Instinktives Bogenschiessen....

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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Nacanina
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Beitrag von Nacanina » 20.06.2004, 22:40

Ich bin ganz entschieden dafür, den Fita-(Irr)weg wegzulassen! War für mich auch nie eine Frage und wird es auch nie.
Instinktiv schießen kann man auch autodidaktisch lernen. Ein paar Bücher lesen und SCHIESSEN!
Wenn jemand da ist, der von Traditionellen Bögen Ahnung hat (ich meine damit Selfbows, Longbows(glas) und Jagdrecurve), ist das natürlich ein Vorteil. Wenn ich Barebow höre, sehe ich schon die Buchsen am Bogen. Sind nur abgeschraubt die Stacheln. Dann ist die Wahrscheinlichkeit eher größer, dass du zum Systemschützen wirst. Und das wollen wir ja nicht ;-))
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

Der Steppenreiter

Bogenschiessen und Selfmade Man

Beitrag von Der Steppenreiter » 21.06.2004, 11:28

Hallo Allerseits,

viele der Beiträge kann ich überhaupt nicht nachvollziehen und auch nicht die Art der Geringschätzung anderer Bogenschießstile, hier insbesondere das was für FITA gehalten wird.

Mir scheint und wenn es sich bewahrheitete, ist es fatal, dann gibt es Bogenschützen, die mit mit Lehrern arbeiten, z.B. Kyudo, FITA, Reiterbogenschiessen und demgegenüber das sogenannte Instinkitve. Überspitzt gesagt für freie Bahn für altgewordene Lausbuben.

Entschieden unterstütze ich die Erfahrung von Longbowrider, der sagt, "ist erst einmal das falsche im Rückenmark angelangt, braucht es mindestens 6 Wochen intensiven Trainings um es wieder zu beseitigen." Und ein Anfänger, ganz gleich, was für einen Bogen er für sich gewählt hat, meist ist schon diese Wahl zweifelhaft, macht alles falsch!! Soviel Selbsteinschätzung können wir von Erwachsenen erwarten, oder sind wir tatsächlich Sechsjährige, die nach dem ersten Schuss rufen, "Papa kuck mal ich hab genau in die Mitte getroffen, jetzt weiß ich wie's geht!"

Wirklicher Instinkt stellt sich erst nach Jahren intensiven Trainings ein und damit man überhaupt das durchhält, um in die Nähe davon zu kommen, braucht es Anleitung und Korrektur und Schulung. Dabei ist es vollkommen unerheblich welcher Schießstil gepflegt wird.

Meine alte Klassenkameradin Christina Knöbel ist eine hevorragende Compoundschützin und unter den Weltbesten 10 immer dabei. Es ist ein Genuß bei ihren Trainings zuzuschauen, obwohl ich selbst als Reiterschütze ihre Technik bei meinem Sport nicht einsetzen kann.

daritter

Beitrag von daritter » 21.06.2004, 15:43

Ich sehe in diesem Thread (fast) keine Geringschätzung vom FITA-schiessen (beziehungsweise "Olympisches Bogenschiessen" oder wie immer man das Visirschiessen nennen mag).

Ich sehe lediglich das eigentlich alle der Meinung sind das man nicht FITA anfangen sollte wenn man sicher ist das man "traditionell" schiessen will.

Auch hat doch eigentlich keiner gesagt man solle ohne Trainer anfangen. Auch ein FITA-Trainer kann einem gleich "traditionelles" Schiessen beibringen.

Somit verstehe ich deine Kritik nicht ... :o
aber ich stimmte dir zu das ein Trainer sehr wichtig ist und man ohne Trainer sehr diszipliniert und selbstkritisch vorgehen muss

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Nacanina
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Beitrag von Nacanina » 21.06.2004, 16:52

qSteppenreiter
das hat nichts mit Geringschätzung zu tun. Aber es ist eben etwas komplett Anderes und ich glaube, es ist nicht förderlich, eher das Gegenteil. Für FITA ist ein FITA-Trainer natürlich genial. Aber warum soll gerade der instinktives Bogenschießen gut lehren können???
Ausnahmen wird es sicher geben.
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daritter

Beitrag von daritter » 21.06.2004, 17:11

Das instinktive kann er sicherlich nicht vermitteln, aber die technische Seite ist prinzipiell bei FITA identisch ... ist genau der gleiche Bewegungsablauf nur das du bei FITA zusätzlich ein Visir hast, unter dem Kinn ankerst und komplett gerade stehst.

Wenn der FITA-trainer sich nun bewusst ist (oder im bewusst gemacht wurde) das er dir nur die Armtechnik (Schultern unten, Rückenspannung, Nachhalten, Ablass, etc...) beibringen soll, dann klappt das wunderbar. Und ich denke oft wird er dabei sorgfältiger Vorgehen als ein rein traditioneller Schütze, da beim FITA eine saubere Technik imho noch wichtiger ist.
Das "zielen" muss man dann natürlich selbst erlernen ... aber das kann einem ja eh keiner wirklich beibringen.

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Beitrag von Nacanina » 21.06.2004, 17:33

@Daritter
gekippter Bogen, komplett andere Schießhaltung,
gleich die Konzentration nur auf das Ziel.
Warum diese Umwege?
Wenn der FITAtrainer seinen Bogen kippt und die Stellung eines Instinktivschützen einnimmt- von mir aus. Aber: tut er das?
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Fita oder nicht Fita?

Beitrag von Dagmar » 22.06.2004, 10:28

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß bei Fita und trad. nicht nur unterschiedliche Schießstile aufeinander treffen. Während bei den Fitas schon Gemurmel im Hintergrund zum Teil die Konzentration stört, ist bei uns Barbaren meist auch der gesellschaftliche Teil wichtig. Also ich persönlich hätte keine Lust zu einem Training zu gehen - meine Schüsse zu absolvieren wie ein Automat und nach Verbesserung streben ohne mit den anderen auch nur einen Witz gewechselt zu haben. Das geht's ja auf der Arbeit lockerer und witziger zu.
Aber es gibt ja auf beiden Seiten Gott sei Dank Gemäßigte die mit Vertretern beider Seiten quatschen können ohne auf die eigene, nämlich einzig Wahre Art zu schießen, zu pochen.

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Instinkte, Wege und Ziele

Beitrag von Kyujin » 22.06.2004, 12:17

Original geschrieben von Schattenwolf
Sorry......aber das siehst du völlig falsch.....Instinkt ist angeboren und wird keines falls erlernt......man kann nur versuchen diesen instinkt zu "fördern" !!!


Es gibt doch wohl keinen "Bogenschiessinstinkt" im ethologischen Sinne, der Begriff ist schlicht unglücklich gewählt. "Intuitiv" wäre womöglich besser, aber der Zug ist wohl abgefahren.

Natürlich haben wir eine neurobiologische Basisausrüstung um Entfernungen zu schätzen, und es gibt Spekulationen, ob das Vorausberechnen von Wurfbahnen ein Stimulus bei der evolutiven Entwicklung unserer Gehirne war. Aber das war lange vor der Erfindung des Bogens, der nachgerade ein Paradigma kultureller (nicht: biologischer!) Evolution darstellt: Maschine zur Energielagerung und Waffe, Musikinstrument, Bohrer und Feuerzeug...

Original geschrieben von Schattenwolf
Ich persönlich habe eine hohe achtung vor ALLEN die eine der alten Künste praktizieren....egal wie "gut" oder "schlecht" sie sind.
...denn hier gilt m.E. wirklich "der Weg ist das ziel"!


Aber da wäre ja immer noch die Frage, was das nun eigentlich heisst. Für uns Kyudoka bedeutet das nämlich, dass nicht nur das Resultat, sondern auch (zusätzlich!) der Weg dorthin von Bedeutung ist. Es bedeutet keineswegs, dass das Resultat unwichtig wäre. Wenn der Weg das Ziel ist, dann will der auch gegangen werden und zwar zielstrebig, mit Ausdauer und in geeigneter Geschwindigkeit. Am Rande Blumen pflücken oder die Landschaft bewundern und nie ankommen ist da keine gute Option. Und wer Kyudo schlecht praktiziert, tut einfach nur etwas schwieriges schlecht, mit "Weg " hat das nichts zu tun. Kein Grund zur Hochachtung.
Johannes Kolltveit Ibel
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Der Steppenreiter

FITA und Instinkt

Beitrag von Der Steppenreiter » 22.06.2004, 12:28

Bin ich auf ein Wespennest gestossen oder habe ich mir einfach nur unklar ausgedrückt?

Für mich ist jede Art des Bogenschiessens wunderschön, das klingt pathetisch, ist aber so!

Ich habe so tolle Erfahrungen aus meiner FITA Zeit, daß ich mich noch immer gerne daran erinnere. Ebesno bewundere ich, wie bereits erwähnt die Kunst von Christina Knöbel und den Compound Schützen. Ebenso kann ich die Meditation des Kyudo voll und ganz nachvollziehen. Und es macht mir einen Riesenspaß mit den Jagdschützen durch den Wald zu tigern und schöne, verzwickte Schüsse zu probieren.

Wo aber meine Leidenschaft liegt, wisst ihr sicher. Es ist für mich selbstverständlich, daß das Eine mit dem Anderen nicht unbedingt zu mischen ist und trotzdem können wir Erfahrungen und Kenntnisse austauschen und auch uns gegenseitig bereichern - auch in Fragen der Technik!

Ob jetzt Instinktiv=Intuitiv=meditativ=das Nu
ist, das Rückfedern eines Blattes, wenn der Tautropfen vom Blatt abperlt, wie der Release eines Meisters? Ich halte es für ausgeschlossen etwas mit Worten erklären zu können, was uns mit Taten fast nie gelingt. Es bleibt doch nur eine leere Worthülse.

Und selbst der FITA Schütze weiß, daß das Anvisierte im Okular des Visiers nicht dort ist, wo er es zum Zeitpunkt des Release zu sein glaubt. Auch er verläßt sich auf seinen Instinkt oder Intuition genau jetzt den richtigen Moment (das Nu) gefunden zu haben.

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Wespennest?

Beitrag von Kyujin » 22.06.2004, 15:01

Das einzige Wespennest für mich ist, wenn man Kyudo als "meditativ" bezeichnet :)

Kyudo ist schiesstechnisch so genau definiert, dass den meisten intuitiven Bogenschützen Hören und Sehen vergehen würde - es gibt da kaum irgendetwas, das beliebig wäre. Es dauert SEHR lange, bevor diese Technik, oder besser: diese Techniken zur zweiten Natur werden.
Johannes Kolltveit Ibel
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Uli
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Beitrag von Uli » 22.06.2004, 15:37

Mein anderes Hobby ist Motorrad fahren. Da gibt es Leute, die schwören auf das ursprüngliche Gefühl, sich mit einfacher robuster Technik, von A nach B zu bewegen und es gibt Leute, die schwören auf die absoluten Hightech-Maschinen, die eigendlich auf die Rennstrecke gehören. Und dann die Diskusionen, was ist nun das wahre Fahrgefühl.
Nun schieße ich seit gut einem Jahr Bogen und ich höhre im Endeffekt die gleichen Diskusionen. Ich selbst würde mir keinen Bogen zulegen, der seine höhere Leistung mit Hilfe moderner Technik erreicht. Da gehört bei mir schon das Belegen mit Glas dazu. Von Carbon mal ganz zu schweigen. Wenn ein Backing dann nur Sehne, Leinen & Co. Auf der anderen Seite ist es auch für mich faszinierend, wie man mit einem modernen Bogen auf 100m einen Bierdeckel trifft oder 1000m und weiter schießen kann.
Also, es hat alles irgendwo seine Berechtigung und wer seine Freude daran hat soll es machen. Und wenn die Verfechter der unterschiedlichen Meinungen sich gegenseitig dann noch in Ruhe lassen und keiner dem anderen versucht seine Meinung aufzuzwingen, ist doch die Welt in Ordnung.
Oder sehe ich das jetzt falsch?

Uli
Memento mori!
Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus!

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Nacanina
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Beitrag von Nacanina » 22.06.2004, 15:53

Aber du würdest doch auch niemanden zum High-Speed-Rennfahrer ausbilden, wenn er eigentlich Cross fahren möchte.
Gasgeben ist allerdings ähnlich...
OK, ich hör jetzt auf damit.
Klaus
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Der Steppenreiter

Technik und Intuition und Meditation

Beitrag von Der Steppenreiter » 22.06.2004, 16:46

@Kyujin, ich habe nie ganz verstanden, weshalb Meditation landläufig für die Vorstufe genüßlichen Einpennens gehalten wird, aber wahrscheinlich ist New Age daran Schuld. Und weshalb sich das Ausüben von Technik und Intuition und Meditation ausschliessen sollen?

Und wer Kyudo schlecht praktiziert, tut einfach nur etwas schwieriges schlecht,


Das gilt wohl nicht nur für Kyudo und mit schlechter Technik wird es unendlich schwer an das zu kommen, was der Eine Instinkt, der Andere Intuition, der Nächste ich weiß nicht wie nennt.

Und wenn die Verfechter der unterschiedlichen Meinungen sich gegenseitig dann noch in Ruhe lassen und keiner dem anderen versucht seine Meinung aufzuzwingen, ist doch die Welt in Ordnung.
@Uli, damit werden wir leben müssen, letzlich ist es auch nicht weiter schlimm, das ist das Vorrecht der Newbees.:-)

@Klaus, ich bin mir nicht ganz sicher, ob dein Motorradvergleich nicht hinkt. In einem alten Film habe ich Burmesische Mönche gesehen, die mit ihren eigenwilligen Bögen ein Holzbrettchen von 40cm Breite und 80cm Höhe auf 150m Entfernung getroffen haben. Und die Technik war auch ziemlich speziell. Hatte auf jeden Fall nichts mit der Jagdschützentechnik oder FITA oder sonst etwas Westlichem zutun, sah eher mongolisch aus.

Taran
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Beitrag von Taran » 22.06.2004, 18:03

Was mir schon früher gut gefallen hat und jetzt wieder auftaucht, ist der Begriff "intuitives" Bogenschießen. Er passt viel besser.
Vielleicht sollten wir alle ihn verwenden und den anderen Begriff langsam verdrängen.

Ich finde, man kann sowohl bewusst an seiner Technik feilen als auch lernen, seiner Intuition freien Raum zu lassen sowie das Körpergefühl zu trainieren, das einem sagt, wann alles stimmt.
Die Balance zwischen diesen Komponenten wird bei jedem anders ausfallen müssen, da jeder unterschiedlich begabt ist.
Taran von Caer Dallben

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RE: Technik und Intuition und Meditation

Beitrag von Kyujin » 22.06.2004, 18:34

Original geschrieben von Der Steppenreiter
@Kyujin, ich habe nie ganz verstanden, weshalb Meditation landläufig für die Vorstufe genüßlichen Einpennens gehalten wird, aber wahrscheinlich ist New Age daran Schuld. Und weshalb sich das Ausüben von Technik und Intuition und Meditation ausschliessen sollen?


Dass sie sich ausschliessen, will ich so kategorisch gar nicht behaupten, aber nach meinen Erfahrungen mit beidem sind das bei allen Parallelen schon verschiedene Dinge.

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Das gilt wohl nicht nur für Kyudo und mit schlechter Technik wird es unendlich schwer an das zu kommen, was der Eine Instinkt, der Andere Intuition, der Nächste ich weiß nicht wie nennt.


Sehr einig. :)
Johannes Kolltveit Ibel
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