Bogen überziehen

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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Toxophil
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Bogen überziehen

Beitrag von Toxophil » 28.08.2011, 23:41

Hallo,

ich habe folgende Frage:
Wenn man einen Bogen über seine optimale Auszugslänge hinaus zieht, wie vergrößert sich die Zugkraft im Verhältnis zum Auszug?
Beispiel: 1 inch überzogen bedeuten wieviel Pfund mehr?

Danke und freundlicher Gruß

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Heidjer
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Heidjer » 28.08.2011, 23:55

Bezogen auf LB und Recurve kann ich sagen das die Bögen anfangen zu stacken! Das heißt der Auszugswiderstand steigt stärker an wie vorher. Bei den meisten Bögen sind 1" bis 2" Toleranz eingebaut, dann nähert sich der Sehnenwinkel am Bogen dem 90° Winkel und da beginnt der Bogen dann "dicht" zu machen, er wird schnell hart! Bis zu diesen Punkt wird die Auszugsenergie in die Stauchung und Biegung der WA gesteckt, jetzt werden sie plötzlich gestreckt, das Bedeutet zusätzlich einen Energieverlust!


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Squid (✝)
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Squid (✝) » 29.08.2011, 00:15

Wenn noch "Raum" da ist, d. h. rein von der Länge her noch was geht, bevor es zum Stacking kommt, ist die Zuggewichtszunahme eigentlich recht linear über den gesamten Auszug.
Insoweit: Wenn der Bogen für 28" gedacht ist und auf 29" gezogen wird, dann steigt das Zuggewicht um den gleichen Wert wie von 26 auf 27 oder 27 auf 28.
Ist halt auf Dauer nicht gesund für den Bogen...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

tomtux
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von tomtux » 29.08.2011, 01:14

wenn man einen bogen ÜBERzieht gibts ein paar möglichkeiten.
im harmlosesten fall irreversiblen leistungsverlust, im extremsten fall sinkt das zuggewicht schlagartig auf null.
der optimale auszug für einen bogen ist genau bis zum beginn des harmlosesten falles!

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captainplanet
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von captainplanet » 29.08.2011, 11:19

Zwischen dem optimalen Auszug und dem beschriebenen "harmlosesten Fall" liegt aber schon noch ein bisserl Stacking, wo der Bogen keinen Schaden nimmt.
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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Markus
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Markus » 29.08.2011, 18:24

Toxophil hat geschrieben:ich habe folgende Frage:
Wenn man einen Bogen über seine optimale Auszugslänge hinaus zieht, wie vergrößert sich die Zugkraft im Verhältnis zum Auszug?
Beispiel: 1 inch überzogen bedeuten wieviel Pfund mehr?


Auf die eigentliche Frage hat noch keiner geantwortet ...
Ohne Gewähr meine ich gehört zu haben, dass man als Faustzahl von etwa 2-3 lbs/inch Zuwachs ausgehen kann, wenn man im Bereich des Vollauszuges ist. Kann das jemand bestätigen?

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corto
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von corto » 29.08.2011, 18:28

ich glaube eine absolute Zahl kann nur unsinn sein.
ich habe als faustregel mal festgestellt, das von 28" auf 32" etwa der faktor 1,33 greift - bei meinem composit und kaya
allerdings sind die ja auch für weiten auszug gemacht - kein plan wie das ist wenn der bogen nur 28" haben soll

ich würde einfach mal anregen das jeder der seinen bogen exakt vermessen hat die werte hier mal reinschreibt.

ansonsten, aixbow macht zu allen bögen auszugsdiagramme - da kannste es einfach rauslesen
Zuletzt geändert von corto am 29.08.2011, 18:30, insgesamt 1-mal geändert.
ich habe keine Lösung und bin Teil des Problems -
aber bei geistlos rezipierten viralen Kampfbegriffen gegen Humanismus und Menschlichkeit geht mir der Hut hoch !

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Re: Bogen überziehen

Beitrag von orang utan klaus » 29.08.2011, 18:30

captainplanet hat geschrieben:Zwischen dem optimalen Auszug und dem beschriebenen "harmlosesten Fall" liegt aber schon noch ein bisserl Stacking, wo der Bogen keinen Schaden nimmt.


Aber nicht jeder Bogen stackt bevor er bricht, oder liege ich da falsch?


Markus hat geschrieben:Auf die eigentliche Frage hat noch keiner geantwortet ...


Doch, der Zuwachs ist etwa soviel wie im vorausgegangenen Zoll. Absolute Werte kann da keiner angeben.
Man kann auch die Zugkraft bei zunehmendem Auszug messen, eine Kurve aus den Werten zeichnen und die Kurve dann frei Hand weiterzeichnen. So als einfache Lösung für die, denen's mit mathematischen Berechnungen so geht wie mir... ;D

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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Snake-Jo » 29.08.2011, 18:45

@Toxophil:
Die Frage nach der Zuggewichtssteigerung ist relativ leicht zu beantworten:
Du benötigst eine möglichst genaue Zuggewichtswaage und erstellst ein Kraft-Weg-Diagramm bis zu deinem normalen Auszug.
Wenn du nun die Linie linear verlängerst, hast du den ungefähren Zugewinn, sofern der Bogen Reserven hat.
Natürlich kann man die Differenz auch einfach messen, wenn man sich traut, den Bogen zu überziehen.

Wen du nur das Endgewicht des Herstellers kennst, aber kein Kraft-Weg-Diagramm erstellen kannst, dann ist die Frage nicht leicht zu beantworten:
Der Zu-Gewinn ist anhängig:
1. von der Bauart des Bogens
2. von der Reserve im Auszug bzw. bei der Biegung und dem aufkommenden Stacken
3. dem Gesamt-Zuggewicht des Bogens bei Nenn-Auszug

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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Galighenna » 29.08.2011, 18:59

Markus hat geschrieben:Auf die eigentliche Frage hat noch keiner geantwortet ...
Ohne Gewähr meine ich gehört zu haben, dass man als Faustzahl von etwa 2-3 lbs/inch Zuwachs ausgehen kann, wenn man im Bereich des Vollauszuges ist. Kann das jemand bestätigen?


Nein das kann keiner bestätigen, denn:
Wenn man einen sehr leichten Langbogen hat, z.B. mit einem Zuggewicht von 25#@28" dann beträgt der Zuggewichtszuwachs Pro Zoll Auszug im Schnitt etwa 1 Pfund, denn das Zuggewicht steigt bei Langbögen in der Regel Linear mit dem Auszug an.
Wenn du jetzt einen Bogen mit z.B. 100Pfund Zuggewicht nimmst, steigt das Zuggewicht um fast 5 Pfund pro Zoll an.
Hinzu kommt noch, wenn der Bogen bei größerem Auszug beginnt zu stacken, dann kann das Zuggewicht pro weiteren Zoll durchaus exponentiell ansteigen... also z.B. von 27 auf 28" sinds 3#, bei 28 auf 29" 3,5#, bei 29-30" dann schon 5# bei 30-31" vll 7# und dann vll schon KNACKS!
Das richtet sich aber sehr stark nach dem Bogendesign. Bei Horn-Sehne-Konposits hab ich meines Wissens nach aufgeschnappt das die am besten im Stacking geschossen werden, und Recurves verringern mit steigendem Auszug den Zugewinn sogar. Das ist also von Bogen zu Bogen unterschiedlich und nur für Langbögen relativ einfach zu bestimmen.
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 29.08.2011, 19:10

Das Zuggewicht steigt im allgemeinen ausserhalb des Stackings um 1/20 des Nenngewichts bei 28"
Warum, der Federweg beträgt ~ 28" Auszug-8" (Standhöhe+Griff). Stackt der Bogen, bevor er bricht wird er plötzlich SEHR hart.

Schießt Du nem Bogen im Stacking, hast Du zwar ein mächtiges Zuggewicht auf den Fingern, aber kaum Beschleunigungsweg für den Pfeil. Also nur Quälerei

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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Toxophil » 29.08.2011, 19:22

Markus hat geschrieben:
Auf die eigentliche Frage hat noch keiner geantwortet ...
Ohne Gewähr meine ich gehört zu haben, dass man als Faustzahl von etwa 2-3 lbs/inch Zuwachs ausgehen kann, wenn man im Bereich des Vollauszuges ist. Kann das jemand bestätigen?


Mit der Faustformel hab ich bisher auch immer gerechnet.

Werde mir wohl mal eine vernünftige Zuggewichtswaage kaufen müssen...

Danke für die Antworten

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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Squid (✝) » 29.08.2011, 19:23

@ Marcus: Ich glaube, ich habe die Ausgangsfrage relativ früh beantwortet... 3. oder 4. Beitrag...

Abhängig vom Zuggewicht des Bogens steigert sich die Zunahme des Zuggewichts bei einer "Überziehung " um 1 Zoll ziemlich genau um den gleichen Betrag wie es sich auf dem letzten Zoll vor der "Überziehung" gesteigert hat.

Ein 17# @ 17" dürfte auf 18" etwa 18' haben. Ein 56# auf 28" hat demnach auf 29" um die 58#.

Vorausgesetzt, all das was vorher gesagt wurde, hinsichtlich Stacking, Bruchgefahr und Leistungsverlust wird einfach mal ausgeblendet.

Die sogenannte Faustformel kann man vergessen, sobald man gängige Zuggewichtsbereiche inerhalb eines engen Bereichs verlässt. Frag mal 100-pfünder...
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 29.08.2011, 20:54, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Galighenna » 29.08.2011, 19:23

Wilfrid hat geschrieben:Schießt Du nem Bogen im Stacking, hast Du zwar ein mächtiges Zuggewicht auf den Fingern, aber kaum Beschleunigungsweg für den Pfeil. Also nur Quälerei


Das is schon richtig, aber bei Reiterbögen habe ich imemr wieder gelesen das diese nach hinten hin Stacken obwohl der Auszugsendbereich noch nicht erreicht ist.
Warum das so ist, und ob das auch wirklich so stimmt weiß ich jetzt nicht. Dazu müssten die Reiterbögenschützen hier was sagen.
Wo sind denn die Däumlinge? Ihr schießt doch solche Prügel... sagt mal was dazu :D O0
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Markus
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Re: Bogen überziehen

Beitrag von Markus » 29.08.2011, 20:49

Squid hat geschrieben:@ Marcus: Ich glaube, ich habe die Ausgangsfrage relativ früh beantwortet... 3. oder 4. Beitrag...


Du warst auch derjenige, dessen Beitrag mich hat überlegen lassen, meinen obigen Satz doch nicht zu schreiben. ::)
Dennoch ..
Dem Rest - die Faustformel kann man also getrost vergessen. Wieder was gelernt.

Wir haben am Sonntag im Training einige Glasyumis vermessen. Leider nur bei der Auszugslänge der Schützen und kein Vergleich zw. Nominalauszug und tatsächlichem Auszug. Spannend war, dass meine zwei Glas-Carbon Yumis (yonsunnobi) nominal 14,5 und 15 kg bei meines Wissens nach 92 cm (hier bin ich mir aber nicht sicher) haben, bei meinem Auszug von etwa 98 cm allerdings 17,3 und 18,4 kg lt. digitaler Kofferwaage aufwiesen. Wie gut die Waage ist, kann ich leider nicht sagen.

Markus

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