Bogen knallt und scheppert beim Schuss

[Mordrag]

Hey Leute,

seid langem war ich endlich mal wieder Bogenschiessen. Jetzt musste ich mit entsetzen feststellen, das mein Bogen (Beschreibung unten) beim Schuss lautstark knallt. In der SuFu gab es leider nur einen Thread zu dem Thema. Auch woanders wurde ich nicht wirklich fündig.

Aber hier mal ein paar Eckdaten.

Bogen: Mollegabet Nachbau
Zugkraft: ca. 35# auf 28"

Pfeile: 11/32
Spine: 32 bis 35#
Spitze: History Point 100gr

Der Schuss wird mit vollen 28" ausgeführt. Wenn ich meinen Bogen als Linkshandschütze (wie sonst auch) schiesse, scheppert es beim Schuss kräftig. Das Geräusch kommt soweit ich das mitkriege vom Griffstück. Es klingt so als wenn der Pfeil dort gegenschlägt.

Wenn ich den Bogen allerdings mit der linken Hand halte und der rechten ausziehe (RH), dann scheppert es kein bisschen. Der Pfeil fliegt ruhig und gerade ins Ziel.

Was ich jetzt schon alles überprüft habe:

Ich habe die Standhöhe niedriger und höher eingestellt. Zwischen 10 und 16 Zentimetern alles ausprobiert.

Die Sehne läuft soweit ich das beurteilen kann auch mittig. Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass sich der Bogen nach links neigt beim Auszug. Kann man das überprüfen?

Ebenfalls habe ich meine Technik überprüft. Haltung der Bogen- und Zughand. Haltung des Körpers, Haltung des Bogen. Alles durch.

Was mir aufgefallen ist, das es nicht jedes mal knallt. Mal gehen die Pfeile sauber raus und ein anderes mal knallt es als wenn der Bogen zerreisst. Mein Bruder stand daneben und hat geschaut. Selbe Technik, anderes Ergebnis.

Ich hoffe ihr habt noch ein paar sinnvolle Tipps. Ich würde den Bogen ungerne aufgeben, da er mir echt ans Herz gewachsen ist. Falls es an den Pfeilen liegen sollte, kein Problem....ich brauch eh neue.

Nochmal zur Zusammenfassung:

Selber Bogen, selbe Pfeile. LH knallt, RH ruhig.

[Heidjer]

Die Pfeile könnten dynamisch eine Idee zu hart sein, mal eine 125gr Spitze testen.
Das Knallen kommt sicher vom Anschlagen der Pfeile und bedeutet einen falschen dynamischer Spine, eventuell ein unsauberes Release?


Gruß Dirk

[Ravenheart]

Kling nach seitlichem Verzug im Auszug. Dein Bruder soll sich mal hinsetzen, und den Bogen (ohne Pfeil!) SO halten, als wolle er genau senkrecht nach oben schießen. DU stellst Dich genau in der Längsachse des Bogens vor bzw. hinter ihn, und gehst so weit runter, dass Du mit dem Bogenende auf Augenhöhe bist. Dann zieht er langsam ein paar mal aus und führt ihn langsam wieder zurück. Du beobachtest dabei die Bewegung des jeweiligen WA, Bewegungslinie UND (seitliche) Neigung des Rückens. Ich tippe, mindestens ein Ende wandert seitlich weg und der WA verdreht sich im Auszug.

Rabe

[Anschi]

Jetzt mal ein wahrscheinlich sau blöder Einwurf, bitte nicth steinigen, wenn Quatsch ist, war ne spontane Eingebung

Wenn Linkshand scheppert und das vorher nicht so war. Und Rechthand problemlos geht....
Haltet ihr den Bogen vielleicht falschrum? Also oben und unten vertauscht?
Wenn der Sehnenverlauf nicht ganz mittig ist und auch die Wurfarme ja oft nicht ganz gleich sind, würde ein "Falschrum-halten" des Bogens doch eventuell so etwas auslösen, oder?

Liebe Grüße, Diana

[Heidjer]

Eigentlich nicht.
Schießt man einen Bogen über Kopf, also mit vertauschten Wurfarmen, dann führt das zu einen "Reiten" von Pfeilen, einer Auf- und Abbewegung.

Ein seitliches Anschlagen von Pfeilen kommt von einen falschen dynamischen Spine.
Dafür gibt es soviele Fehlerquellen, wie es Faktoren gibt, die einen Einfluss auf den dynamischen Spine haben.
Hier noch einmal die Favoriten: 1. Falsche Pfeilgeschwindigkeit wegen Ablassfehler, oder 2. Größerer Weg des Pfeiles um den Griff herum, weil ein oder beide Wurfarme sich im Auszug verdrehen.


Gruß Dirk

[Mordrag]

Die vorgeschlagene Probe auf verdrehte Wurfarme von Rabe werde ich morgen nach der Arbeit auf jeden Fall mal testen. Falls sich ein Wurfarm verdrehen sollte, müsste ich ihn ja richten können wenn ich auf der gegenüberliegenden Seite was abnehme.

Falsch rum wird der Bogen definitiv nicht gehalten. Da ich ihn selbst gebaut habe, würde mir das auffallen.

Aber da er nur auf der rechten Bogenseite und nicht auf der linken Seite anschlägt, tippe ich doch mal auf eine schiefe Sehne beim Auszug oder? Weil auf Standhöhe ist die Sehne fast mittig. Eventuell 2-3mm weiter nach links.

[Heidjer]

Wenn die Sehne um 2mm nach Links versetzt ist, bedeutet das, dass der Pfeil um 4mm mehr Durchbiegen muß bei der Passage des Griffes auf der rechten Seite, wenn der Bogen Linkshand geschossen wird. Dazu müssen die Pfeile deutlich weicher wie beim Rechtshandschiessen sein, also schwerere Spitzen oder mindestens 5# weichere Pfeilschäfte.


Gruß Dirk

[killerkarpfen]

Das erhöhen der Standhöhe hat bei mir etwas gebracht oder eben nicht. Meine Standhöhe beträgt 18 cm bei 17 schlagen die Pfeile an.
Release hat Heidjer auch angesprochen. Ich kann nicht glauben, dass ein Beidhandschütze mit beiden Händen wirklich genau die gleiche Technik hervorbringt. Zu festes Greifen des Bogens im Griff, wegreissen der Zughand beim Lösen, verreissen beim Abschuss können die vielseitigen Ursachen sein. Auch das "Verdrehen" der Wurfarme oder auch Abweichungen im Griffbereich könnte ich mir vorstellen.
Als Erstes würde ich die Standhöhe noch vergrössern auf 18 - 18.5 cm.
Zweitens den Bogen nur mit Daumen sowie Zeige und Mittelfinger halten, um ein zu starkes umschliessen mit der Hand zu vermeiden.
Drittens andere Pfeile ausprobieren
...
...
6. Bogen wegschmeissen und neuen bauen

[Heidjer]

Ein einfacher Test ob der gleiche Spine für LH und RH Schiessen reicht, geht folgendermaßen.

Den Bogen aufspannen und flach auf den Boden (Tisch) legen, einen Pfeil einnocken und den Pfeil über die Pfeilanlage legen. Jetzt die Höhe der Pfeilspitze über den Boden messen und dann den Bogen umdrehen und die Messung auf der anderen Seite wiederholen. Für einen gleichen Spine sollte die Höhe der Spitze annähernd gleich hoch über den Boden ragen. Bei größeren Abweichungen braucht man für die Seite wo die Pfeilspitze höher steht, einen weicheren Pfeil.


Gruß Dirk

[killerkarpfen]

und wieder um eine Erfahrung reicher.

Was man nicht alles noch dazu lernen kann . Guter Tipp danke

[Heidjer]

Naja, ist eigentlich ein Test für Selfbögen mit symetrischen Griffen ob der Bogen eher für LH oder RH geeignet ist, da wo der Pfeil flacher steht, ist das "Schußfenster" besser.


Gruß Dirk

[Mordrag]

Hey Leute,

war heute bestimmt 5 Stunden draussen und habe mit meinem Bruder zusammen ein bisschen experimentiert.

Wie von Ravenheart und Heidjer empfohlen haben wir den Bogen auf eine asymetrische Biegung geprüft. Also mal gezogen und geschaut wohin die Arme sich bewegen.

Ergebnis: Der Bogen hat schon von Natur aus eine leichte Biegung nach links. Dies wird durch das Ausziehen noch verstärkt. Auf Standhöhe liegt die Sehne ca. 2 mm weiter nach links. Beim Auszug verstärkt sich dies noch ein bisschen.

Der Versuch durch abschleifen der rechten Hälfte der Bogenarme die Arme etwas nach rechts zu zwingen schlug leider fehl. Die ersten paar Pfeile nach dem abschleifen und warmziehen gingen ohne Probleme und die Sehne lief schön mittig. Doch nach ca. 50-60 Pfeilen wanderte die Sehne wieder an ihren ursprünglichen Platz. ( Gedächtnisholz )

Auch leichtere Pfeile und Pfeile mit höheren oder niedrigerem Spine brachten das selber Ergebnis. Die Sehne läuft einfach zu weit links.

Ich bin also nun zu dem Schluss gekommen das der Bogen für LH Schützen einfach nicht geeignet ist. Für RH Schützen ist er optimal, da der natürlich Wuchs des Bogen dies ja unterstützen möchte. Umstellen möchte ich mich nicht. Daher überlege ich nun schon ob ich ihn verkaufe.

Was könnte man für das schöne Stück so verlangen? Ich habe bisher nur 2 meiner Bogen verkauft. Und das nur für Materialpreis an Freunde. Dafür ist er mir aber zu schade.

Anbei noch ein paar Eckdaten und Bilder.

Das Design des Bogen ist an einen Mollegabet angelehnt. Breite Arme und sehr schmale Wurfarmenden mit einem harten Übergang. Die Sehne wurde aus gewachstem Leinen flämisch gespleißt (beide Öhrchen). Es ist also kein Bogenbauerknoten vorhanden.

Holz: Esche
Zuggewicht: 37# @ 28"
Baujahr: Februar 2013

Länge (Nock to Nock): 167cm
Griffstück: 10cm
Wurfarmlänge: ca. 50cm
Wurfarmbreite: 5,5cm > 4,7 cm
Nadellänge: ca. 26cm
Nadelbreite: 1,7cm > 1,0 cm (Nocke)
Stärke Jahresringe: ca. 4-5mm

Molle 01

Molle 02

Molle 03

Molle 04

Molle 05

Molle 06

Molle 07

Molle Tiller

[Neumi]

Hallo Mordrag, sag mal der Griff iss ja sowas von "scharfkantig" der drückt doch wie blöd in die Hand rein. Macht das Spass mit dem zu schiessen? Ich stell mir das ziemlich unangenehm vor
Grüsse - Neumi

[Mordrag]

Hey Neumi,

ich glaube das ist alles eine Sache der Vorliebe. Ich finde den Griff für meine Hände sehr angenehm. Die Leute die mit ihm geschossen haben, haben auch nichts gesagt. Sieht eventuell auf den Bildern nur so aus. Muss man "anprobieren"