Seilschneider

Fragen zu Pfeilen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Pfeilbau.
Daniel_der_Rüganer
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Seilschneider

Beitrag von Daniel_der_Rüganer » 22.04.2007, 18:09

Hallo an alle!

ich habe hier eine Frage.Vor kurzen habe ich eine Pfeilspitze in form eines
V gekauft der Verkäufer meinte es sei ein sogennanter Seilschneider
den man in einen alten Grab gefunden und nachgeschmiedet hatte.
Am nächsten Tag habe ich ein relativ dünnes Seil gespannt und probiert
es durchzuschiessen ,wofür ich ziemlich lange gebraucht habe hehe ich es
getroffen habe.Als ich es dann eben getroffen hatte federte mein Pfeil
einfach zurück,obwohl die Innenseite angeschärft war.
Nun frag ich mich,ob die Spitze nicht vieleicht einen anderen Sinn hatte.
Denn wenn man sie eventuel in den Bauch bekommt wäre die Verletzung sicher
Mörderisch.Also was meint ihr gibt es überhaupt  einen Seilschneider
und wenn welchen Sinn hätte er im Mittelalter.
Scharf nun zielt er, und die Waffe
Zischend von der Sehne schwirrt;
Doch zum erstenmal am Ziele
Ist sein Pfeil vorbei geirrt.

shortRec
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Re: Seilschneider

Beitrag von shortRec » 22.04.2007, 18:25

Die sog. Seilschneider gab es und machen für verschiedene Ziele Sinn. Wie du erwähnt hast, bei einem Weichteilschuss (gibt einen spiralförmigen Wundkanal, vgl. die Arbeit von Suedhus), zum schneiden von Seilen und vor allem von Tüchern (Zelte, Segel). Durch die Halbmond- oder V-Form zieht die die Spitze den Pfeil immer in den Stoff rein, statt wie die normale Dreiecksspitze an diesem entlang zu gleiten.
Vorraussetzung ist natürlich eine gut geschärfte Schneide an der Spitze, eine hohe Pfeilmasse und Flugeschwindigkeit.

Matthias Herp
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Re: Seilschneider

Beitrag von Matthias Herp » 22.04.2007, 18:28

Hallo Daniel!

Vor einiger Zeit gab es im FC schon einmal eine Diskussion üder die "Seilschneider"-Spitzen.

Ich persönlich halte die Theorie für reine spekulation, der Pfeil rotiert im Flug, wie kann man dann sicherstellen, dass er das Seil senkrecht trifft?

Und auch das Ergebnis deines Versuchs spricht dagegen, ein Seil ist ganz schön zäh....

Es wurde damals gepostet, dass es sich hierbei um Jagdspitzen handelt, die eine große, stark blutende Wunde machen, damit das Wild schnell verblutet.

Liebe Grüße,
Matthias

Daniel_der_Rüganer
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Re: Seilschneider

Beitrag von Daniel_der_Rüganer » 22.04.2007, 18:38

Danke für die Antworten !
Während ihr das Thema Jagd erwäht habt viel mir ein dass man diese
Spitze ideal zur Vogeljagd verwenden könnte.
Scharf nun zielt er, und die Waffe
Zischend von der Sehne schwirrt;
Doch zum erstenmal am Ziele
Ist sein Pfeil vorbei geirrt.

shortRec
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Re: Seilschneider

Beitrag von shortRec » 22.04.2007, 18:49

Matthias Herp hat geschrieben:
.....

Es wurde damals gepostet, dass es sich hierbei um Jagdspitzen handelt, die eine große, stark blutende Wunde machen, damit das Wild schnell verblutet.

Liebe Grüße,
Matthias



Ich würde der Spitze sehr schlechte Penetrationseigenschaften zuschreiben, so dass sie, als Jagdspitze verwendet, eher mit dem Ziel benutzt wurde, eine entsprechend deutliche Schweißfährte zu legen. Das schafft aber auch jede andere breitflügelige Spitze. Ein Knochen stoppt eine Halbmondspitze zudem vergleichsweise leicht.
Die Drehung der Pfeile nach bestimmter Flugdistanz kann man recht leicht herausfinden, in dem man in fünf Meter Entfernung mehrere Pfeile schießt und die Drehwinkel notiert. Das wiederholt man in Fünfmeterschritten bis zu der Entfernung, auf die man reell treffen will. Wenn man den Pfeil dann auch noch so befiedert, dass er langsam dreht (z.B. eine rechte zun zwei linke Federn) hat man sehr großen Spielraum, zumal die Spitze, bzw. ihre Schnittfläche nicht genau senkrecht treffen muss.
Vogeljagd: Willst du den Flatterman filtetieren? eine normale Jagdspitze reicht für Geflügel dicke, wenn du kleine Vögel meinst, ein Kolbenpfeil sollte hier reichen.

Taran
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Re: Seilschneider

Beitrag von Taran » 22.04.2007, 18:55

Edward Gibbon:  The History of the Decline and Fall of the Roman Empire

4. Kapitel: Grausamkeiten, Torheiten und Ermordung des Commodus

....But Commodus, from his earliest infancy, discovered an aversion to whatever was rational or liberal, and a fond attachment to the amusements of the populace; the sports of the circus and amphitheatre, the combats of gladiators, and the hunting of wild beasts. The masters in every branch of learning, whom Marcus provided for his son, were heard with inattention and disgust; whilst the Moors and Parthians, who taught him to dart the javelin and  to shoot with the bow, found a disciple who delighted in his application, and soon equalled the most skilful of his instructors, in the steadiness of the eye, and the dexterity of the hand.

(...)

Elated with these praises, which gradually extinguished the innate sense of shame, Commodus resolved to exhibit, before the eyes of the Roman people, those exercises, which till then he had decently confined within the walls of his palace, and to the presence of a few favourites. On the appointed day, the various motives of flattery, fear, and curiosity, attracted to the amphitheatre an innumerable multitude of spectators: and some degree of applause was deservedly bestowed on the uncommon skill of the Imperial performer. Whether he aimed at the head or heart of the animal, the wound was alike certain and mortal. With arrows, whose point was shaped into the form of a crescent, Commodus often intercepted the rapid career, and cut asunder the long bony neck of the ostrich. A panther was let loose; and the archer waited till he had leaped upon a trembling malefactor. In the same instant the shaft flew, the beast dropped dead, and the man remained unhurt. The dens of the amphitheatre disgorged at once a hundred lions; a hundred darts from the unerring hand of Commodus laid them dead as they ran raging around the Arena. Neither the huge bulk of the elephant, nor the scaly hide of the rhinoceros, could defend them from his stroke. Ethiopia and India yielded their most extraordinary productions; and several animals were slain in the amphitheatre, which had been seen only in the representations of art, or perhaps of fancy.  In all these exhibitions, the securest precautions were used to protect the person of the "Roman Hercules" from the desperate spring of any savage; who might possibly disregard the dignity of the emperor, and the sanctity of the god.

Hervorhebungen durch mich. Wir sollten uns hüten, den ob seiner Schießkünste gerühmten Commodus als Vorbild zu nehmen, er gehört zu den grausamsten Cäsaren überhaupt. Gibbon geht mit seinen röm Quellen einig, die öffentliche Zurschaustellung seiner Künste als Bogenschütze als unpassend darzustellen, sogar Nero wird hier Commodus noch vorgezogen ("Nero himself excelled, or affected to excel, in the elegant arts of music and poetry; nor should we despise his pursuits had he not converted the pleasing relaxation of a leisure hour into the serious business and ambition of his life. But Commodus, from his earliest infancy, discovered an aversion to whatever was rational or liberal,..."), und als Steigerung der Verderbtheit agiert Commodus schließlich als "Secutor" (Gladiator) in der Arena, was sogar der gemeinste Pöbel schließlich als Schmach empfindet.

Leider weiß ich nicht, auf welche Quelle sich Gibbon bei der Erwähnung der halbmondförmigen Pfeilspitzen stützt. Wir dürfen beim Ruf diese Historikers jedoch davon ausgehen, dass er sich auf antike Autoren stützt. Ob diese freilich den Verwendungszsweck richtig verstanden haben oder mit der Erwähnung ungewöhnlicher Spitzen nur noch das Abartige in der Natur des Commodus unterstreichen wollten, muss Fachleuten überlassen bleiben. Mich überrascht  es nicht, so einen frühen Nachweis dieser Spitzen zu finden;  Ägypten hat eine Vielzahl von Querschneidern in allen möglichen Formen hervorgebracht.
Für die Vogeljagd würde ich aber eine 3- oder 4-fache Harpunenspitze für geeigneter halten...
Taran von Caer Dallben

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Re: Seilschneider

Beitrag von kra » 22.04.2007, 20:30

Lt. Uli Stehli wurden diese Form der Pfeilspitzen gegen schwere Kavallerie eingesetzt ("Pferdeärgerer") um die Pferde zu scheuen und die gepanzerten Ritter abzuwerfen zu lassen.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Seilschneider

Beitrag von locksley » 22.04.2007, 21:58

Als reine Seilschneider taugen diese Spitzen nicht, da wie schon gesagt der Pfeil und damit auch die Spitze rotiert. Bei Seeschlachten wurden Spitzen dieser Art allerdings gegen die Segel eingesetzt, dabei wurde wohl ab und an auch das Eine oder Andere Tau, der Takelage durchtrennt, woher wohl der irreführende Name stammt. Ansonsten kenne ich sie auch als "Horse Gapping" Spitzen, wie Kra schon schrieb.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

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Re: Seilschneider

Beitrag von Atheos » 23.04.2007, 08:42

Hallo,

auf allen Bilder, die ich bisher sah, waren V- und Halbmondspitzen bei der Vogeljagd zu sehen. Warum das so war weiß ich nicht.

Als Kriegswaffe war sie meines Erachtens eher ungeeignet, weil die Menschen zumeist gewappnet, dh. gerüstet waren, aber als Pferdeschreck, wer weiß?

LG, A.
Das Bogenschießen war so einfach, bevor wir alle anfingen nachzulesen, wie wir es tun sollen.

frei nach Ben Wyld

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Re: Seilschneider

Beitrag von Daniel_der_Rüganer » 23.04.2007, 17:08

Hallo an alle

Habe einen Bekannten nach der Pfeilspitze gefragt .
Er meinte sie sei zur Vogeljagd und zu Kriegszwecken verwendet worden.
falls man nun z.B auf einen Zugvogel schieschst und ihn aber nur am Flügel
trifft reißt dass ein großes Loch in den Flügel durch dass das der Vogel abstürzt.
Den rest erledigt der Wasserhund.

Bis bald Daniel
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Re: Seilschneider

Beitrag von Taran » 23.04.2007, 18:24

@ Locksley:
Der engl. Ausdruck ist "Horse galling". (Tippfehler bei dir?)

Das Problem beim Seilschneiden ist einfach die Elastizität des Ziels, die dem Pfeil die Kraft nimmt. Ich denke, dass ein spitzer, rasiermesserscharfer broadhead, der sich ins Seil "fädelt" und dann schneidet und nicht hackt wie der Querschneider, eher ein Seil, das unter Spannung steht, durchtrennen könnte (siehe der Robinhoodschuss, mit dem man Freunde am Galgen rettet).

Ein locker hängendes Seil zu durchtrennen halte ich für unmöglich - aber das könnte man ja mal testen, oder?
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Re: Seilschneider

Beitrag von Archiv » 23.04.2007, 19:44

Im TV gab es mal einen Bericht in dem 4 Bogenschützen versuchten eine 70 Kg Puppe mit einem Seilschneider zu "retten". Hat geklappt, doch sie mussten ein paar Minuten draufhalten bis sie trafen. Die Rettung wäre als etwas spät gekommen. aber der echte Robin Hood, ja der, der konnte so was auf 50 Schritt.... ;D

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Re: Seilschneider

Beitrag von Rado » 23.04.2007, 22:19

Und bei dem Segelbeschuss hätte ich eher an Brandpfeile gedacht.
Wenn sie wie in einem anderen threat klebrig waren, umso idealer.
Es gib nichts schlimmeres als Feuer auf nem Schiff.
Gerade wenn damals alles zwecks Nässeschutz geteert und geölt war.
Das Wasser um einen herum nützt einem nichts, wenn man keine gescheiten Löschgeräte hat.
Und man versuche mal im Pfeilhagel, einen Eimer zwischen den Zänen die Takelage hoch zu klettern.
Ausserdem bindet Feuer an Deck feindliche Truppen zum Löschen, ähnlich wie Naotmunition, die "nur" verwundet.

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ein wenig OT

Beitrag von Archiv » 23.04.2007, 22:28

Sag mal, wie soll ich denn Beute machen wenn das Handelsschiff abbrennt? Nene, Segel zerschneiden um es langsam und manövrierunfähig zu machen die hübsche Kapitänstochter / Sklavin retten und dann einen Goldschatz auf einer einsamen Insel vergraben, bei Sonnenuntergang.....

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Re: Seilschneider

Beitrag von Rado » 23.04.2007, 23:02

Also wenn ich bei Drake gegen die Armada hätte kämpfen müssen, würd ich lieber arm am Leben bleiben und möglichst effektiv kämpfen.Gut das kam später, aber generel würde ich da "feindschonend" kämpfen, wo mir der Sieg 100%íg sicher ist.
Zu späterer Zeit(aber gerade dann als die Spanier die Inka ausnahmen) wurden ganze Decks mittels Kanonensalven weggesprengt und wenn Du die Pulverkammer erwischt hast...
Es gab ja auch die schweren Frachter und wendige Geleitschiffe.Erst wenn Du die Eskorte ausgeschaltet hast, konnteste von der fetten Kapitänstochter, nem schönen Goldschatz und Pirateninseln träumen.
Zuletzt geändert von Rado am 23.04.2007, 23:12, insgesamt 1-mal geändert.

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