shokunin hat geschrieben:Naja, ich saß heute Morgen jedenfalls vor dem Rechner und musste an das von Krolm erwähnte Mahabarata denken... wohl der grösste Epos der Menschheitsgeschichte (in dem es aber IMHO nicht um indoarische Irgendwas geht weil er mehrere Jahrtausende früher entstand).
Mark, sicher erzählt das Mahabharata im wesentlichen von dem Kampf zwischen (mythischen) Kauravas und Pandavas und nicht von den "Arya" (den Begriff Arier mag ich wegen seiner Kontaminierung durch die Nazi nicht verwenden). Es ist ja auch erst sehr spät (400 vor u. Z. bis 400 nach u. Z., d. h. lange
nach der Einwanderung der Arya nach Nordindien - zirka 1500 v. u. Z.) entstanden. Aber es enthält ältere, bis dahin mündlich tradierte Überlieferungen die sehr wohl
implizit etwas über die Lebensweise der Arya, in derem kulturellen Kontext diese Überleiferungen entstanden sind, aussagen könnten!
Auch das Rigveda spricht nicht explizit vom profanen Leben der (indischen) Arya, genausowenig wie die Gathas (älteste Teile des Avesta, des heiligen Buchs der iranischen Zoroastrier, die Sprachen "vedisch" und "avestisch" sind ähnlich) von dem der iranischen Arya - aber implizit können wir Rückschlüsse auch auf betreffende materielle Kultur und soziale Struktur aus diesen Texten ableiten.
Das Nibelungenlied zum Beispiel erzählt vom Untergang der Burgunder (5. Jahrhundert) und von König Etzel (Attila, ditto 5. Jahrhundert). Aber aus dem Text können wir Informationen über Vorstellungswelt, soziale Normen etcetera bla des Hochmittelalters, der Epoche in der es entstanden ist, ableiten! Genauso isses mit dem Mahabharata auch.
Warum ist das überhaupt interessant? Alter Staub aus dem Elfenbeinturm oder tiefe Weisheit der Alten, der mensch sich nicht intellektuell, sondern nur "spirituell" nähern kann? (sorry, ich kanns mir halt nicht verkneifen).
Mitnichten: Die indoiranischen Arya werden mit der Andronovo-Kultur in Zusammenhang gebracht, zu der gehört (oder mit ihr in Verbindung steht) die Sintashta-Kultur, in deren Horizonten die ältesten Streitwagen gefunden wurden. Die adligen Streitwagenfahrer der Mitanni (im heutigen Syrien-Nordirak) beschworen ihre Verträge bei aus den indischen Veden bekannten Göttern.
Ob im Indien des Mahabharata, in den Steppen südlich des Ural oder im Zweistromland "adlige" Streitwagenfahrer, die mit dem Bogen schießen? In einer ähnlichen Sprache zu ähnlichen Göttern beten? Find ich persönlich spannend.
Da es nun aber mit dem Bogenschießen nur sehr indirekt etwas zu tun, gehört es nicht hier her.
Aber es ist immerhin ein Beleg dafür, daß mensch sich auch "ohne sprirituelle Ader" für den Osten interessieren kann.
Gruß
K02
Und nun tu ich Buße für meine freche Spottsucht und lege eine Schweigegelübde ab
![stumm :-X](./images/smilies/lipsrsealed.gif)
. Zumindest zu diesem Thema.