Steifigkeitsunterschiede in Carbon Pfeilen ?

Fragen zu Pfeilen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Pfeilbau.
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Rainer_K
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Steifigkeitsunterschiede in Carbon Pfeilen ?

Beitrag von Rainer_K » 06.02.2022, 14:42

hallo allerseits,
letzte Tage war ich etwas verwundert. Nur so aus Spaß habe ich mir im lokalen Bogenladen ein paar Carbon Schäfte unterschiedlicher Hersteller, und unterschiedlicher Spinewerte herausgenommen und mit 2 Spinetestern vermessen.
Ich weiß, dass die Easton Meßmethode für die Steifigkeitsangabe abweicht von der für Holzpfeile. Dennoch glaubte ich, dass ein 400er Schaft immer das gleiche (abzüglich der Messungenauigkeit und mehr oder minder Spline Effekt) anzeigen müsste oder ein 500er, 600er etc. Ebenso glaubte ich, dass die Streuung innerhalb einer Charge bei Carbon Schäften kaum messbar sein müsste.
Als Ergebnis kam so etwas heraus:
400er Schäfte: Abweichung vom weichsten zum härtesten Schaft ca. 20%. Varianz immerhalb eines Typs zwischen 70 und 80lbs (bei dem einen Hersteller), zwischen 81 und 82 lbs (bei dem anderen Hersteller)

500er, 600er, 700er ebenso verschiedene Typen von unterschiedlichen Herstellern vermessen. Dabei waren auch hier Abweichungen innerhalb eines Typs bis zu 10% normal und Abweichungen zwischen den Typen (und somit auch Hersteller) bis zu 15% nicht ungewöhnlich.
Die Varianz durch die Überlappung der Lagen an einer Stelle, das was hier ja so als Spline bezeichznet wird, ist mal kaum messbar, bei anderen Schäften 1 oder 2lbs.
Fazit für mich, beim nächsten Carbon Schaft kaufen nehme ich entweder die vom Hersteller A mit den geringsten Abweichungen oder ich spine die Schäfte aus, so als ob ich Holzschäfte vorher spine.
Habt ihr auch schon mal solche Unterschiede festgestellt?
Bevor jetzt auf die bilige noname Fernost Watre abgehoben wird, da war kein billiger Schaft dabei, alle so zwischen 10 € und 14€ und die teuren waren nicht die besten.

Rainer

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Burgunder12
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Re: Steifigkeitsunterschiede in Carbon Pfeilen ?

Beitrag von Burgunder12 » 06.02.2022, 17:42

Bei solchen Preisen ist das eigentlich eine Unverschämtheit!
Da bleibe ich bei meinen Holzschäften und schieb es auf das Material wenn ich nicht treffe! ;D
Gruß Burgunder12

Der Weg ist das Ziel!
Irgendwann habe ich den Bogen raus!

Ralph
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Re: Steifigkeitsunterschiede in Carbon Pfeilen ?

Beitrag von Ralph » 07.02.2022, 10:33

Also mal so zum Runterkommen:

Dass bei solch maschinell hergestellten Zeugs solche Unterscheide auftreten, egal mit welcher Meßmethode ermittelt, ist ungewöhnlich und darf nicht nur eigentlich nicht passieren.

Dem ist zuzustimmen.

Aber:

D. Vorderegger hat in einem seiner Magazine im letzten Jahr mal verschiedene Carbonschäfte diverser Hersteller mit Holzschäften verglichen:
Sowohl hinsichtlich etwaiger Produktionsabweichungen , als auch bzgl. letztlicher Flugeigenschaften.
Verwendet wurde dabei - zum Ausschluss etwaiger Schießfehler - eine Schießmaschine.

Das Ergebnis war unter anderem, dass:

1:
Ganz gleich welche Unterschiede in der jeweiligen Charge vorlagen, die billigsten Carbonschäfte immer noch besser waren, als die teuersten Holzschäfte.

2.
Für einen Durchschnittschützen die billigen und billigsten Carbonschäfte bzgl. etwaiger Abweichungen im Flugverhalten - sei es durch Chargenabweichungen oder anderes bedingt - sich als vollkommen ausreichend erwiesen, es also nicht notwendig sei, auf sehr teures Material zu gehen.

Letzteres spielte seine Vorteile nur im Bereich der Spitzenschützen aus.

Ich würd´ mir daher keine solche "Waffel" über die Abweichungen machen.

Eher würde ich darauf schauen, wie stabil die Schäfte an sich sind:

Wenn ein teurer Schaft, dessen Genauigkeit ich mit meiner etwas amateurhaften Schußtechnik eh nicht ausreizen kann, beim Danebenschießen und Aufprall auf einen Stein gleich das Zeitliche segnet, der billige es jedoch überlebt, dann nehme ich lieber den Letzteren.

Meine Meinung....
"Timur spricht:
Was ? Ihr missbilliget den kräftigen Sturm
Des Übermuts, verlogne Pfaffen!
Hätt' Allah mich bestimmt zum Wurm,
So hätt' er mich als Wurm geschaffen." - Goethe, West-östlicher Diwan, Buch Timur

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Re: Steifigkeitsunterschiede in Carbon Pfeilen ?

Beitrag von Rainer_K » 07.02.2022, 19:05

hallo Ralph,
danke für Deinen input. ich bin üblicherweise auch recht wenig pikiert über etwas mehr spinewert oder weniger.
Heißt das dann nicht auch umgekehrt, dass der ganze Hype um den richtigen Spline und dass die Feder genau an der steifsten oder weichsten Stelle sitzt, auch ein eher akademischer Faktor ist? Und ob ich jetzt einen 620er oder 600er Schaft schieße auch?
Mit der Festigkeit stimme ich dir voll und ganz zu, bei meinen Schußkünsten umso wichitger :-)

Rainer

Ralph
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Re: Steifigkeitsunterschiede in Carbon Pfeilen ?

Beitrag von Ralph » 07.02.2022, 20:11

Also die Sache mit der Ober- und Unterseite des Pfeiles, resp. sich daraus ableitender Nockschlitz- und Leitfederposition ist bei Holzpfeilen sicher eine Sache, die man beachten sollte. Dirk hat dazu hier irgendwo auch einmal erläuternde Erklärungen abgegeben. Im chinesischen Schießen gibts da eine Sonne-Mond-Methode um das rauszufinden. Hat mit wachstumsbedingter Schwerpunktlage etc. zu tun. Auf meiner Webseite findest Du dazu unter der Rubrik "Exkurs Holzpfeilbau" auch einige Ausführungen.

Bei Carbonpfeilen gibts ja theoretisch keinen Schwerpunktunterschied im Pfeil, da kein Wachstum ;)

Hier glaube ich auch - zumindest beim Schießen mit Daumenablaß - dass Spineunterscheide von 20 nicht sonderlich ins Gewicht fallen dürften - wenn die Schußtechnik ansonsten stimmt und die Pfeile nicht ultralang sind.

Leitfeder:

Ähm ja, ....

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich da nur hölzern selbstgeschnitzte Erklärungen. Ich mach das mit der Leifeder nach oben in Verlängerung des Nockschlitzes so, weil ich es beim chinesischen Schießen eben so aufgrund historischer Vorbilder mir angeeignet habe.

Geht man von der Schwerpunktermittlung nach der o. g. Methode aus, kann man vermuten, dass sich die Anbringung der Leitfeder in Korrelation zum Schwerpunkt so als die Beste erwiesen hat.

Das würde aber ad absurdum gefürhrt, wenn man die europäischen Schützen sieht und die die Schwerpunktermittlung genauso betreiben - und dann die Leitfeder rechtwinklig vom Bogen wegzeigen lassen.

Ergo bliebe - insbesondere bei Carbonschäften - noch die Option, die Leitfeder oder die Federn allgemein so anzubringen, dass alle möglichst wenig Kontakt zum Bogen haben.

Im europäischen Befiederungsstil haben die beiden anderen, denn die Leitfeder geringen Kontakt zum Bogen. Beim chinesischen Befiederungsstil hat nur die links von der Leitfeder befindliche Feder Kontakt, dafür dann aber mehr, als die beiden Federn im europäischen Sinne.

Oder Du nimmst,gleich nur zwei Federn - diesseits und jenseits des Nockschlitzes.

Zu deutsch: keine Ahnung, ob das nun egal ist.
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