Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Technik und praktische Umsetzung
Niels

Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Niels » 14.12.2007, 12:14

Claus, Du hast recht, dass wir mehr über Neues sprechen sollten. Aber doch bitte nicht in der Weise.

Es wäre mE besser etwas unbefangener ranzugehen und dazu kann diese Diskussion schon was bringen, wie gerade Dein letzter Beitrag offenbart. Sonst kann einfach kein vernünftiger Gedankenaustausch stattfinden.

Es sei Dir zugestanden, dass Du unter bB etwas quasi religiöses oder eine Kampfkunst verstehst und diesen inneren Weg dann auch nur ausschließlich auf den UW beziehen magst. Das kann doch jeder halten,wie er mag.

Überspitzt gesagt, kann ich auch in meinen morgendlichen Waldlauf für mich viel reininterpretieren oder auch real empfinden. es wäre mein Ding.

Nur haben wir (ich nehme an damit meinst Du den Bund der Steppenreiter) das immer als Option für einzelne, aber nicht als unsere Definition des bB verstanden. In diesem Punkt unterscheiden wir uns, wie ich meine deutlich, von den Kassai-Schulen, ohne dass das nun was besseres oder schlechteres wäre. Es ist einfach anders.

Es tut neuen Ideen sicher nicht gut, sie ohne jeden Grund (denn erwähnt wurde sowas ja nicht mal ansatzweise) als "Herunternivellierung", "seichte Unterhaltung" zu titulieren. Was hat - nüchtern betrachtet - die Abwertung der Komponente Schnellschießen zugunsten des Zielschießens und Reitens bei einer neuen Wettkampfdisziplin denn mit einer Senkung des Niveaus oder der zwingenden Abweichung von persönlichen inneren Wegen zu tun. Das verstehe ich nun wieder nicht so recht.

Durch diese Abwertung von jedem, der bB nicht als seinen inneren Weg, als Kampkunst oder was weiss ich noch alles, sondern schlicht als Sport versteht, und von allem was nicht UW ist, als automtische seichte Unterhaltung unter Bohlen-Niveau, entsteht leicht der Eindruck von Arroganz und Herablassung, den ich Dir eigentlich nicht unterstellen möchte. Über innere Wege einzelner lässt es sich nun mal ganz schlecht debattieren. Den kann man doch auch verfolgen und für richtig halten, ohne zu "missionieren" oder andere Herangehensweisen als niveauloses Tralala  abzutun.

Ein Parcour, der stärker reiterische Fähigkeiten und das Treffen mit einem Pfeil pro Ziel abverlangt und bei dem es dann etwas weniger auf das schnelle Nocken ankommt, kann man doch unmöglich per se und vornherein als Reduzierung des Niveaus abwerten. Ein solcher Wettkampf ist weder besser noch schlechter als der ungarische Wettkampf, wenngleich die sportliche Leistung der Starter nicht gleich aus dem Stand heraus ein ganz hohe Niveau haben kann. Dafür könnte dieser Wettkampf aber nichts. Er wäre eben neu.

Und nochmal: ich kann das neue doch nur richtig angehen, wenn ich die Erfahrungen mit dem alten auswerte. Und da ist es doch o.k. zu fragen, wo derzeit die Schwerpunkte liegen, um sie bei dem neuen bewusst anders setzen zu können.
Zuletzt geändert von Niels am 14.12.2007, 12:25, insgesamt 1-mal geändert.

Polvarinho
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Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Polvarinho » 14.12.2007, 13:12

Niels hat geschrieben:Es tut neuen Ideen sicher nicht gut, sie ohne jeden Grund (denn erwähnt wurde sowas ja nicht mal ansatzweise) als "Herunternivellierung", "seichte Unterhaltung" zu titulieren.


Ach, Niels, diese Medium ist wirklich Scheisse.....

Ich denke wir sind, wie so oft, einer Meinung, ebenso wie wir mit "Religion" beide sicher wenig zu tun haben!

Was ich meine ist nicht, das ich grundsätzlich gegen Neues bin oder alles Neue als "seichte Unterhaltung" sehe! Nein, ganz im Gegeteil!

Ich begrüsse eine Verbreiterung der Basis und die damit verbundenen Ausbreitung des Sports in jedem Fall.

Allerdings wurden "neue Ideen" in der Vergangenheit durch eine Zerstörung des "Alten" geboren, bzw. die neuen Ideen bezweckten genau das!

Und eben das ist der Punkt an dem ich "Einspruch Euer Ehren!" rufe.

Ich bin für neue Diszilpinen. Wie ich schon sagte halte ich die Übernahme der Koreanischen Wettkämpfe für einen sher guten Schritt und ich bin sehr gerne dabei wenn es darum geht auch Lanze oder Speer dazu zu nehmen, also die Basis noch VIEL WEITER zu verbreitern - ich bin sicher das es viele Leute gibt die auch daran Spass finden würden!

Nenn mich von mir aus "konservativ"!

Ich verstehe darunter "dem Neuen gegenüber offen sein und das Bewährte erhalten".

Und wenn sich in der jüngeren Vergangenheit etwas bei uns bewährt hat, dann ist es der Ungarische Wettkampf - meine persönliche Einstellung dazu mal ganz weg gelassen!

Und dieses Bewährte darf nicht zerstört werden!

Neue Ideen:  Jederzeit

Viele neue Ideen: Gerne, wir müssen halt das beste raus suchen und was draus machen - wir als Bund der Steppenreiter sind ja dabei!!

Das Alte zerstören oder zur Unkenntlichkeit verändern um dann ausschliesslich Neues zu praktizieren (und genau dahin ging zuletzt die Fahrt!):

Nein, nicht mit mir!!


Das meinte ich! Hoffe ich bin jetzt klarer rüber gekommen.


Ach ja: noch ein post scriptum:
Du stellst oft das Schnellschiessen (als Synonym für den Ungarischen Wettkampf) gegen das Zielschiessen, quasi UW vs. KW!
Da sind wir dann doch ganz unterschiedlicher Meinung. Man kann schnell schiessen und doch auch zielgerichtet. Man kann auch über weitere Entfernungen schiessen und trotzdem das Ziel nicht aus dem Auge verlieren. Aus 50m auf eine Scheibe mit 30cm (Innen-)Durchmesser zu schiessen ist für mich, auch wenn es schnell geschieht, genau so ein Zielschiessen wie aus 5m auf eine Tigerkopf! Auch mit einem MG kann man zielgerichtet schiessen, und eben schnell. Also bitte da etwas differenzieren ;-) 
Zuletzt geändert von Polvarinho am 14.12.2007, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
Claus
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Steppenreiter

Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Steppenreiter » 14.12.2007, 15:40

Der Vorschlag "Speedcontrol" einzubauen, kam ja eigentlich nicht von mir sondern von Volker. Und Tobi du hast verdammt recht, es ist kompliziert und erfordert sehr viel Arbeit.

Ebenso die Stopps, wenn man sie denn will. Ein Geschlurfe bis ans Ende oder faule Pferde, die vor der Endlinie aufhören zu galoppieren, kann ja nun auch nicht das Ergebnis sein.

Niels ich mache nicht am uW rum, Speedcontrol liesse sich auch im kW einbauen, einen schnellen einen langsamen Ritt. Bisher ist unsere Streckenführung in beiden Wettkämpfen ziemlich fad geradeaus. Nur bis man es schafft, wie Andrea einwandfreie Achten mit Galoppwechsel ohne Hand am Zügel zu reiten, da vergehen noch ein paar Jährchen.

Trotzdem finde ich persönlich für mich sowas zu lernen und Pferde auszubilden viel interessanter als solange zu üben bis ich 10 Pfeile in 15 Sekunden rauszuhauhe. Was daran ein innerer Weg sein soll kann ich wie Niels nicht nachvollziehen. Man muß seinen Kopf halt die 15 Sekunden lang abschalten, sonst wirds nicht klappen. Was aber 15 Sekunden Funkstille im Oberstübchen mit Spiritualität zutun haben soll, werde ich wahrscheinlich nie kapiern.

Wenn überhaupt dann hat bB für mich ganz viel mit Natur und Umgebung zutun. Solche irren Erlebnisse, wie Claus sie beschreibt, habe ich dann manchmal in Dauchingen, wenn ich für mich allein früh morgens oder abends trainiere. Es ist dabei aber vollkommen unerheblich ob das Schiessen flüssig läuft oder nicht. Wenn die Umgebung aber nicht stimmt, z.B. in einer Halle oder vorbeireiten an riesigen Strohhaufen, dann krieg ich sowas nicht - es turnt mich eher ab. Wir sind halt verschieden.

Aus solchen Erlebnissen eine Ersatzreligion zu zimmern, ist aber vollkommener Quatsch und wird nie das Ziel eines Sportvereins sein.

Shir Kahn

Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Shir Kahn » 14.12.2007, 15:50

Vielleicht zu früh verteidigt aberNa ja Niels das hörte sich verdächtig nach einem unserer Wettkämpfe an: Mit ......

Zitat:
Was ich mir aber vorstellen könnte ist der Vorschlag von Volker, der meinte, wir sollten Speedcontrol Varianten einbauen. z.B. müssen 3 Galopps schneller als 10 Sekunden geritten werden, 3 zwischen 10 und 13 und 3 über 13 Sekunden.
Wer es nicht schafft bekommt Punktabzug.

benz

Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von benz » 14.12.2007, 19:44

Ich hab versucht es zu Anfang zu formulieren, vielleicht war es nicht gut formuliert.....

Wenn man auf der Suche nach etwas Neuen ist, dann kommt es schon drauf an wie man das Alte in die Suche einbezieht.

Es ist halt ein wesentlicher Unterschied ob ich sage:

"etwas ist geil, aber ich will noch mehr"

oder ob ich sage:

"etwas ist tot langweilig, deshalb will ich was anderes"


Und der Einstieg in diese Diskussion lief halt nach dem zweiten Muster ab und das ist mehr als unglücklich...

Denn wenn ich etwas als für mich "tot langweilig" bezeichne, würdige ich damit das Tun und Streben der Anderen herab, sei es nun der "Spitzensportler", oder der Anfänger wie mich.

Ob dieses Streben nun rein sportlich gesehen wird oder einen spirituellen Hintergrund hat, ist doch für die Diskussion unerheblich.

liebe Grüße benzi

Polvarinho
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Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Polvarinho » 15.12.2007, 00:35

Steppenreiter hat geschrieben:Aus solchen Erlebnissen eine Ersatzreligion zu zimmern, ist aber vollkommener Quatsch und wird nie das Ziel eines Sportvereins sein.


Manchmal wird mir das nachgesagt, ist aber trotzdem Quatsch!

Wie oben schon geschrieben, ich habe mit Religion nix am Hütchen, und schon gar nix mit einer "Bogenschiessreligion" - wer hat diesen Quatsch eigentlich erfunden und mir dann in den Hintern geschoben...?  ;D ;D ;D

Nebenan habe ich heute folgendes geschrieben, das passt zufällig auch hier rein:

>>Hier ein Zitat von Steppis Homepage:

"Die Regeln des berittenen Bogenschießens, die Kassai im Laufe der Jahre ausgearbeitet hat, sind die Anspruchsvollsten, was Timing, Geschwindigkeit, Zielgenauigkeit und Konzentration anbelangt."
(Quelle: www.steppenreiter.de/schrade.htm)

Zwar sehr alt - für manche wohl schon steinalt - , kann ich aber immer noch unterschreiben!

Das ist es! Man muss sich nur den Kopf frei machen und sich darauf einlassen können!

Reiten, Schiessen, Horsemanship, aktive Meditation, Anspannung und Entspannung pur....Naturerlebnis...Pferdeerlebnis....

Und was ich alles noch vergessen habe......!?!

Gutes Leben halt....        Ende des Zitats


Aber KEINE Religion...... o.k.!?
Und wenn es das wäre......dann könnte ich sicher nichts damit anfangen...
Claus
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Steppenreiter

Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Steppenreiter » 15.12.2007, 04:30

Machmal Claus höre ich da was raus oder vielleicht schwingt es nur so in den Worten unserer Kriegerkollegen mit. Vielleicht bin ich auch nur  überempfindlich, vorallem dann wenn ich den übersteigerten Pathos ungarischer Reiterbogner mitbekomme.
Selbst Realisten wie Agoston haben einen richtigen, beinahe schon nazisitischen Hau, wenn es um ihr Magyarentum und hunnische Vorfahren geht. Doch das ist ein anderes Thema.

Zu meinen Worten in deinem Zitat stehe ich, doch wenn du es richtig liest, (verstehst) meint es die sportlichen Anforderungen an einen Schießsport und nicht die eines Reitsports. Und genau das war doch meine Eingangsfrage. Und diese Freiheit nehme ich mir, dass ich nämlich Neues lerne und die Tragweite dessen dann auslote. Als ich den zitierten Text schrieb(2004), war mir das schnelle Bogenschiessen von schnellen Pferden wichtig und meine Punktzahlen entsprechend hoch.

Heute sind mir andere Dinge wichtig, die so überhaupt nichts mit 90m und dem häufigen Schiessen auf drei Scheiben zutun haben - Ausbildung der Pferde und die Technik des Bogenschiessens. Ich weiß dass ich viele Punkte schiessen kann und was ich tun muß um ganz vorne mit dabei zu sein, doch es langweilt mich, denn es hat etwas lebloses, automatenhaftes oder wie Roboter.

Mich begeistert Lebendiges. Was am Ende dabei rauskommt, weiß ich
nicht, deshalb stelle ich auch Fragen und gebe keine Antworten.

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Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Angela » 15.12.2007, 10:32

Polvarinho hat geschrieben:Wie oben schon geschrieben, ich habe mit Religion nix am Hütchen, und schon gar nix mit einer "Bogenschiessreligion" - wer hat diesen Quatsch eigentlich erfunden und mir dann in den Hintern geschoben...?  ;D ;D ;D
Aber KEINE Religion...... o.k.!?
Und wenn es das wäre......dann könnte ich sicher nichts damit anfangen...


Pfeile unser im Köcher,
geheiligt werde das Steppenpferd
Dein Wettkampf komme.
Dein Kill geschehe, wie im Tiger so auch auf der Scheibe.
Unsere täglichen Treffer gib uns heute.
Und vergib uns unsere Releasefehler, wie auch wir vergeben unseren Bogen.
Und führe uns nicht in Raserei,
sondern erlöse uns von dem Zeitlimit.
Denn dein ist der UW und der KW und das Moguspiel in Ewigkeit.

Amen

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Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Polvarinho » 15.12.2007, 10:45

Steppenreiter hat geschrieben:Machmal Claus höre ich da was raus oder vielleicht schwingt es nur so in den Worten unserer Kriegerkollegen mit. Vielleicht bin ich auch nur  überempfindlich, vorallem dann wenn ich den übersteigerten Pathos ungarischer Reiterbogner mitbekomme.
Selbst Realisten wie Agoston haben einen richtigen, beinahe schon nazisitischen Hau, wenn es um ihr Magyarentum und hunnische Vorfahren geht. Doch das ist ein anderes Thema.


O.k., ich kann mir gut vorstellen, dass Du da -in Abhängigkeit von von mir unterstellten unguten Erfahrungen in der Vergangenheit- so etwas wie allergische Reaktionen ausbildest wenn Du mit Kriegertum oder Magyarismus (gibt es das? :-)) konfrontiert wirst oder zumindest glaubst es zu erkennen. Mir geht es ähnlich mit anderen Dingen...aus einem früheren Leben halt. So schleppen wir Altlasten mit uns herum mit denen wir leben müssen.

Aber das wir beide mit ungarischem Kriegertum oder anderem Quatsch nix zu tun haben, das dürfte sogar Aussenstehenden klar sein!


Steppenreiter hat geschrieben:Zu meinen Worten in deinem Zitat stehe ich, doch wenn du es richtig liest, (verstehst) meint es die sportlichen Anforderungen an einen Schießsport und nicht die eines Reitsports.


Naja.... ich nehme mal die wichtigsten Worte daraus:

1. Timing, 2. Geschwindigkeit 3. Zielgenauigkeit 4. Konzentration
(Quelle: www.steppenreiter.de/schrade.htm)

Steppi, all das finde ich auch in der (Nur-)Reiterei bzw. auch alleine im Umgang mit dem Pferd, ja sogar Zielgenauigkeit!
Denn wenn Du kein Tages-, Etappen- oder Fernziel hast und es nicht genau für Dich und Dein Pferd definierst, dann weist Du ja gar nicht weswegen Du was wann machen musst und alles verkommt zu einem eben nicht zielgerichteten Geplänkel - was auch ganz nett sein kann, aber eben nicht unbedingt zielführend ist.

Steppenreiter hat geschrieben:Heute sind mir andere Dinge wichtig, die so überhaupt nichts mit 90m und dem häufigen Schiessen auf drei Scheiben zutun haben - Ausbildung der Pferde und die Technik des Bogenschiessens.


Das einem Menschen im Laufe des Lebens immer wieder mal andere Dinge wichtig sind, das kann ich gut verstehen, ich lebe ja nun auch schon eine geraume Zeit....

Aber Pferdeausbildung und Technik des Schiessens, das steckt für mich alles drin im Beritteenn Schiessen und ich finde es stört nicht, ein klassisch und gut ausgebildetes Pferd in einem Wettkampf zu reiten, ebensogut kann man sich auch intensiv mit Schiesstechnik geschäftigen....!?

Ich sehe da keine Widerspüche. Es sei denn, man präferriert eine Technik, die für den Bahnwettkampf weniger gut geeignet ist, weil sie langsamer ist und schnelles Schiessen nicht in diesem Maße erlaubt. Das hiesse dann für mich auch Abschied nehmen vom Bahnwettkampf und eine Betätigung suchen, die eher zu meiner Technik und zu meinem Können oder Wollen passt.


Steppenreiter hat geschrieben:Ich weiß dass ich viele Punkte schiessen kann und was ich tun muß um ganz vorne mit dabei zu sein, doch es langweilt mich, denn es hat etwas lebloses, automatenhaftes oder wie Roboter.


Für mich persönlich ist der UW, und darum geht es ja hier, alles andere als leblos oder automatisiert. Aber warum solltest Du das nicht so sehen - ich kann es mir nur eben schwer vorstellen, denn für mich ist er erfüllt von Leben, aber ich versuche es.

Aber wenn Du den UW denn mittlerweile eben so empfindest, dann stellt sich für mich die Frage (und ich kann sie mir selber nicht beantworten), warum Du in jedem Jahr Wettkämpfe in dieser Disziplin veranstaltest, wofür Dir sehr viele Menschen sehr dankbar sind!?

Nur für die Menschen, gegen Deine eigenen Empfindungen oder Überzeugung....???

Wäre es dann nicht....sagen wir mal..... "autenthischer" für Dich den Ungarischen Wettkampf in Dauchingen völlig zu stornieren und nur noch andere Varianten des Berittenen Bogenschiessens oder sagen wir mal des "Steppenreitens" (was immer das mit der Zeit werden wird) anzubieten bzw. dort zu praktizieren?!?

Daumen als Zwang? Überlege ich gerade.....

Eine für mich gerade im Moment eher unsympathische Vorstellung, aber ich würde darin eine Konsequenz erkennen, die ich achten könnte!

Steppenreiter hat geschrieben:Mich begeistert Lebendiges. Was am Ende dabei rauskommt, weiß ich
nicht, deshalb stelle ich auch Fragen und gebe keine Antworten.


Wenn Dein Weg (weg vom UW) klar ist, warum gehst Du ihn dann nicht?

Ich denke Du musst sogar aufbrechen, auch wenn Du noch nicht weisst, wohin die Reise geht und wo Du ankommen wirst.....immerhin weisst Du ja, wo Du NICHT sein möchtest....

Hm.......Dauchingen ohne Ungarschen Wettkampf..........

Ein ungewohnte Vorstellung!

Aber ich denke, wir werden das erleben, denn wie willst Du anders handeln und Dir selbst gegenüber konsequent sein?
Zuletzt geändert von Polvarinho am 15.12.2007, 10:59, insgesamt 1-mal geändert.
Claus
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Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Polvarinho » 15.12.2007, 10:49

Ups, dieses "Arcus Noster" ist gekommen, während ich noch schrieb....

.....jetzt schreie ich und rolle mich auf dem Boden.....

Mal wieder ein echter ANGELA.......

Angela, schön das Du dabei bist.......!      ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D
Claus
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Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Snake-Jo » 15.12.2007, 11:11

Angela hat geschrieben:Pfeile unser im Köcher,
geheiligt werde das Steppenpferd
Dein Wettkampf komme.
Dein Kill geschehe, wie im Tiger so auch auf der Scheibe.
Unsere täglichen Treffer gib uns heute.
Und vergib uns unsere Releasefehler, wie auch wir vergeben unseren Bogen.
Und führe uns nicht in Raserei,
sondern erlöse uns von dem Zeitlimit.
Denn dein ist der UW und der KW und das Moguspiel in Ewigkeit.

Amen[/b]





@Angela: Das ist so schön, das muss einfach nochmals zitiert abgedruckt werden.  ;D
Ich schmeiß mich wech! Ich hatte schon lange überlegt, wie ich die wieder mal völlig abgehobene Diskussion von der Steinzeit bis zum Staubsauger kommentiere könnte, aber damit kann ich jetzt leben. Und so gehe ich nun in den Sattel und übe ein bischen, statt hier zu theoretisieren. Und dabei werde ich ein bischen beten: ... und führe uns nicht in die Raserei, sondern erlöse uns von den Diskussionswütigen.
;D

Steppenreiter

Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Steppenreiter » 15.12.2007, 20:24

Jo, tststs... Benz und du, ihr treibt mich noch in den Wahnsinn!  ::)

Claus, gibt es bei dir nur schwarz und weiß? Übrigens hat mir der Fim von Dauchingen, der jetzt endlich fertig ist und wirklich gut geworden, gezeigt, dass wir Gottlob noch ein ganzens Stück vom Automatentum entfernt sind. Doch wenn ich mir so Filme wie der von Attitude reintue, schwant mir Übles.

benz

Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von benz » 16.12.2007, 10:33

Steppenreiter hat geschrieben:Jo, tststs... Benz und du, ihr treibt mich noch in den Wahnsinn!  ::)



och das wär dann aber keine Absicht, jedenfalls nicht von mir  ;D Du hinfragst halt Abläufe und ich hinterfrag Dich  ;D

@Claus

die Herleitung kann ich auch nicht nachvollziehen, in guten Jagdturnieren ist es üblich, dass der Veranstalter selber nicht teilnimmt, das hängt natürlich in erster Linie mit dem Vorteil zusammen, den er hätte wenn er selber den Parcour gestellt hat, aber auch damit, dass die Veranstalter mit der Organsiation genug zu tun haben!

Also aus meiner Sicht wäre die Konsequenz für etwas, was mir keinen Spass macht, dass ICH nicht dran teilnehme, warum soll ich das für andrere nicht veranstalten können?

liebe Grüße benzi

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Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Snake-Jo » 16.12.2007, 10:39

@Steppi: Nun ja, das "Arcus Noster" stammt ja von Angela, nicht von mir. Ich gebe offen zu, dass mir für so einen geilen "Arcus noster" momentan die Phantasie fehlte. Ich kann mich immer noch begeistert auf die Schenkel klatschen.
Ansonsten: Jedem das Seine! Ich für meinen Teil nutze den Winter zum Üben statt theoretisieren. Ich finde aber viele Ansätze durchaus spannend und diskussionswürdig, nur eben für mich persönlich zu vielfältig (mal höflich ausgedrückt), um hier einzusteigen.
Auf die CD freue ich mich, mach hinne, das wir sie noch unterm Weihnachtsbaum bekommen. Der Trailer war schon absolut geil.
Immerhin heiße ich ja nun wieder Jo statt Snake, das läßt hoffen.
;D

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Re: Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

Beitrag von Kyujin » 16.12.2007, 13:19

Polvarinho hat geschrieben:O.k., ich kann mir gut vorstellen, dass Du da -in Abhängigkeit von von mir unterstellten unguten Erfahrungen in der Vergangenheit- so etwas wie allergische Reaktionen ausbildest wenn Du mit Kriegertum oder Magyarismus (gibt es das? :-)) konfrontiert wirst oder zumindest glaubst es zu erkennen. Mir geht es ähnlich mit anderen Dingen...aus einem früheren Leben halt. So schleppen wir Altlasten mit uns herum mit denen wir leben müssen.


Darf ich als außenstehender "Kampfkünstler" da mal einhaken?

Warum "Allergie", warum "Altlast"? Warum nicht "aus Erfahrung klug"?

Anders gesagt: Es gibt da Altlasten, sogar erhebliche. Aber die liegen nicht notwendigerweise bloß im Auge des Betrachters.

Daß Kassai und seine Organisation bei aller anzuerkennende Leistung und Charisma auch sehr merkwürdige und problematische Tendenzen aufweist, scheint mir offenbar.

Er hat sich aus so disparaten Elementen wie dem  gendai budo (bzw. seinem Verständnis davon), New Age und - sagen wir mal - ungarischen Nationalgefühl eine komplett ahistorische (ahistorisch in Technik, Organisationsform und Ideologie) "ungarische Kampfkunst" geschafffen.

Dabei ist er eben auch unkritisch in die eigentlich gut bekannten ideologischen Fallgruben der neueren japanischen Geschichte gegangen - ein einigermaßen reflektierter und belesener budoka (und vielleicht speziell die, die sich mit den klassischen japanischen Kriegskunstschulen, den koryu befassen) weiß sehr genau, welche Perversionen mit der geschichtsklitternden Gleichschaltung und Instrumentalisierung von Kampfsport durch den japanischen Faschismus begründet und betrieben wurden. Aus diesen Erfahrungen hätte man ja auch lernen können.

Auf der Website der östereichischen Zweiges wird aber Funakoshi, der in den 20er Jahren Karate nach Japan brachte (Karate wurde nach erheblichen ideologischen und technischen Anpassungen erst Mitte der 30er Jahre aus politischen Gründen zum budo erklärt) neben dem notorisch banalen Pseudoanthropologen und "Guru" Castaneda zitiert und für ein fiktives Kriegerbild bemüht. Daneben zeigt er (der doch bei den Meistern in Japan und China gelernt haben will) recht eigenwillige historische Vorstellungen:

"Bogenschießen hat eine mehr als 25.000 Jahre alte Geschichte, aber die verschiedenen Accessoires wie die Pfeilauflagen, die Zielvorrichtungen, die Stabilisatoren etc. sind erst in den letzten 50 Jahren entwickelt worden. Das einzige, was es vorher gab, war das, was wir heute instinktives Bogenschießen nennen."
Aus seinem Buch, zitiert nach www.horsebackarchery.de/philosophie.html, Unterstreichung vom mir.


Au contraire mon général, au contraire!

So gut "Entwicklung der Persönlichkeit" auch immer gemeint sein mag - man sollte schon etwas präzisere Vorstellung davon haben, wie die technisch-sportliche Übung denn einen wie immer gearteten günstigen Einfluß auf die Persönlichkeit haben kann, als einfach nur naiv die politisch korrekten, aber weitestgehend unbegründeten Behauptungen der japanischen Kampsportorganistationen zu kopieren, die nicht tradtioneller sind als die tagesaktuelle Notwendigkeit der späten 40er Jahre, von der amerikanischen Bestzungsmacht  die Erlaubnis zur Wiederaufnahme des Trainings zu erlangen. Aber dazu müßte man eben auch wissen, daß "budo" im Japan ab den 20er Jahren bis '45 die eindeutige Bedeutung von "modernes Kampfsporttraining im ideologischen Dienste der Kriegshetze" hatte.

Wie schrieb Goethe?

Wer nicht von dreitausend Jahren
Sich weiß Rechenschaft zu geben,
Bleib’ im Dunkeln unerfahren,
Mag von Tag zu Tage leben.


Tradition ist etwas anderes. Etwas völlig anderes.


(edit: Schreibfehler korrigiert und Daten präzisiert.
Zuletzt geändert von Kyujin am 16.12.2007, 17:40, insgesamt 1-mal geändert.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会

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