Sehnen zerlegen

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skerm
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Sehnen zerlegen

Beitrag von skerm » 11.04.2010, 12:48

Hallo!

Ich hab gestern ein paar Hirschsehnen für ein Sehnenbacking zerlegt und dabei ein paar Fotos gemacht. Ich hoffe, daß es dem einen oder anderen bei den ersten Versuchen mit Sehnen weiterhilft.

Ich hab einen Block aus Aluminium und ein Hammer, bei dem ich die Kanten mit der Feile abgerundet habe.

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Damit werden sie Sehnen durch kräftige Schläge bearbeitet, so daß sie weiß werden. In folgendem Bild ist die linke Hälfte der Sehne bearbeitet, man sieht den Unterschied. Wie kräftig man draufhauen muss lernt man mit der Zeit. Ich schlage kräftig zu, aber nicht was das Zeug hält.

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Ist man damit fertig, lässt sich eine äußere "Schale" (Sehnenscheide vielleicht?) ablösen...

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... und man bekommt zwei Teile raus: die Hülle (oben) und den Teil mit den meisten Sehnenfasern drin (unten)

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Aus beiden Teilen bekommt Fasern raus. Sie werden nochmal mit dem Hammer bearbeitet. Diesmal braucht es normalerweise nicht mehr so viel Kraft wie vorher, obwohl es auch vorkommen kann, daß sich die Teile echt wehren und man ordentlich zuschlagen muss. Allerdings muss man da auch aufpassen, daß man die Fasern nicht durchhämmert.

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Die Hülle kann man nach ausreichender Bearbeitung in schmälere Streifen reißen. Das geht nicht leicht, man muss sich schon reinhängen und zwischendurch auch mal stellenweise mit Gefühl nachhämmern. Ich beginne in der Mitte und ziehe zu den beiden Enden hin auseinander, weil ich finde, daß es so kontrollierbarer ist. Teilweise auseinandergezogen sieht es dann so aus:

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Das innere Stück, das den Hauptteil der Sehne ausmacht, kann man von dem Ende, das der Gabelung gegenüberliegt, aus in größere Teile trennen.

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Hier braucht man sich nicht wundern, man mit ganzer Kraft ziehen muss und es für die Finger seeehr anstrengend ist, die Sehnenteile fest genug zu halten. Die Fasern teilen sich in ineinander verdrehte Teilstränge auf. Man muss diesen Verlauf folgen, die Stränge werden also geteilt, während man sich der Gabelung nähert. Das klingt vermutlich schwer verständlich, wenn man es noch nie gesehen hat, aber ich bin mir sicher, daß es klar zu sehen sein wird, wenn man es vor sich hat. Ignorieren und weiterziehen geht sowieso nicht, außer vielleicht man kann Telefonbücher zerreissen.
Weiter gezogen:

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Bis zur Gabelung:

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Dieser Bereich ist zu 50% sehr hartnäckig und dementsprechend mühsam auseinanderzubekommen. Der Bereich nach der Gabelung (läuft nach vorne in den Huf rein) ist außerdem bei meinen Sehnen fast immer unbrauchbar. Es stellt sich also die Frage, ob man auf die 3-4 cm Länge verzichtet und den lästigen Teil einfach mit der Beißzange abzwickt.
Die Stränge, die man da rausbekommen hat, werden wie die Teile der Hülle in schmälere Streifen getrennt. Das sieht dann so aus:

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Jetzt nimmt man sich die einzelnen Streifen vor und zieht sie in schmälere Streifen. Ich setze dazu an der gewünschten Stelle in der Mitte mit den Daumennägeln an und drück gegen die Zeigefinger und ziehe sie so auseinander.

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Am Ende hat man eine Menge Faserbündel, Breite um die 3 mm.

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Jetzt braucht man eine Karde.

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Auf dieser werden die Bündel kardiert, um sie feiner zu machen. Das folgende Foto habe ich nicht sehr geschickt gemacht, man sollte mit dem Kardieren nicht in der Mitte beginnen, da man so leicht gute Fasern durchreißt weil sie sich verwickeln. Es ist außerdem drauf zu achten, daß die Bündel nicht verdreht sind sondern schön parallel liegen, damit es nicht zu Verwicklungen kommt.

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Hier noch ein Vergleich vorher/nachher:

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Gruß,
Daniel

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