Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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Alwin.K
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Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Alwin.K »

Hallo in die Runde,

im August berichtete ich darüber, daß mir mein relativ neuer Reflexbogen von András Kovács gebrochen war (viewtopic.php?p=600645#p600645) Der ungarische Hersteller nahm dies anstandslos als Garantiefall und vermutete einen Materialfehler im schwarzen Fiberglas in Verbindung mit der Belastung durch die Dreh- Kippbewegung (Khatra) während des Schusses; zumal er in Folge auch von anderen ungarischen Bogenbauerkollegen ähnliche Rückmeldungen bzgl. des damals verwendeten, schwarzen Fiberglases bekam.
Der neue R3T hat nur helles Fiberglas bekommen - vielleicht war ja das Schwarze wirklich fehlerhaft.....

Heute habe ich in der Zeitlupenaufnahme eine interessante Beobachtung gemacht:
Eigentlich denkt man, daß sich nach dem Lösen die Sehne gestrafft nach vorn bewegt, weil ja die Wurfarme, die sich in Richtung Ausgangsposition bewegen, die Sehne straff halten. Es ist aber nicht so.
In Sekundenbruchteilen ist der Pfeil schneller als die Sehne und die Wurfarme; das heißt, die Sehne schlackert lose zwischen den Wurfarmenden herum. In diesen Sekundenbruchteilen machen auch die Wurfarme kuriose Verrenkungen (auf dem Foto nicht 100%ig deutlich zu sehen, aber im Video).
Ich vermute ja, die Wurfarme haben eine größere Masseträgheit und kommen der Pfeilgeschwindigkeit nicht hinterher (die Pfeile haben ihrerseits nämlich ein geringeres Trägheitsmoment). Und in dem Moment wackelt die Sehne wie ein Lämmerschwanz zwischen den Wurfarmen umher.
Vermutlich wird die Sehne von den Wurfarmen erst wieder in Richtung Standhöhe "eingefangen" - was meiner Vermutung nach mit einem gehörigen Rupfer auf die Sehne einhergeht und vermutlich auch der Moment ist, wo nicht FF-taugliche Bögen bei Verwendung von FF-Material in den Sehnenkerben Schaden nehmen.

Jetzt eine weitere Überlegung und Frage: Ist der Moment in dem Sekundenbruchteil, wo die Wurfarme keinen Sehnenwiderstand haben, weil die Sehne lasch herumbaumelt, nicht ähnlich schlecht für einen Bogen wie ein Leerschuss (Schäden an der Laminierung)? Und ist der Rupfer, den die Sehne beim Wiedereinfangen bekommt nicht in Folge auch ein gehöriger rupfer für die Wurfarme??
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Chirurg »

Hallo Alwin! Ich habe Zeitlupenaufnahmen von meinem Yumi, von 3 verschiedenen Holzbögen und von meinen Skythenbögen. So etwas habe ich noch nie gesehen und es entspricht nicht der Realität. Die Wurfarme haben sich immer gleichmäßig gestreckt, die Sehne ist immer gestreckt und überholt den Pfeil nie, beim Yumi mit den längsten Wurfarmen und der längsten Sehne schlägt sie am meisten durch und hat, wenn der Pfeil die Sehne verläßt, einen Abstand von ca. 7cm zum Griff bei einer Standhöhe von normalerweise 20cm. Erst danach treten Wellen und eine Superwelle auf, das heißt die Sehne und die Wurfarme schwingen. Bei deinen Aufnahmen sieht man auch die Sehne nie vollständig, wie, wenn unterschiedliche Zeitabschnitte übereinander gelegt worden wären. LG Stephan
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Chirurg »

Vor allem auf dem dritten Bild müßte die Sehne bei der augenblicklichen Bogenstreckung fast doppelt so lang als normal sein. Oder die Sehne ist aus Gummi.
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kra
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von kra »

Ich würde das erst mal für einen Effekt Technik im Photoapparat halten (zeilenweises Auslesen des Sensors).
Ich würde es erst ernst nehmen, wenn es Aufnahmen mit einer professioneller Hochgeschwindigkeitskameras so zeigen.
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Alwin.K »

Chirurg hat geschrieben: 07.05.2025, 21:44 So etwas habe ich noch nie gesehen und es entspricht nicht der Realität. Die Wurfarme haben sich immer gleichmäßig gestreckt, die Sehne ist immer gestreckt und überholt den Pfeil nie,
Dann wäre eine Ursachenfindung angebracht ..... mich hat das nämlich auch sehr überrascht
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Alwin.K »

kra hat geschrieben: 07.05.2025, 22:04 Ich würde das erst mal für einen Effekt Technik im Photoapparat halten (zeilenweises Auslesen des Sensors).
Ich würde es erst ernst nehmen, wenn es Aufnahmen mit einer professioneller Hochgeschwindigkeitskameras so zeigen.
Ok, das beruhigt mich jetzt wieder. Die einfache Handy-Kamera ist da vermutlich überfordert bzw deren Sensor
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Alwin.K »

Chirurg hat geschrieben: 07.05.2025, 21:49 Vor allem auf dem dritten Bild müßte die Sehne bei der augenblicklichen Bogenstreckung fast doppelt so lang als normal sein. Oder die Sehne ist aus Gummi.
Nein, sie ist eine FF-Sehne ;D ;D ;D :D
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Alwin.K »

Chirurg hat geschrieben: 07.05.2025, 21:44 Die Wurfarme haben sich immer gleichmäßig gestreckt, die Sehne ist immer gestreckt
Davon bin ich eigentlich auch ausgegangen
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Alwin.K »

Chirurg hat geschrieben: 07.05.2025, 21:44 Bei deinen Aufnahmen sieht man auch die Sehne nie vollständig, wie, wenn unterschiedliche Zeitabschnitte übereinander gelegt worden wären.
Vermutlich kommt hier kra´s Kommentar 220.04 Uhr zur Geltung
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von mbf »

kra hat geschrieben: 07.05.2025, 22:04 Ich würde das erst mal für einen Effekt Technik im Photoapparat halten (zeilenweises Auslesen des Sensors).
Ich würde es erst ernst nehmen, wenn es Aufnahmen mit einer professioneller Hochgeschwindigkeitskameras so zeigen.
In Ergänzung:

Ja, das Stichwort ist "rolling shutter". Die Sehne verlängert sich nicht auf wundersame Weise, es kommt vom zeilenweisen elektronischen Auslesen des Kamerasensors. Bei vielen Systemkameras dauert es um die 20 ms (keine Ahnung, was Handy so machen, dürften aber auch nicht schneller sein), bis der Sensor komplett ausgelesen ist, in dieser Zeit kann die Sehne mehrfach hin- und herschwingen und das beobachtete Bild erzeugen. Wenns schneller gehen soll mit dem Auslesen, wirds auch schnell teurer. Auch mechanische Kameraverschlüsse sind übrigens nicht rolling-shutter-frei, sie sind nur schneller.

Hier kann man aber etwas für Abhilfe sorgen: drehe die Kamera mal um 90°, so dass der Sensor in Bewegungsrichtung der Sehne ausgelesen wird. Das ist immer noch nicht perfekt (es dauert halt immer noch...), aber Du wird ein anderes Bild sehen und damit den Beweis haben, dass es an der Kamera liegt.
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Alwin.K »

mbf hat geschrieben: 08.05.2025, 07:19 Hier kann man aber etwas für Abhilfe sorgen: drehe die Kamera mal um 90°, so dass der Sensor in Bewegungsrichtung der Sehne ausgelesen wird. Das ist immer noch nicht perfekt (es dauert halt immer noch...), aber Du wird ein anderes Bild sehen und damit den Beweis haben, dass es an der Kamera liegt.
--> einen Versuch ist es Wert ;)
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von Alwin.K »

mbf hat geschrieben: 08.05.2025, 07:19 Wenns schneller gehen soll mit dem Auslesen, wirds auch schnell teurer. Auch mechanische Kameraverschlüsse sind übrigens nicht rolling-shutter-frei, sie sind nur schneller.
Das ist an sich nicht nötig. Ich mache die Videoaufzeichnung eigentlich nur für mich, um (damals 2023 als Anfänger) meine Bewegungsabläufe zu beobachten und ggf. Fehler zu entdecken (ich trainiere allein)

Für solche Hochgeschwindigkeitsfeinheiten war das eigentlich nie gedacht
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von froschjäger »

Wie soll denn der Pfeil schneller als die Sehne sein? Hat der Pfeil einen Eigenantrieb?
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Re: Wie verhält sich die Sehne unmittelbar nach dem Ablass?

Beitrag von mbf »

Ja, aufgrund der Bilder kann man zu der Erkenntnis gelangen. Das ist aber m.E. eine Fehlinterpretation der Aufnahme, die wie oben gesagt kein realistisches Abbild liefert. Und damit passt die Physik wieder.
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