Römische Pfeile

Fragen zu Pfeilen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Pfeilbau.
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Ringkrieger
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Römische Pfeile

Beitrag von Ringkrieger » 29.01.2006, 23:43

Hallo Bogenschützen,

ich weiß nicht in welche Abteilung ich diesen Beitrag einstellen sollte, da er ja auch nicht wirklich in die vergangen Epochen passt die es im Forum gibt(Mittelalter, Steinzeit).

Also es geht um folgendes:

Ich schreibe gerade eine Jugend forscht Arbeit, in der es zum Teil auch um römische Pfeile geht. Bei diesem Nebenthema habe ich folgende Probleme:

1. Ich finde kaum Fachliteratur die römische Pfeilspitzen bis in kleinste beschreibt.
2. In wieweit unterscheiden sich antike(römische) Pfeilspitzen von mittelalterlichen?
3. Wieso verwendeten die Hilfstruppen der Römer obwohl sie sich schon längst in der Eisenzeit befanden, Bronzepfeile?
4. Kennt ihr Bücher in denen gute Abbildungen von römischen Pfeilspitzen sind?
5. Kann man anhand einer Pfeilspitze sehen von was für einer Hilfstruppe so ein Pfeil stammt(Skytheschen- Syrischen- oder Kretischeneinheit)?

Ich hoffe mir kann jemand aus diesem Forum helfen.

Ich bedanke mich schon mal im Vorraus.

Mit freundlichen Grüßen,

Ringkrieger

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locksley
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Beitrag von locksley » 30.01.2006, 00:00

Viele Informationen zu diesem Thema findest Du, wenn Du in die Suchfunktion des Forums den Begriff skythische Pfeilspitzen eingibst.

Bei AOL kann die Such funktion leider Probleme bereiten, bzw. nicht funktionieren.

Ansprechpartner zu diesem Thema sind hier die Mitglieder "Horsebow" spezialisiert auf historisch Pfeilspitzen und Quellenmaterial dazu, sowie "Ahenobarbus" der einen römischen Bogenschützen, der Auxiliartruppen, darstellt.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 30.01.2006, 11:02

Salve,
mein/unser Standardspruch auf Veranstaltungen beginnt immer ".. die sagittarii werden in der römischen Literatur stiefmütterlich behandelt, da sie fast ausschließlich aus Angehörigen der Hilfsvölker rekrutiert wurden und da man die Bögen als technisches Hilfsmittel ansah, ...".

Es gibt keine typischen römischen Pfeile, Bögen oder römischen Spitzen. Deine Behauptung "Wieso verwendeten die Hilfstruppen der Römer obwohl sie sich schon längst in der Eisenzeit befanden, Bronzepfeile?" entspricht nicht der Fundlage. Alleine die Zeit, in der sich römische Legionen im Kampf mit anderen Völkern befanden, umfasst mehr als 600 Jahre. Für die Zeit des ausgehenden 1.JH. Anfang 2. JH., die recht gut dokumentiert ist, findet man sagittarii aus verschiedenen syrischen und arabischen Stämmen, kleinen Stadtstaaten wie Palmyra und Commagene, aus der Balkanregion, und aus Nordafrika. Aufgrund der Pfeilspitzen kann man die Nationalität nicht ableiten. Eine Kugel ist ja auch nicht deutsch oder amerikanisch. Pfeilspitzen aus dem 2 Jh. n. die man um Massada gefunden hat, sind aus Bronze, doch wurden sie von römischen sagittarii oder von jüdischen Rebellen verschossen??? Gefundene Pfeilspitzen aus Haltern (Beginn erstes Jh. n. Chr.) sind mit Dorn und aus Eisen.

Es gibt Pfeilspitzen, die als skythisch beschrieben werden. Diese wurden aber ebenso von Persern, Ägyptern, Syrern, Assyrern oder Babyloniern verschossen. Für die Zeit nach Chr. findet man auf römischer Seite aber hauptsächlich Eisenspitzen mit Dorn, die von den Soldaten selbst hergestellt wurden. Legionen und Kohorten waren ziemlich autark. Die Rohstoffe wurden geliefert, und die Soldaten verarbeiteten diese. Es gab für fast jede Aufgabe eigene Spezialisten.

Konkret zu Deinen Fragen!

1. Problematisch. Erstens gibt es nicht viel Fachliteratur über sagittarii, und zweitens ist die noch schwerer zu bekommen. Standard: "The production and distribution of roman military equipment" von M. C. Bishop (BAR International Series 275 von 1985). Diverse kleine, recht unbekannte Publikationen des Saalburg-Museums, bzw. des Freundeskreises (musst Du horsebow fragen). Pfeilspitzen aus diversen Fundkatalogen: Haltern, Trier, Saalburg, Carnuntum, diverse Museen des Hadrianwalls GB.

2.Diverse Spitzen (Bodkin, Blattspitzen) gab es in römischer Zeit, wie im Mittelalter. Viele der "früheren" Spitzen hatten allerdings (wenn Tülle) einen kleineren Durchmesser, teilweise nur 6mm, vielleicht für einen Dorn oder Vorschaft. Die sogenannten Seilschneider oder Gedärmschneider (halbmondförmig) hat man bislang nicht gefunden. Bislang sind mir auch nur drei komplette oder fragmentierte Pfeile/Fundorte bekannt; Dura Europos, Massada und GB (irgendwo am Hadrianswall - Brandpfeil mit Schaft). Die Dura Pfeile sind die am besten erhaltenen. Man sieht sogar noch die Federn, die nicht gewickelt wurden und die Verdünnung am vorderen Teil des Pfeils. Doch daraus allgemein zu sagen, die Federn wurden nicht gewickelt, würde ich nicht behaupten.

3. Hab ich schon erklärt.

4. auch schon

5. Nein!!!

Wir halten um den ersten Mai unser Übungslager auf der Saalburg ab (wofür wir eine mündliche Zusage haben), da können wir gerne das ganze in Natura weiterführen.

Wenn Du noch Fragen haben solltest, dann melde Dich.

vale
Ahenobarbus

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Literatur zu römischen Pfeilspitzen usw.

Beitrag von horsebow » 31.01.2006, 21:27

Bishop, M.C. & Coulston, J.C.: Roman Military Equipment from the Punic Wars to the Fall of Rome, London 1993

Coulston, J.C.: Roman Archery Equipment. In: The production and distribution of Roman military equipment, Hrsg. M.C. Bishop, Oxford 1985, S. iii, iv, vii, viii, 220-348, 349-377

Davies, Jeffrey L.: Roman arrowheads from Dinorben and the sagittarii of the Roman army. In: Brittannia 8, 1977, pp. 357-370

Eckinger, R. : Bogenversteifungen aus römischen Lagern. In: Germania 17, Berlin 1933, S. 289-290

Erdmann, Elisabeth: Dreiflügelige Pfeilspitzen aus Eisen von der Saalburg. In: Saalburg-Jahrbuch 33, 1976, S. 5-11

Erdmann, Elisabeth: Vierkantige Pfeilspitzen aus Eisen von der Saalburg. In: Saalburg-Jahrbuch 38, 1982, S. 5-11

Garnerus, K.: „Antiker Schrott“. Ein römisches Instrument zur Extraktion von Pfeilen. In. Deutsches Ärzteblatt 35, 1979, S. 2213-2214

Garnerus, K.: Die Versorgung von Schußverletzungen bei den Römern. Römisches Österreich, Jahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie 8, 1980, 55-64

James, Simon: Archeological Evidence for Roman Incendiary Projectiles. In: Saalburg-Jahrbuch 39, 1983, S. 142f.

James, S.: Dura-Europos and the introduction of the „Mongolian release“. In: Dawson, M. (ed.): Roman Military Equipment: the Accoutrements of War. Proceedings of the Third Roman Military Equipment Research Seminar, BAR International Series 336, Oxford 1987

Zanier, Werner: Römische dreiflügelige Pfeilspitzen. In: Saalburg-Jahrbuch 44, 1988, S. 5-27

Zanier, Werner: Zur Herstellung römischer dreiflügeliger Eisenpfeilspitzen. In: Saalburg-Jahrbuch 48, 1995, S. 19-25

Erhältlich über Fernleihe in der Bibliothek Ihres Vertrauens.

Zur Frage, ob man anhand der Pfeilspitze den "Absender" erkennen konnte: in manchen Fällen schon!
http://www.rom-museum.de/angriffswaffen.htm
(bißchen runterscrollen, da erscheint eine dreiflügelige Bronzespitze mit Legionsbezeichnung "XX" für die Legio XX Valeria Victrix, die in frühaugusteischer Zeit u.a. auch in Moesia (dem Fundort der Spitze) stationiert gewesen ist.
Ich selbst besitze eine solche Spitze, die mit "X" gekennzeichnet ist und laut Verkäufer aus Spanien stammt.
Weiß irgendwer was über die 10. Legion und ob die in Hispania gearbeitet hat?

Gruß, horsebow
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Beitrag von Ringkrieger » 31.01.2006, 22:14

Hallo horsebow,

erstmal ein ganz großes Dankeschön an deinen Vorredner und an dich, ihr habt mir wirklich weiter geholfen, wenn hier mir per Mail Namen und Wohnort gibt, kommt ihr in die nächste Danksagung meiner Arbeit.

Zu deiner Frage mit der X. Legion.

Meines Wissens Kämpfte sie in der Schlacht von Munda auf der Seite Caesars in Spanien 45 v. Chr.. Sie soll die liebste eine der besten Legionen in seinem Heer gewesen sein.

Während Caesar noch das sagen hatte, wurde sie aufgelöst. Aber aus Altersgründen, nicht das die was angestellt hätten.
In der Zeit des Augustus wird sie wieder aufgestellt, und ist für mehrere Jahre in Spanien stationiert.

Um 70 n. Chr. war die Legion dann an der Rheingrenze. 100 n. Chr. ging es dann nach Wien.


Mit freundlichen Grüßen,

Ringkrieger

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Beitrag von horsebow » 01.02.2006, 20:53

@Ringkrieger: Dann habe ich also eine römische dreiflügelige Bronzepfielspize der 10. Legion aus der Zeit zwischen Caesar und Augustus. Danke für die Info!
Btw: In die Danksagung muß ich nicht wirklich...

Gruß, horsebow
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