instinktiv schiessen

[locksley]

@ Henning:
Ich will ja nicht auch einer von den ganz oberschlauen sein, aber wie wärs wenn du's mal mit vollem Auszug, aber 6-fach gedreht, fluflu versuchst?
Ich mein, bei halben auszug werden die Pfeile zu hart, und driften nach links ab.

Nachricht wurde von Jonathan Ringstad nachbearbeitet!

[PeLu]

Wieder zurück zum Hauptthema:

Der Jonathan meint, dass bei bestimmten Gegebenheiten (z.B. Kreuzdominaz) das Hirn mehr rechnen muss. Das ist m.E. völlig falsch. Das Hirn tut nix rechnen, das ist ja genau der Trick mit dem Instinktschiessen.
Das ist einfach eine Sache der Gehirnhälften. Entweder geht das übers rationale (normalerweise linke Gehirnhälfte), dann bist Visierschütze, obst jetzt ein Visier hast oder nicht. Oder eben umgekehrt.

Sollt ma an neuen Thread machen?

[locksley]

Wenn ich richtig informiert bin speichert das Hirn nur bestimmte Bewegungsabläufe, die es bei ähnlichen Situationen wieder abruft. Darum sollte man beim üben auch mal andere Positionen oder Zielvorgaben wählen, damit möglichst viele Vergleichsmuster da sind.

[PeLu]

Ja, genau. Dann fällt auch das ins Wasser schiessen nicht so schwer. Es werden Muster gespeichert, zuerst grobe, dann immer feinere.

Da war einmal ein Artikel wo über diesen Fisch, der da aus dem Wasser diverse Mücken herunterspuckt. Die schireben da, dass der Fisch da sogar die unterschiedliche Lichtbrechung Luft/Wasser berechnen muss. So einen Schwachsinn kann nur ein linksgehirniger Technokrat schreiben!

[locksley]

Wenn ich jeden Vorgang extra berechnen müsste würde ich wohl immer noch die Zahnbürste von heute morgen im Mund haben.
Unser Hirn ist ja Gott sei Dank dazu in der Lage ständig wiederkehrende Abläufe unterbewusst zu steuern.

[Taubert]

Hallo ihr "Gehirngesteuerten",
bei so viel Hirn=Computer-Gleichsetzungen und "Hirn steuert"-Behauptungen wirds langsam philosophisch. Daher ein Literaturtip: Popper, K.R. & Eccles, J.C. (neueste Auflage 2000) Das ich und sein Gehirn. München: Piper. ISBN: 3-492-11096-7

[Taubert]

Also ich hab darüber einschlägige Bücher gelesen, und ihr könnt mir getrost glauben, wenn euer hirn nicht rechnen würde, würdet ihr nix treffen.
linksgehirniger technokrat
Alle menschen sind linksgehirnig, auch die linkshänder, nur die sind rechtsgehirnig, bei denen schon die Mutter und die Grossmutter linkshänder war.
...die Zahnbürste immer noch im Mund
Zum glück ist das gehirn so schnell, das es das in Bruchteilen von secunden berechnen kann.
Äääh bei mir ist das jedenfalls so.
bei denen derer das nicht der Fall ist (Wortsemantisch nicht korrekt) denen Rate ich sich morgends nicht die Zähne zu putzen, sondern gleich mit berechnen anfangen.

Dieser Thread liest sich eventuell etwas ernst, ist aber nicht so gemeint.

[Curtis]

Hi Leute,

als einer der ersten die hier von berechnen gesprochen hat, muss ich Jonathan absolut beipflichten! Das Gehirn ist der Leistungsfähigste Rechner den es gibt! Nicht mal der CRAY kommt da mit. Entscheidungsprozesse werden in microsekunden durchgerechnet und nicht in Sekunden. Aber es ist hier wie mit allen Dingen, man benutzt es ohne genau darüber bescheid zu wissen. Wenn das Gehirn das nicht könnte, wie glaubt ihr könnten dann Schlaganfallpatienten wieder lernen?

[Curtis]

Wo wir gerade beim Rumhirnen sind: Beim instinktiven Bogenschiessen geht es um die Hand-Auge-Koordination. Dabei muss das dazwischen geschaltete Gehirn ganz grob ausgedrückt vier Variablen berücksichtigen: Entfernung des Ziels, Höhe, Links-Rechts-Position und Pfeilgeschwindigkeit. Letztere können wir beim festen Anker als konstant voraussetzen, bleiben also drei Variablen (deshalb ist Bogenschiessen eigentlich einfacher als Bälle werfen).

Wir können aber problemlos wieder eine vierte Variable dazubekommen, wenn wir mit dem falschen Auge schiessen. Die Berechnung ist möglich, erfordert aber zumindest zu Beginn erhebliche zusätzliche Rechenkapazität und sehr bewusste (und damit nicht mehr instinktive) Korrekturen. Ausserdem kann das Un(ter)bewusstsein beim Bogenschiessen damit nicht mehr auf alle anderen im Laufe des Lebens abgespeicherten Erfahrungswerte für Hand-Auge-Koordination zurück greifen.

Ich habe meine Kreuzdominanz (ohne zu wissen, dass es sowas gibt und wie es heisst) gleich am zweiten Tag meiner Bogen-Karriere bemerkt. Obwohl ich eindeutig Rechtshänder bin, hatte ich übrigens auch beim Auszug das Gefühl, dass meine Hände irgendwie verkehrt herum sind und daraufhin einen LH-Bogen probiert. Danach waren die Schiessergebnisse ruckartig um Lichtjahre besser.

Dass es nach einiger Zeit schwer ist, seine Arme umzugewöhnen, kann ich mir gut vorstellen. Aber zu Beginn ist es m.E. von der Muskulatur und der Bewegungskoordination her völlig wurscht, mit welcher Hand man den Bogen hält und mit welcher man die Sehne zieht. Ich kann daher jedem Kreuzdominanz-"Opfer" nur empfehlen, den Bogen nach dem Auge zu kaufen. Man kommt einfach sofort zu erheblich besseren Ergebnissen.


Nachricht wurde von Tron nachbearbeitet!

[PeLu]

Jonathan: Ich glaub' wir haben da in erster Linie ein Terminologieproblem:

Etwas berechen ist für mich etwas quantitativ, mehr oder weniger numerisch erfassen und diese Werte dann weiterverarbeiten. Das tut das Gehirn definitiv nicht. Am ehesten noch wie ein Analogrechner.
Deswegen gehtd er Vergleich mit der Cray auch daneben, weile s eben zwei verschiedene Paar Schuhe sind.

[PeLu]

Der wesentliche Punkt dabei ist, dass nix halbertes macht, also ned dazwischen. Das wird nix.

[Curtis]

@Pelu,

du hast schon recht, es geht hier nicht um Berechnungen sondern um Entscheidungs und Steuerungsprozesse. Ich wollte mit meinem Vergleich auch nicht andeuten, das ein Gehirn die gleichen Berechnungen wie der CRAY durchführen kann, ohne hilfsmitel ginge das nicht! Aber bei der Informationsverarbeitung, d.h. bei der Schätzung der Entfernung, Wind, etc. und dem daraus resultierenden ansteuern der Motorik ist unser Gehirn unschlagbar.
Allen die sagen, dass geht zu weit ins Detail gebe ich recht, Instinktiv bedeutet ja schliesslich zu Handeln, ohne den Prozess ins Bewusste zu zerren. Deshalb : Alle ins Blatt )))

[PeLu]

Ich will jetzt die Sache ned zuweit geh lassen, aber:

Ein Hirn und einen Rechner zu vergleichen ist wie Äpfel und Birn. Das Gehirn kann nicht annähern diese Berechnungen durchführen (schreibst Du ja auch).
Und wenn Du das Gehirn richtigerweise mit einem Analogrechner vergeleichst, so war schon dr erste elektrische Analogrechner schneller als das Gehirn.
Das ist so ähnlich wie bei den Schachprogrammen. Die arbeiten völlig anders als ein guter menschlicher Schachspieler. Und, egal wer von beiden gewinnt, es sagt eigentlich nix aus, es ist nur ein Gag.

Jede moderne militärischen Zieleinrichtung ist uns vermutlich in jeder Hinsicht überlegen (ich kenn mich überhaupt ned mit dem Militärzeugs aus). Aber was kümmeret das uns?

Der Trick des Gehirns ist, die zur Verfügung stehenden Daten zu reduzieren (echte Datenreduktion). Das heisst es kommen unmengen an Daten rein, wenn man das Quantifiziert, sind das bis zu etliche MBit pro Sekunde. Verarbeitet werden können aber nur 16-40 bit/sekunde.

[locksley]

Ich hoffe die Technikdiskussion ist damit abgeschlossen und wir können jetzt wieder einfach nur einen Pfeil auflegen, spannen, lösen, treffen.

[PeLu]

Trotzdem dürfen wir uns doch wundern, oder?   .-)

Sonst brauch ma ja keinen Thread mit 'instinktiv schiessen' aufmachen.

Aber ein Bild bzgl der Gehirnhälften sei mir noch gestattet (geht sich grad aus ohne das Forum zu sprengen):

http://zealot.blacknet.de/color.gif

Nachricht wurde von PeLu nachbearbeitet!