Geht beides: Intuitiv +System?

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
Ralph
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Ralph » 03.11.2010, 09:24

Anuk hat geschrieben:Nun ja, es macht ja keinen Sinn, darüber zu streiten.

Insofern wird das Intuitive zum System für mich.


Das mit der Streiterei um die Begrifflichkeiten und praktische/reale Umsetzbarkeit ist "glücklicherweise" etwas, was es nicht nur auf dem hiesigen Gebiet gibt. Man ist also dahingehend -s sportwissenschaftlich wie praktisch - zumindest nicht allein :D :D :D

Im Endergebnis gehe ich dáccord, dass unterbewußtes Schießen auch "meins" ist - auch wenn ich deswegen öfter Pfeile suchen muß ;D ;D ;D

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kra
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von kra » 03.11.2010, 09:28

Kein Sorge, mit Streit hat das für mich nichts zu tun ;D , eher mit Definitionen. Weshalb mir das Bsp. von Ralph nicht "liegt" ist, weil es den Punkt der Konzentration auf ein Ziel außer Acht läßt. Der ist für mich persönlich wichtig.

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SeKan
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von SeKan » 03.11.2010, 15:40

Langsam wirds ganz schön kniffelig, hier noch den Faden zu behalten ;D (für mich!)

Also:
Wenn ich es richtig verstanden habe antizipiert der Schütze auf der Burgzinne, weil er den Gegner vorher nicht sieht.
Der Bogenreiter antizipiert, weil er die nächste Bewegung des Pferdes vorrausspürt und aufgrund dessen seinen Schuß aufbaut.

Ich behaupte jetzt mal, nur so aus dem Gefühl heraus und völlig unwissenschaftlich für mich:

Das sogenannte Antizipieren (so wie es hier beschrieben wird) bezeichnet das, was Vor dem eigentlichem Schuß abläuft. Dann kommt der Schuß, und zwar ein instinktiver, intuitiver Systemschuß. :P

Der Mann/ die Frau auf der Zinne müssen ganz schnell antizipieren.
Vor der Scheibe muß ich das nicht so schnell machen, aber ich fange schon (ist jetzt seeehr übertrieben) auf dem Weg zum Platz an, zu antizip..

Weil: JEDER Schuß wird auf die eine oder andere Art vorbereitet (antizipiert) und auf die eine oder andere Art geschossen.
Ich glaube wenn ich Burgzinnenschießen trainiere, trainiere ich lediglich die Schnelligkeit, mit der ich meine Art zu schießen einsetze. Auch der Burgzinnenmann sieht (Kra oben) letztendlich sein Ziel, ebenso wie die Reiterin.

Ich glaube auch nicht, das man antizip. ganz unterdrücken kann. Aber bis zu einem gewissem Maß hat man doch Einfluss darauf. Und zwar, indem man seine obersten Prämissen darauf ausrichtet, sauber und ohne wirren Kopf zu schießen.
Vieleicht ist gerade das zeriomonelle im Kyudo das, was antizip. nicht so hochkommen lassen soll?

Vieleicht ist es das fehlen der Antizipation, was manche Schüsse so magisch macht, oder nicht, oder doch?

Liebe Grüße
SeKan, der gerade ganz wirr ist

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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von SeKan » 03.11.2010, 17:29

Und zum eigentlichem Thema ist mir noch eingefallen:

Mein erster gelernter Beruf ist Schweißer.

Das erste Zünden einer Schweißelektrode war ein intuitiver Vorgang, weil mir instinktiv nicht bekannt wie z. B. Essen und Trinken. Alle darauf folgenden Zündungen waren nicht mehr intuitiv, weil von der ersten schon bekannt. Folglich gibt es kein intuitives Schweißen. Mein damaliger Schweißermeister hat so seine eigene Art gehabt, uns in die Kunst des Schweißens einzuführen.

So mussten wir z. B. schreiben, etwa den Buchstaben B in relativ großem Format. Das ist ziemlich schwer, es schön und symetrisch hinzukriegen- aber mit viel Übung kann man es lernen. Das geht dann soweit, das man das ganze Alphabet in jeder Größe ohne groß nachzudenken hinlegt.

Aber das geht nur, wenn man volkommen in die Tätigkeit aufgeht. Hat weniger mit Konzentration zu tun, sondern mehr mit der Gewissheit: Ich kann das und machs jetzt einfach mal.
Und das kommt nur durch viel viel Übung, bei der man sich über Sinn und Unsinnigkeit des Tuns am besten gar keinen Kopf machen sollte- lenkt nur ab.
Was so schwer daran ist: Wenn man GROß schreibt, sieht man durch das dunkle Schutzglas bedingt keine Reverenzpunkte. Es klappt nur durch erlerntes Gefühl. Aber das ist KEIN intuitives Schweißen.

Deshalb glaube ich auch, das es kein intuitives Bogenschießen gibt.

LG SeKan

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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Galighenna » 03.11.2010, 17:33

Also für mein Verständnis ist Antizipieren nur dann sinnvoll, wenn der Körper, das Gehirn, das Unterbewusstsein oder sowas, sich auf eine veränderliche Sache einstellen muss.

Gutes Beispiel: Das Fangen eine geworfenen Balles.
Man sieht den Ball und automatisch beginnt das Gehirn, die Flugbahn! nicht den Ball selbst, zu antizipieren. Es Schätzt ab, in welcher Zeit der Ball an welchem Ort ankommt, um dann rechtzeitig die Hände da zu haben wo sie laut Gehirn hingehören.
Dabei finden Entschluss, Planung und Ausführung der Aktion "Fangen" statt, BEVOR der Ball wirklich da ist. Denn wenn der Ball da wäre, wäre es zu spät.

Dies spielt bei unbeweglichen Zielen, also dem schießen auf Zielscheiben KEINE Rolle. Denn sie steht immer noch genau da wo sie 10 Sekunden zuvor auch war.
Bei der Jagd oder beim berittenen Bogensport ist es jedoch erforderlich...
Das zu meiner Definition/Verständnis von Antizipation (? oder -ierung?)
Das was kommt, wenn die Antizipation erfolgt ist, ist eben jener Konditionierter Bewegungsablauf, der nötig ist um die Antizipierte Position zu treffen. Also Die Einleitung der entsprechenden Bewegungen zum richtigen Zeitpunkt, damit der Körper in die richtige Position kommt und er Schuss genau im rechten Moment gelöst wird.

Dabei vertrete ich die Meinung das Antizipation NUR unbewusst erfolgen KANN. Denn sie muss schnell genug sein um zum richtigen Ergebnis zu führen und sie bedient sich deshalb unbewusster Bewegungsabläufe.

Sind die Bewegungsabläufe schlecht trainiert, funktioniert die Antizipation nicht gut, weil das Gehirn zwar weiß, wo hin die Hände greifen sollen (Ball fangen), aber die Hände sind nicht schnell genug oder an der falschen Position oder beides...
Bei gut trainierten Bewegungsabläufen passt dann beides zusammen weil auch die Bewegungen exakt genug sitzen...
Ich habe in der Schule mal neben jemandem gesessen, der gerade eine Papierkugel werfen wollte. In dem Moment wo er warf streckte ich meinen Arm aus und hatte die Kugel in der Hand. Er saß direkt neben mir, und die Kugel war höchstens 30-50cm durch die Luft geflogen.
Er hat sich tierisch erschrocken, da ich aus einem Reflex heraus die Kugel gefangen hatte und meine Bewegung somit wie aus dem Nichts kam. Das ist ein gutes Beispiel wie schnell solche Prozesse ablaufen, weshalb sie Grundsätzlich nicht Bewusst passieren können.
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Bogenschütze » 03.11.2010, 19:28

Mit der geistigen, vorstellungsmäßigen Vorwegnahme kann man seine Schießleistungen um bis zu 25% steigern.

Topsportler sagen immer wieder, dass sie sich einen gelungenen Wurf, Schuss etc. und sein Ergebnis immer vorher vorstellen müssen, damit er auch so gut wird.

Und noch was:

Intuitiv Schießen ist tatsächlich viel mehr als ein antizipationsloses "ich-schieße-mal-einen-Pfeil-in-eine-Richtung". Dieses wäre das Nutzen des Zufalls. Das Intuitive Schießen nutzt aber nicht den Zufall, sondern eine reproduzierbare Fähigkeit des Menschen, sich auf seine funktionierende Intuition zu verlassen.
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Ralph » 07.11.2010, 15:47

Galighenna hat geschrieben:Also für mein Verständnis ist Antizipieren nur dann sinnvoll, wenn der Körper, das Gehirn, das Unterbewusstsein oder sowas, sich auf eine veränderliche Sache einstellen muss.

Gutes Beispiel: Das Fangen eine geworfenen Balles.
Man sieht den Ball und automatisch beginnt das Gehirn, die Flugbahn! nicht den Ball selbst, zu antizipieren. Es Schätzt ab, in welcher Zeit der Ball an welchem Ort ankommt, um dann rechtzeitig die Hände da zu haben wo sie laut Gehirn hingehören.
Dabei finden Entschluss, Planung und Ausführung der Aktion "Fangen" statt, BEVOR der Ball wirklich da ist. Denn wenn der Ball da wäre, wäre es zu spät.

Dies spielt bei unbeweglichen Zielen, also dem schießen auf Zielscheiben KEINE Rolle. Denn sie steht immer noch genau da wo sie 10 Sekunden zuvor auch war.
Bei der Jagd oder beim berittenen Bogensport ist es jedoch erforderlich...
Das zu meiner Definition/Verständnis von Antizipation (? oder -ierung?)
Das was kommt, wenn die Antizipation erfolgt ist, ist eben jener Konditionierter Bewegungsablauf, der nötig ist um die Antizipierte Position zu treffen. Also Die Einleitung der entsprechenden Bewegungen zum richtigen Zeitpunkt, damit der Körper in die richtige Position kommt und er Schuss genau im rechten Moment gelöst wird.

Dabei vertrete ich die Meinung das Antizipation NUR unbewusst erfolgen KANN. Denn sie muss schnell genug sein um zum richtigen Ergebnis zu führen und sie bedient sich deshalb unbewusster Bewegungsabläufe.

Sind die Bewegungsabläufe schlecht trainiert, funktioniert die Antizipation nicht gut, weil das Gehirn zwar weiß, wo hin die Hände greifen sollen (Ball fangen), aber die Hände sind nicht schnell genug oder an der falschen Position oder beides...
Bei gut trainierten Bewegungsabläufen passt dann beides zusammen weil auch die Bewegungen exakt genug sitzen...
Ich habe in der Schule mal neben jemandem gesessen, der gerade eine Papierkugel werfen wollte. In dem Moment wo er warf streckte ich meinen Arm aus und hatte die Kugel in der Hand. Er saß direkt neben mir, und die Kugel war höchstens 30-50cm durch die Luft geflogen.
Er hat sich tierisch erschrocken, da ich aus einem Reflex heraus die Kugel gefangen hatte und meine Bewegung somit wie aus dem Nichts kam. Das ist ein gutes Beispiel wie schnell solche Prozesse ablaufen, weshalb sie Grundsätzlich nicht Bewusst passieren können.


Ich glaube, das ist eine gute Zusammenfassung - und entzaubert auch das "unterbewußte/intuitive/instinktive Schießen" vorteilhaft in der Art und Weise, dass es nicht mehr als eine mystische Wunderfähigkeit angesehen wird, sondern als etwas Erlernbares (antiziprer und konditienierbares).

Das letztlich der eine dann mehr oder weniger gut ist, hängt von seinem eigenen Talent ebenso ab, wie es gute oder schlechte Fußballspieler, Autofahrer, Boxer oder Baseballspieler gibt...
- Denke ich...

Ralph

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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Bogenschütze » 07.11.2010, 17:18

Ralph hat geschrieben:
Galighenna hat geschrieben:...

Ich glaube, das ist eine gute Zusammenfassung - und entzaubert auch das "unterbewußte/intuitive/instinktive Schießen" vorteilhaft in der Art und Weise, dass es nicht mehr als eine mystische Wunderfähigkeit angesehen wird, sondern als etwas Erlernbares (antiziprer und konditienierbares).


Mich stört das Fangen des Balles, wie Galighenna es als Argument verwendet. Wenn er das wiederholte Fangen von Bällen nähme, könnte er nämlich seine Beschreibung so nicht stehen lassen, denn sie ist nicht ganz vollständig.

Im übrigen finde ich nicht, dass er intuitives Schießen entzaubert, sondern dass er wichtige Wirkmechanismen aufzeigt, die aber, wie er selbst auch sagt, immer noch unbewusst ablaufen. Damit aber nähern wir uns dem für mich Entscheidenden.

Dadurch, dass diese Prozesse unbewusst/unterbewusst ablaufen, entziehen sie sich in gewissem Maße unserer Kontrolle, die wir durch Konditionierung und Antizipation wiederzuerlangen suchen.

@Galighenna
Wer Bogenschießen wettkampfmäßig ausübt, der wird ein Lied davon singen, wie ihm die Kontrolle immer wieder zwischen den Händen wie Sand zerrinnt. Gerade heute Morgen ist mir das wieder widerfahren.
FITA-Halle-18-Meter: Die erste Runde lief hervorragend: War im Flow, ließ die Sehne summen und die Pfeile fanden gemäß der Konditionierung und der jeweiligen Antizipation (hier liegst du falsch, Galighenna: jedes neue an die Ziellinie-Treten bedeutet einen erneuten Antizipationsvorgang, auch wenn die Scheibe unveränderlich steht. Du als Schütze hast dich aber verändert - das heißt, ein völlig neuer Schussaufbau muss antizipiert werden ...) und kam auf 219/300 Ringen. Ein für mich hervorragendes Ergebnis.
In der zweiten Runde jedoch ging es den Bach runter. Ich kam nicht in den Flow, es wollte kaum etwas funktionieren - die Konditionierung griff nicht. 186 wurden es noch und meine Zielvorgabe, die 400, konnte ich treffen.

Was ich damit zeigen möchte: Wenn du beim Schießen dazu gezwungen bist, kontinuierlich dieselbe Bewegung auszuführen (60 Pfeile auf 18 Meter; 72 Pfeile im Feld auf unterschiedliche Entfernungen), spielen neben den von dir genannten Mechanismen noch ganz andere eine Rolle.
Das singuläre und spontane Fangen eines Balles (wie du es anführst) ist schön und gelingt immer wieder. Beeindruckend ist auch die Schnelligkeit, mit der unser menschliches System reagieren kann. Wenn du aber den Ball 60 Mal nacheinander auf 30-50 cm fangen musst, wird es dir kaum gelingen.
Genauso schön ist das singuläre Treffen eines Schützen, der "mal eben draufhält".

Wenn du das kontiuierliche, wiederholbare Schießen beschreiben willst, braucht es sehr wohl eine bewusste Antizipation (wie ich oben schrieb, weiß das der Spitzensport schon lange). Zudem bedarf es einer bewussten Kontrolle des eigenen Denkens. Es bedarf auch eines Wahrnehmens der eigenen Gestimmtheit und eines Umgehens mit dieser Gestimmtheit.
Denn nicht eine fehlerhafte oder schlampige Konditionierung oder eine falsche Antizipation sind das Problem, sondern die genannten anderen Faktoren, die den Mensch aus dem Flow geraten lassen.

Fazit: Was du geschrieben hast, ist sicher nicht falsch. Aber es ist unvollständig.
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Galighenna » 07.11.2010, 18:43

So wie du das beschreibst, Bogenschuetze, ist es einleuchtend, nur finde ich dann die Begriffe Konditionierung und Antizipierung ( -zipation? was is denn jetzt richtig? ) irgendwie nicht treffend

Bogenschütze hat geschrieben:...
Dadurch, dass diese Prozesse unbewusst/unterbewusst ablaufen, entziehen sie sich in gewissem Maße unserer Kontrolle, die wir durch Konditionierung und Antizipation wiederzuerlangen suchen.
...


Genau an der Stelle sehe ich das nämlich genau umgekehrt, weil ich finde, das die Mechanismen erst funktionieren, wenn man gelernt hat, bewusste Abläufe (die sehr aufwändig für das Gehirn sind) auf das Unbewusste auszulagern.
Was du beschreibst, wenn man den "Flow" nicht hat und nicht so recht zu Gange kommt etc. wird meiner meinung davon verursacht, dass man sich wegen irgendwelcher Umstände gerade eben NICHT auf sein Unterbewusstsein verlassen kann. z.B. weil man Zweifel hat, oder Scheibenpanik, weil man BEWUSST versucht das vorherige Ergebnis zu übertreffen oder wieder zu erreichen. Wenn ich mir dessen nämlich bewusst werde, so geht es mir, fällt es mir sehr sehr schwer auf die unbewussten Abläufe zu vertrauen...

Warum kann ich denn nicht mit Übung x-mal einen Bal aus kurzer Distanz fangen? Das gelingt doch auch beim Jonglieren? Und der Jongleur hat definitiv KEINE Zeit bewusst die Bälle zu fangen.
Was er BEWUSST macht ist, er möchte vielleicht einen vierten Ball dazu nehmen, oder die Bälle über Kreuz fangen etc. Das ist zwar bewusst gewollt, aber der genaue Ablauf,die Koordination und das Timing ist 100% unbewusst.
Das Schalten in den 4. Gang ist auch bewusst, aber die Bewegung die dazu führt läuft unbewusst ab...
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Bogenschütze » 07.11.2010, 20:01

Galighenna hat geschrieben:So wie du das beschreibst, Bogenschuetze, ist es einleuchtend, nur finde ich dann die Begriffe Konditionierung und Antizipierung ( -zipation? was is denn jetzt richtig? ) irgendwie nicht treffend


Deine Beschreibung der wirksamen Mechanismen finde ich absolut treffend.
Dem mit der Konditionierung kann ich zustimmen, denn ich versuche ja als Intuitiver zu erspüren, wann der Reiz zum Lösen kommt. Das ist ein ganz feiner Reiz - den ich gar nicht wahrnehme, wenn ich mich ihm überlasse.
Na, ganz stimme ich mir da selbst nicht zu. Wenn ich eine meditativ beobachtende Geisteshaltung einnähme, bei der mein Geist nur beobachtet, aber keinen Einfluss nimmt, könnte ich den Auslöser des Reiz-Reaktion-Mechanismusses durchaus beobachten.

Auch die Antizipation bleibt ("-ierung" geht auch; "-ierung" ist die vom Verb abgeleitete Substantivform, bei der die Betonung eher auf dem Tun liegt, bei "-tion" auf dem Vorgang als ganzem) nach wie vor unbewusst; wir versuchen aber, weil uns das Vertrauen fehlt, sie bewusst zu vollziehen.

Rein theoretisch also müsste das klappen mit dem Treffen, wenn da nicht ... eben das wäre, was ich ergänzt habe.

Galighenna hat geschrieben:
Bogenschütze hat geschrieben:...
Dadurch, dass diese Prozesse unbewusst/unterbewusst ablaufen, entziehen sie sich in gewissem Maße unserer Kontrolle, die wir durch Konditionierung und Antizipation wiederzuerlangen suchen.
...
Genau an der Stelle sehe ich das nämlich genau umgekehrt, weil ich finde, das die Mechanismen erst funktionieren, wenn man gelernt hat, bewusste Abläufe (die sehr aufwändig für das Gehirn sind) auf das Unbewusste auszulagern.


Ja, das habe ich wirklich merkwürdig geschrieben - ich muss es ausführlicher beschreiben (im Wörtchen "suchen", also versuchen, steckte drin, was ich meinte). Was ich meinte, war, dass wir glauben, allein durch stärkere Konditionierung und intensivste Antizipation unser Schießen in den Griff zu bekommen. Und das halte ich für einen Trugschluss.
Die Arbeit am Geistigen ist ganz zentral. Man muss zwar gut konditioniert sein und antizipieren können, aber wenn man den großen Muskel in unserem Kopf nicht trainiert, wird alles nichts aus den Lorbeeren. ;D

Gestern hat ein LBler auf der Kreismeisterschaft (bei uns werden 3 Gruppen geschossen) FITA-Halle doch tatsächlich 510/600 Ringe auf der 60er-Auflage geschossen. Er sagte mir vor Jahren, dass er begonnen hat, solche Ergebnisse zu schießen, als er aufgehört habe, beim Schießen zu denken. Hier liegt einer der Ansätze, die es vor allem beim Intuitiven Schießen zu gehen gilt.


Übrigens, dass der Jongleur mit X Bällen kontrolliert jonglieren kann, der Basket- oder Handballer den Ball und der Bogner seine Pfeile das eine oder andere Mal daneben setzt, liegt an einer speziellen Variablen: Der Jongleur wirft sich die Bälle so hin, dass die Wahrscheinlichkeit des Fangens auf 99,99% steigt - vergleichbar wäre das mit dem Bogner, wenn der sich die Ziel immer dorthin stellen dürfte, wo er zu 99,99% trifft. O0
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Ralph » 09.11.2010, 00:39

Bogenschütze hat geschrieben:
Übrigens, dass der Jongleur mit X Bällen kontrolliert jonglieren kann, der Basket- oder Handballer den Ball und der Bogner seine Pfeile das eine oder andere Mal daneben setzt, liegt an einer speziellen Variablen: Der Jongleur wirft sich die Bälle so hin, dass die Wahrscheinlichkeit des Fangens auf 99,99% steigt - vergleichbar wäre das mit dem Bogner, wenn der sich die Ziel immer dorthin stellen dürfte, wo er zu 99,99% trifft. O0


Womit wir wieder beim thema wären:

Wie macht der Jongleuer das:
Unterbewußt ! Wodurch ? Siehe oben !

Sorry, aber ich glaube, die ganze Diskussion beweißt, dass wir zu viel denken im Sinne von Nachdenken, Planen oder auch Konzentrieren-wollen (ebenso wie die Leute die "eben jetzt mal meditieren gehen") und nicht einfach "tun". Durch zuviel dieses Denkens wird aber genau das, was unter unterbewußtem Handeln zu verstehen ist, kaputtgemacht.

Konditionierte oder unkonditionierte Reflexe laufen nur ohne bewußtes Denken ab, andereseits wären sie eine contradictio in adjecto.

Ergo:
Wenn Du es schaffst, Deinen anitzipierten Bewegungsablauf mit einem konditionierten Reflex zu verbinden oder ihn gar zu selben "zu machen " - oder machen zu lassen - dann, glaube ich, hast Du es ! ::) ::)

Ansonsten ist es wie "Gali" schon mit dem Auto schrieb: Werd denkt, dass er sich jetzt mal konzentriert, und dann im richtigen Monent zu schalten, zu schießen etc. , verfehlt den richtigen Moment und die richtige Handlung garantiert. Und wenn dann auch noch ein externer Einfluß von außen hinzukommt - beim Bogenschützen von mir aus sonstwas, beim, um im Autobeispielsfall zu bleiben, die übliche alte Krähe, die vom Beifahrersitz aus "Warum bist Du jetzt nicht abgebogen...!?" krächzt - dann ist alles vorbei. >:D >:D >:D

Wie sagte mal jemand:
"Willing is not enough - we must apply!
Knowing is not enough - we must do !"

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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Bogenschütze » 09.11.2010, 05:34

Schönes Resümee, Ralf!
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Wulfric » 01.01.2011, 21:49

ich hatte grade letzte woche mal ne stunde einzelunterricht um meine technik zu verbessern und hab da zufällig auch mal gefragt was der chef zum thema intuitiv und system zu sagen hat
was ich gelernt habe ist folgendes
intuitiv ist WISSEN wo das ziel ist und der körper von selbst die richtige haltung findet quasi der körper von selbst berechnet somit KANN man auch blind schießen wenn man vor dem ausziehen das ziel genau fokusiert hat (NICHT DENKEN NICHT SCHÄTZEN KEINE ESELSBRÜCKENBAUEN ODER SONSTIRGENDWAS)
cheffe hat sowas auch mal mit ner gruppe blinder gemacht auf luftbalons (damit sie anschließend hören konnten ob sie getroffen haben und sie konnten wirklich sofort nach dem schuss sagen ob sie den richtigen getroffen haben oder den balon daneben zerschossen haben die nur wenige cm auseinander lagen) ich musste bei einigen der übungen auch blind schießen (und soll das auch weiterhin von zeit zu zeit machen hilft der hand augen koordination) am anfang ging kein einziger pfeil auf die scheibe...aber am ende der stunde wars ein 15cm radius ums zentrum herrum in dem die pfeile steckten und ich hab nicht schlecht gestaunt
beim intuitiven schießen braucht man die augen nicht zum kontrollieren sondern nur zum finden des ziels...um zu wissen wo es ist..der rest macht der körper von sich...der körper funktioniert hierbei wie ein computer...er berechnet von sich selbst aus im unterbewusstsein ohne das man es bewusst tut das einzige was er dafür braucht sind daten - daten die man sammelt durch üben üben und nochmal üben der körper schießt sich ein und weiß von sich aus welche koordinaten jedes einzelne körperteil haben muss welche haltung welche stellung wenn ziel xy in der position xy auf die entfernung xy getroffen werden soll
das funktioniert auf alle entfernungen ( wenn man genug daten auf die jeweilige entfernung gesammelt hat)
nicht denken nur fokusieren
sei der pfeil und hör auf zu denken der pfeil zu sein

damit man ein immer gleiches trefferbild erzielt und es eben nicht auf den hier erwähnten zufall hinausläuft muss der körper ein immergleiches muster an bewegungen ablaufen das diese verinnigt werden fängt an beim stand ,ziehen, ankern, release rückenhaltung, kopfhaltung, bogenarmhaltung, usw da dies alles variable sind muss man versuchen so viel variable wie möglich zu konstanten zu machen sprich eingeprägte immer wieder gleich ablaufende bewegungen

wenn man mit system schießt denkt sich der körper " du vertraust mir nicht ? gut dann mach dein scheiß alleine" und schaltet ab...ich denke es ist ungemein schwer für jemanden der immer mit system geschossen hat dann auf intuitiv umzusteigen im vergleich zu jemandem der es anders herrum tut

wenn man bis 40 m intuitiv schießt und über 40 m mit system...dazu kann ich nichts sagenman kann auch +40m intuitiv schießen aber wie schon im anfangspost stand braucht man dann auch dementsprechend viel daten sprich übung

ich hab nur die erste seite gelesen also verzeiht mir wenn ich etwas bereits geklärtes oder erwähntes gepostet haben sollte oder das thema bereits in eine andere richtung geht

mit besten grüßen
wulfstan

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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Galighenna » 01.01.2011, 23:45

Puh...
Ich hab mich jetzt mal durch den Worthaufen gequält... Das was du da beschreibst trifft eigentlich relativ gut was ich selbst auch unter intuitivem Schießen verstehe.

Ich muss aber sagen das es mir schwer gefallen ist deinen Ausführungen zu folgen. Es reiht sich ein Wort an das nächste und man verliert völlig den Überblick wo eine Aussage beginnt und die andere aufhört.
Lies doch bitte deinen Text nochmal durch und ergänze die fehlenden Satzzeichen.
Übel übel sprach der Dübel,
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Re: Geht beides: Intuitiv +System?

Beitrag von Wulfric » 02.01.2011, 22:10

Galighenna hat geschrieben:Puh...
Lies doch bitte deinen Text nochmal durch und ergänze die fehlenden Satzzeichen.


bist du verrückt ??? ;D
heiß ich sisyphos ? :P :D ;)

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