Schießen über den Daumen mediterran

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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Fenrisulfir
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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Fenrisulfir » 01.02.2013, 23:57

Das schau ich mir die ganze Zeit an, aber dein Anker ist darauf leider nur schwer zu erkennen, ich sehe deine Drehuung des Bogens ... aber bei mir deht sich da nicht soviel, selbst wenn ich eine starke Drehung forciere fliegt der Pfeil dennoch nicht genau da hin wo er soll sondern immernch ein Stück zuweit rechts.

Hat vieleicht aber auch damit zutun, dass ich jahrelang normal mediteran geschossen habe.

Trotzdem will ich mir nun mit dieser seltsamen Drehung nichts falsches antrainieren, da muss ich mich etwas einlesen... sie wirkt dennoch irgendwie unnatürlich und gezwungen und wirkt auf mich wie eine enorme Fehlerquelle den Bogen während des Schusses so stark zu verreißen.

Aber wie gesagt trotz starker Drehung wird die ganze Flugbahn nach rechts nicht ausgeglichen.

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von benzi » 02.02.2013, 00:18

@Fenrisulfir

solange Du der Drehung Begriffe zuordnest wie "nicht normal" und "unnatürlich" wird es wohl nichts werden......... :-*

Die Drehung des Bogens bei Rechtsauflange des Pfeiles gibt es schon etwas länger als FITA Trainer ;D >:)

drehungpferdklein.jpg
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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Fenrisulfir » 02.02.2013, 00:30

;D

Hey ich verurteile sie nicht, auf mich wirkt die Drehung aber einfach so, zumal ich ja ohne Drehung mit dem Pfeil links treffe.

Aber gut ich will nicht urteilen nach nur wenig Übung, ist eben der erste Eindruck, mir fällt eben auf, dass durch unkonstantes drehen der Pfeil eben mal weiter mal weniger weit nach rechts abweicht, das tut meinem Trefferbild garnicht gut :D

Darum frage ich mich, wenn diese Drehung generell normal ist bei Daumenschützen, wie sie es hinbekommen, dass diese immer gleich kraftvoll ist.

Aber ich muss dann doch einsehen, dass die Umstellung von links nach rechts doch nicht nur einfach bedeutet den Pfeil auf die andere Seite anzulegen, da steckt doch um einiges mehr Technik hinter, gut daran soll es nicht scheitern, man muss es halt erstmal verstehen 8)

Dann mal meinen 30 Pfund Grozer abstauben und üben morgen.

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von benzi » 02.02.2013, 00:35

Fenrisulfir hat geschrieben:Darum frage ich mich, wenn diese Drehung generell normal ist bei Daumenschützen, wie sie es hinbekommen, dass diese immer gleich kraftvoll ist.


da hast Du die Schwierigkeit dieser Technik schön auf den Punkt gebracht!!!

Bei mir geht es am besten, wenn der Kopf ausgeschaltet bleibt und die Stärke der Drehung unbewußt ausgeführt wird. Leider ist das noch lange nicht immer der Fall.....

Grüße benzi
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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Fenrisulfir » 02.02.2013, 00:37

Na das kann ja was werden :o

Danke euch Beiden für die Aufklärung!

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Wilfrid (✝) » 02.02.2013, 06:22

Jungs, ihr macht einen großen Fehler. Ich drehe nicht den Bogen, sondern halte den Bogen verdreht in der Hand. Dann kippt das Handgelenk durch den Bogenzug während des Spannens um bis zu 30°. Der Ellenbogen ist nicht durchgedrückt(eingerastet) , sondern wird durch Muskelkraft bei Vollauszug auf der Linie rechter Ellenbogen, Schultern, linker Ellenbogen Handgelenk gehalten. Die Schulterblätter gehen zusammen, der Hintern wird mit den Bauchmuskeln nach vorn gezogen (geradestehen wie beim Millitär). Löst Du jetzt, haben alle beteiligten Muskeln plötzlich keinen Gegendruck mehr. Der Bogen verreißt und dreht sich, weil man diese Bewegung nicht bremsen kann (und auch nicht will) Diese Bewegung ist logischerweis bei jedem Bogen anders in der intensität , hängt von der Stärke des Bogens ab, nicht aber in der Art. Sie ist noch nicht einmal unbewußt, sondern eine Folge der "Anstrengung" beim Auszug.
Vergeßt die Dreherei, zieht einfach nur aus, bis ihr euch Weit geöffnet habt (oder euren Hintern zusammengekniffen) und gerade steht. Den Rest macht eure eigene Trägheit

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von doubleD » 02.02.2013, 08:03

Wilfried du baust in der Bogenhand / im Griff eine Vorspannung auf die durch den der Zug der Sehne gehalten wird.
Nach dem Lösen dreht der Bogen weg und auch die Bogenhand bekommt einen Impuls nach links.

Genau diesen Impuls gilt es bei Linksauflage soweit wie nur irgend möglich durch sauberes Lösen und korreckte Köperhaltung zu vermeiden aber ist ist unmöglich es völlig zu vermeiden. Bei der Rechtsauflage kommt der Impuls mit der Drehung einem tiefen Schussfenster gleich. Das Problem hier ist die Wiederholgenauigkeit dieses in Sekundenbruchteilen vollzogenen Ablaufs.

Im Prinzip lässt der Rechtsschütze der Natur ihren Lauf und versucht den Tiger zu reiten während der Linksschütze der Bewegung Einhalt zu gebietet und versucht ein Fels in der Brandung zu sein. Oder

Wenn der Wind des Wandels weht werden die Einen Mühlen bauen und die Anderen Mauern.
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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Wilfrid (✝) » 02.02.2013, 08:11

so isses DD, und die Wiederholgenauigkeit ergibt sich, wenn Du den Bogen immer gleich greifst. Das macht das unbewußte ganz alleine.
Der Tiger läuft sozusagen dahin , wo er will, Du mußt nur draufbleiben und ihn nicht stören durch denken und lenken

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Slastin » 02.02.2013, 09:01

Meiner Meinung nach finde ich es ein wenig gewagt aufgrund einer mittelalterlichen Darstellung auf eine Schießtechnik zu schließen, da solche Bilder zur einfacheren Darstellung auch ganz gern mal verfälscht gezeichnet wurden.
Weiterhin kann natürlich sowas nicht durch Fundstücke belegt werden, was die Sache noch schwieriger macht.

Beispiel: runde Schilde wurden zur besseren Erkennbarkeit kurzerhand gewölbt dargestellt. Es gibt noch einige Beispiele mehr, im Stuttgarter Spalter ist das Beispiel mit den Schilden übrigens sehr gut zu sehen. Auf dem Teppich von Bayeux sieht man solche Sachen auch sehr schön.

Ich werd mich übrigens hüten als Anfänger irgendjemand hier an die Karre fahren zu wollen :D wollt nur mal einwerfen, daß sowas mit Vorsicht zu genießen ist. Hat nur meine Erfahrung aus 12 Jahren Reenactment gezeigt.

LG Jens

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Slastin » 02.02.2013, 09:27

Also wenn ich Wilfrid jetzt richtig verstanden hab hält man den Bogen so, daß die Sehne nicht mehr in einer Flucht mit dem Holz ist, sondern ein wenig rechts davon liegt. Beim Auszug wandert das Handgelenk leicht nach links, der Unterarm wandert aus dem Bereich der Sehne und man bekommt einen leichten Druck des Pfeils nach links in Richtung des Bogens und der Pfeil kann nicht mehr runterfallen?
Klingt eigentlich logisch für mich, allerdings weiß ich leider nicht wie sich das auf den Pfeilflug auswirkt :) bin ja noch Theoretiker hehe

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Wilfrid (✝) » 02.02.2013, 09:41

Der Schießstil hat erstmal nichts mit Mittelalter oder so zu tun, genausowenig, wie der Hillstyle oder ELB Schießen, oder Fita.
Es ist nur eine andere tradierte Technik, mit der der Geübte Pfeile unterschiedlichen Spines und Gewichts ins gleiche "Loch " kriegt. Und mit der der Anfänger schmerzfrei und schnell Ziele trifft, so er gleiche Pfeile verwendet.
Es ist ein Stil, mit dem man dem Fuchs das Huhn abjagt, dem wildernden Hund die Schafherde vergällt (und mit dem man auch mal den Kochtopf gefüllt hat)
Und es ist eine der Möglichkeiten, sauber über den Daumen zu schießen, wie es auf MA-Miniaturen dargestellt wird und wie es gefühlte 80% der Menschheit tun.
Diese Technik hat mit Reenactment erstmal überhauptnichts und mit intuitiv Schießen alles zu tun. Denn unbedarfte Kinder legen den Pfeil auf den Daumen und schießen erstmal im Primitivrelease. Von da aus gehts dann entweder zum Daumenablaß oder zum Secondrelease->mediterranen Griff.
Meine Wenigkeit und tausende andere haben so Bogenschießen gelernt. Intuitiv Bogenschießen ist ganz einfach:
Pfeil einnocken, Bogen nach vorn, Nocke nach hinten, Bogenarm ausm Weg, richtig an der Sehne ziehen und wenns nicht mehr geht , loslassen. Nicht denken, nicht quasseln, machen. Immer wieder. Pfeil holen nicht vergessen.
Am Ende fliegt der Pfeil dahin, wo Du hinguckst/hindenkst. Auf 7-10 m wandern die Gruppen auf einer großen Wand, wenn sie aus "gleichen "Pfeilen bestehen so beständig in Richtung Ziel. Die 20. streut zwar gewaltig, aber das Ziel, so man immer an dieses gedacht hat, liegt in der Mitte der Gruppe. Und dann wird die Gruppe immer enger.

Slastin, so ungefähr

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Fenrisulfir » 02.02.2013, 10:07

Slastin hat geschrieben:Also wenn ich Wilfrid jetzt richtig verstanden hab hält man den Bogen so, daß die Sehne nicht mehr in einer Flucht mit dem Holz ist, sondern ein wenig rechts davon liegt. Beim Auszug wandert das Handgelenk leicht nach links, der Unterarm wandert aus dem Bereich der Sehne und man bekommt einen leichten Druck des Pfeils nach links in Richtung des Bogens und der Pfeil kann nicht mehr runterfallen?
Klingt eigentlich logisch für mich, allerdings weiß ich leider nicht wie sich das auf den Pfeilflug auswirkt :) bin ja noch Theoretiker hehe


Es geht nicht nur ums Mittelalter.
Die Darstellungen sollen nur beweisen, dass diese Technik offenbar verwendung fand. Ich zB dachte ja, dass der Schuss über den Daumen nur in der asiatischen Kultur verbreitet war.

Mir geht es darum, dass ich den Schuss über den Daumen sehr praktisch finde, aus verschiedensten Gründen, nur einfach nicht in der Lage war diese Idee in eine Technik umzusetzen.


Wilfrid wär es möglich, wenn du ein paar Bilder von deiner Bogenhand während des Auszugs machst? Es interessiert mich was du da genau meinst.

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Wilfrid (✝) » 02.02.2013, 10:25

ich arbeite dran, leideer habe ich nur 2 Hände und noch nichts, was die Cam hält

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Slastin » 02.02.2013, 10:26

Fenrisulfir hat geschrieben:Es geht nicht nur ums Mittelalter.
Die Darstellungen sollen nur beweisen, dass diese Technik offenbar verwendung fand.



Und genau darum gings mir bei meinem Posting. (siehe 5 Einträge drüber). Das die Beweiskraft solcher Darstellungen mit Vorsicht zu genießen ist :)

Nichts anderes wollte ich damit ausdrücken

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Re: Schießen über den Daumen mediterran

Beitrag von Fenrisulfir » 02.02.2013, 10:39

Wilfrid hat geschrieben:ich arbeite dran, leideer habe ich nur 2 Hände und noch nichts, was die Cam hält


Ja das Problem hab ich auch ... vorallem weil man diese nervigen Handys nicht hinstellen kann ;D


Slastin hat geschrieben:Und genau darum gings mir bei meinem Posting. (siehe 5 Einträge drüber). Das die Beweiskraft solcher Darstellungen mit Vorsicht zu genießen ist :)

Nichts anderes wollte ich damit ausdrücken


Die Sache ist die, nichtnur auf europäischen Darstellungen werden diese Techniken gezeigt, zudem geht die Beweisführung auch in die andere Richtung, wer sagt denn, dass der momentan praktizierte Stil (Pfeil links, mediteraner Griff) auch wirklich der war, der damals verwendet wurde?
Das Bogenschießen wurde erst in den 20ern? 30ern? Wieder neu "erfunden" davor nutzte das keiner mehr und die Techniken gingen vermutlich längst verloren.

Ich behaupte nicht, dass diese oder die andere Methode nun richtig ist, aber ich sehe einige Vorteile darin den Pfeil auf dem Daumen abzulegen.
1. Spine ist weniger von Bedeutung, ich kann mir bis heute nicht vorstellen, dass frühere Fletcher ihre Pfeile ausgespined haben und der Schütze hinging und sagte "Ich brauche 50er Pfeile", die wurden einfach hergestellt und die Pfeile an die Schützen verteilt, bzw nach der Schlacht eingesammelt und neu verteilt.
2. Geschwindigkeit, wenn du auf dem Daumen auflegst musst du den Pfeil nicht auf die andere Bogenseite bringen, dadurch kannst du mehr als doppelt so schnell einnocken und schussbereit sein, in Zeiten wo es darauf ankam sein Leben mit der Waffe zu verteidigen, kein zu unterschätzender Vorteil.
3. Der Daumen kann den Pfeil um einiges besser fixieren als die flache Hand, dadurch kann man auch in der Bewegung den Pfeil stabil halten und schießen.

Das sind alles Dinge, die ich, wie ich finde in einer Kampfsituation unschätzbare Vorteile sind, desweiteren haben die Schusstechniken, anders als in Europa, in den asiatischen Kulturen überlebt und diese benutzen (fast?) ausschließlich den Daumen als Pfeilauflage. Da muss ja etwas hinter stecken.

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