Fliegender Anker = mehr Power ?

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
Juergen Becht
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Fliegender Anker = mehr Power ?

Beitrag von Juergen Becht » 14.06.2004, 09:26

Ich hatte mal vor einiger Zeit ein Gespräch mit einem Bogenbauer, der mir erzählte, da man einen Bogen eigentlich 'fliessend' schiessen sollte.
Was heisst, ausziehen, dann wenn man seinen Ankerpunkt erreicht hat, direkt lösen, ohne zu ankern.
Also quasi einen fliegenden Anker schiessen.

Er meinte dadurch würde die Dynamik des Bogens nicht unterbrochen, weil der Bogen anscheinend beim Ankern beginnt Energie abzubauen.

Jetzt habe ich das mal gestern auf einer Ethafoamscheibe probiert und kam zu folgendem Ergebnis.

Ankern wie gelernt (ca. 2-3 Sekunden) = Pfeile stecken bis ca. die Hälfte in der Scheibe.
Fliegender Anker = Pfeile stecken komplett mit der Befiederung in der Scheibe.
Das sieht also ganz danach aus, als ob die fliessende Bewegung doch noch ein paar Pfund mehr freisetzt.

Ist da also was wahres dran, am fliegenden Anker ?

Alphastern

Beobachtungen

Beitrag von Alphastern » 14.06.2004, 10:41

Ich bin bei unserem Training meistens mit Langbognern unterwegs, die schiessen immer in der von Dir beschriebenen Weise und das sehr erfolgreich.
Habe auch schonmal gelesen das Langbogen grundsätzlich so geschossen wird, obs nun stimmt weiss ich nicht.

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RE: Fliegender Anker = mehr Power ?

Beitrag von Archiv » 14.06.2004, 11:00

Original geschrieben von Juergen Becht

Ich hatte mal vor einiger Zeit ein Gespräch mit einem Bogenbauer, der mir erzählte, da man einen Bogen eigentlich 'fliessend' schiessen sollte.
Was heisst, ausziehen, dann wenn man seinen Ankerpunkt erreicht hat, direkt lösen, ohne zu ankern.
Also quasi einen fliegenden Anker schiessen.

Er meinte dadurch würde die Dynamik des Bogens nicht unterbrochen, weil der Bogen anscheinend beim Ankern beginnt Energie abzubauen.

Jetzt habe ich das mal gestern auf einer Ethafoamscheibe probiert und kam zu folgendem Ergebnis.

Ankern wie gelernt (ca. 2-3 Sekunden) = Pfeile stecken bis ca. die Hälfte in der Scheibe.
Fliegender Anker = Pfeile stecken komplett mit der Befiederung in der Scheibe.
Das sieht also ganz danach aus, als ob die fliessende Bewegung doch noch ein paar Pfund mehr freisetzt.

Ist da also was wahres dran, am fliegenden Anker ?



Jeep du hast recht, so isses je länger du mit dem Bogen im Anker bleibst desto mehr verliert der Bogen an Kraft.Am schönsten kann man dieses sehen wenn du deinen Bogen mal ans Tillerbrett mit einer Waage hängst, auf deinen Auszug ausziehen und die Sehne fixieren.Ich mache das mit einem Spanngurt. Du wirst erstaunt sein was da flöten geht.Bei Holzbögen natürlich mehr als bei Glas belegten.

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so ist es!

Beitrag von Ravenheart » 14.06.2004, 12:38

... habe sogar die Erfahrung gemacht, dass ich selbst MIT fließendem Anker bei einer 3-Pfeil-Serie (mit dem Holzbogen ohne Backing) beim 3. Pfeil schon etwas höher gehen muss, um auf dem selben Punkt zu landen...

Dies führt dann oft zu dem "lustigen" Ergebnis, dass meine Streuung so aussieht: 1. Pfeil (nach dem 3. der Vorseie eben dann wieder) zu hoch, 2. passt, 3. zu tief, lach...

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Beitrag von Nacanina » 14.06.2004, 12:39

@Henning
bei Holzbögen ist das ja klar.
Aber wieviel geht bei den Glasbögen flöten?
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

Juergen Becht
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Beitrag von Juergen Becht » 14.06.2004, 12:55

@ravenheart

ja, das ist auch bei mir aufgefallen,
ich habe eine mords Streuung, wenn ich mit meinem
Holzbogen einen fliegenden Anker schiesse.

Den schiesse ich allerdings noch nicht lange, weshalb ich davon ausgehe, das da noch der hinter der Sehne an sich arbeiten muss.
Es ist eben was ganz anderes einen fliegenden zu schiessen, da muss, glaube ich, alles stimmen.

@all
wie ist das zu verstehen, das der Bogen Leistung verliert,
wird das Holz 'müde' ?
verliert es dauerhaft seine Leistung, oder nur während des Schusses ?

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siehe oben

Beitrag von Ravenheart » 14.06.2004, 13:01

... na, beides eben! Das dauerhafte nennt man "Stringfollow", und während des Schusses habe ich doch gerade beschrieben! der 3. liegt tiefer, der nächste 1. nach kurzer Erholung wieder hoch...

Wodurch? Na, eben durch Dehnung! Die Fasern strecken sich durch die Zugbelastung. Der Teil der Dehnung, die im Ruhezustand wieder zurück "kriecht", führt zu o.a. Effekt, der Teil, der bleibt, ist das Stringfollow..

Rabe

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RE:

Beitrag von Archiv » 14.06.2004, 23:01

Original geschrieben von Nacanina

@Henning
bei Holzbögen ist das ja klar.
Aber wieviel geht bei den Glasbögen flöten?



Ich habe mal bei meinem damaligen Hoyt Sky Trophy 70# auf 28" 3 lbs nachlaß gemessen nach ca.3-4 sek.
Das ist bei so einem Gewicht natürlich nicht wirklich viel und ich schätze mal das da auch jeder Bogen anders reagiert. Der Hoyt hatte z.B. ja auch recht dickes Glas und war im Holz Stehend verleimt.
Der Frank könnte das ganze ja noch mal nachmessen weil er jetzt den Bogen (hoffentlich noch) hat.

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Beitrag von Archiv » 14.06.2004, 23:16

Der fliegende oder vielleicht besesr fliessende Anker ist für das "instinkive" Schießen eigentlich auch vorteilhaft, da alles eine Bewegung ist, die zwar trainiert werden muss, die aber nicht durch Korrekturen (während man im Anker ist) gestoppt wird und damit aus dem Fluß kommt. Die Konzentration fängt schon lange vor dem Ausziehen an, warum sollte ich dann lange ankern - der Pfeil will doch schließlich dahin, worauf ich mich konzentriert habe:D .

Wenn ich die Zugstärke eines Bogens messe, ziehe ich ihn mindestens 3-4 mal auf die Auszugslänge aus, bevor ich dann das Gewicht an der Zugwaage ablese. Wenn ich nur einmal ausziehen und ablesen würde, wären die Zugstärken immer 2-4 pds höher (je nach Bogen) als bei der von mir beschriebenen Methode (mein Erfahrungswert bei Holzbögen).

Frank
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Beitrag von Frank » 14.06.2004, 23:16

@henning

Den hat er noch.
Ich hatte das mal bei einem Bear Recurve probiert und den Effekt nicht beobachtet (der hat aber auch bloß 45 lbs).
Ich werd das bei Zeiten aber nochmal messen.

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Fliegender Anker

Beitrag von Americanflatbow » 15.06.2004, 15:22

.. die Erfahrung mit dem "mehr" an Energie habe ich auch gemacht.Denke aber das dies zumindest beim laminierten Bogen daher kommt das man in der Auszugbewegung ist ohne zu stoppen und somit den Weg der Zughand fließend bis zum Endgültigen Stoppunkt im Gesicht weiterführt.

Das Trefferergebnis ist immer zu hoch im Gegensatz zum "festen" Anker.Wenn ich diesen länger als 2-3 Sekunden halte.

Ich habe die Erfahrung gemacht das dies aber in der Regel daraus resultiert das die Kraft nachläßt wenn man länger als 2-3 Sekunden ankert.

Werde mir den fliegenden Anker probeweise antrainieren um mir ein besseres Urteil über die Treffergenauigkeit erlauben zu können als nur aus ein oder zwei Versuchen.


Gruß

Klaus

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kra
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Beitrag von kra » 15.06.2004, 15:55

Könnte es nicht sein, das beim "stehenden" Anker sich leichter ein Nachlassen des Auszugs vor dem Schuß einstellt? -- bei mir ist es meist so, wenn ein Schuß einfach vor dem Ziel verhungert, der Vorige und der Folgende aber sauber treffen.
Dabei ist es weniger die Zughand die nach vorne geht (da ist der Anker vor) sondern das der haltende Arm schwächelt. Beim Abschuß merke ich dann schon, das der Pfeil nicht genug Energie mitbekommen hat.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Beitrag von Nacanina » 15.06.2004, 18:16

Ich bin gar nicht sicher, was ein Anker ist;-)).
Häufig will der Pfeil schon vorher ins Ziel. Die können einfach nicht abwarten...
Fliegender Start könnte man sagen.
Aber zu eurer Beruhigung(?):
manchmal treffe ich trotzdem.
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

Taran
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Anker und Kraftverlust

Beitrag von Taran » 15.06.2004, 19:00

Ich weiß ja nicht, wie lang ihr im Anker steht, bstimmt nicht so lang wie Compounder. Die können sich ja "Herr der Ringe" als Hörbuch reinziehen, bevor sie lösen.

Ich gebe kra recht: Bei den gewaltigen geschilderten Unterschieden (Duchschuss statt Steckschuss) ist es hundertprozentig so, dass du "schwungvoll" ausgezogen und dadurch mit Sicherheit weiter hinten gelöst hast als normal. Wenn du weißt, dass du ankerst, tastest du dich in der Regel langsamer an deine Auszugslänge heran.

[red]Wenn der Pfeil verhungert, bin immer ich schuld:

Creeping (nach vorne Wandern der Auszugshand, aber auch des Kopfes - und das merkt man beim Gesichtsanker gar nicht so!)

Nach vorne Lösen der rechten Hand, anstatt beim Lösen mit der Hand nach hinten zu gehen

Fehler der Bogenhand (keine Spannung im Bogenarm oder verkrampfter Bogenarm)

Der GAU: Zusammenbrechen im Schuss (Absacken der Schultern, Bogenhand fallen lassen, nach vorn lösen und Zughand fallen lassen, also alles in allem eben nicht das, was man als "Nachhalten" bezeichnet. [/red]


Dass ein Bogen bei mehreren Schüssen schnell hintereinander und evtl. noch langem Ankern etwas nachlässt, spielt sicher auch eine Rolle, besonders bei Selfbögen, lässt sich aber minimieren:

[navy]Nicht so schnell schießen. Bogen ganz absetzen, gedanklich klar werden, Haltung völlig neu aufbauen.

Vor dem ersten Schuss den Bogen zweimal auf halben oder zwei Drittel Auszug belasten. Damit werden auch die Muskeln und das ganze Körpergefühl aktiviert, besonders wichtig, wenn eine Gruppe aufgelaufen ist und man lange gewartet und sich vielleicht auch noch per Zigarette des Sauerstoffs beraubt hat.

Langes Ankern vermeide ich dadurch, dass ich "in Gedanken vorschieße". Ich stelle mir den Auszug vor, das Gefühl des Bogengewichts in Händen und Schultern, meine Zughand an der Backe, das Lösen, wie der Pfeil ins Ziel geht...
Dann läuft der eigentliche Schuss flüssiger und harmonischer ab. [/navy]

Jetzt muss ich mich nur noch jedes Mal daran erinnern, was ich hier schreibe!!!:D

Meist ist es doch so: endlich bin ich dran! Ran an den Pflock, welchen Pfeil nehme ich denn, ist das Schussfenster frei, jetzt aber drauf, Mist daneben, gar nicht erst aufrichten, ohne hinzuschauen den nächsten Pfeil rausholen, mit der gleichen Spannung den zweiten Pfeil raus...
Wenn man den dritten Pfeil schießt, ist man dann völlig verkrampft.

Sich Zeit lassen ist wichtig, aber natürlich nicht immer leicht.
Taran von Caer Dallben

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Mongol
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Beitrag von Mongol » 16.06.2004, 09:21

Ich bevorzuge auch die Methode, des fließenden Schießens, wie es Snake beschrieben hat.
Bei Holzbögen wird es sicherlich was bringen - allerdings der Punkt, den ich dabei sehe: diese Bewegung ist rund und harmonisch, während ein Ankern immer was "abgehacktes" ist. Mit einer fließenden Bewegung kann man meines Erachtens die Energie des Bogens einfach gerichteter Nutzen als bei einem Stoppen, wo zuviel Zeit bleibt sich über mögliche Fehler Gedanken zu machen...8-|
Ein kluger Mann bemerkt alles.
Ein dummer Mann macht über alles eine Bemerkung
(H. Heine)

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