Atemtechnik beim Schießen

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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Botjer
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Beitrag von Botjer » 05.01.2004, 13:24

Also, ich finde das bewußte Atmen beim Bogenschießen extrem wichtig. Der Ablauf des Atmens bestimmt bei mir den gesamten Vorgang des Schießens.

Ich atme bewußt tief ein (Bauchatmung), dabei "Sammlung und Konzentration" - dann langsam und tief aus, dabei Anheben und Spannen des Bogens, "Ahnen" des Ankerpunktes und im letzten Teil des Ausatmens den Pfeil ablassen (und ihm hinterhergucken, wohin auch immer :D ) - Bogen senken, Atem kurz halten - wieder tief einatmen, dabei neuen Pfeil nehmen, einnocken - dann wieder ausatmen, dabei Bogen heben / spannen usw …

Das ergibt einen sehr runden und ruhigen Bewegungsablauf und gerade wenn mann mehere Pfeile non-stop hintereinander schießt wirds schon fast meditativ.

Ich finde es logischer beim Ausziehen auszuatmen, da man in diesem Moment die größte körperliche Anstrengung leistet.
Bei allen (Kampf-)Sportarten (bzw. -künsten) wird in die Anstrengung geatmet, warum also nicht auch beim Bogenschießen. Das ungewohnte ist nur, das die Anstrengubg hier nach hinten gerichtet ist - man zieht die Sehne halt zu sich ran.
LG Niels

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Beitrag von Cowboy » 05.01.2004, 22:02

na ja, einmal im Leben :D muss ich botjer mal recht geben. In jedem Buch über Muskeltraining bzw. in jedem Kampfsport, in den ich mal reingeschnuppert habe, wurde mit der Kraftanstrengung ausgeatmet.

Wenn es nur um maximale Kraft ginge, müsste ich die Pressatmung einsetzen. Durch das Einschließen der Luft im Bauchraum ergibt sich durch diverse Muskeln eine manschettenartige Umspannung der Wirbelsäule, wodurch die Bandscheiben bis zu 50% entlastet werden können.
Dadurch kann man am meisten Heben, Stemmen etc...
Der Nachteil ist jedoch der Anstieg des Blutdruckes und die daraus resultierende Extrembelastung des Herzens.

Wahrscheinlich ist es nur wichtig, für sich einen "runden" Ablauf zu finden.

mfg Cowboy
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shewolf
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Keine Regel ohne...

Beitrag von shewolf » 05.01.2004, 22:29

Ausnahme:
Beim Kampfsport kannst Du kontrolliert atmen, der jeweiligen Technik entsprechend. Tritte und Schläge fängt man/frau am besten mit reflexartigem Ausatmen ab, dito. fokussierst Du Deine eigene Kraft beim Angriff durch Anspannen der Muskulatur und Ausatmen (das "hai" beim Karate ist ritualisiertes Ausatmen).

Beim regellosen Kampf mit mehreren Gegnern atmest Du - obiges Training vorausgesetzt - automatisch aus, da Du aber den Ablauf nicht kontrollieren kannst, atmest Du nur flach ein - wäre zu dumm, mit voller Lunge einen Tritt/Schlag abzubekommen, autsch. Dein Adrenalin sorgt in diesem Fall schon für den nötigen "Restschub"

Ganz anders beim Bogenschießen: Fester Stand mit beiden Beinen, durch das tiefe Einatmen beim Ausziehen setzt Du Deinen Schwerpunkt noch tiefer, sammelst Dich und holst die Kraft von unten. Du hast genug Sauerstoff, um in Ruhe zu zielen. Lösen - und ausatmen. Ende des Zyklus.
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Beitrag von Botjer » 05.01.2004, 23:19

@ Schattenwolf:
Ich werde Deine Übung mit Sicherheit NICHT so wie beschrieben machen, dafür sind mir meine Lendenwirbel viel zu schade.
Aber es gibt beim Krafttraining tatsächlich eine sehr ähnliche Übung. Linkes Knie auf'ne Bank, rechtes Bein ausgestreckt nach hinten, Oberkörper nach vorne, linke Hand stützt sich auf der Bank ab: Dann eine Hantel mit der rechten Hand im 90-Grad-Winkel zum Oberkörper nach oben ziehen. Und beim Anheben ausatmen. Wirst Du in jeder Muckibude so beobachten, ist eine der ganz klassischen Lat-Übungen.
Ach ja, das männlich-machomäßige Stöhnen nicht vergessen :)

@ Cowboy:
Keine Panik, selbst Brüder sind mal einer Meinung :D
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Mongol
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RE: Keine Regel ohne...

Beitrag von Mongol » 06.01.2004, 09:00

Original geschrieben von shewolf

Ausnahme:
Beim Kampfsport kannst Du kontrolliert atmen, der jeweiligen Technik entsprechend. Tritte und Schläge fängt man/frau am besten mit reflexartigem Ausatmen ab, dito. fokussierst Du Deine eigene Kraft beim Angriff durch Anspannen der Muskulatur und Ausatmen (das "hai" beim Karate ist ritualisiertes Ausatmen).


[klugscheiß] das Powerausatmen nennt sich "Kjai" "Hai" = "Ja" ;) [/klugscheiß]

Hier ist es aber so, daß die Art der Bewegung tendentiell eher den Brustkorp/Bauch "zusammenzieht" - ergo ist Ausatmen sinnvoll.


Ganz anders beim Bogenschießen: Fester Stand mit beiden Beinen, durch das tiefe Einatmen beim Ausziehen setzt Du Deinen Schwerpunkt noch tiefer, sammelst Dich und holst die Kraft von unten. Du hast genug Sauerstoff, um in Ruhe zu zielen. Lösen - und ausatmen. Ende des Zyklus.



bzw. das Zusammenziehen der Schulter-/Rückenmuskulatur "fördert" den natürlichen Drang einzuatmen. Und da es sicherlich sinnvoll ist sich auch beim Bogenschießen so natürlich wie möglich zu bewegen... ;)
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Beitrag von shewolf » 06.01.2004, 09:36

@mongol-san: hai domo :D allerdings hab ich mir das "Hai" immer gespart, man kann auch "nur" Atmen, den "Brunftschrei" den manche da losdonnerten fand ich eher peinlich 8-|

Und da es sicherlich sinnvoll ist sich auch beim Bogenschießen so natürlich wie möglich zu bewegen... ;)


GENAU, einfach an die vier Elemente denken: Erde, Wasser, Luft & Feuer

Auf der Erde ruht der feste Stand. Mit dem Einatmen kommt die Kraft. Der Auszug fließt wie dann Wasser. Das Lösen entfacht das Feuer...

Jedes Element ist Teil des Ganzen. ;-)
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ich habe mal ligamäßig luftgewehr...

Beitrag von Hunbow » 06.01.2004, 09:41

... geschossen. wenn man versucht 40 mal hintereinander auf 10 m einen stecknadelkopf zu treffen kann man gut beobachten, was passiert, wenn man die luft einbehält beim zielen (da wird tatsächlich noch gezielt!).

du wackelst aufgrund der inneren anspannung wie ein lämmerschwanz. erst wenn du langsam wieder ausatmest kannst du ruhig halten.

wie schon mal erwähnt, haben wir tradtitonellen mehr oder weniger freiheit beim atmen. ich glaube aber, dass ein eigener (möglichst immer gleicher) rythmus bedeutsam ist. vielleicht nicht unbedingt, um alle pfeile ins kill zu kriegen. sondern wichtig, um das bogenschiessen zu einem inneren erlebnis zu machen und die eigene mitte zu treffen!
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Filmtipp:
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Beitrag von Mongol » 06.01.2004, 09:41

na ja, das mit dem "Wasser" kann man manchen Gemütern schnell mal "in die Hose" gehen ;)
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Beitrag von Cowboy » 06.01.2004, 12:54

ich hab mal etwas experimentiert :D
Schattenwolfs Übung und das Ziehen des Bogens gehen bei mir definitiv leichter, wenn ich ausatme.
Wenn ich bein Spannen des Bogens einatme, "öffnet" sich mein Brustkorb und meine Ebene des Pfeils kommt um ca. 5 ca, höher.
Das Ausatmen hilft mir, die Ebene ruhiger zu halten.

Gruß Cowboy
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RE: sowas

Beitrag von Mongol » 06.01.2004, 17:28

Original geschrieben von Schattenwolf

@Shewolf...ganz deiner meinung......nur hast du noch das fünfte element ausser acht gelassen.
...mit dem pfeil entschwindet das bewustsein im nichts der großen leere 8-)


Wie Pfeile verstecken gehört auch zur Schußtechnik? :-o :) :)
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Markus
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"richtige" Atmung im Kyudo

Beitrag von Markus » 09.01.2004, 21:33

Hier die Atmung, wie sie im Kyudo sein sollte. Wie meine Atmung ist, tut hier nichts zur Sache 8-)
Beachtet, dass es während des Schusses nur zwei Atmenzüge gibt und die Zeit (Sekunden) zwischen den einzelnen Schritten.

Ich zitiere aus dem Buch: "Kyudo - die Kunst des japanischen Bogenschiessens" von Feliks F.Hoff; Weinmann-Verlag, 9. Auflage 1999
Dieses Buch gilt als deutsches Lehrbuch in Sachen Kyudo, besonders für Heki-Schützen:

Bild


"........Sollte diese Form dem Schützen aber nicht möglich sein, so muss er so ein- und ausatmen, wie es für ihn erforderlich ist. In jedem Fall sollte aber darauf geachtet werden, dass Atmung und Bewegung zueinander koordiniert werden. In der Regel gilt dabei, dass bei anstrengenden Bewegungen, wie zum Beispiel dem Öffnen, ausgeatmet wird. Beim Schiessen sollte nur mit dem Zwerchfell ein- und ausgeatmet werden, d.h. dass beim Einatmen die Bauchdecke etwas vortritt, weil das Zwerchfell sich absenkt und beim Ausatmen der Bauch wieder etwas flacher wird. Dies hat zur Folge, dass durch die Anspannung der abdominalen Muskeln der Oberkörper noch fester ins Becken gezogen wird und somit die Position des Dozukuri (der Balance) während der Anstrengung durch das Ausatmen verfestigt wird."

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Beitrag von michael lb » 23.01.2004, 08:51

Zum Atmen bei Kampfkünsten:
Sicherlich ist das ausatmen mit bestimmten Tätigkeiten verbunden, zB beim Rollen/Fallen (weil, da geht die Luft eh raus ...).
Aber bei einer Serie von Schlägen/Blöcken oä kann man nicht ständig ausatmen. Sprich, man muss aus dem Ein- und Ausatmen Kraft schöpfen.

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Beitrag von komposti » 03.02.2004, 22:22

ich persönlich atme während der konzetration auf das ziel tief ein und aus,dann mit bauchatmung ein und während des auszuges nicht ganz aus,um beim ankern kurz inne zu halten und nach dem lösen den rest luft abzulassen. ich denke, wie schon vorher erwähnt,ist die bauchatmung der knackpunkt. beispiel aus meiner erfahrung: ein bär, von einem boddybuilder zog das erste mal einen bogen (60#). natürlich atmete er tief ein beim auszug, nur die aufgebläte brust und die "mangelnde" kraft vereitelte es, die hand an das gesicht zu bekommen.
jeder vorteil wird mit einem nachteil erkauft.

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betr. Atmung...

Beitrag von Azmodhan » 18.02.2004, 01:00

Ich hab heute beim Schiessen mal bewusst auf meine Atmung geachtet (nicht versucht sie zu steuern, sondern beobachtet was da bei mir abläuft).
Da ich schon früher Fita geschossen habe, sehr lange SV-Sportarten ausgeübt habe, denke ich mein Unterbewusstsein ist einigermassen geschult im Umgang damit.
Zur Beobachtung:
Der Vorgang beginnt mit dem Auflegen des Pfeils, die Bogenhand umfasst locker den Bogen, die Zughand hält die Sehne auf kurzem Zug, knapp über Standhöhe, ich stehe locker in den Knien, mein Oberkörper ist leicht nach vorne geneigt, ich blicke zum Boden und beginne mich zu sammeln. Der Blick dreht sich in Richtung Ziel.
Zu diesem Zeitpunkt atme ich gleichmässig langsam und flach. Diese Phase dauert etwa 15 Sekunden.
Sobald ich mein Ziel fixiert habe, folgt ein tiefes langes Einatmen gefolgt von einem ebenso langen Verschnaufen.
Beim Beginn des nächsten, tiefen Einatmens beginnt auch der Auszug, der mit Beenden des Einatmens am Anker endet.
Je nach Verfassung und Konzentriertheit bleibt der Auszug zwischen 0,5 und 2 Sekunden stehen, wobei ich nicht atme.
Das Lösen beginnt mit einem entspannten Ausatmen, wobei sich meine gesamte Muskulatur im Bereich Oberarme/Brust/Schultern plötzlich entspannt. Beim Nachhalten folgen noch zwei langsamere, tiefere Atemzyklen, danach normalisiert sich meine Atmung wieder.

Es gibt mit Sicherheit alternative Techniken, allerdings denke ich für mich die einzig richtige gefunden zu haben, da ich mich bei diesem Vorgang entspannt und wohl fühle.
Ich denke ich habe diese Atemtechnik aus dem Karate abgeleitet, wobei das Bogenschiessen generell aber eher genau umgekehrt abläuft, da hier ja auf die Anspannung die Entspannung folgt und nicht umgekehrt.
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Beitrag von shewolf » 18.02.2004, 15:44

@Azmodhan: Du bringst es auf den Punkt: es gibt nicht nur ein/ausatmen, sondern auch noch ganz verschiedene Techniken (Flach atmen, Bauchatmung, oder die "Atemautomatik" die abläuft, wenn wir nicht drauf achten)

Beim schießen können wir ganz bewußt atmen, und die damit verbundene Konzentration nutzen & bündeln. Wir entscheiden über den Takt (ein/aus) und auch die Tiefe der Atmung.

Wie Schatti schreibt, können wir uns mit zwei, drei bewußten Atemzügen ganz schnell sammeln... ;-)
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