenmuskulatur betrifft, nur in vollem Umfang zustimmen.
Würde ich die Kraft nicht fast ausschliesslich aus dem Rücken holen, würde ich keine Zuggewichte über Kinderbogenniveau bewältigt kriegen, oder es würde mir die Arme abreissen!
Ich bin zu dieser Technik gezwungen, da ich ziemlich kaputte Schultern habe, die kann ich nur noch vernünftig auf Druck belasten.
Sehr gut kann man das bei denen, die die schweren ELBs schießen, sehen (z.B. http://youtube.com/watch?v=vQ_dX3sFrFM).
Was das auf das Bogenreiten bezogen bedeutet, kann ich leider nicht beurteilen, da vollkommen unwissend, kann mir aber vorstellen, dass man wesentlich langsamer zieht, als wenn die Kraft aus dem Arm kommt ???

Anglia
Zuletzt geändert von Anglia am 24.07.2008, 11:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Steppenreiter » 25.07.2008, 16:30

Ein bestimmtes Thema herauszugreifen könnte zu dem Missverständnis führen, dass Bogenschiessen kein Prozess ist, der als Ganzes gesehen werden muß.

Doch hier das Angekündigte:
"Der Auszug" (Draw) mit korrekter Schulterstellung des Bogenarms. 
Draw:
Bild
Bild
Bild
Bild

Rotation:
Bild
Bild
Bild

Schulungsmaterial freigegeben von FITA www.archery.org
Coach Kim

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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Steppenreiter » 29.07.2008, 16:50

Was ich noch vergessen hatte:

Die Koreaner haben ein spezielles Krafttraining und Beweglichkeitsprogramm, das in Ausschnitten in dem nächsten Bogensportmagazin veröffentlicht wird.

Zudem trainieren sie sehr intensiv den Bewegungsablauf mit Gymnastikbändern. (Tera Band usw..) Interessant anzumerken ist hierbei, dass das Spannen über dem Kopf erfolgt und dann der Bogen quasi parallel zur Schiessrichtung von oben nach unten gespannt wird.

Auch ist die Bezeichnung Spannen nicht ganz korrekt eigenbtlich müßte man richtigerweise sagen Druck-Zug Spannen, denn mit dem Bogenarm wird zu 50% nach vorne gedrückt während mit dem Zugarm 50% gezogen wird.

Beim Anker angelangt, folgt ein Ellbogen nach hinten ziehen, das da durch    die Streckung des Bogensarms bei gleichzeitigigem Schulter nach hinten ziehen des Pfeilarms erfolgt. (Siehe großes Bild oben)

Die beteiligten Muskeln sieht man auf dem letzten Bild unten.

Für mich war neu, dass der Pfeil quasi von oben nach unten gespannt wird und man dadurch sofort in die Rückenspannung kommt. Dieser Bewegungsablauf ist mir sehr sympathisch und hilft tatsächlich. Allerdings weiß ich noch nicht, wie ich das bei der Schnellfeuerei der Reiterschützen noch tunen bzw. mit einbauen kann.

Aber viellecht hilft mir dabei ja Niels Überlegung, lieber ein langsamer Treffer als zwei schnelle Pfeile die vorbeigehen.

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tyron
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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von tyron » 31.07.2008, 09:25

die fita Hilfe/ Theorie ist zwar ganz nett, aber aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, die muss individuell auf die jeweilge Körpersituation angepasst werden.
Ich schieße genau gegenteilig, weil anders nicht machbar.

Meine Schultern sind generell etwas ramponiert und renken sich gerne bei Belastung von oben aus. Mein linker Ellbogen ist unter Rotation in der geraden Verlängerungspose zum Rumpf nicht belastbar.

Daher ziehe ich persönlich von unten nach oben aus. Mit kurzen Überzielhub um dann die letzten 5 cm von oben aufs Ziel mit dem bogen zu sinken. Zudem stehe ich fast 45° mit dem Rücken zum Ziel gedreht.
Aufbautraining und Technikänderung sind aber am laufen und an einer wie in der Bildfolge angenäherten Technik bin ich ja am arbeiten. Beim längeren von oben ziehen bzw. einsinken in die letztliche Schußposition habe ich dennoch die Gefahr einer Schulterverletzung. Daher wird sich am einheben und nur geringfügigen absenken wenig ändern.

Aber dank der unzähligen Versuche mich mit starren Regeln ans Bogenschießen heranzuführen (schulischer Verreinstrainer) und jedwegen sonstigen Experimenten für eine konstante reproduzierbare Technik kann cih dazu sagen, die Technik ist eben nur Grundwerkzeug um einen Ablauf und dadurch den Kopf frei für die Konzentration zu haben, um überhaupt konstant besser zu treffen. Ohne dies Konzentration oder (mein worte) Mentale Einstimmung auf das ohne Zwang zu treffen klappt bei mir gar nichts.
An allen bisherigen Turnieren oder Wettkämpfen war meine Erfolgsrate nur solange gut, als ich es schaffte mir keinen Zwang  auf zu erlegen, gewinnen zu müssen. Es gibt eben immer andere die besser sind. Kann ich den Wettberwerbsdruck nicht ausblenden und den Schussablauf nicht innerlich in jedem Augenblick verfolgen und wahrnehmen/"geniessen" ist es auch mit den Treffern nicht weit her.

Wie die Vorposter ja schon erwähnten, das "hochrechnen", die Gedanken zum Pferd/Wind/Wetter/Konkurrenten/Familien/... sind eben Ablenkungen die ausgeblendet werden sollten. Und genau das kann man lernen. Erfolg ist eine selbsterfüllende Prophezeiung, die leider viel zu oft angewandt und vollzogen wird, ohne dass man es selber merkt und dann zum Scheitern führt.
10 gute Schützen lassen sich durch einen Durchschnittlichen, der sich gut "Einstimmen" kann in 9 von 10 Fällen aus der eigenen Ruhe bringen. Gerade die stummen "fremden" Unbekannten eines Turniers sind es ja was den normalen Schützen beunruhigt. Wer um seine Leistungen prahlt, ist wie ein bellender Hund. Im Auge behält man zur eigenen Sicherheit immer den stillen. Das ist nunmal Natur/Instinkt. Ein Umstand der in der Natur jeder Lebensform bislang das Überleben gesichert hat.

Wenn man sich also um Verinnerlichen/Einstimmen/Visualisieren/oder den x-beliebig benannten Vorgang der zum erlernen einer individuell abgestimmten Technik hinzukommt wirklich Gedanken machen will, muss man sich also mit diesen Vorgängen stärker auseinandersetzen. Wie kann man sich also auf etwas fokussieren oder einstimmen? Was ist mentales Training?
Das ist so schwammig wie die Definition von Intelligenz in der Psychologie. Aber Verständnis hilfreich sind Leute die sowas mit Training schon geschafft haben. So zb. völlig offtopic die Atlantik Überquerung im Faltboot oder auf den Kon... Flössen oder anderweitige derartigen Ausnahmeunternehmungen. Denn diese Menschen haben das vorher trainiert. Trainiert sich geistig/mental/innerlich auf etwas einzustimmen und das nicht mehr loszulassen bzw. alles andere was das Ziel stört auszublenden. Das sind keien universellen Hilfestellungen sondern ganz persönliche Möglichkeiten für den jeweiligen dieses Training für sich zu absolvieren. Die Faltbootüberquerung wurde (mag sein, dass mich meine Errinerung hier täuscht) viel mit Autosuggestion und Meditation vorbereitet. Aber bei allen derartigen Vorbildern zum abgewandelten abschauen ist eines zu beachten. Das war deren persönliche Lösung. Für einen selbst heißt das, experimentierne und ausprobieren, welche Option bei einem selbst am besten klappt. Mal mit einem besseren Schützen reden und sich austauschen, führt meist zu einem skeptischen "und das funktioniert?" Solange man es nicht versucht, kommt bei nichts raus. Ein ehemaliger Bogenkollege traf erst nachdem er eine Hypnosetherapie gegen Nervosität und Prüfungsangst machte. Er beschrieb das für sich so, dass immer wenn er in ein Turnier geht, er dies als Prüfung ansieht. Seit dieser Hypnosetherapie, konnte ich neben ihm nicht mehr schießen. Ist halt seltsam wenn man ganz leise von neben an eine Gedächtnismelodie gesummt hört....

Was die Arbeit an der Technik angeht. Bewegung kann Meditation werden. Bewegungsmeditation ist eigentlich kein Fremdwort in Europa mehr. Viele sind miest erstaunt wenn sie etwa siwe Sport machen, JAhre lang und plötzlich mit geschlossenen Augen die Bewegungsabläufe genauso machen wie mit offenen Augen. Aber - was wäre der Mensch nur ohne dieses Wort - nur solange sie dabei nicht daran denken "was kommt als nächstes. Hoffentlich lasse ich nichts aus". Das st so beim Tanzen, beim Turnen, Ringen, Boxen, Kampfsport .... und eben auch beim Bogenschießen.


Das Hirn ist eben eine wunderbare Gabe, der eine nutzt es zum denken, der andere gar nicht und die wahren Könner benutzen es wenn sie es brauchen.


Gruß
tyron
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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Polvarinho » 31.07.2008, 11:44

....ich sachs doch immer: einfach pfeile reinmachen und fertisch...  ;D ;D ;D
Claus
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Steppenreiter

Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Steppenreiter » 31.07.2008, 12:31

Im Relativieren sind wir Weltspitze und dass es keine allgemeingültigen Wahrheiten geben darf, scheint bei uns im Westen sowieso "state of the Art" zu sein, ein apriorischer und sich selbst widersprechender Glaubenssatz. (Randbemerkung: Logisch betrachtet ist der Satz, es gibt keine allgemeingültigen Wahrheiten Unsinn, denn er  negiert sich selbst.) 

Neidisch schauen wir dann auf die koreanische Weltelite und wundern uns, wie machen die das nur? Nun ist in FITA Kreisen das Know How der Asiaten nicht mehr ganz so neu und die Spitzensportler weltweit halten sich an deren Erfolgsrezepte.

In Ü40 Kreisen, die das Ganze etwas ruhiger angehen lassen, sie haben auch die Muse esoterischer zu wirken. Mir fällt nur oft auf, je geringer das Können umso esoterischer die Wirkung.

Nun haben die Asiaten vor das Bogenschiessen das Kraft- und Techniktraining mit dem Tera Band oä gesetzt und das ziemlich ausgiebig. In TB Kreisen machten wir uns nachgerade lächerlich würden wir mit so'nem Kautschukpariser in Überlänge auf dem Platz aufkreuzen und uns zunächst einmal eintunen. Lieber ramponieren wir uns die Schulter und alle anderen Gelenke beim Versuch mit viel zu hohen Zuggewichten Pfeile ins Ziel zu donnern. 

Obwohl uns dabei alles weh tut, schieben wir es aber lieber auf unsere mentale (geistige?) Verfassung, wenn wir nicht treffen und passen den Bewegungsablauf unserem Unvermögen an. Dass es sich dabei tatsächlich um einen geistig Umnebelten Zustand handelt, ist offensichtlich, nur weil wir das nicht erkennen, mutmassen wir noch tieferliegende psychische Unberechenbarkeiten, als uns erst einmal an das naheliegende ranzumachen und zu lösen.

Das wäre z.B. ein schwächerer Bogen und gezieltes Bewegungs- und Krafttraining. Und Kraft bei Bogenschützen meint nicht die dicken Muskelpakete die man vermeintlich benötigt um die Damenwelt zu beeindrucken. 

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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von tyron » 31.07.2008, 14:11

also zähle ich mich persönlich definitiv in die U und nicht in die Ü 40 Gruppe. Und mangelndes Können diskutiere ich nicht weg, sondern nehme es als trainierbares Faktum.

Vorm Schießen kommt bei mir jedenfalls immer eine Aufwärmphase. Also ne Menge Bewegung von Oberkörper und Armen, deren Dehnung und der gesamte Schußbewegungsablauf ohne Bogen.
Ich weiß jetzt eigentlich nicht, was das mit sich lächerlich machen zu tun hat. Ich hab jedenfalls gerissene Armmuskulatur wegen nicht aufwärmens beim Herbstschießen erlebt. Und dieses peitschenartige Geräusch verbunden mit dem Scherzsenschrei des Betroffenen vergesse ich nicht so schnell.

Und mit Mentaler Einstimmung verdränge ich nicht die eigenen Schmerzen, sondern blende meine Umgebung aus. Also all die Geräusche um mich herum, das Flattern des Windes der an der Kleidung spielt, Reflexionen von rumstehenden Menschen oder im Wind baumelnden Gegenständen. Und ja wenn man es genau nimmt blende ich für den Moment des Abschusses den Schmerz in den Fingern, den Armen, den Gelenken oder des kleinen  Steins im Schuh ebenfalls aus. Ich blende aber genauso aus, dass meine Finger eventuell frösteln, dass die Sonne ungünstig steht oder ich bei Turnieren einfach nervöser bin als sonst, oder meine Handflächennerven durch leichten Druck auf die Handflächen meine Finger kribbeln oder einschlafen lassen (Karpaltunnel rechts und links).

Mentales Training hat nichts mit Selbstüberschätzung und Ignoranz körperlicher Eignung für die Tätigkeit, Bewegung und das Gerät zu tun. Ganz im Gegenteil vermittelt mentales Training bei entsprechender Anwendung ein besseres Gefühl dafür wo an welcher Stelle deines Körpers Beanspruchungen auftreten. Das ganze korrekt zu verwerten, sprich umzusetzen, zu realisieren und auf deinen eigenen körper zu optimieren, nun dazu hat jeder ne Menge Zellen zwischen den Ohren.

Gerade die Bedeutung des sich auf ein Ziel konzentrieren sich mental genauso wie körperlich darauf vorzubereiten kommt schon seit einiger Zeit hauptsächlich aus den asiatischen Regionen. Im Westen ist der Ernst bei einer Sache doch immer als abgehoben oder überdreht oder Spinnerei oder als völlig unnötig verschrien.

Es gab eine Zeit da wurde bei der FITA der asiatische Stil verpönt, weil anlegen/ziehen, kurzes zielen und treffen mit den europ. Trainigsmethoden nicht zu erreichen war.
Nur eines hat man auch bei der FITA bemerkt. Nur einen Stil zu kopieren hilft nicht. Auch in der FITA gilt. Solange du nicht triffst ist dein Stil falsch. Wenn du aber konstant besser triffst, darfst du deinen Stil auch unterrichten. So hieß es jedenfalls 90 bis 98 in der FITA Trainerausbildung für Verreinstrainer an bayerischen Schulen.

Und so am Rande bemerkt: Esoterik und Mentales Training gleich zu setzen ist ein absolutes no-go.
Krafttraing/Bewegungstraining mit "Bodybuilding Extrem" gleich zu setzen zwar ebenso, aber leider genauso verbeiteter Irrglaube wie eine "allgemeingültige Wahrheit".

Gruß
tyron
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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Steppenreiter » 31.07.2008, 15:50

@Tyron, dich persönlich habe ich nicht angesprochen, deine besondere Situation kenne ich garnicht.

Bei uns Reitern gibt es ein wichtiges, allzugewichtiges körperliches Vermögen, das, wenn nicht korrekt erlernt oder nicht weit genug entwickelt, jedewedes Fortkommen in diesem Sport verunmöglicht.

Der Sitz

Nun ist der Reitsport vorallem in Deutschland über die Jahrhunderte sehr formalisiert und mithilfe dieser Formalien wurde diese körperliche Sitztechnik herausgebildet und tradiert.

Im manchen Kreisen der TBler, scheint dieser bescheurte Satz zu gelten, wer trifft hat recht. Deshalb bescheuert, denn würde er auf das Reiten übertragenm müßte es heißen, wer nicht runterfällt hat recht, also muß nur die Anforderung so gering wie möglich sein und schon hat jeder recht!

90m Abstand - Trefferfläche 1qm darum gehts... oder 50m auf 60qcm oder 10m auf 20qcm

Klar ist der Kopf und seine unkontrollierten Nebenbeschäftigungen schulenswert, doch je besser der Körper, umso weniger Kopf muß ich mir machen - behaupte ich mal ganz frech!
   
Im Grunde ist das eine Art mentales Training.

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djingis
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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von djingis » 31.07.2008, 17:27

Steppenreiter hat geschrieben:...............Das wäre z.B. ein schwächerer Bogen......


tja, die erfahrung machen wohl auch in zukunft noch einige. bin zwischenzeitlich auch runter auf einen koreaner mit 30 lbs/28 zoll!!!!!

Steppenreiter hat geschrieben:Bei uns Reitern gibt es ein wichtiges, allzugewichtiges körperliches Vermögen, das, wenn nicht korrekt erlernt oder nicht weit genug entwickelt, jedewedes Fortkommen in diesem Sport verunmöglicht.

Der Sitz



......wer sich einigermaßen mit unserem sport auseinandersetzt, wird dies auch ganz schnell - u.u. schmerzlich - erleben.
bogenschießen kannst ganz passabel und schussfähig an einem wochenende erlernen.
das eindeutig schwierigere ist das reiten. da darfst schon mal gut und gerne ein halbes jahr (je nach trainingsaufwand) investieren, bis der sitz so passt, dass du nicht bei jeder seitwärtsbewegung deines 4-beinigen kumpels vom sattel plumpst.
es ist jedoch nachvollziehbar, dass die vom bbs infizierten neulinge so bald als möglich ihre pfeile auf der wettkampfbahn abschießen wollen - es geht ja nur geradeaus ;).
und wenn dann noch einigermaßen treffer zu verzeichnen sind, dann lebt ganz schnell der gedanke auf: wer trifft hat recht (macht es richtig!) - und weiteres training, ob jetzt mental unterstützt oder auf technischer basis, wird vernachlässigt bzw. als nicht mehr so relevant eingestuft.
und spätestens dann ist es unheimlich wichtig, auch auf die reittechnik / -kunst hinzuwirken. denn unabhängig von den treffern, dem sicherheitsaspekt und dem pferdeschonenden reiten ist die ästhetik der guten schützen für mich in diesem sport immer wieder ein genuss, der ihn so attraktiv, auch für zuschauer, macht. und wir haben (zumindest bei uns) reitsportfachkundiges publikum.
aber um wieder zum thema zu kommen: schusstraining vom boden + vernünftig reiten lernen / können = grundvoraussetzung zur gelungenen kombination bbs
...ja ja, ich fass mir ja schon während des ganzen beitrags an die eigene nase :-[
Zuletzt geändert von djingis am 31.07.2008, 17:31, insgesamt 1-mal geändert.
... die zukunft ist der rest unseres lebens, also lebe die zukunft ...
- vertraue auf gott, aber binde dein pferd an -

http://www.mongolensturm-bayern.de

Polvarinho
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Re: Technik Bogenschiessen

Beitrag von Polvarinho » 31.07.2008, 18:57

Steppenreiter hat geschrieben:Klar ist der Kopf und seine unkontrollierten Nebenbeschäftigungen schulenswert, doch je besser der Körper, umso weniger Kopf muß ich mir machen - behaupte ich mal ganz frech! 
Im Grunde ist das eine Art mentales Training.


Der perfekte Körper bekommt gar nichts geregelt, er kann bestenfalls Senator oder Päsident werden  ;D.

Aber zu glauben irgend eine Form von mentalem Training sei besser als effektives, zielgerichtetes Kopftraining....puhh

Da könnte man auch sagen: Dachdecken (keine Frage: es kräftigt und stärkt den Körper UND schult enorm den Gleichgewichtssinn) wäre ein gutes Training fürs Bogenschiesssen.

Meine Erfahrungen der letzten 4 Wochen: Dachdecken ist völlig ungeeignet als körperliche Vorbereitung aufs Bogenschiessen und sich (im Vorfeld!) übers Schiessen gar keinen Kopf zu machen ist keine ungeeignete Vorbereitung sondern gar keine. 
Claus
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