Schäfte tapern oder barreln

Fragen zu Pfeilen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Pfeilbau.
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Gauloises
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Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Gauloises » 06.01.2008, 18:15

Hallo Leute,

hat jemand schon mal seine Schäfte getapert oder sogar gebarrelt (also Schäfte verwendet die entweder einseitig oder doppelseitig konisch zulaufen)? Wenn ja, welche Erfahrungen wurden damit gemacht? Gibt es überhaupt Unterschiede zu Parallel-Schäften (bis auf den höheren Preis)?

Grüsse Gauloises

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Edradour
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Edradour » 06.01.2008, 21:04

Hallo Gauloises,
das habn hier schon eine Menge Leute getan (inkl. mir), was Du zweifelsohne herausgefunden hättest, hättest Du die Suchfunktion bemüht... ;)
Gruß, Ed
"I can resist everything - except temptation" (Oscar Wilde)

Juergen Becht
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Juergen Becht » 07.01.2008, 07:32

was Du zweifelsohne herausgefunden hättest, hättest Du die Suchfunktion bemüht...


Los, Mods.
Gebts Ihm ! ::)

Nee, aber mal Schurz beiseite.

Ich habe schon alles ausprobiert.

Mein Fazit:
Ich verwende normalerweise Schäfte mit 70lbs. Spinung
in einer Länge von knapp 30"
Dabei schliesst die Spitze genau mit dem Bogenfenster ab, wenn ich im vollauszug bin, also der Pfeil ist wirklich nur so lange, wie er sein soll.


Anfangs hab ich meine Schäfte mit einem kleinen Hobbyhobel aus dem Baumarkt gebarrelt.
Dabei habe ich das vordere und das hintere Drittel von 11/32 auf 5/16 runtergehobelt.
Das sind nur wenige Zehntel Millimeter pro Schnitt.
Das Spitzengewicht ist dabei gleich geblieben.
Die Pfeile flogen 'wie Sau', man bemerkte schon ein flotteres Beschleunigen aus dem Bogen heraus, die Flugbahn war schon merklich gestreckter.
Da ich meine Schäfte beim Spitzenbruch wieder anspleisse, kommt auch gleich das erste Problem auf einem zu.
Gebarrelte Schäfte sind schwer anzuspleissen, da der originalschaft ja, bedingt durch den Konus, ja nicht mehr so recht ins Spleissrohr passen will.
Das Egalisieren mit Hobel und Schleifpapier ist mühsam.
Ebenso wird der Pfeil etwas nervöser, wenn der Ablass nicht sauber ist.

Mittlerweile hab ich mir die Taperlade vom Heinz gekauft,
und tapere meine Schäfte nur noch auf dem hinteren Drittel von 11/32 auf 5/16.
(Das Teil ist soweit OK, weiss man wie es aufgebaut ist, kann man es sich eigentlich selbst bauen, aber das nur nebenbei)
Das Ergebnis des Pfeils ist etwas 'schlechter' als mit den gebarrelten,
Vorteil ist jedoch, das man hier gebrochene Schäfte vorne wieder anspleissen kann.

Mein persönliches Empfinden für 'gute' Pfeile.
Einen Vorschaft aus Esche anspleissen,
so dass etwa 30mm Zylindrisch sind, dann den Schaft Barreln.
(Die Spitzen halten bedeutend länger, aber halt auch nicht ewig.)
Danach den Schaft über einer Flamme (Campingkocher) erhitzen,
richten, und das 'ausgeschwitzte' Harz mit 400er Schmirgel glatt schleifen.
Dann mit Bohnerwachs wachsen, das reicht vollkommen.
Farbe beschwert den Pfeil wieder unnötig, und lässt das Holz nicht 'atmen'

Man muss beim Barreln/Tapern beachten, das man die Spinung um 3-5lbs erhöht, also bei meinen verwende ich dann 73-76 lbs.

Prinzipiell muss man selbst entscheiden/ausprobieren, ob sich der mehraufwand für einem persönlich lohnt.
Eine Leistungssteigerung von 100% darf man nicht erwarten.

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kra
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von kra » 07.01.2008, 07:59

Das deckt siuch weitgehend mit meinen Erfahrungen.
Hab auch schon 23/64 SChäfte gebarrelt (vorne ein kuzes Stück auf 11/32, hinten lang bis auf ca. 7,2mm). Der Verlust an Spine ist dann allerdings bedeutend höher.

Was ich nicht beobachten konnte war, das wie oft behauptet, der dynamische Spine beim barreln nicht verändert wird. Ich mußte immer wesentlich steifere Schäfte zum barreln verwenden (bis hoch zu 23/64 mit 110#) um gut fliegende Pfeile zu bekommen, die dann wieder einen gemessenen Spine von ca. 75 hatten. Höchstens das der Bogen einen breiteren Spinebereich bei gebarrelten SChäften verkraftete.

Also: du bekommst nix geschenkt, Arbeit macht es, ein etwas besserer Pfeilflug als Ergebnis.

Noch ein Nachteil: durch das barreln wird es sehr viel aufwendiger, Schäfte mit demselben Gewicht zu erhalten. Und das bringt imho am meisten fürs Treffen!
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Peter O. Stecher » 07.01.2008, 12:18

Ich glaube, wenn man nicht wirklich ein sehr guter Schütze ist, zahlt sich der Aufwand nicht aus - wir machen so viele Fehler die Auswirkungen haben dass es auf den gebarrelten Schaft nicht ankommt.
Wenn dann würde ich höchstens tapern da hier auch nicht das sowieseo gefährdete vordere Ende des Schaftes noch geschwächt wird.
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Gauloises » 07.01.2008, 16:23

Hi Leute,

danke für die ausführlichen Infos.

Ich denke, so ausführliche Antworten erhält man nicht über die Suchmaschine ;D.

Bei den gebarrelten Schäften hatte ich auch die Thematik Spitze und Reparatur als Problem gesehen.
Der Gedanke ist eigentlich durch eine Werbung für einen konischen (Carbon)Pfeil für die Jagd entstanden. Die Tropfenform ist ja bekanntlich in der Natur sehr erfolgreich-warum nicht nachbauen. Der Tip mit dem schweren Vorschaft aus Esche ist super. Ich hatte bereits mit gedämpfter Robinie geliebäugelt. Ich werde mal sehen, was sich machen lässt. Infos gibts dann im Präsi-Threat oder life in NB.

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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Brucky » 07.01.2008, 18:49

Ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft einen gebarrelten Pfeil mit dem Spleißrohr zufriedenstellend zu reparieren
aber mit dem 2-Fachspleiß geht das super und der Aufwand hält sich auch in Grenzen
als Wekzeuge zum Anspleißen reicht ja ein Handhobel und eine Japansäge - da tut´s die vom Lidl für nen 10er
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Halvarson » 07.01.2008, 19:37

@ brucky

2-fach spleiss mit handhobel und japansäge an nem gebarrelten schaft.
wahnsinn.

schreib bitte mal ne anleitung, evtl mit bilder.

ist zwar jetzt viel verlangt, aber ich (und mit sicherheit noch andere) würden sich über ne anleitung freuen.

bist du in nb???  ich bin ab 1.mai dort. wär schön, wen du mich anlernen würdest. met stell ich.

gruss
thorsten
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Brucky » 07.01.2008, 22:43

@ Paradoxon:
mach ich noch diese Woche :)
wenn ich mich nicht allzu blöd anstelle versuche ich es als Bauanleitung zu schicken
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Juergen Becht » 08.01.2008, 09:03

Ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft einen gebarrelten Pfeil mit dem Spleißrohr zufriedenstellend zu reparieren


Das genau ist ja das Problem bei gebarrelten Schäften,
deshalb bin ich ja auch wieder zu den Nockgetaperten 'konvertiert'

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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von kra » 08.01.2008, 09:09

Der Bambusschaft ist die Extremform des nockgetaperten Schaftes - sofern man ihn richtig heruim verwendet  ;D
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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Talyessin » 09.01.2008, 21:35

Habe mal gebarrelte Schäfte aus Lärchenbrettern selbst angefertigt. Die Schäfte wurden dann von einem Fachmann gewogen und Spinewert gemessen, wobei sich herausstellte dass sie für einen 55# Bogen passen. Sie sind also etwas zu steif und zu schwer für meinen 45# Selfbow, lassen sich aber dennoch hervorragend schiessen. Pfeilbruch gabs mit Lärchenpfeilen auch noch nie, obwohl ich sie regelmässig benutze.

Versuch mit Birkenholz (auch gebarrelt) ergibt den zwar den richtigen Spinewert und das optimale Pfeilgewicht, doch die Pfeile schwänzeln stark und brechen leicht.

Gleicher Versuch mit Pflaumenholz endete in einer totalen Pleite - Pfeile sind nur als Zierde zu gebrauchen, weil zu schwer und trotzdem zu weich.

Also wenn schon, dann mit Lärchenholz.

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Re: Schäfte tapern oder barreln

Beitrag von Brucky » 12.01.2008, 02:40

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